Only survive ~ previously

Aisha
Sie richtete sich auf, als Bella den Raum wieder betrat. Neugierig dachte das Mädchen darüber nach, wer wohl angekommen war, denn das war eher selten.
Sie hatte sich, wie alle anderen auch die Zeichnung angesehen und sich das gemerkt. Sie wartete gespannt darauf, das beim nächsten Training auszuprobieren. Eine bestimmte Technik, aber sie hatte es noch nie gesehen...

Noelle hob die Hand und wartete bis Bella sie mit einem nicken aufforderte zu sprechen.
„Es geht ums Messer werfen, eine neue Technik.“, sie überlegte kurz wie sie fortfahren sollte und sprach dann weiter: „Es ist eine komplizierte Methode, eine für die man sehr lange üben muss, um sie im Schlaf zu beherrschen. Deshalb ist es nicht ratsam sie in echten Kämpfen einzubringen, außer man ist ein Profi. Ein Vorteil ist allerdings, wenn man es kann, das man mehrere andere, leichtere und meist effektivere, Würfe mit den selben Grundstellungen und -schritten andeuten kann, das kann zu Verwirrungen führen, da, wie davor schon erwähnt, sehr wenige diese Technik im Kampf anwenden. So kann auch dieser Wurf effektiv sein, da sich der Gegner auf die falsche Art und Weise bewegt um den Wurf auszuweichen oder ihn zu blocken.“

Rune lachte als er das gespannte Lächeln seines Schülers sah.
„Du sollst es versuchen selber herauszufinden. Am Nachmittag besprechen wir dann die Ergebnisse. Und die selbe Wahl hätte auch ich getroffen. Also Zeit zwischen den Fragen und Antworten.“
Rune stand auf uns setzte sich auf den Lehrertisch, so dass Tristan seinen ganzen Körper sehen konnte. „Fangen wir an“

Aisha

Sie sah Noelle ein wenig beeindruckt an- so genau hätte sie das nicht beschreiben können. Aber Noelle hatte recht, das was sie sagte kam ihr richtig vor, allerdings war Aisha mich so erfahren, wie Bella, um das bewerten zu können. Sie versuchte wie immer keine Regung auf ihrem Gesicht erscheinen ztu lassen

Will hatte sich auf seinem Stuhl umgedreht, als er das Klopfen an der Tür gehört hatte.
Thamar war ins Zimmer getreten. Das hatte er noch nie getan... Wahrlich hatte sich keiner der Lehrer - oder Schüler - groß dafür interessiert, was er tat oder nicht...
Bei den seltsamen Worten Thamars runzelte Will die Stirn, wirkte jedoch interessiert.
Thamar trat zur Seite und gab den Blick auf einen Mann frei.
Er sah schmutzig aus und elend ... aber mit sich zufrieden.
Will blickte ihn an.
Thamar zog sich unauffällig zurück und der Mann betrat den Raum. Sein Haar - von einem dunklen braun - wurde von wenigen grauen Strähnen durchzogen, doch nicht des Alters wegen. Eine dünne Dreckschicht überzog es und es schien feucht zu sein... oder besser nass. Schwarze, nasse Strähnen lagen auf der Stirn des Mannes.
Sein Gesicht war schmutzig, er war müde, aber wohl vor wenigen Jahren sehr muskulös gebaut gewesen - was er jetzt zweifelsohne immernoch war, denn hinter dieser ermüdeten Fassade steckte ein Mann, der ihn ohne viel Aufhebens einen Kopf kürzer machen konnte.
Er wirkte abschreckend und mit seinen verdreckten Klamotten verwegen.

Will sah dem Mann ins Gesicht, als er vor ihm stand, hinter dem Pult.
Die Augen... Ernst und streng... Er hatte sie zuvor schon einmal gesehen...
Jack.

Die Stimme war rau und hatte eine gewisse Härte, aber auch eine Spur von Freundlichkeit und Offenheit.
Ein leises Lächeln legte sich auf Wills Lippen.
Endlich würde er seine Ausbildung aufnehmen.

Bella
schaute Noelle an, die Antwort war sehr gut. Ihre Zufriedenheit bezeugte sie mit einem knappen Nicken in die Richtung des Mädchens.
"Genau so ist es. Diese Technik heißt 'sechster Sinn'. Wie dieser Name entstanden ist, weiß man nicht so genau, doch Vermutungen sind, dass man - in einem Zweikampf im Messerwerfen - bei dieser Technik so geschickt wirft, dass es aussieht als hätte man einen sechsten Sinn für das Messer. Das ist natürlich ausgemachter Blödsinn!", erklärte sie ruhig. Beim letzten Satz, blitzen ihre Augen. "Das mir das keiner von euch in einer Abfrage sagt, klar?"
Sie erwartete jedoch keine Antwort, damit würde sie unnötige Zeit vergeuden. Stattdessen fragte sie: "Gibt es Fragen?" Als sich keiner meldete, fuhr sie fort.
"Da anscheinend jeder von euch dieses Arbeitsblatt angschaut zu haben scheint und sich Gedanken darüber gemacht hat, kann mir jemand die Schrittfolge erklären?", lautete ihre nächste Frage.
Sie ließ sich auf dem Pult nieder und schaute in die Gesichter ihrer vier anwesenden Schüler. Wenn Elisabeth nicht anwesend war, dann war es ihre eigene Schuld. Bella hatte es schon ewig aufgegeben ihren Schülern hinterher zu rennen wenn sie zu spät kamen. Entweder sie kam in den Unterricht oder sie ließen es!

Jack
runzelte die Stirn. Ihm kam der Junge bekannt vor, aber er sprach es nicht an. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber und stützte die Arme auf die Stuhllehne vor sich.
Er musterte den Jungen. Er war eher klein und schlank, aber Jack dachte gar nicht daran, ihn zu unterschätzen.
Will war jung, vielleicht so alt wie Jack, als er seine Ausbildung bei den Survivors angefangen hatte. Aber Alter war nicht wichtig. Vor allem nicht in dieser Zeit. Er hatte schon Kinder um ihr Leben kämpfen sehen. Er hatte ein sechsjähriges Mädchen mit einer Waffe gesehen. Er hatte kleine Kinder sterben sehen. Nein, um Alter ging es schon lange nicht mehr.
Jack kehrte mit seinen Gedanken in den Raum zurück und sah in Wills dunkelblaue Augen, als wollte er so in seine Seele blicken und seinen Charakter ergründen. "Von wem wurdest du bis jetzt unterrichtet? Und was hast du bis jetzt gelernt?", fragte er leise, um seine Stimme nicht zu überanstrengen. Er hatte seit Tagen kein wirkliches Wort gesagt.
Er sah in das blasse, schmale Jungengesicht und ihm gefiel das leichte Lächeln auf Wills Lippen. Er schien ein guter Kerl zu sein.

Will hörte Jacks leise Stimme, doch er zögerte zu antworten.
Lange war es her, dass eine wirkliche Autoritätsperson vor ihm gestanden und sich mit ihm beschäftigt hatte.
Auch wenn die Stimme leicht "eingerostet" klang, hörte Will doch
heraus, dass er es gewohnt war zu befehlen und dementsprechende Gehorsam verlangte, obwohl Jack dennoch nicht einschüchternd wirkte... höchstens ein bisschen ... ein großes bisschen... Gut. Jack wirkte WIRKLICH einschüchternd, wie er Will so abschätzend musterte und seinen Blick nicht abschweifen ließ.

Will wirkte, als würde er die Sprache suchen, die Worte und brachte dann zögern hervor: "Ich wurde vor (an dieser Stelle hielt er kurz innerlich zählend und nachdenkend inne) ungefähr zwei Jahren das letzte Mal wirklich unterrichtet, wobei dort auch nur die groben Anfänge behandelt wurden. Was es bedeutet ein Mover zu sein ...Viel gelernt habe ich schon da nicht, da mein damaliger Lehrer sehr viel unterwegs war... bis er von einem Auftrag nicht mehr zurückkehrte. Man sagte mir, dass man so schnell es möglich war einen neuen Lehrer zu finden und es sich nur um Wochen handeln konnte. Aus Wochen wurden Monate, aus Monaten Jahre. Ich habe nie aufgehört morgens hierher zu kommen, in der Hoffnung einen neuen Lehrer anzutreffen, der wieder meine Ausbildung aufnehmen würde ..."

Wills Augen sahen zu dem Mann auf und musterten ihn.

Jack
nickte und sah nachdenklich ins Leere. "Das heißt du hattest bis jetzt keine richtige Ausbildung?", fragte er dabei nach. Er begann, mit dem Fuß auf und ab zu wippen, während er den Jungen wieder aufmerksam ansah. "Du stehst sozusagen völlig am Anfang? Du musst sehr geduldig sein, Will, wenn du jeden Tag hier gewartet hast, ohne dass dir jemand etwas beigebracht hat..."

"Man mag es Geduld nennen... oder Verzweiflung.", bei letzterem blitzten Wills Augen scherzhaft auf, doch er wurde wieder ernst, als er fast traurig fortfuhr: "Was das andere betrifft: Ja. Ausbildung hatte ich bislang nicht wirklich eine. Die zwei Jahre über habe ich mir zwar ein paar Sachen angelesen, aber wirklich weitergeholfen hat mir das auch nicht. Ich habe sehr viel über die Worte meines alten Lehreres nachgedacht... aber die meiste Zeit habe ich einfach nur gewartet..."
Will sah auf. Es freute ihn, dass sein Lehrer seine Hartnäckigkeit, seine Geduld anerkannte und überhaupt zur Kenntnis nahm ...

Jack
"Ja, Bücher haben mir auch selten etwas gebracht", er lächelte schief. Einen Moment lang erinnerte sich an seine Ausbildung. Sein Lehrer war ein grantiger, älterer Mann gewesen, der aber vor Wissen nur so strotzte. Er hatte ihnen viel beigebracht, doch ein Lehrer sollte auch eine Vertrauens- und Bezugsperson sein, an die man sich wenden konnte und das war sein ehemaliger Lehrer absolut nicht gewesen. Dass er aber infiziert wurde, das hatte er nicht verdient.
Jack blinzelte und setzte sich auf. "Vielleicht fangen wir mit den Grundlagen an. Natürlich will ich nichts wiederholen, aber da dein letzter unterricht 2 Jahre her ist..."
Er stand auf und griff nach einem abgebrochenen Stück Kreide, das auf dem Pult lag und fragte sich, wie lange es wohl schon hier lag. Mit dem Ärmel wischte er den Staub und die Kreidereste von der Tafel und überlegte dann, womit er anfangen sollte.

Noelle ging die Schritte im Kopf durch, sie hörten sich einfach an, sahen einfach aus. Doch sie stand am Ende ihrer Ausbildung und hatte im laufe der Jahre gelernt sich in Gedanken so zu bewegen wie sie es auch im echten Leben tat. Die Zeitpunkte mussten passen, genau wie die Geschwindigkeit. Nach langem üben wurde sie für ihre Geduld belohnt. Sie konnte die schwersten Sachen im Kopf durchgehen und meist vielen ihr ihre Fehler auf. Es war als würde sie sich selbst durch einen Spiegel sehen, oder als würde sie einen Film sehen, den sie beim kleinsten Fehler erneut abspielen konnte, aber diesmal mit ausgebessertem Fehler sah. Zwar funktionierte es nicht immer, aber meistens gut genug um zu den besten aus der Klasse zu hören.
Noelle ging die Schritte wieder und wieder durch, bis sie sich sicher war, dass es die richtigen waren. Erst dann hob sie Hand.

Will beobachtete den Mann vor sich genau.
Ganz vertrauen wollte er ihm noch nicht ganz, aber eine Chance verdiente er allemal.

Unter seinem Tisch aus dem Fach zog er einen dünnen Block und legte ihn still auf den Tisch.
Wie oft hatte er es während der zwei Jahre getan, wann immer er irgendwelche seiner Gedanken aufzeichnete. All diese Blätter lagen feinsäuberlich in einer alten Holzkiste unter seinem Bett. Manche viel, manche wenig beschrieben mit Wills sauberere und ruhigen Handschrift, andere mit sinnvollen Dingen, andere mit halbfertigen Gedanken, die er schon verworfen hatte, während er noch schrieb.

Nun also: Auf ein Neues.

Jack
räusperte sich und verspürte Durst, aber er ließ sich nicht ablenken. "Ein Mover ist, wie du weißt, genauso Befehlshaber, wie Befehlsausführender. Er hat die Verantwortung für die Survivor und ist zuständig dazu, die Gruppen zusammen zu halten und Pläne in die Tat umzusetzen", begann er, schrieb die Stichpunkte an die Tafel. "Ein Mover ist eine Autoritätsperson. Er muss selbstbewusst sein und genug Erfahrung haben. Ansonsten würde er wohl kaum respektiert."
Noch während er sprach dachte er darüber nach, ob er wohl das alles war.

Bella
s kalter Blick streifte Noelle die ihre Hab hob. Dann wanderten ihre Augen weiter und blieb an jedem weiteren Schüler hängen. Leeroy, Prisco, Aisha.
Leeory stand - ebenso wie Noelle - ziemlich am Ende seiner Ausbildung, doch er hatte noch ein paar Dinge zu lernen bevor er seine Abschlussprüfung absolvieren konnte und somit ein voll ausgebildeter Fighter werden würde. Aisha und Prisco dagegen hatte noch nicht so lange Unterricht, doch sie glaubte sie würden fähig sein die Schritte zu lernen, die sie ihnen heute zeigte.
Falls dies nicht der Fall sein sollte, konnte sie ihnen die vereinfachte Version des 'sechsten Sinns' zeigen, doch sie hoffe das würde nicht nötig sein. Sonst hätten die beiden noch einen sehr langen Weg vor sich. Und den würden sie gehen müssen, ob miteinander oder getrennt!
Schließlich wanderte Bellas Blick wieder zurück zu Noelle. Sie war sehr begabt und man konnte in ihren Augen fast schon die Schritte sehen, die sie in ihrem Kopf durchging. Sie schaute noch immer gelassen und mit erhobener Hand zu Bella.
Doch sie würde Noelle noch nicht an die Reihe nemen. Es konnte doch nicht wahr sein, dass keiner der anderen Schüler in der Lage war, ihr die Schrittfolge zu erklären. Deshalb stand sie von ihrem Pult auf, lehnte sich lässig an die Wand und wartete geduldig bis sich auch die anderen Schüler dazu entschließe würden ein paar Sätze zum Unterricht beizutragen.
Bella hatte Zeit, sie würde noch Stunden hierstehen können und warten, bis sich die anderen dazu herablassen würden, ihre Hand hochzuhalten und ihre - nun wirklich nicht unbeantwortbare - Frage zu beantworten!

Noelle wusste, dass Bella sie nicht fragen würde, jedenfalls nicht sofort. Sie verstand es natürlich, ihre Mitschüler sollten sich schließlich auch den Kopf zerbrechen. So schwer war es nun wirklich nicht. Der 17 Jährig war klar, dass ihre Lehrerin dort noch Stunden stehen konnte bis so gut wie jeder Schüler aufzeigte, trotzdem behielt sie ihre Hand oben, wie schon so oft, und stellte sich auf eine längere Zeit ein, diese oben zu behalten.
Um die Zeit sinnvoll zu nutzen ging sie die Schritte erneut, fast in Zeitlupe, durch und schaute auf jedes Detail, prägte sich alles ein und versuchte die Worte richtig zu ordnen, so, dass es jeder verstehen könnte.

Aisha

Ich überlegte und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, machte mir allerdings nicht die Mühe, sie in den Zopf zu stecken. Ich fand die Frage schwer, die Theorie war nicht so meine Stärke. Ich konnte relativ gut kämpfen, aber die Theorie mir zu überlegen... Vielleicht einen oder zwei Schritte nach vorne, eine leichte Drehung mit dem Oberkörper... eine Drehung im Handgelenk...? So ungefähr? Oder doch ganz anders? Ich sah wieder auf das Blatt, dann sah ich zu Prisco- er war mir ganz sympathisch- war er schon schlauer als ich? Dass Noelle es wusste war nun nicht ungewöhnlich...

Priscos Fingerspitzen trommelten leise auf den Tisch, ein Zeichen, dass er überlegte, wie er die Zeichnung auf dem Arbeitsblatt in Worte fassen sollte.
Es interessierte ihn, wirklich, aber was sollte ER mit einer Messertechnik?
Er war ein Schwertkämpfer.
Darauf trainiert das Schwert zu nutzen und nicht mit solchen kleinformatierten Nachahmungen zu werfen...
Das Messerwerfen lehnte er strikt ab, das wusste Bella nur zu genau, aber er ließ es über sich ergehen, auch wenn er sich sicherer als sicher war, es nie wieder gebrauchen zu können.
Warum musste Bella denn auch immer, jeden Tag aufs neue, mit ihren Messern kommen.
Jeden Tag war die erste und letzte praktische Übung - und meist auch Theorie - der Messerwurf ...
Manchmal fragte er sich, ob sie hier zu Fightern oder Zirkusclowns ausgebildet wurden, was er natürlich für sich behielt.
Nein, vom Messerwurf hielt er gar nichts, wie so ziemlich jeder hier wusste, besonders Bella.

Wenn sie sich mal dazu entschied eine andere Einheit durchzunehmen, war das keineswegs der Schwertkampf, nein.
Bogenschießen...
Dem war Prisco nicht ganz so feindlich gesinnt und stellte sich sogar recht geschickt an ...
Doch mit seiner Waffe, dem Schwert, wurde so gut wie nie ... eher höchst selten trainiert, da er der einzige im Kurs war, der diese Waffe handhabte und sich auf den Schwertkampf spezialisierte.
Er verstand teilweise, warum Bella ihn in diesem Gebiet kaum förderte...
Wohl zum einen, weil eben kein anderer diese Waffe handhabte, wohl aber auch, weil sie genau wusste, wie gut er das bereits konnte und kaum zusätzlicher Übung bedarf. Ein anderer Grund schien aber ach zu sein, dass sie den großen Bruder ihrer Messer nicht sonderlich zu schätzen schien.

Aisha

Ihr Blick wanderte zu Prisco, er war nicht sonderlich interessiert- zumindest sah es so aus. Sie stieß ihn kurz an und bedeutete ihm kurz und fragend, ob er nicht mit dem trommeln aufhören konnte. Auf ihrer Haut bildete sich eine leichte Gänsehaut- sie hasste dieses Geräusch! Sie zuckte kurz entschuldigend mit den Schultern.

Bella
s Blick ruhte auf Prisco. Ihre kalten Augen borten sich in ihn, als wollten sie seine Gedanken lesen.
Noch immer stand sie lässig an der Wand gelehnt. Bis jetzt meldete sich keiner der anderen Schüler, nur Noelle. Bella würde so lange dort stehen bleiben, bis sich mindestens noch ein Schüler meldete. Entweder sie beteiligten sich am Unterricht oder sie durften die langweiligste Stunde, der sie je beigewohnt hatten, erleben.
"Ihr müsst alle Waffen beherrschen nicht nur die Waffe, die ihr vorzieht!", sagte sie schließlich unerwartet. Dieser Satz war vor allem an Prisco gerichtet, den sie noch immer beobachtete.
Es gehörte zur Ausbildung, mit allen Waffen umgehen zu können und treffsicher zu sein - Gewehre, Pistolen, Pfeil & Bogen, Messer und Schwerter. Wenn ein Schüler eines dieser Dinge nicht beherrschte, dann musste er so lange üben, BIS er es beherrschte.
Diese Tatsache war schon immer so gewesen. Denn wenn man in einem Kampf war, und man konnte nur mit einer Waffe umgehen, war das nicht sonderlich von Vorteil. Vor allem nicht, wenn gerade diese Waffe nicht zur Verfügung stand. Deshalb war es an dem Lehrer zu schauen welcher Schüler wo Probleme hatte. Und erst wenn der Lehrer befand der Schüler war in allen Waffen treffsicher und er beherrschte die Theorie durfte er den Abschluss machen.
Jedoch die Aufgabe eines Lehrers war nicht, jeden einzelnen Schüler darauf anzusprechen wenn er Probleme hatte. Wenn die Schüler etwas nicht verstanden oder sich irgendwo schwer taten, dann sollten sie selbst zu ihr kommen und um Hilfe bitten! Das hatte sie jedem Schüler von Anfang an gesagt.

Aisha

Sie sah sich um und überlegte sich, ob sie sich melden sollte- sie hatte keine Ahnung ob das stimmte, beziehungsweise ob sie das richtig ausdrücken konnte... Ach, egal. Zögernd hob sie die Hand.

Tristan
räusperte sich einmal kurz. Dann begann er.
"Wie alt sind Sie?", lautete seine erste Frage. Es interessierte ihn nicht wirklich, er mochte seinen Lehrer, egal wie alt er war. Doch dies war eine Übung und es ging darum, dass er Fragen stellte und die Antwort analysierte.
Rune antwortete ruhig und gelassen - wie immer. Nachdem er sich die Antwort notiert hatte, stellte er die nächste Frage: "Was war der schönste Tag Ihres Lebens?" Auch die Antwort auf diese Frage notierte er sich auf seinem Block in Stichpunkten. Dann kamen weitere Fragen von ihm.
"Haben Sie Geschwister?"
"Was ist mit ihrer Familie?"
"Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie die Geschichten über die führere Welt hören?"
"Wie stellen sie sich den Tod vor?"
"Haben Sie ein Lieblinsbuch? - Welches?"
"Welchen Namen finden Sie persönlich schön?"
"Wenn Sie ein Tier sein dürften, welches wären Sie?"
So langsam gingen Tristan die Fragen aus. Deshalb stockte er und atmete einmal tief durch. Dann zuckte er die Achseln und grinste seinen Lehrer an. "Mehr Fragen fallen mir nicht ein...", gestand er und lächelte wieder nervös. "Ist das in Ordnung so?"

Prisco bemerkte, dass ein Blick auf ihm ruhte, doch er sah nicht auf. Er konnte sich denken, dass es nicht Noelle oder Elisabeth waren - nicht zuletzt weil letztere nicht anwesend war.
Leeroy schien auch unwahrscheinlich, aber war nicht auszuschließen.
Bella musterte ihn entweder mit dem Gedanken an ihre Frage oder - was wahrscheinlicher war - mit dem Gedanken daran, dass er schon wieder und wie üblich sein Schwert dabei hatte.
Unnötigerweise ...
Man müsste sich Sorgen machen, wenn er es mal nicht dabei hatte...

Es schien jedoch unwahrscheinlich, dass Bella ihn gerade jetzt ansah, also blieb noch Aisha.
Langsam, ganz langsam hob er den Kopf.
Ja, Aisha sah ihn an, doch ihren Blick vermochte er nicht zu deuten. So viel schien hinter ihm zu stecken...

Sein Blick schweifte ab, zu Bella, die immernoch an der Wand lehnte und sie alle angespannt musterte.
Dann wanderte er zu Noelle, die sich auf ihrem Stuhl entspannt hatte, die Hand noch immer erhoben.
Weiter über Elisabeths leeren Stuhl zu Leeroy neben ihm.
Der junge Mann war zwar schlank, aber sein muskulöser Bau konnten dennoch einschüchtern.
Prisco zweilfelte nicht daran, dass Leeroy ihn mit bloßen Händen besiegen könnte, denn eine Waffe würde er bei solchen Armen wahrlich nicht brauchen.
Nicht, dass Prisco sich selbst als schwach bezeichnete, aber zum ersten war Leeroy ganze elf Jahre älter und zum zweiten wohl so kräftig, wie er und Messer-Bella zusammen...
Nein, Leeroy herauszufordern grenzte an Wahnsinn...
Unwillkürlich wich Prisco ein kleines Stück von seinem Sitznachbarn weg.

Aisha

Nochmal stupste sie Prisco an und deutete auf seine trommelnden Finger. Kurzerhand nahm Aisha seine Hand und drückte sie auf den Tisch- als Zeichen, ob er bitte aufhören könnte. Sie legte den Kopf schief.

Jack
seufzte, dann wischte er die Stichpunkte weg und setzte sich wieder auf den Stuhl vor dem Jungen. "Wie alt bist du, Will?", fragte er und als der Junge antwortete, nickte er. "Du weißt, die Ausbildung zum Mover ist eine der kürzesten Ausbildungen! Sie ist wesentlich kürzer als die Ausbildung zu Speaker oder Controller und weniger als halb so lang wie die zum Fighter. Das liegt daran, dass manche meinen, als Mover hätte man nicht viel zu tun und müsste nicht viel lernen. Das mag auch teilweise stimmen, aber täusche dich niemals in den Fähigkeiten eines Movers! Du musst einen starken Willen haben, eine loyale Seele haben und - wie ich gerade schon erwähnte - Vertrauensperson sein. Ohne Mover, würde das gesamte System nicht funktionieren. Sie bringen die Ordnung in die Gruppe. Und ich bin ein Mover, ich habe mehr erlebt, als du denkst und ich hoffe ich kann meinen Job gut machen und dir beibringen, was du wissen und können musst und vielleicht sogar mehr. Ich werde dich vorbereiten! Auf Kampf, brenzlige Situationen, sogar auf den Tod! Denn ein Mover ist nicht bloß ein befehlshabender Snob, zumindest habe ich mir als kleiner Junge das so immer vorgestellt..." Er lächelte schief.