Only survive ~ until it ends

Dean wirbelte herum.
Seine Augen blitzten kurz auf. Ob vor Schock, Wut oder Tatendrang... das konnte gewiss niemand so genau sagen... Nicht einmal John...
Erst hatte Bella ihn zurechtgewiesen, hatte gemeint, er solle schweigen, es sei sonst zu gefährlich... Und auch, wenn Dean glaubte, es werde eher gefährlich, wenn sie alle in Unwissenheit ließen, so schwieg er dennoch.
Als Bella dann ins Stocken geriet, das 'also' fast rekordverdächtig langzog und dann wieder ansetzte und ihren Vorschlag vorbrachte, das war der Punkt, an dem Dean herumfuhr.

„Nachforschungen?“, war alles, was Dean hervorbrachte.
Dean hatte ja schon alles mögliche mitgemacht: Monatelange Jagden, Jagdtrips auf Infizierte mit nichts weiter als einer Nagelfeile bewaffnet – okay, es hatte zumindest für seinen Vater noch als Messer gezählt... Er hatte sich jetzt sogar mehr oder minder alleine gegen erdrückend viele, „hochbegabte“ Monster gestellt, aber das?!
„Nachforschungen?“, fragte Dean erneut, nicht sicher, ob er sich nicht vielleicht verhört hatte.
Aber das hatte er nicht.
Der Winchester wandte den Blick ab, fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Das ist nicht so leicht, wie du dir das vielleicht vorstellst, Bella.“, Dean sah die Fighterin wieder an. „Infizierte... Die einzige Möglichkeit, etwas über sie herauszufinden, ob sie sich entwickelt haben oder nicht, wäre die, einen Lebenden zu erwischen. Und die Chance einen einzelnen zu erwischen... Die steht bei ungefähr 0 %.
Infizierte leben in Nestern, Bella. Nester, deren Größe keiner auch nur schätzen kann. Und bei allem nötigen Respekt... Auch mit dir als Rückendeckung könnten wir es niemals mit einem gesamten Nest aufnehmen... Nichteinmal mein Vater wäre verrückt genug das auszuprobieren...“, Dean schwieg, hielt inne. „Das ist Wahnsinn.“ , sprach er leise weiter, als rede er mit sich selbst. „Absoluter Wahnsinn...“, Dean schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und man konnte genau sehen, wie es in ihm arbeitete.
Geräuschvoll atmete er aus, öffnete schlagartig die Augen, fixierte Bella: „Ich mach's.“, seine grünen Augen blickten in Bellas. „Ich werd' zwar höchstwahrscheinlich dabei draufgehn... Aber gut, ich mach's.“

Bella
hörte Dean zu und sagte in jeder Redepause, die er einlegte: "Ich weiß, Dean..." Ihr war natürlich klar gewesen, wie riskant es war, und dass die Infizierten ungeheuer gefährlich waren - noch schlimmer wäre es, wenn sich wirklich das abspielte, was Bella und Dean glaubten -, doch sie konnte einfach nicht die Möglichkeit unbetrachtet lassen, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Als Dean endlich mit einem "Ich mach's. ich werd' zwar höchstwahrscheinlich dabei draufgehn... Aber gut, ich mach's." zustimmte zuckten Bellas Mundwinkel zum ersten Mal in der Anwesenheit des Schülers, wobei sie jedoch kein vollständiges Lächeln zu Stande brachte. "Danke!", murmelte sie.
Dean war sie wahrscheinlich nicht wirklich im Klaren, dass er gerade Zeuge einer Art Wunder geworden war - Bella hatte sich bedankt und das noch dazu bei einem Menschen den sie kaum kannte. Kurz zuvor hatte sie ihn sogar um Hilfe gebeten; auch etwas, das kaum einmal vorkam.
"Danke...", wiederholte sie. "Ich weiß, dass es riskant werden wird, aber ... aber wir sind die einzigen die das tun können und wenn wir es nicht machen, dann..." Ihre Stimme war leise, durch das immer lauter werdenden Rascheln der Bäume kaum zu hören, doch sie hatte das Gefühl, Dean hätte sie sehr wohl verstanden.
Ihr Blick wandte sich nach oben, zu den gefährlich hin und her schwankenden Baumkronen. "Wir sollten zurück...", sprach sie ihre Gedanken aus, die Augen prüfend umherhuschend. Schließlich ruhten diese wieder auf Dean, der noch immer ein erstes Gesicht zu machen schien. Ihm war, genauso gut wie ihr, klar, wie gefährlich das war, was sie vorhatten und jedes Mal wenn Bella daran dachte, was dem Jungen zustoßen könnte, zog sich der Knoten in ihrer Brust enger zusammen.
Das Leben des Jungen war ihr mehr Wert als ihr eigenes verdorbenes Leben - Wert- und belanglos.

Dean hörte, wie Bella ihm dankte, aber er realisiert es kaum.
Das, wozu er gerade eben zugesagt hatte, war mit Abstand die größte Dum.mheit, zu der er sich jemals bereiterklärt hatte...
Mit großem Abstand!
Er war sich sicher, dass er diese Sache noch verdammt bitter bereuen würde, aber immerhin wäre er dann nicht derjenige, der seinem Vater würde beichten müssen, was sie getan hatten, wenn er dabei draufging.

Bella sagte noch irgendetwas, vonwegen, dass sie wüsste, wie riskant die Sache wäre und, was alles davon abhing, aber das ging an dem Winchester einfach vorbei. Sein Gesicht war eine Maske, geformt aus Ernsthaftigkeit und Willenskraft.... Und auch eine leise Spur Zweifel, aber der verschwand auch recht schnell wieder.

Als Bella erneut die Stimme hob und meinte, sie sollten zurück, sah Dean sie immernoch nicht an. Die Baumwipfel wiegten sich im aufkommenden Wind.
Warum sollten sie zurück? Wegen dem aufkommenden Gewitter? Hatte sie Angst nass zu werden?
Auch wenn es für Dean selbst keine so schöne Angelegenheit war, im strömenden Regen durch den Wald zu tigern, könnte er es ertragen... Aber nun gut.
Aber vorher sollten sie vielleicht noch die anderen Schüler einsammeln... Hätte auch was.

Er wandte sich Bella zu, sah sie zum ersten Mal, seit seiner Zusage, richtig an, sah ihr in die Augen und ging auf sie zu.
Als er näher an sie herankam und links an ihr vorbeisteuern wollte, erhob er die Stimme.
Der Ton war trocken, eher feststellend als anklagend oder fordernd und man konnte, wenn man hinhörte, sogar eine gewisse Spur Humor darin hören: "Und wenn ich dabei draufgehe....", Dean hielt inne, sowohl mit der Stimme, als auch in der Bewegung, und sah Bella, direkt neben ihr stehend, fest in die Augen. "...bist du diejenige, die es meinem Vater erklären darf."
Ohne auf ihre Reaktion zu warten, setzte der junge Winchester sich wieder in Bewegung und ging an ihr vorbei.
Seine Augen hatten kurz aufgeblitzt. Nicht agressiv oder klagend... Eher abenteuerlustig...

Bella
schaute fest zurück, obwohl Dean gar nicht mehr vor ihr stand. Ihr Blick war noch immer auf die Stelle geheftet, an der der junge Winchester noch Sekunden zuvor gestanden hatte.
Ihre Stimmung schwenke im Sekundenbruchteil von ernst zu todtraurig. Dean hatte, wie schon so oft, Erinnerungen wachgerufen - schmerzliche Erinnrungen, die sie hasste und eigentlich nur vergessen wollte.
"Ich weiß", sagte sie mit leiser, rauher Stimme, die tiefe Trauer verriet. Sie wusste nicht, ob Dean sie hören konnte, es war ihr auch egal. "Dein Leben ist viel mehr Wert als das meine und sollte sich die Gelegenheit bieten, dann werde ich dich mit meinem Leben beschützen, Dean Winchester. Du bist frei, und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dass du auch weiter frei sein kannst - frei von den Fesseln der Erinnerung und den Qualen der schrecklichen Vergangenheit. So frei wie ich es nie war!"
Dann wandte sie sich ab und sah sich um. Ihre Gedanken waren klar und ihre Nerven lagen blank. Sie mussten die Schüler finden, denn Bella hatte das Gefühl, dass sie so schnell wie möglich zur Schule zurück mussten. Bellas Instinkt war gut, doch nicht unfehlbar. Vielleicht war es auch ein falscher Alarm, trotzdem hatte sie sich angewöhnt auf ihre Intuition zu hören, ob es nun die weibliche war oder die eines Jägers.
Sie glaubte, Aisha vorher nach südwesten laufen gesehen zu haben und auch Prisco und Max sollten sich dort aufhalten - jedenfalls danach zu urteilen, wo Bella sie das letzte Mal gesehen hatte.
Die Lehrerin hoffe, dass die beiden Schüler nicht versucht hatten, den lauten Kampfrufen der Infizierten zu folgen, denn das wäre ihr Untergang, falls sich noch einer dieser Biester hier herumtrieb. Bella hatte keine Lust sich noch irgendwem gegenüber behaupten zu müssen, weil sie es nicht geschafft hatte alle ihre Schüler zu retten - es war schon schlimm genug dass sie beinahe John eine Beerdigungseinladung hätte schicken müssen - nun gut, so knapp war es vielleicht nicht geworden, doch die Zeiten änderten sich!
"Ich glaube...", murmelte sie und stellte sich neben Dean. erst jetzt fiel ihr auf, dass er ziemlich viel größer als sie war - genau wie John. Um weg von den trübsehligen Gedanken zu kommen, sprach sie weiter: "... ich glaube Aisha ist vorher nach südwesten gerannt..."

Dean hielt inne, als er hörte, dass Bella ihm antwortete.
Er schloss die Augen, als er ihre Worte verstand.
Es brachte nichts, ob er sich taub stellte oder nicht, er hatte es gehört. Er wünschte, er hätte es nicht, aber er hatte es...
Und jedes einzelne Wort war wie ein Schlag in den Magen.
Jedes einzelne.
Erw ollte nicht, dass sie sich für ihn opferte... Und es klang verdammt danach, das konnte niemand abstreiten. Beim besten Willen nicht...

Als er Bellas Präsenz neben sich spürte, öffnete er die Augen.
Er starrte geradeaus, während er ihr antwortete: "Na na. Wir wollen doch mal nicht sentimental werden...", seine Stimme nahm wieder den rauchigen Unterton an.
"Und außerdem.", jetzt richtete er den Blick auf die Fighterin, sah sie von der Seite her an und ein Lächeln erschien auf seinen Zügen. "Was wäre ich für ein Gentleman, wenn ich zuließe, dass sich die Dame für mich opfert."
Er blickte wieder geradeaus: "Soviel hat mir mein Vater dann doch beigebracht."
Er ließ Bella einfach stehen, wollte so unterbinden, dass sie eine Erwiderung von sich gab und so ihre Meinung festigte, dass sie sich für ihn opfern müsse.

Er wandte sich Richtung Südwest, wie Bella gemeint hatte und hoffte bald auf die anderen zu treffen, denn er hatte keine Lust, länger als nötig mit einer scheinbar suizid-gefährdeten Bella hier im Wald herumzustiefeln...

Aisha

Sie war gelaufen, bis sie nicht mehr konnte, immer in der Angst, gleich einen Infizierten hinter sich zu erblicken. Ihre Hand pochte schmerzhaft. Auch wenn sie vorher gedacht hatte, dass ihr das lieber wäre, als wenn sie taub war, musste sie nun zugeben, dass sie sich geirrt hatte. Es tat scheußlich weh, seit sie damit auch noch an einem Baum entlang geschrabbt war.
Inzwischen hatte Aisha es geschafft, Deans und Bellas Gesichter aus ihrem Kopf zu verbannen. Aber es war schwer gewesen. Sehr schwer. Außerdem war ihr Bruder wieder wie eine frische Narbe in ihren Gedanken aufgetaucht. Aber auch das hatte die Schülerin inzwischen verdrängen können. Während sie lief, hielt sie immerwieder kurz inne, um zu horchen, aber sie war schon zu weit weg. Nichts zu hören. Doch plötzlich hörte sie leise zwei Stimmen und rannte auf diese zu. Erst kurz vor ihnen wurde sie langsamer und beruhigte sich ein wenig, so gut es ging. Sie wollte ja nicht von Max und Prisco, die sie jetzt erkennen konnte, erschossen werden. Das wäre wohl der krönende Abschluss gewesen. Dann kam sie zwischen den Bäumen hervor.

Bella
sah zu Dean und ihr stockte der Atem. Was hatte er eben gesagt? Er würde sich für sie Opfern. Der sollte sich entscheiden! Erst meinte er, sie trüge die Verantwortung falls ihm etwas zustoßen sollte und jetzt aufeinmal wollte er sein Leben einfach wegwerfen - als ob Bella so oder so nicht schon genug Probleme hätte.
Da war erstens die Sache mit Dean, dann die zweifellos bevorstehende Begegnung mit John und zu allem Überfluss noch der Kampf gegen die Infizierten mit der Aufgabe verbunden, ihre Schüler auf diesen Krieg vorzubereiten.
Das war alles andere als eine leichte Last, die Bella zu tragen - vor allem, da sie die Gedanken und Gefühle der Vergangenheit über die Jahre nicht loswerden konnte. Jedes Mal fühlte es sich frisch an, als wäre es gerade erst gestern geschehen. Als wäre die hinterlassene Wunde über all die Jahre kein Stück geheilt und nun würde jemand Salz hineinstreuen. Scheußlich!
Scheußlich war auch die Situation in der sie sich nun befand. Sie wollte Dean gerade erklären, dass er das nicht machen konnte, aber er war schon losgestapft. In Richtung Südwesten lief er mit zügigen Schritten ohne darauf zu achten, ob Bella ihm nachfolgte oder nicht.
Obwohl er schwere Jagdstiefel anhatte und einen Gürtel mit Patronen um die Hüften, machte er beim Laufen kaum ein Geräusch - er war genau wie Bella die ihm nun hinterherlief. Sie hatte einen eligen Gang um ihren Schüler einzuholen, doch nur ab und an raschelte ein Zweig gegen den sie lief. Ihre Schritte auf dem Waldboden waren völlig lautlos.
Nach kaum einer Minute laufen, wurden alle anderen Geräusche von einem lauten Donnergrollen übertönt. Fast wäre die Fighterlehrerin zusammengezuckt, konnte sich jedoch im letzten Moment noch beherrschen. Stattdessen beschleunigte sie ihren Schritt noch mehr und hatte Dean schließlich auch eingeholt.
Sein Gesicht war grimmig entschlossen und er sah nur geradeaus. Bella hatte das Gefühl er würde anschreien, wenn sie jetzt etwas sagt, doch ... doch sie musste es tun. "Dean...", murmelte sie. "... bist du dir sicher, dass du bereit bist das zu tun?" Was genau sie damit meinte, wusste sie selbst nicht. Ob sie ihn fragte, ob er bereit für die Nachforschungen wäre, oder ob sie ihn davon abhalten wollte sich in einem Gefährlichen Moment für sie zu opfern wusste sie nicht - aber egal wie er es verstand, Bella war sich sicher, dass die Antwort ein eindeutiges Ja sein würde...

Dann holte Bella zu ihm auf.
Er starrte nur geradeaus, darauf bedacht den Pfad nicht zu verlieren, der nur für seine Augen sichtbar war. Seine Stirn zog sich zusammen, seine Konzentration stieg.
Dann erhob sich neben ihm eine murmelnde Stimme. Zweifellos Bellas.
„Dean...bist du dir sicher, dass du bereit bist das zu tun?“
Der Winchester blieb ruckartig stehen. Er schloss die Augen, atmete tief durch und antwortete leise: „Was genau meinst du jetzt?“, er suchte mit seinen Augen den Weg vor ihm ab. „Die Tatsache, dass ich tatsächlich so bl.öd bin und mich dazu bereiterklärt habe, dir bei irgendwelchen selbstmörderischen Plänen vonwegen Nachforschungen über den Virus zu helfen?“, er hielt inne, kniete kurz nieder um eine Spur am Boden näher zu untersuchen und richtete sich Sekunden später wieder auf. Er drehte sich zu ihr um und sah zu ihr herab. Ihm fiel erst jetzt auf, wie klein sie eigentlich war. „Oder meinst du den Umstand, dass ich nicht zulassen werde, dass du dich selbst für mich opferst?“, er schaute ihr tief in die Augen. Sein Gesicht verriet keinerlei tiefere Emotionen, nur seine Stimme veränderte sich, wurde ein Stück sanfter und rauer.
„So wurde ich erzogen, Bella. Selbstmörderische Pläne, damit komm ich klar, damit hatte ich bei meinem Vater jeden Tag zu tun. Aber ich werde nicht zulassen, dass du dich meinetwegen umbringst. 'Den Schwächeren schützen', das ist das, was mein Vater mir beigebracht hat, seit ich ein kleiner Junge war. Und ob du willst oder nicht, Bella, in diesem Fall bist du die Schwächere. Auch wenn du eine grandiose Kämpferin bist, ich meine...“, er fuhr sich mit einer Hand durch den Nacken, eine Art 'verzweifelte Geste'. „...bis vor 5 Minuten wusstest du nicht einmal, wie man einen Infizierten tötet, geschweige denn, wie man mit einer ganzen Meute von ihnen zurecht kommt.“
Dean wandte den Blick ab, ehe Bella irgendetwas in seinen Augen lesen konnte.
„Wir sollten weiter.“, sprach er ruhig, als hoffe er, das Gespräch und das Thema seien damit beendet und geklärt.

Will lief durch die Gänge der Schule, in Gedanken schon in seinem Zimmer.
Seine nasse Kleidung klebte ihm am Körper. Ein unangenehmes Gefühl, schwer, klamm, kalt...
Er schlang sich kurz die Arme um den Körper, aber das half auch nicht wirklich dabei, dass ihm wieder warm wurde, also ließ er es wieder bleiben.
Er musste einfach nur aus den Sachen raus...

Innerlich hoffte er gerade einfach nur, jetzt nicht auf Jack zu treffen, denn ihm wäre es mehr als unangenehm gewesen, seinem neuen Lehrer in diesem patschnassen Zustand gegenüber zu stehen.
Es reichte schon, dass er die ganze Schule volltropfte, da brauchte er nicht auch noch, dass sein Lehrer ihn schief anschaute.
Hätte er heute nicht das allererste Mal bei ihm Unterricht gehabt, wäre das vielleicht nicht so schlimm, aber so? Sie hatten einander heute das allererste Mal gesehen und Will war nicht sehr erpicht darauf, dass sich der junge Mann ein schlechtes Bild von ihm machte.
Es war ja nicht so, dass er sich liebend gern in die Fluten stürzte... Es war notwendig gewesen...

Will ging weiter durch die Schule, die nassen Haare klebten ihm am Kopf, wirkten so noch dunkler und der Kontrast zu seiner hellen Haut war noch größer. Sein ebenfalls dunkles, klatschnasses T-Shirt klebte ihm am Oberkörper und unterstrich dadurch, wie schlank er war, aber auch, wie trainiert. Er war kein Fighter, weshalb er nicht regelmäßig Krafttraining absolvierte, aber die Trainingseinheiten mit Prisco zeigten auch ihre Wirkung und ließen ihn kräftiger erscheinen. Besonders jetzt, durch die nasse Kleidung, fiel das eben auf.

Noch immer hoffend steuerte Will die Treppe zum zweiten Stock an, dem Stockwerk, in dem auch das Zimmer der Speaker, Controller und Mover lag, anders als das der Fighter im ersten Stock.
Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt ...

Zu dem oberen Post:
Es spielt - wie ihr bestimmt bemerkt habt - noch am vorherigen Tag kurz nach dem Fahnenspiel... Bitte bringt mich deswegen nicht gleich um...
Zum einen mochte ich irgendwie die Umstände dieser Situation, in der sich Will da befand und zum anderen, habe ich irgendwie versucht Jack außerhalb des normalen Unterrichts wieder miteinzubeziehen... Und das war jetzt so das einzige, was mir irgendwie eingefallen ist...
Ich würde das dann danach irgendwie so lösen, dass ich schreibe: 'Eine Nacht später war Will bereits auf dem Weg zu seinem Klassenzimmer. Die Fighter waren schon längst in das Waldstück aufgebrochen...' oder irgendwie sowas...
Sorry, wenn es für Verwirrungen sorgt/ gesorgt hat...

Jack
war in Gedanken noch immer dabei, den Ablauf der kurzen Unterrichtsstunde durchzugehen. Es war die erste Stunde gewesen, er durfte sich nicht zu viele Sorgen machen. Auch wenn Will sich höchstwahrscheinlich bereits einen deutlichen Eindruck von seinem Lehrer gemacht hatte. Ob er wohl Respekt vor ihm hatte? Oder war er bloß lachhaft? Jack konnte sich selbst schlecht einschätzen.
Das menschliche Gehirn brauchte sieben Sekunden um jemand eben kennengelernten in eine Schublade zu stecken. Und aus dieser wieder herauszukommen, war zwar nicht unmöglich, dauerte aber deutlich länger. Und egal, in welche Schublade er bei Will hineingeraten war, er war sich nicht sicher, ob es die war, in der er gerne gewesen wäre.
Doch morgen war ein neuer Tag, er würde Will besser kennenlernen und einiges über ihn erfahren. Vielleicht würde er es auch schaffen, das Vertrauen seines Schülers zu bekommen.
Jack überredete sich dazu, an andere Dinge zu denken, was ihm nicht wirklich lange gelang, denn als er sein Zimmer verließ, um sich ein wenig auf dem Gelände umzusehen und etwas frische Luft zu schnappen, stieß er auf Will.
Der Junge war klitschnass, von Kopf bis Fuß, und tropfte so sehr, dass es fast wirkte, als hätte jemand einen Eimer Wasser über ihn gegossen. Die nassen und dadurch dunkleren Haare als sonst klebten fielen ihm leicht in die Stirn und klebten am Kopf, sodass dieser fast etwas kleiner als üblich wirkte. Unter dem dunklen Tshirt, welches an seiner blassen Haut klebte, bemerkte Jack, dass er sich darin geirrt, hatte, wie trainiert Will war. Er war ein schmächtiger Junge und immernoch etwas dürr an Armen und Beinen, doch einige Muskeln waren durch das enge Shirt deutlicher zu sehen als sonst.
An Wills großen, erschrocken wirkenden Augen konnte sein Lehrer ablesen, wie unbehaglich ihm die Situation war und Jack fühlte mit ihm. Auch ihm wäre es damals peinlich gewesen, seinem Lehrer so zu begegnen. Doch Jacks guter Eindruck von Will wurde dadurch nicht geschmälert, im Gegenteil. Er wirkte fast etwas mutiger. Und Jack gab zu, dass Will ihm so gefiel.
Wieder setzte der Moverlehrer ein schiefes Lächeln auf und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. "Will", sagte er, seine Stimme klang gespielt überrascht und freundlich. Er deutete mit dem Kinn und einem abschätzenden Blick auf seine nasse Kleidung. "Fahnenspiel?", fragte er grinsend.

Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt, aber in Wills Fall war sie nicht einfach nur gestorben, nein, sie war mit Pauken und Trompeten untergegangen, als er Jack im zweiten Stock am Treppenabsatz über den Weg gelaufen war.
Will hatte sich vermutlich noch nie in seinem ganzen Leben mehr gewünscht sich in Luft auflösen zu können, als in diesem Moment, als er Jack auf ihn hatte zulaufen sehen. Er hatte fast gehofft, Jack würde mit einem einfachen 'Hallo' an ihm vorbeigehen, aber … natürlich passierte es anders...

Sein Lehrer blieb vor ihm stehen, was auch den Jungen mehr oder minder dazu zwang stehen zu bleiben, allein aus Respekt vor ihm.
Er spürte den brennenden Blick des Älteren auf ihm, spürte, wie der ihn musterte. Abschätzend, einschätzend und er hätte zu gerne gewusst, was Jack jetzt gerade über ihn dachte.
Er merkte, wie der Blick des Movers über seine patschnasse Kleidung glitt, über seinen Körper, und wie er sich gerade zweifellos eine Meinung über ihn bildete...
In seinen eigenen Augen spiegelte sich noch immer ein leicht geschockter, überraschter Ausdruck, den er nicht hatte unterdrücken können und den der Ältere ebenfalls bemerkt haben musste, vorausgesetzt, er hatte sich nicht von der nassen Kleidung irritieren lassen.

„Will.“, Jacks Stimme klang freundlich, aber überrascht, als hätte er nicht im geringsten damit gerechnet, seinen Schüler hier mitten in der Schule auf dem Gang zu treffen. Ein schiefes Grinsen lag auf seinen Zügen und seine Arme hatte er vor der breiten Brust verschränkt, geradeso als erwarte er eine Erklärung von ihm.
„Jack...“, seine Stimme spiegelte ohne jeden Zweifel seine Geschocktheit darüber wieder, dass er seinem Lehrer in diesem Zustand jetzt gegenüber stand, genau wie seine Augen. Er war fast froh darüber, dass ihm recht kalt war, das verhinderte immerhin, dass seine Wangen rot anliefen.
„Fahnenspiel?“, Jacks Kinn deutete auf seine Kleidung und das Grinsen wurde noch ein Stückchen breiter, wie es Will vorkam.
Der Jüngere öffnete den Mund um zu antworten, suchte gleichzeitig aber noch nach den richtigen Worten, um die Lage zu erklären. Gott, einen guten Speaker würde er gewiss nicht abgeben...
„Ähm... ja...“, er stockte. „Einer der Fighter, Prisco, hat ein Talent dafür, solche Verstecke zu finden.“
Er sah Jack nicht in die Augen, sondern hatte den Kopf leicht abgewandt, starrte den Boden links neben Jacks Füßen an. Das hatte zwar den Nachteil, dass das Wasser ihm so in die Augen und auf die Nase tropfte, aber er wollte Jack jetzt lieber nicht ins Gesicht sehen, lieber den Boden neben dessen Füßen.

Jack
konnte bloß schmunzeln über Wills Unsicherheit. Respekt hatte er gewiss vor dem Älteren, da bestand kaum noch Zweifel. Doch das brauchte er nicht, auch wenn er sein Lehrer war. Er musste sich keineswegs vor ihm rechtfertigen.

Jacks Grinsen wurde noch breiter, als er Wills stockende Antwort vernahm. Er nickte ihm zu. "Ja, ich schätze das muss man Prisco lassen, es ist ein ausgezeichneter Fighter", sagte Jack nachdenklich und nach einer Pause fügte er hinzu: "Ihr seid befreundet, oder?"

Er hatte Will und Prisco beim Mittagessen reden gesehen, auch wenn sie am Anfang eher abwesend gewirkt hatten, als wäre etwas geschehen. Doch letztendlich hatte der Moverlehrer ein Lächeln auf den Lippen seines Schülers gesehen. Dass die beiden Freunde waren, stand eigentlich außer Frage, doch er wollte mehr über Will erfahren, hoffte, ihn so aus der Reserve locken zu können, indem er über etwas ihm Bekanntes sprach.

Mit einem weiteren, belustigten Blick auf Wills tropfnasse Kleidung fragte er: "Ich schätze, du hast die Fahne bekommen?", und lächelte.
Wenn sich der Moverschüler schon so bereitwillig in die Fluten gestürzt hatte, wie Jack vermutete, dann hatte es sich auch gelohnt, oder? Will wirkte zumindest nicht wie jemand, der so leicht aufgab. Je mehr er über ihn erfuhr, desto mehr gefiel Will ihm und desto mehr erinnerte der Junge ihn an sich selbst.

Will spürte die Kälte seiner Kleidung immer mehr.
Ein Wassertropfen rollte an seinem Nasenbein herab, andere hingen an seinen Haarspitzen, doch er widerstand dem Drang, den Kopf zu schütteln; Jack stand ja immerhin vor ihm.
Genau der Jack, der auch jetzt wieder die Stimme erhob. Will konnte in der Stimme fast hören, wie das Grinsen immer breiter wurde: „Ja, ich schätze das muss man Prisco lassen, er ist ein ausgezeichneter Fighter"
Will hatte kaum Zeit, sich darüber zu wundern, woher Jack so viel über Priscos Fähigkeiten und Qualitäten wusste, da kam auch schon die nächste Frage hinterher: „Ihr seid befreundet, oder?“
„Prisco ist einer der besten Fighter, die ich kenne.“, Will sprach fast ohne zu zögern und hob den Blick ein wenig. „Alleine, wie er mit dem Schwert umgeht, ich glaube, da würde sogar Bella vor Neid erblassen, wenn sie ihm bei seinem Training zuschauen würde. Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der es im Schwertkampf mit ihm aufnehmen könnte...“
Will wich dem Blick seines Lehrers lieber immer noch aus, die Narbe an Jacks Kinn schien auf einmal furchtbar interessant...
„Prisco, er...Wir trainieren zusammen. Das heißt: Er trainiert mich. Im Schwertkampf hauptsächlich, oder mit den Dolchen. Ich glaube, ich bin der einzige, der ihn jemals mit seinem Dolch in der Hand gesehen hat...“, Will konnte sich kaum einen besseren Lehrer im Schwertkampf vorstellen, als Prisco.
Will dachte kurz nach. Sollte er den kleinen Zwischenfall erwähnen? Sollte er erwähnen, dass er Prisco beinahe das Bein abgeschlagen und ihn somit fast kampfuntauglich gemacht hatte?
Wohl eher nicht.
Zumindest noch nicht...
„Ich schätze, du hast die Fahne bekommen?“, Will war froh, dass Jack schon weitersprach und nicht zu bemerkt haben schien, dass er mit sich gehadert hatte, ob er seinen Lehrer nun in den Zwischenfall einweihen sollte oder nicht.
Ein leichtes Lächeln legte sich um seine Mundwinkel.
„Der einzige Haken an der Sache war die Strömung der beiden Wildbäche, die ineinander geflossen sind. Ich glaube selbst für Prisco war es eine Herausforderung da rüber zu springen...“, Will deutete damit auf seinen momentanen Zustand hin ohne es es auszusprechen. Jack sah ja selbst und hatte sicherlich genug Grips, um sich seinen Teil dazu zu denken.
Er hatte die Fahne, ja, aber er konnte von Glück reden, wenn er dafür jetzt keine dicke, fette Erkältung bekam...

Will sah dem Älteren noch immer nicht ganz in die Augen, richtete seinen Blick lieber wieder auf die Stelle neben dessen Füßen.

Jack
Hatte Will aufmerksam zugehört, das Lächeln war dabei nicht von seinen Lippen gewichen und er sah dem Schüler höflich in die Augen. Jack war die Situation ganz und gar nicht unangenehm und er genoss es fast, wie Will innerlich mit sich selbst im Konflikt zu stehen schien und unruhig war. Jack war einige Jahre älter, größer, sowie kräftiger und sein Lehrer. Jeder hätte sich in solch einer Situation wenigstens ein bisschen unwohl gefühlt.
Einen Moment lang dachte Jack noch über Prisco und Will nach. Der Fighter war tatsächlich ein guter Schwertkämpfer, das sagte nicht nur Will, auch Thamar war dieser Meinung, der Jack nach der heutigen Unterrichtsstunde versucht hatte, ein wenig über die meisten Schüler zu erzählen. Wenn Prisco Will also nun wirklich trainierte, dann hatte der Junge wirklich einen tollen Lehrer und war auf einem sehr guten Weg.
Der Ältere konzentrierte sich auf Wills folgende Worte, nachdem er ihn über das Fahnenspiel gefragt hatte. "Ja das kann ich mir vorstellen", entgegnete er dann nickend und machte einen Schritt auf ihn zu. "Ich bin beeindruckt, Will. Ich hoffe, die morgige Erkältung hält dich nicht davon ab, zum Unterricht zu erscheinen", sagterer freundlich, aber mit gewohnter Strenge. Er lächelte und klopfte ihm dann kurz aufmunternd auf die linke Schulter.
Er hatte sich nicht getäuscht, Will brachte tatsächlich Potential mit, wofür genau, das war Jack zwar noch nicht vollkommen klar geworden, doch er würde dem jungen Mover helfen, seinen Weg zu finden. Das war seine Aufgabe als Lehrer.
Jack verspürte auf einmal wieder das dringende Bedürfnis nach etwas frischer Luft und blickte an Will vorbei zur Treppe. "Ich werde jetzt nach draußen an die Luft gehen", erklärte er und lächelte schief. "Mach dir am besten einen Tee und zieh dir etwas Warmes an!"

Will hob fast ruckartig den Kopf, als Jack die Worte „Ich bin beeindruckt, Will“ aussprach.
Beeindruckt? Jack? Wovon war er beeindruckt? Davon, dass Will sich nicht selbst im Fluss ertränkt hatte?
Aber das 'Warum' war gar nicht mal mehr so wichtig. Viel wichtiger war, dass der Ältere beeindruckt war...
Will hob den Blick, sah Jack das erste Mal seit er ihn auf dem Gang getroffen hatte, richtig in die Augen. Grau und streng blickten sie auf ihn herab, kein Funken von Unbehagen war in ihnen zu sehen, klar, Jack war ja auch der Lehrer, nicht Will. Jack hatte keinen Grund der Welt, sich unbehaglich zu fühlen...

Etwas Warmes klopfte fest auf seine sonst eiskalte, nasse, linke Schulter. Jack.
Will spürte erneut den brennenden Blick seines Lehrers auf sich und die grauen Augen schienen über irgendetwas nachzudenken. Doch bereits Sekunden später, war dieser Moment vorbei und der normale Ausdruck, das schiefe Lächeln kehrte auf seine Züge zurück.
Und bereits einen Moment später, war der Mover verschwunden, hatte den noch immer patschnassen Will an der Treppe stehen gelassen, ihm noch einen „gesundheitlichen Tipp“ gegeben und schien das Haupttor anzusteuern.
Will hatte noch etwas erwidern wollen, aber er brachte noch immer keinen Ton hervor.
Es würde bestimmt einen Augenblick dauern, bis der Jüngere sich sortiert haben würde...

Will wandte sich ab, als die Schritte auf der Treppe verklungen waren und ein kühler Schauer ihm über den Rücken kroch.
Des Rates hätte es nicht bedurft. Nichts tat Will jetzt lieber, als sich in ein paar neue, warme Klamotten zu werfen und auch, wenn er kein Teemensch war, dachte er ernsthaft darüber nach, sich einen aufzugießen.

Die Tür klappte hinter Will ins Schloss und er stand allein im Chaos des Zimmers, das er sich mit den Speakern und Tristan teilte. Gütiger Himmel... Das sah hier ja schlimmer aus, als jemals zuvor!
Aber das interessierte ihn gerade nicht im Geringsten. Er fror wie verrückt!
So schnell wie jetzt hatte sich der Moverschüler vermutlich noch nie umgezogen, denn bereits Sekundenbruchteile später lag Will im dicken Pullover im Bett und zog die Decke hoch bis zur Nasenspitze.
Und das war der Moment, in dem die Müdigkeit nach ihm griff. Der ganze Tag, alle Ereignisse brachen über ihn herein und in völliger Erschöpfung schloss Will die Augen und bereits Sekunden später bekam er von seiner Umwelt nichts mehr mit.
Erst als der nächste Morgen anbrach kam langsam wieder Leben in die junge Gestalt.
Die Fighter waren bereits dabei, sich für ihren heutigen Außeneinsatz zu versammeln und auch für Will wurde es Zeit, aus dem Bett zu kommen.
Heute würde der erste normale Schultag auf ihn warten.
Der erste normale Schultag seit zwei Jahren...

Souuu, nachdem mir mein gestriger Post überhaupt nicht gefallen hat und ich ihn frustriert löschen musste, starte ich einen zweiten - hoffentlich erfolgreicheren - Versuch ^^
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Bella
s Kopf zuckte in Deans Richtung, als er ihr antwortete. Auf einmal stand er vor ihr. Sah auf sie herunter mit einem Blick, der alles hätte bedeuten können - sowohl Wut, als auch Wohlwollen oder Angst. Und Bella schaute nach oben in Deans Augen. Er war im Gegensatz zu ihr war er fast schon ein Riese. Ein großer, junger Mann, der auf ein scheinbar fünfzehnjähriges Mädchen hinunterschaute als wolle er es ausschimpfen.
Bella war versucht den Blick abzuwenden, doch sie tat es nicht. Sie hielt dem Blick stand und sah ernst zurück, bis Dean schlussendlich wegsah und sagte, dass sie weiter sollten. Die junge Lehrerin bewegte sich nicht von der Stelle sondern sah noch immer zu dem Punkt, an dem Deans Augen noch vor kurzem gewesen waren.
Ihr Schüler hatte zu ihr gesagt, dass sie schwächer war und dass er sein Leben für sie aufs Spiel setzten würde - beides gefiehl ihr nicht besonders, doch im ersten Punkt musste sie ihm, so sehr sie es auch hasste dies zuzugeben, zustimmen.
Ja, Bella war schwach ... schon immer. Jeden Tag seit zehn Jahren versuchte sie die Menschen auf Abstand zu halten, aus Angst, eines Tages würden diese Menschen sterben und Bella dadurch verletzen. Nur zwei Menschen in dieser Zeit hatten von ihrer Vergangenheit erfahren, doch niemand hatte ihr helfen können und einer dieser Menschen hatte ihr letztendlich diesen Schmerz beschehrt, vor dem sie sich so lange gefürchtet hatte - Jonas Pitwill. Am Tag seines Todes hatte sie sich geschworen, nie wieder einen Menschen zu mögen, geschweigedenn zu lieben.
Ab diesem Tag hatte Bella angefangen schlimmer als sonst mit den Menschen umzugehen, einzig allein zu dem Zweck, dass niemand anfing sie zu mögen ... dass sie niemals anfangen würde, einen Menschen zu mögen. Niemals!
Aber dies schien nicht immer zu funktionieren, denn der Junge, der noch vor wenigen Sekunden vor ihr gestanden hatte, schien sie zu mögen - wenn es überhaupt möglich war, Bella auf freundschaftliche Weise ins Herz zu schließen. Doch trotzdem durfte es nicht sein, dass er irgendetwas für sie tat... das konnte die junge Lehrerin nicht akzeptieren, sei es noch so unumgänglich.
Sie sollte es Dean sagen. Sie sollte ihm klarmachen, dass er sein Leben für sie nicht wegwerfen dürfte - sei seine erziehung noch so nobel gewesen. Doch als sie den Mund öffnete um ihm eine Gardinenpredigt zu halten, brachte sie nur ein einfaches "Ja!" hervor, das irgendwie schwach klang und in Bellas Ohren wiederhallte als hätte sie es in eine Schlucht geschriehen und ein dumpfes Echo würde nun zu ihr zurückkehren.
"Ja, wir sollten weiter...", murmelte sie und machte einen Schritt nach vorne in die Richtung, in die Dean sich gedreht hatte. "Aber...", fügte sie hinzu. "...wir müssen noch etwas klären..." Bella zögerte einen Moment, ehe sie weitersprach: "Bevor wir unsere ... kleinen Erkundungstrips machen können, sollten wir trainieren. Wir müssen wenigstens die Kampftechniken des anderen kennenlernen, sodass wir im Kampf wenigsten etwas vertrauen ineinander haben." Ihre Worte waren kalt, keine Angst oder Trauer war mehr darin zu lesen. Schlichte und Einfache Kälte, die die Luft zu gefrieren schien, erfüllte ihre Stimme wärend sie sprach.
Bevor Bella weiterging, stellte sie sich neben Dean und untersuchte die Umgebung, genau wie ihr Schüler. Dann kratzte sie an einem getrockneten Blutfleck an ihrem Ärmel, zweiffellos das verdorbene Blut eines Infizierten, und sagte noch immer kalt, als gäbe es keinen Grund zur Freude: "Übrigens, Winchester, du hast bestanden!" Warum sie ihn bei seinem Nachnamen ansprach, wusste sie noch immer nicht.
Dann trat sie nach vorne, in das Dickicht des Waldes, zielstrebig in die Richtung laufend, in der sie Max, Prisco und Aisha vermutete...

Jack
Lächelte sie an. Sie war alles, was ihm noch blieb, alles, was er jemals geliebt hatte. Sie nahm seine Hand und blickte ihm tief in die Augen.
„Jack, ich weiß ich war nicht immer fair zu dir“, hörte er die Gleichaltrige sagen. Sie mied es, seinen Blick zu erwidern und ihre Stimme klang brüchig. „und das tut mir leid! Ich hätte dich besser behandeln müssen.“
Er sah ihr in die grauen Augen. Dieselben Augen wie die seinen. Das dunkle Haar hatte sie zu einem seitlichen Zopf gebunden, der nun über ihre Schulter nach vorne fiel. Doch einige Strähnen hatten sich gelöst, fielen ihr in die Stirn oder einfach bloß schlaff herab. Ihr Blick war traurig und ernst und in diesem Augenblick fühlte sich Jack ihr näher als jemals zuvor.
Sie fuhr fort. „ Aber jetzt musst du mir vertrauen. Wir haben es soweit geschafft, wir dürfen jetzt nicht aufgeben! Wir müssen zurück gehen.“
Jack hatte wohl genickt, denn sie tat dasselbe und ihre Mundwinkel zuckten leicht, doch ein Lächeln brachte sie nicht zustande. Der junge Schüler, der sich gerade für eine Ausbildung als Mover entschieden hatte, vermisste ihr Lächeln. Es war so vollkommen anders als das seine. Es war offenherziger und glücklicher und jeden, der es erblickte, schien es genauso glücklich zu machen. Vielleicht lag es auch daran, dass Jack niemals so ehrlich lächelte wie sie, sodass sie sich so unähnlich waren. Sie beide hatten gelernt, ihre Gefühle für sich zu behalten und die anderen nicht daran teilhaben zu lassen, doch seine Schwester, mit ihrem aufgesetzten und so echt wirkenden Lächeln, war darin deutlich besser als er. Er hatte oft geweint, nachdem sein Vater gestorben war. Vielleicht lag es daran, dass seine Mutter sich selbst zu verlieren begann oder dass nun die Zwillinge die Verantwortung trugen. Daran, dass sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte und seine letzten Atemzüge gemacht, lag es jedenfalls nicht. Nein, geliebt hatte er ihn schließlich niemals.
Seine Schwester senkte den Blick, eine Träne rollte über ihre Wange. „Es ist jetzt vorbei, Jack“, hörte er ihre sanfte Stimme sagen und auch er spürte jetzt, wie seine Augen sich mit Tränen füllten. Als er die Augen schloss, um sie wegzublinzeln, rollten sie über sein junges Gesicht und tropften zu Boden. Er schluchzte leise. „Es ist jetzt vorbei.“
Ihre Worte gingen ihm durch Mark und Bein, ließen ihn erschaudern und auf einmal am gesamten Leib zittern. Jetzt waren sie allein. Nichts hielt sie mehr hier. Auch wenn sie bloß für drei Monate zurückgekehrt waren, dies war jetzt nicht mehr ihr Zuhause. Die letzten Tage hatten sie beide verändert.
Doch Jack schüttelte energisch den Kopf, konnte weitere Tränen nicht mehr zurückhalten und schloss die Augen. Sie versuchte, ihn zu beruhigen. „Doch, Jack, du musst sie jetzt loslassen!“
Wieder schüttelte er den Kopf, ließ ihre warmen Hände los und ergriff die kalten, weißen Hände der Toten vor ihnen. Weinend vergrub er das Gesicht in der dünnen Matratze, schluchzte und heulte. Sie legte eine Hand auf seine Schulter, versuchte, ihn sanft von dem Bett hochzuziehen, dann zerrte sie an ihm und riss ihn los, sodass er direkt vor ihr stand und ihr in die Augen starrte. Sie war genauso groß wie er, dieselbe Hautfarbe, die gleichen Augen. „Verdammt nochmal, du bist sechzehn, jetzt benimm dich wie ein Mann!“, hatte sie geschrien…
Dann schreckte Jack zitternd und schweißgebadet aus seinem Bett hoch und klammerte sich an der Bettkante fest, um nicht wieder zurückzufallen. ~Benimm dich wie ein Mann!~, konnte er sie schreien hören, wütend und herrisch und er erinnerte sich, dass er sich danach beruhigt hatte, sie ihn in die Arme genommen hatte und sie daraufhin aufgebrochen waren. Sie hatten nie wieder darüber gesprochen. Hatten all das Schlechte und all die Erinnerungen zurückgelassen und Jack hatte niemals wieder geweint.
Der Moverlehrer atmete schwer und hastig und nur ein fester Blick aus dem Fenster, irgendwo in die Ferne, woran er sich festhalten konnte, hier in der Realität, konnte ihn irgendwann beruhigen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, setzte sich auf die Bettkante und vergrub das Gesicht in den Händen. Es war bloß eine Erinnerung gewesen, bloß ein Traum.
Während er eine frische, dunkelgrüne Hose und ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt aus seinem Rucksack kramte, dachte er das erste Mal seit langer Zeit an seine Schwester und er hoffte, dass es ihr dort gutging, wo auch immer sie war.
Anschließend zog er sich um, ging die Treppe hinunter aus dem Gebäude und zu dem kleinen See, wo er sich das Gesicht und die Haare wusch. Das kalte Wasser benetzte seine Haut und erfrischte ihn. Er bemerkte, wie er sich deutlich entspannte, doch immer wieder musste er an den Traum denken. ~Du musst sie jetzt loslassen!~, hallte es in seinem Kopf wieder. Erst dann, als er sich erneut Wasser ins Gesicht gespritzt hatte und er den Sonnenstand in der spiegelnden Oberfläche des Sees prüfte, bemerkte er, wie spät es eigentlich sein musste. Der Unterricht hatte vor einer knappen Stunde angefangen und er hatte verschlafen. Was musste Will von ihm denken, wenn er viel zu spät und blass wie die Wand, ja beinahe kreidebleich, ins Klassenzimmer trat?
Doch eine andere Wahl hatte er nicht, also erhob er sich, wischte sich die Hose sauber und ging erhobenen Hauptes ins Gebäude zurück. Ja, er würde sich wie ein Mann benehmen, das war er schließlich auch. Er würde sich nicht kleinmachen, er würde ehrlich zu Will sein und ihm sagen, dass er nicht rechtzeitig aufgestanden war und dass es nicht noch einmal vorkommen würde. Das war die Wahrheit. Das war alles, was er ihm sagen würde.

Dean konnte sehen, dass der jungen Frau einige Worte auf der Zunge brannten.
Doch einzig ein schwaches „Ja.“ kam ihr über die Lippen, so erstickt, als würde ihr jemand die Luft abdrücken.
Der Jüngere hatte den Blick noch immer abgewandt, wollte so verhindern, dass Bella irgendetwas in seinen Augen lesen konnte. Zu viele Gedanken gingen in seinem Kopf hin und her, zu viele davon mit zu vielen Emotionen und Gefühlen verbunden. Einzig seine Mundwinkel verzogen sich leicht, fast schmerzverzerrt, als hätte ihm jemand in den Magen getreten und er starrte tiefer in den Wald, sah Bella nicht an.
Allein daran konnte man festmachen, dass der junge Winchester in Gedanken war. Gedanken, die er nicht unbedingt als angenehm empfand oder die ihm Sorgen bereiteten. Und Sorgen hatte er momentan gewiss mehr als genug.

Als die Fighterin ihn dann erneut ansprach sah er sie an.
„Aber...wir müssen noch etwas klären...“, sie stockte leicht. „"Bevor wir unsere ... kleinen Erkundungstrips machen können, sollten wir trainieren. Wir müssen wenigstens die Kampftechniken des anderen kennenlernen, sodass wir im Kampf wenigsten etwas Vertrauen ineinander haben."
„Wenn du meinst.“, Dean hoffte, jegliche Gefühle, die ihm gerade noch im Kopf rumgewuselt waren, aus seinem Blick und seiner Stimme verbannt zu haben, sodass man nicht mehr erahnen konnte, welche Emotionen und Erinnerungen gerade eben noch wie im Schnelldurchlauf durch seinen Kopf gerast waren.
Er verließ sich generell eher weniger auf andere oder deren Fähigkeiten. Er war ein Einzelkämpfer, genau wie sein Vater, war so von ihm trainiert worden. Sie beide zusammen, das war ein unschlagbares Team, aber der Jüngere war sonst eher darauf trainiert, alleine Angriffe durchzustehen und zu überleben. Und dazu war er auch imstande, wie man bei seinem mehr oder weniger Alleingang gerade eben gesehen hatte.
Es würde also ungewohnt werden, mit jemand anderem – außer seinem Vater – zu kämpfen. Jemandem, dem er kaum vertraute, den er nicht in und auswendig kannte und so automatisch wusste, wie er am geschicktesten handelte, um dem anderen nicht im Weg zu sein.
Kurz gesagt: Noch eine Person mehr, auf die er aufpassen musste...

Doch damit nicht genug.
Noch einmal erhob Bella die Stimme. Lustlos, freudlos, trocken, kalt.
„Übrigens, Winchester, du hast bestanden.“
Mit einem Tonfall, der auch hätte bedeuten können „Deine Schuhe sind auf.“ sprach sie das aus, obwohl es scheinbar die Welt bedeutete. Er hatte bestanden... Nun gut... Er hatte kaum wahrgenommen, dass er ernsthaft getestet worden war. Klar, der Schusstest und die Sache mit Aisha... aber eigentlich alles Routine für ihn... vielleicht zählte ja auch noch sein gerade gefochtener  Kampf dazu... Und...

Warum sprach Bella ihn eigentlich andauernd mit seinem Nachnamen an?
Dean runzelte leicht die Stirn. Die Gedanken von zuvor alle verdrängt.
Es störte ihn nicht, wenn sie das tat, im Gegenteil, aber dennoch war er es eigentlich gewohnt, dass sein Vater so angesprochen wurde... Oder ein Krieger. Voll ausgebildete Surviver wurden häufig nur noch mit ihrem Nachnamen angesprochen...
Und bevor Dean dazu kam, Bella danach zu fragen, war sie schon an ihm vorbei.
Na das konnte noch interessant werden...
Was hatte er sich nur dabei gedacht?

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Will saß im Klassenzimmer.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, ließ den Blick kurz durch den altbekannten Raum gleiten. Den Raum, den er 2 Jahre lang jeden Tag Stundenlang inspiziert hatte, bis dieser ihn sogar in seinen Träumen verfolgt hatte...

Der Tag begann wie jeder andere Tag zuvor auch.
Will hatte sich im Klassenzimmer auf den Platz gesetzt, Stift und Block rausgeholt und auf den Tisch gelegt. Manche Blätter waren davon bereits beschrieben, andere nicht. Die unterschiedlichsten Sachen standen darauf. Waffen, Kampftechniken, verschiedene Dinge, die er in Büchern über den Rang des Movers herausgefunden hatte und und und...
Ein leeres Blatt war nun zuoberst, wartete darauf, beschrieben zu werden.

Will senkte den Blick auf den Tisch vor ihm, starrte auf den leicht abgestumpften Bleistift in seiner Hand. Er spielte schon die ganze Zeit damit herum, drehte ihn zwischen den Fingern hin und her. Hatte Jack die Schule wieder verlassen? Wenn nicht: Wo war er?
Der junge Mover  ließ den Blick wieder durch den Raum schweifen, spielte mit der rechten Hand noch immer mit dem Stift.
Er hatte so das Gefühl, das hier würde wieder einer der endlos langen Vormittage werden...

Jack
Blieb im Türrahmen einen Augenblick stehen, sah Will, der an demselben Platz wie am Tag zuvor, in der zweiten Reihe saß. Ordentlich lagen Notizblock und einige lose Blätter vor ihm, scheinbar jederzeit bereit, um wichtige Stichpunkte festzuhalten. Will drehte einen Bleistift zwischen den blassen Fingern und sah stumm auf die Tischplatte. Jack wollte sich nicht vorstellen, dass er so schon über eine Stunde dasaß und bloß wartete.
Einen Moment lang geschah nichts. Will schien ihn noch nicht bemerkt zu haben und Jack war sich nicht sicher, ob er überhaupt gesehen werden wollte. Der Junge sollte nicht in seinem falschen Eindruck gestärkt werden. Aber er war bereits zu spät, nicht in den Raum zu gehen und zu unterrichten, würde ihn nur noch mehr von dem schlechten Bild seines Lehrers überzeugen. Jack seufzte leise und als Will den Kopf hob und zur Tür blickte, ihn zu erkennen schien, war er kurz sprachlos. Er suchte nach Worten, wie er seine Verspätung erklären konnte, denn Will würde nichts sagen, da war er sich sicher. Der Junge würde warten, bis Jack das Wort ergriff. Und darauf wartete auch der junge Lehrer.
Den Blick zu Boden gerichtet machte Jack einen Schritt in das kleine Klassenzimmer, dann noch einen und ging schließlich nach vorne zum Pult, auf dessen Kante er sich setzte und die Hände in einander verschränkte, wie ein Erwachsener. Nach einigen Sekunden jedoch stand er wieder auf, fuhr sich durch das dunkle Haar und seufzte erneut.
„Es tut mir leid, Will“, begann er, überlegte einen Moment, bevor er fortfuhr. „Ich habe verschlafen, ohne funktionierende Uhr ist das nicht so leicht, rechtzeitig aufzustehen“, erklärte er, hob dabei seinen linken Arm mit der alten Uhr, die einen Sprung hatte und offensichtlich seit längerer Zeit stehengeblieben war. Er lächelte schief, ein wenig schuldbewusst, ein wenig betreten. Und er hoffte inständig, Will würde ihm vergeben und sich nicht zu viele Gedanken darüber machen. Ja, Jack war kein gutes Vorbild. Heute zumindest nicht.

Bin wieder daaaa ^^

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Will starrte völlig geistesabwesend vor sich auf die Tischplatte, weswegen er Jack auch nicht sofort bemerkte, als der sich mehr oder weniger an den Klassenraum herangeschlichen hatte.
Als jedoch das Seufzen durch den sonst komplett stillen Raum hallte, zuckte sein Kopf herum.
Jack.

Wills Blick bohrte sich in seinen Lehrer.
Nicht fordernd oder agressiv, eher abwartend und zurückhaltend. Eben genau die typische "Will-Reaktion". Erstmal abwarten, dann reagieren.
Doch Jack schien seine Zunge verschluckt zu haben. Sprachlos starrte der Mover seinen Schüler an, der ebenfalls nur abwartete.
Sie starrten einander an, keiner von beiden bereit den Mund zu öffnen.
Dann machte Jack den ersten Schritt. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Er trat in den Klassenraum, den Blick gesenkt, als wiche er Will aus und erreichte das Pult nach wenigen weiteren Schritten. Er setzte sich darauf, den Blick noch immer gesenkt, sah Will nicht in die Augen und der Jüngere starrte ihn einfach nur an. Der Stift zwischen seinen Fingern bewegte sich nicht mehr, alles an ihm war auf seinen Lehrer fixiert.
Sekunden später erhob sich der Mover wieder und sah Will direkt an.
„Es tut mir leid, Will.", die Entschuldigung überraschte den Schüler.
"Weswegen?", Will sprach langsam, als überlege er, was dieses Wort überhaupt bedeutete. Doch Jack schien ihn gar nicht gehört zu haben, seine Erklärung folgte auf dem Fuße und selbstverständlich auch das halbvertraute, schiefe Grinsen, das nun auf Jacks Zügen erschien.
"Kein Problem...", Will antwortete wieder genauso langsam, als überlege er noch, ob es wirklich kein Problem darstellte. Er wusste nicht, was es war, aber irgendwas stimmte heute nicht so ganz mit ihm. Körperlich fühlte er sich eigentlich ganz in Ordnung, aber irgendwie auch nicht...
Er hoffte nur, dass es Jack nicht auffiel und sah seinem Lehrer deshalb fest in die Augen.

Hey, schön dass du wieder da bist, willkommen zurück ^^
__

Jack
blickte einen Moment lang seinem Schüler in die Augen, versuchte, irgendetwas darin zu finden, irgendeine wirkliche Reaktion oder ein Gefühl, doch Will erwiderte Jacks Blick einfach nur. Irgendwie unbekümmert und angespannt zugleich. Jack wurde einfach nicht wirklich schlau aus dem Jungen.
"Okay", sagte er nachdenklich, ohne seinen Blick abzuwenden. Zögerlich griff er nach einem Stuhl und setzte sich Will gegenüber. "Ich schätze ich muss mich erst einmal wieder daran gewöhnen, zu unterrichten."
Einen Moment lang dachte er daran, wie er aufgewacht war und ob man ihm ansah, dass er etwas unruhig war, doch sein Benehmen war wohl auch keine nützliche Lösung, um das zu überspielen, denn Jack blickte nervös durch den Raum und scließlich wieder zu Will. Der Schüler starrte ihn noch immer an. Warum starrte er so? Jack wurde mulmig zumute. Nein, gewöhnt war er es garantiert nicht mehr, so angesehen zu werden, wie ein Lehrer nunmal. Vielleicht war ihm die Situation auch so unangenehm, weil Will ihn so sehr an sich selbst erinnerte, als er noch jung und Schüler gewesen war. Und wenn er so zurückdachte, wurde ihm klar, wie sehr er sich verändert hatte. Er war nicht mehr der stille, schächtige Junge, der Respekt vor seinen Lehrern und seinen Mitschülern gehabt hatte. Nein, er war jetzt Lehrer. Und er musste sich auch wie einer verhalten.
Jack erhob sich abrupt und ging um das Pult herum zur Tafel.
"Gut fangen wir an", sagte er mit einem leichten Lächeln, klatschte bereitwilligie Hände und sah zu Will. Auf einmal kam ihm der Raum riesig vor, wie hinter seinem Schüler die leeren Stühle so herumstanden und Will der einzige war, mit dem er sprechen musste. Er senkte seine Stimme ein wenig. Es gab keinen Grund laut zu sprechen.
Der Einundzwanzigjährige griff nach dem kurzen Stück Kreide, welches vor ihm auf dem Tisch lag und wandte sich der Tafel zu. "Wir sind gestern ja nicht wirklich zu viel gekommen... Und wir wollten ja mit den Grundlagen anfangen, weil du in den letzten zwei Jahren nicht wirklich viel darüber gelernt hast."
Er sah, die Kreide in der unruhigen, erhobenen Hand, an die dunkle Tafel vor ihm und zögerte einen Augenblick. "Du weißt, dass move soviel wie Schritt, Bewegung oder auch bewegen, sich bewegen bedeutet. Ein Mover bewegt und lenkt Gruppen, wie zum Beispiel die Fighter oder die Controller. Es kann jedoch auch sein, dass du, als niederrängiger Mover, der keinen genauen Rang der Survivor führt, Einsätze leitest beispielsweise. Dabei hast du die Verantwortung für alle beteiligten Survivor. Dabei werden nicht bloß Fighter benötigt oder mal nur Speaker, sondern häufig werden sowohl Fighter, Speaker und Controller dabei sein und als Mover wärst du der Leiter des Einsatzes. Ich schweife ab...", er lächelte schief und wandte sich kurz zu Will um.
"Jedenfalls braucht ein Mover mehrere Eigenschaften oder... Fertigkeiten, wenn du so willst."
Jack setzte die weiße Kreide an und begann, ein Tafelbild zu machen. Senkrecht schrieb er die Buchstaben M - O - V - E auf und ließ reichlich platz daneben.
"Als Anführer und Leiter, musst du andere motivieren können und ihnen Mut zusprechen. Natürlich ist das die Aufgabe der Speaker, aber es ist auch die Aufgabe eines Anführers", erklärte er und schrieb hinter das M "otivation", um das Wort zu vollenden.
Jack blickte auf den Notivblock vor Will. "Du musst dir das nicht zwingend aufschreiben! Unterbrich mich, wenn du Fragen hast, ja? Wir gehen am Anfang einfach nur die grundlegenden Sachen durch, das ist nicht wirklich wichtig und leicht zu merken, wenn du das alles nicht sowieso schon weißt." Er lächelte leicht und merkte selbst, wie hastig und durcheinander er die ganze Zeit sprach. Er musste sich einfach daran gewöhnen, ja. Auch wenn es Zeit brauchen würde, er musste sich gewöhnen.

Will spürte den prüfenden Blick auf sich, als Jack sich vor ihm niederließ und ihn anstarrte. Und der Blick war unangenehm, durchleuchtend.
Sein Rücken verkrampfte sich und er war sich sicher, hätte er in diesem Moment mit den Bleistift gespielt, wäre er genau in diesem Augenblick aus seiner Hand gefallen, die sich auf dem Tisch vor ihm leicht zusammenkrampfte.
Will fühlte sich, als würde Jacks Blick ihn auf Miniaturmaß zusammenpressen, alle Luft aus seinen Lungen quetschen...
Als Jack vor ihm förmlich aufsprang wusste Will nicht, ob er erleichtert oder geschockt reagieren sollte. Unbeabsichtigt zuckte er zurück, als der Stuhl gegen das Pult kippte und donnernd wieder mit allen vier Stuhlbeinen auf dem harten Boden aufkam.
Glücklicherweise hatte der Ältere sich bereits der Tafel zugewandt und hatte es nicht mitbekommen, ansonsten überspielte er es ziemlich gut.
Er hielt die Kreide in der Hand, als wolle er etwas anschreiben, habe aber den genauen Wortlaut vergessen; die Kreide war in der Schwebe.
Dann begann Jack zu reden.
Er erklärte, was ein Mover war, was seine Aufgaben waren, fasste so nochmal alles zusammen, was Will auf seinen tausend Blättern die 2 Jahre über stichwortartig aufgelistet hatte.
Zum Schluss berührte die weiße Kreide dann doch die Tafel.
'M-O-V-E' senkrecht geschrieben, nebendran massig Platz.
Neben dem 'M' wurde bereits Sekunden später die Ergänzung 'otivation' gehängt.

Will hatte gar nicht bemerkt, dass er das Tafelbild abgezeichnet hatte.
'M-O-V-E'... Nur auf seinem Blatt hatte er bereits Sekundenbruchteile später mit seinem Bleistift einige Notitzen und Buchstaben ergänzt:

M  otivation
O  rganisation
V  ielseitigkeit/ V  ielfältigkeit
E  rkennen

Will hob den Blick, als Jack wieder das Wort an ihn richtete.
Die grundlegenden Sachen...
Jack sprach hektisch, schnell und brachte manchmal mehrere Informationen auf einmal, sodass sie über einen hereinbrachen, wie ein Tsunami.
Jack bildete teilweise wirre Satzgebilde, die jedoch inhaltlich kaum Fragen aufwarfen...

Jack
warf einen raschen Blick zu Will und sah zu, wie dieser den Stift wieder vom Papier absetzte.
"O steht für 'Organisation'", fuhr der Moverlehrer fort und schrieb das Wort unter das vorherige. "Als Mover musst du schließlich alles im Überblick haben und die einzelnen Schritte und Vorgehensweisen bestimmen." Er holte kurz Luft, atmete durch und schrieb dann das nächste Wort an. "Vielseitigkeit", sagte er laut, machte wieder eine Pause, ohne sich umzudrehen. Er legte die Kreide kurz auf dem schmalen Holzbrett unter der Tafel ab und rieb die großen, rauen Hände aneinander, um sie vom weißen Staub zu befreien.
Erst dann drehte er sich kurz zu Will, ließ seinen Blick jedoch im Raum umherschweifen und sah schließlich einen Moment lang in den Gang, in den man durch die offene Tür sehen konnte.
"Ein Mover muss anpassungsfähig sein, egal in welcher Situation, egal welche Art von Einsatz er leitet oder welchen Rang er befehligt, egal wieviel Gefahr er ausgesetzt ist. Er muss sich immer anpassen können und flexibel sein, genauso wie schnell zu reagieren." Jacks Stimme klang irgendwie fremd für ihn, als würde er jemand anderem zuhören. Er bewegte gestikulierend die Hände zu seinen Worten und erzählte in einem lebhaften Tonfall, als wäre das das Interessanteste auf der gesamten Welt.
Der Lehrer hielt inne, überlegte einen Moment. Vielleicht sprach er so schnell, um das Ganz möglichst schnell hinter sich zu bringen, oder er wollte die verpasste Zeit, in der er gerade noch geschlafen hatte, nicht vergeudet haben und beeilte sich deshalb. Oder er versuchte einfach, irgendwie seine Unruhe und Nervosität überspielen, indem er tat, als wäre er voll da. Doch in Gedanken war er ganz woanders.
Er blickte zu Boden, versuchte, sich auf das Tafelbild zu konzentrieren.
Mit einem Blick zu Will lächelte er leicht. "Wofür steht das E, Will?", fragte er ihn, hoffte, es klang wie eine Frage von Lehrer zu Schüler und nicht andersherum.

Will hatte kaum den Stift auf den Tisch gelegt, als Jack auch schon fortfuhr.

O rganisation
V ielseitigkeit

Der Jüngere hob den Kopf und sah dem Mover zu, wie er die Worte an die Tafel schrieb. Er hoffte, dass man ihm nicht ansah, wie perplex er gerade war. Er hatte ja viel erwartet, aber die Tatsache, dass er mit seinen Gedankenspielereien auf seinem Zettel tatsächlich richtig lag, gehörte gewiss nicht dazu...

Die weiße Kreide huschte über die Tafel. Allein in Jacks Schrift konnte man die Hektik erkennen, die auch in seiner Stimme mitschwang.
Seine Hände und Arme gestikulierten wild, beinahe so, als würde er eine Wespe verscheuchen.
Will rührte sich nicht.
Er wusste nicht, ob Jack den Stoff so schnell wie möglich durchprügeln wollte, ob er glaubte die vergeudete Zeit wettmachen zu müssen oder ob das einfach seine Art war, zu unterrichten...
Jeder einzelne Muskel in Will hoffte, dass nicht der letzte Punkt zutraf.

Als Jacks Blick durch den Raum schweifte wirkte er fast abwesend, als wäre er gedanklich weit weit weg...
Aber einen Moment später war dieser Ausdruck verschwunden. Jack lächelte, sah Will an und fragte: "Wofür steht das E, Will?"
Der Jüngere blinzelte kurz. Der Tonfall, der Gesichtsausdruck, die gesamte Art, wie der Mover diese Frage stellte, warf in Will alles durcheinander. Jack wirkte für einen kurzen Moment kein bisschen mehr wie ein Lehrer, eine Autoritätsperson. Es war, als hätten Will und sein Lehrer für den Bruchteil einer Sekunde die Rollen getauscht...

Will sah Jack in die Augen. Es wirkte fast, als wäre die Frage jetzt erst wirklich bei Wills Gehirn angekommen.
"Erkennen...", kam die Antwort. "Ein Mover muss jede sich ihm bietende Situation, jede Gefahrensituation, erkennen und einschätzen können. Nur wenn er die Gefahr erkennt kann er reagieren. Ein Mover, der blind in jede Situation reinrennt, führt die ihm unterstellten Truppen schneller in den Tod, als ihm lieb ist."
Der jüngere Mover sah Jack an und spürte wieder das Gefühl von vorhin; den erdrückenden Blick seines Lehrers.