Only survive ~ previously

Thamar seufzte leise. Auf die Schülter zu warten, war eine Sache, aber dass es plötzlich deutlich durch die Flure schallte, dass jemand gegen den Eingang hämmerte, das überraschte ihn dann doch ein wenig. Er warf einen fragenden Blick auf Dan, zuckte dann mit den Schultern und fragte in dem üblichen sanften Tonfall: " Wärest du wohl so freundlich und würdest Bella Bescheid geben, dass da jemand hineingelassen werden möchte. Nur für den Fall der Fälle. Ich werde derweilen schonmal nachsehen, wer uns denn da so früh am Tag die Ehre eines Besuches erweist. " Ein schiefes Lächeln begleitete die Worte, bevor er sich erhob und den leeren Flur hinunterschritt.
Ob er sich dabei unwohl fühlen mochte oder nicht, sah man ihm nicht an. Das tat man sogut wie nie, denn schließlich gehörte das zu ihm und seiner Aufgabe dazu. Kein Unwohlsein zeigen, wenn jemand in der Nähe war oder einen sehen könnte, schließlich sollte man ja ermutigend wirken und das wäre nun wirklich kontraproduktiv gewesen. Nun allerdings musterte er die verbarrikadierte Tür und seufzte leise. Wenn die Person, die dort klopfte, nochmals durchs Fenster hineinblicken würde, wäre das natürlich um einiges einfacher, aber schließlich hob er nur leicht die Schultern, griff nach dem Schlüsselbund der für die Gitter war, die von innen vor den Fenstern befestigt waren. Nicht gedacht, um jemanden einzusperren, sondern nachträglich angebracht zum Schutz gegen unerwünschten Besuch jeder Art. Allerdings würde er sicherlich nicht einfach aufschließen und warten, was sich hineinzuzwängen gedachte. Stattdessen sah er lieber nach, ob auch wirklich das Gitter als solches halten würde, bevor er hindurchlangte und das Fenster kippte, sodass er in seinem üblichen freundlichen Tonfall fragen konnte, wer sich denn dort befände.
" Ich wünsche einen schönen guten Morgen, aber schlagen Sie doch bitte nicht die Tür gleich ein. Mit wem habe ich denn die Ehre mich zu unterhalten, wenn ich fragen darf ?"
Er sprach zwar ruhig , aber die ein oder andere unangenehme Erfahrung hatten ihn gelehrt , dass er nicht zu nah beim Fenster stehen blieb. Ein Arm konnte schließlich verdammt lang sein...

Dan
nickte und stand auf. Während sein Lehrer sich in die andere Richtung aufmachte, lief er den Gang hinab und stürzte in ein anderes Klassenzimmer. Bellas kalten Blick ignorierte er.
"Thamar lässt ausrichten, dass jemand hereingelassen werden will. Ich sollte dir Bescheid geben, du sollest für den Fall mal zu ihm kommen...", erklärte er rasch, warf den anderen Schülern einen flüchtigen Blick zu.

Jack
runzelte die Stirn. Die Stimme kam ihm vertraut vor. "Thamar, bist du's?", entgegnete er durch das gekippte Fenster. Seine Stimme klang ermüdet und fast schwach, doch er räusperte sich leise und straffte seine Schultern. "Ich bin's, Jack!"

Bella
hatte gerade den Mund geöffnet um mit ihrem Unterricht zu beginnen als Dan sie unterbrach indem er ins Klassenzimmer stürzte. Sie musterte ihn mit ihrem kalten Blick, aber die nächsten Worte richtete sie an die Klasse: "Ihr habt ein Blatt von mir bekommen. Dort ist eine Technik des Messerwerfens aufgezeichnet. Macht euch Gedanken darüber, wie sie funktionieren könne. Keiner redet, steht auf oder treibt sonstigen Unfug wärend meiner Abwesenheit!"
Dann rauschte sie aus dem Zimmer ohne Dan noch einmal zu beachten. Mit schnellen Schritten ging sie zur Eingangstür wo Thamar schon stand und sich mit jemandem Unterhielt. Sie kannte die Stimme die aus dem gekippten Fenster drang als die von Jack.
"Halo Jack!", sagte sie mit ihre üblichen kalten Tonfall und zog ein Messer. Jeder der hier hineinkam - das war Anweisung des Anführers - musste geprüft werden. "Du kannst aufmachen!", sagte sie zu Thamar und wartete dessen Reaktion ab.

Jack
verdrehte mit einem schiefen Lächeln die Augen. "Hallo, Bella", entgegnete er und wartete, bis er hineingelassen wurde. Bella war vierzehn gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte und er wusste nicht, ob er sich freuen sollte, sie gleich wieder zu sein.

Thamar lächelte schief. " Du klingst furchtbar, aber da Bella ja nun hier ist, kann ich mich ja getrost freuen, dass du es bis hier geschafft hast. Moment noch . "
Er nickte nur leicht auf ihre Worte hin und schloss kommentarlos die verschiedenen Halterungen des Gitters hinter der noch zusätzlich verstärkten Tür ab, bevor er erst das Gitter in der dafür vorgesehenen Schiene beiseite schob und dann die Tür selbst mit mehr als nur ein wenig Mühe aufzerrte. Er war halt eher groß und schmal und nicht ansatzweise so kräftig, dass er mit diesem Monstrum von einer Tür einfach so zurecht gekommen wäre. Zuviele Holz- und sogar Metallplatten als zusätzliche Verstärkung gaben dem Gegenstand einfach soviel Gewicht, dass er und auch die meisten anderen Leute hier, nicht in der Lage waren, die Türe ohne fremde Hilfe mehr als ein Stück weit zu öffnen. Ausreichend zwar, damit Jack herein konnte, aber zu mehr würde es nicht reichen. Der Rotschopf lehnte sich auch schon leicht dagegen, da laut den Regeln diese Tür nie länger als nötig geöffnet zu bleiben hatte. Also würde er sich mit ganzem Gewicht wieder dagegenwerfen, um sie zu schließen, sobald Jack im Innern des Gebäudes befindlich wäre.

Leeroy derweilen hatte sichtlich aufgemerkt als sein Bruder genannt wurde. Dann allerdings gab Bella ihre Anweisungen und da sie ihn nicht weiter beachtete, fluchte er zwar innerlich, machte sich dann allerdings mit einem schweren und besorgten Seufzer daran, sich die Theorie auf dem Blatt einzuprägen. Klang kompliziert, aber er hatte bisher noch alles zu Bellas und seiner eigenen Zufriedenheit gemeistert, also würde mit ein wenig Übung auch das hier gelingen. Davon ging er zumindest aus. Aber momentan irrte sein Blick immer wieder zur Tür hinüber. Er machte sich wirklich Sorgen, sobald sein Zwilling mit irgendetwas von draussen in Kontakt kam. Thamar war schließlich immer derjenige von ihnen beiden gewesen, der weniger vertrug und daran hatte sich auch jetzt nichts geändert. Hätte er nicht als Schüler hier gesessen, so wäre Leeroy seinem Bruder wahrscheinlich nicht von der Seite gewichen. So allerdings knurrte er nur leise, nachdem das Seufzen ihm ja keine sonderliche Erleichterung verschafft hatte und blickte immer wieder nervös in Richtung der Tür.

Jack
lachte fast auf Thamars Worte hin und antwortete bloß: "Es war ein langer Weg, ihr könnt froh sein, dass ich nicht drauf gegangen bin!"
Er schlüpfte hinein und half Thamar, die Tür wieder zu schließen. "Ich seh schon, hier hat sich nichts verändert!", nickte er.

Dan
stand noch immer auf dem Flur und verfolgte das Geschehen. Er kannte den Mann nicht, den Bella und Thamar hineinließen. Er war jünger als Dans Lehrer, aber definitiv älter als die Fighter-Lehrerin. Dan schätzte ihn auf zwanzig, vielleicht älter. Die Narben in seinem Gesicht zeugten von seiner Erfahrung, doch vermutete der Junge, den neuen Mover-Lehrer vor sich zu sehen und so wunderten ihn die Makel.

Bella
beobachtete wie der Mann eintrat - Jack. Bella kannte ihn, doch als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er weniger dreckig gewesen und er hatte jünger gewirkt. Auch sie hatte sich verändert, denn bei ihrem letzten Treffen war sie noch Schülerin gewesen.
"Was hast du bei dir?", fragte sie kalt und forderte ihn dazu auf ihr den Inhalt seiner Taschen und seines Rucksacks zu zeigen. Wärend sie dabei zusah wie er seinen Rucksack vom Rücken nahm und ihn auf den Boden stellte bedeutete sie Thamar mit einem Blick, dass sie alles im Griff hatte und er getroßt zu seinen Schülern zurück gehen konnte.
Sie beboachtete Jack sorgfältig. Der große Mann hatte weiße Haut mit einem leichten Graustich was ihn leicht kränklich wirken ließ, doch wahrscheinlich kam das - wie die grauen Stränen in seinen braunen Haaren - von der Anstengung der Reise. In ein paar Tagen würde das vergangen sein.

Jack
seufzte und stellte den Rucksack ab. "Immernoch ganz die Alte, was?", sagte er neckisch zu Bella. Er öffnete den Verschluss des Rucksackes und nahm einen Pullover, ein Feuerzeug, einen Schlafsack und eine Zahnbürste heraus. Erst dann griff er nach dem Jagdmesser, dem Taschenmesser, der Pistole und einem Stapel Munition. "Willst du mich noch abtasten? Ich hab noch eine davon!", sagte er und deutete mit dem Kinn auf die Waffe. "Den Rest habe ich dort gelassen."

Thamar grinste nur schief in Jacks Richtung , zuckte dann allerdings mit den Schultern und machte sich daran, die Tür selbst, ebenso wie das Gitter wieder ordentlich abzuschließen.
Er war zwar mehr als dankbar, dass Jack mit anpackte, aber ebenso fragte er sich , ob Bella nicht hin und wieder einfach wenigstens den Versuch unternehmen könnte, nicht wie ein Eisblock zu wirken. Aber auch das zeigte sich nicht auf seinem ruhigen und stets freundlich wirkenden Gesicht. Stattdessen kontrollierte er nochmals alle Schlößer. Das lag nicht daran, dass er nicht seiner Fähigkeit im Umgang mit einem Schlüssel vertraut hätte, sondern eher daran, dass schonmal ein Lehrer fast für eine Katastrophe gesorgt hätte, als er selbst noch Schüler gewesen war. Damals waren nur ein oder zwei der Schlösser nicht richtig eingerastet gewesen und dann hatten nachts plötzlich diverse Gestalten im Gang gestanden und sich auf alles gestürzt , was sich bewegte. Er war mehr als froh gewesen, dass man die Lage so schnell unter Kontrolle bekommen hatte, aber damit er seine Kollegen und vor allem die Schüler nicht in eine solche Situation brachte, kontrollierte er eben alles lieber zweimal zu viel als einmal zu wenig.
Sobald er fertig war, wandte er sich um. Bella mochte ja durchaus ein Fighter und ein Lehrer sein, aber nur weil die Vorschrift es vorsah, dass man sie dazurief, wenn die Tür für jemanden geöffnet wurde, hieß das noch nicht, dass er sich herumschicken lassen musste. Von seinen Schülern war bisher ohnehin erst Dan anwesend und der stand ein Stück den Gang hinunter und beobachtete Jack. Nicht verwunderlich, man sah hier schließlich nicht unbedingt oft Fremde. Zumindest keine freundlich gesinnten Fremden.
Thamar für seinen Teil wollte ausserdem sehr gern wissen, wie es Jack ergangen war und er bei etwas Hilfe bräuchte, also blieb er still im Gang stehen und wartete geduldig, bis Bella ihre Inspektion beendet haben würde.

Bella
"Du bist jetzt also der Lehrer für die Mover...", stellte sie ausdruckslos fest, als sie die Gegenstände in Jacks Taschen mit einem Nicken abgetan hatte. Bella erwartete keine Antwort.
Sie hatten alle das Wappen der Surviver - ein Schwert und eine Pistole Parallel zueinander um die sich eine Blutspur rankte - getragen und somit war sicher, dass Jack der war, wofür sie ihn hielt.
Sie wandte sich wieder zu Thamar um. "Kannst du übernehmen? Meine Schüler sind, bis auf einen, alle anwesend und ich habe heute eine schwere Lektion mit ihnen vor. Deshalb sollte ich so schnell wie möglich beginnen", fragte sie ihn und ihr kalter Blick huschte zu ihm hinüber.
"Übrigens solltest du vielleicht noch bei uns vorbeischauen. So wie ich deinen Bruder kenne fängt er an sich sorgen zu machen, kaum fällt dein Name in Verbindung mit irgendwas, das gefärlich sein könnte", schlug sie Thamar vor und ein leicht amüsierter Glanz trat in ihre Augen, der jedoch nach wenigen Sekunden wieder verschwand.
Sie wandte sich schon zum gehen, wartete jedoch noch, bis Thamar antwortete.

" Sicher kümmere ich mich um Jack. Wir wollen ja nicht, dass den lieben Anwärtern etwas Wichtiges entgeht. " Er lächelte freundlich, auch wenn er sich wieder einmal fragte, ob sie nicht wenigstens ein bisschen freundlicher schauen konnte.
Was zu seiner Überraschung wenig später zumindest für wenige Augenblicke geschah, als sie seinen Bruder erwähnte und dessen fast schon gluckenhafte Sorge.
Allerdings konnte er sich dabei selber ein schiefes Lächeln nicht verkneifen. " Wäre wahrscheinlich nicht verkehrt, ich komme gleich vorbei, sobald Jack weiß, wo er seine Sachen unterbringen kann und wo er seinen Schützling unterrichten muss. Bis dahin wird Leeroy es sicherlich noch aushalten. Und wenn nicht, dann lass ihn ein paar Runden laufen, das hilft ihm meist sich wieder einzukriegen. " Er zuckte leicht mit den Schultern und sein Gesicht ebenso wie seine Haltung zeigten deutlich , dass das keine Anweisung war, wie sie mit seinem Bruder umzugehen hatte, sondern dass er lediglich erklärte, was er stets bei ihm als hilfreich erlebt hatte.
Schließlich war Thamar stets darum bemüht, niemandem gegenüber herrisch oder bevormundent zu erscheinen. Das vertrug sich nicht mit seinen Aufgaben, es sei denn, es wurde gegenüber ausgesprochenen Sturköpfen benötigt und das war hier nunmal nicht der Fall. So nickte er ihr denn auch nur nochmals freundlich zu und wartete dann still, dass sie den Flur hinabging.
Fragend musterte er dann Jack.
" Freut mich wirklich, dich heil und mehr oder minder gesund wieder zu sehen. Wie ist es dir in der Zeit, die wir uns nicht gesehn haben , ergangen, wenn ich dir mit der Frage nicht zu nahe trete ? " Sein Lächeln und auch die sanfte Stimmlage blieben auch jetzt erhalten, wie es immer der Fall zu sein schien. Derweilen gab er Dan, der ja noch hinter ihnen im Gang stand einen Wink, der dem Schüler bedeutet, dass er ruhig näher kommen dürfte.

Jack
sah Bella kurz hinterher, dann blickte er zu seinem alten Freund und packte seine Sachen zurück in den Rucksack. "Ja, ich bin auch froh, noch alle meine GLiedmaßen zu besitzen und uninfiziert geblieben zu sein. Aber als Mover bestand ja keine große Gefahr", erklärte er mit seinem üblichen, schiefen Lächeln.
"Und was ist hier so geschehen, während ich nicht da war?"

Dan
blickte zwischen den beiden älteren Männern hin und her, doch er folgte Thamars Wink und kam näher.

Thamar lächelte schief und nickte zustimmend.
" Glaub mir, das geht hier auch jedem so, sobald man eine kleine Weile nach draussen musste oder die Biester mal wieder viel näher kommen , als es uns lieb ist. Aber um deine Frage zu beantworten : Wir haben weitaus weniger Schüler als zu unser beider Ausbildungszeit, aber sie sind recht begabt und lernen eifrig. Ich glaube, du hast sogar nur einen Schützling, auch wenn ich es nicht beschwören kann. Dan hier ist einer von meinen beiden Schülern und ganz hervorragend im Umgang mit Worten und Stimmungen. Aber das muss ich dir ja nicht sagen, schließlich hält sich niemand lange, der nicht wirklich gut in dem ist, was hier gelehrt wird. Dafür haben wir schließlich leider weder Zeit noch Ressourcen. Dan, das ist Jack, ein alter Freund und neuer Lehrer hier. " Er lächelte seinem Schüler kurz zu, Jack ebenso und dann warf er einen Blick auf dessen Gepäck.
"Brauchst du bei irgendwas Hilfe, sonst zeige ich dir , wo du schlafen kannst und schaue dann mal, ob wir deinen Schüler finden, bevor ich mich endlich einmal daran gebe und meinen beiden heute doch noch etwas beibringe, hm ?" Weder wirkte er ungeduldig noch in irgendeiner Weise beunruhigt. Schließlich hatten sie Zeit und er hatte es durchaus ernst gemeint, als er erklärte, dass Dan hervorragend war. Es gab sicherlich auch bessere Anwärter, aber die gab es immer. Egal um wen es sich handelte. Also bedeutete das nichts.

Dan
knetete unruhig seine Finger und ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er Thamars Worte über seine Leistungen hörte.
Da vergaß er fast, hinzuhören. Der neue Lehrer schien älter als Thamar zu sein. Sein Gesicht und seine Kleidung waren verdreckt und seine Haare waren dunkelbraun, aber hatten einige gräuliche Stellen. Ob das von der Anstrengung kam? So alt schien er nicht zu sein, dass er schon graue Haare bekam.

Jack
sah den Jungen an. Er hatte wachsame, geduldige Augen und schien kein schlechter Kerl zu sein. Er lächelte ihn kurz an, dann wandte er sich wieder an Thamar, der mit ihm gesprochen hatte. "Ich denke das geht schon. Nach sechs Tagen kann ich den Rucksack auch noch die paar Meter weiter tragen", er grinste schief. "Aber klingt nach einem Plan."

Der Rotschopf gluckste leise, nickte allerdings und winkte ihm zu, ihm zu folgen. Dan überliess er es selbst, ob er folgen wollte oder nicht.
Dann setzte er sich in Bewegung und wanderte den Gang entlang, um den Weg zu Jacks zukünftigem Raum einzuschlagen. Dort angekommen, öffnete er die Tür , hielt Jack dann gelassen den einzelnen Schlüssel hin, da es nun schließlich sein Raum sein würde und wartete geduldig, dass er es sich halbwegs gemütlich machen konnte.
" Es ist zwar nicht so komfortabel wie so manch anderer Ort, aber immerhin besser als nichts und man gewöhnt sich rasch daran. Waschgelegenheiten und Ähnliches muss ich dir ja nicht aufzählen, du warst schließlich ebenso wie ich schon vorher hier . Oder möchtest du irgendetwas im Speziellen nochmal erwähnt haben ? " Fragend und ruhig lehnte er im Türrahmen, machte allerdings keine Anstalten den Raum zu betreten. Das würde Jacks Reich und Rückzugsort sein und dementsprechend privat war es . Hier hatte er nur einzutreten, wenn er eingeladen war und das galt ab dem Moment, in dem das Zimmer mitsamt Schlüssel an Jack übergeben worden war. Also verharrte er so, dass er nicht im Weg war und sich weiter ruhig unterhalten konnte.

Jack
sah sich in dem kleinen Raum um und überlegte, was es wohl zuvor einmal gewesen war. Er wusste nicht genau, wie Schulen damals wirklich ausgesehen hatten, doch glaubte er, in einem Kopierraum oder ähnlichem zu stehen. Das Bett war flach und ein einfaches Klappbett, aber es würde reichen. Er lehnte seinen Rucksack daran und blickte kurz aus dem abgesicherten Fenster. "Ich denke ich erinner mich noch, danke", antwortete er währenddessen. Als er sich umdrehte stand ihm aber doch eine Frage ins Gesicht geschrieben. "Sind die alten Spinde noch intakt? Ich hatte einige Dinge hier gelassen und wäre froh, sie in Sicherheit zu wissen!"

" Sicher sind sie das und solange du den Schlüssel noch hast, dürfte deiner auch noch verschlossen sein. Die Schüler haben strikte Anweisung, sich nur an ihren eigenen zu vergreifen, wenn sie überhaupt das Bedürfnis verspüren, einen der Spinde zu beanspruchen. " Er zuckte leicht mit den Schultern und lächelte schief und mit einer winzigen Spur Neugierde im Blick. Aber dennoch stellte er die Frage, die ihm auf der Zunge brannte nicht. Selbstbeherrschung war ein Grund dafür, Höflichkeit ein anderer. So legte er lediglich den Kopf leicht zur Seite und wartete geduldig ab, bis Jack sich eingerichtet hatte, bevor er sich auf den Weg in Richtung der Schlafräume der Schüler machte. Schließlich dürfte irgendwo dort oder aber schon in einem der Klassenräume ein gewisser Schüler sitzen und auf einen Lehrer warten.
Die Schlafräume lagen näher, also waren sie die erste Wahl, danach würde man sich die Klassenzimmer vornehmen.

Jack
stemmte die Hände in die Hüften und nickte, als er fertig war. "Das ist gut", murmelte er nur als Antwort, dann folgte er Thamar den Gang entlang. Er versuchte, sich zu merken, später noch bei den Spinden nachzusehen. Thamar war stehen geblieben und Jack erkannte, dass sie bei einem der Schlafräume der Schüler sein mussten.

Der schlanke Rothaarige klopfte an, wartete einige Minuten und trat dann ohne Zögern ein. Das war immerhin genug Zeit gewesen , um sich zu bedecken, falls jemand grade unbekleidet im Raum umhertappte und ansonsten hatte die Person eben Pech. Ihn störte es nicht wirklich und er hatte schließlich nur vor, einen Blick nach drinnen zu werfen, ob der entsprechende Schüler noch dort war oder schon irgendwo auf dem Gelände unterwegs . Das würde die Sache zwar nicht unbedingt einfacher machen, aber nun ja. Es gab sicherlich Schlimmeres.
So lehnte er sich denn gelassen mit der Tür in den Raum und blickte sich kurz und gründlich um. Keiner da.
Mit einem Seufzen schloss er die Tür wieder und machte sich kommentarlos auf den Weg zu den Klassenräumen , wobei er anscheinend einfach davon ausging, dass Jack und Dan ihm folgen würden. Er hatte so eine Ahnung, wo sich Will befinden würde, wenn er nicht mehr im Schlafram war und so steuerte er ziemlich zielsicher auf einen kleinen aber hellen Raum zu, dessen Tür nur angelehnt war und klopfte kurz an, bevor er die Tür ein Stück aufschob und Will an einem der Tische entdeckte.
" Guten Morgen, William. Ich habe jemanden mitgebracht, der sich sicherlich gerne selbst vorstellen würde, denke ich. " Damit trat er beiseite und nickte Jack aufmunternd zu. Scheinbar schien er nicht vorzuhaben, weiter einzugreifen, nachdem er Schüler und Lehrer zusammengebracht hatte.

Dan
war auf dem Flur stehen geblieben und hatte die beiden Lehrer beobachtet. Irgendwann war er zurück ins Klassenzimmer gegangen und hatte sich wieder gesetzt. Er stützte den Kopf in die Handflächen und die Ellenbogen auf die Tischplatte.

Jack
warf ebenfalls einen flüchtigen Blick in den Schlafraum, konnte aber nichts sehen, außer fürchterliches Durcheinander, bei dessen Anblick er leicht lächeln musste. Als er bemerkte, dass Thamar schon weiter gegangen war, folgte er ihm rasch und blieb hinter ihm stehen, als der Speaker-Lehrer an eine Tür anklopfte und sie schließlich öffnete. Jack hörte seine Worte und erkannte, dass sie offensichtlich bereits an seinem neuen Klassenzimmer waren. Wenn man Klassenzimmer sagen konnte. Der Raum war klein und ziemlich heruntergekommen, außerdem hatte Jack ja bloß einen einzigen Schüler, der in der ersten Reihe an einem der Tische saß und sich zur Tür umgedreht hatte. Jack machte einen Schritt inn Zimmer hinein, dann noch einen und ging schließlich nach vorne zum Pult. Er nickte Thamar dankbar zu, dann wandte er sich an den Jungen. "Ich bin Jack Hunter. Ich bin jetzt dein Lehrer", sagte er mit einer offenen, freundlichen Stimme, die aber noch rau und eher leise klang. Er hätte sich gerne gewaschen oder wenigstens eine andere Hose angezogen, ehe er seinen Schüler kennen lernte. Schließlich war sein Gesicht noch immer verdreckt, genauso seine Kleidung und sein Haar sah vermutich schlimmer aus als je zuvor. Aber wirklich stören tat es ihn nicht.

Thamar nickte den beiden nur zu und murmelte etwas davon, dass er sie dann jetzt allein lassen würde. Danach machte er sich auf den Weg zum Raum, in dem Bella die Fighter unterrichtete. Schließlich wartete sein Bruder ausgesprochen unruhig darauf ihn zu sehen.
So klopfte er denn an die Tür und streckte dann den Kopf hinein.

Leeroy derweilen hatte den eigenen Kopf sofort gehoben, als er das Klopfen hörte und wirkte wie ein Jagdhund , der Witterung aufgenommen hatte. Still starrte er in Richtung seines Bruders und warf dann einen fragenden Blick auf Bella. Er würde jetzt nicht aufspringen, um auf ihn zuzurennen, wie sie es als Kinder stets getan hatten, sobald sie einander ein paar Stunden nicht sehen konnten. Aber er hatte sich nunmal wirklich Sorgen gemacht und so erleichterte es ihn schon, dass sein Zwilling ihn mit einem schiefen Lächeln von der Tür aus musterte und ihm kurz zunickte, um sich dann mit einer leisen Entschuldigung in Bellas Richtung wieder zu entfernen. Aber nun war Leeroy sichtlich beruhigt und die Spannung wich wieder aus seinen Schultern, die erleichtert ein kleines Stück hinabsackten.
Wenn es Thamar gut ging , dann war alles in Ordnung und so konnte er sich nun wieder auf seinen Unterricht konzentrieren.

Thamar derweilen schlenderte nun in den eigenen Klassenraum und lächelte entschuldigend. " Das war ein wenig viel für einen Morgen. Tut mir wirklich Leid, dass das die Zeit des Unterrichtes gekostet hat, aber ich denke, wir werden einfach einmal sehen, was wir dennoch hinbekommen. " Schließlich sollte spätestens jetzt auch Schüler Nummer Zwei anwesend sein und daher hatte das Herumgelaufe wenigstens ein Gutes gehabt. Er nahm wieder Platz und wartete still ab, schließlich hatte er den beiden eine Aufgabe gegeben, die sie im Laufe der letzten Tage hatten erledigen sollen und er erwartete heute Ergebnisse. Die widerum würden ihm von den beiden Schülern vorgestellt werden, also lies er ihnen die Zeit , sich darauf noch kurz vorzubereiten und dann zu beginnen.

Rune blickte zu Tristian und lächelte ihn leicht an. „Für heute habe ich mir mal etwas anderes ausgedacht. Normalerweise gehen wir ja von der Theorie zur Praxis über. Heute möchte ich es, wenn es für dich in Ordnung ist, umgekehrt gestalten. Der Sinn dabei ist, dich auf Situationen vorzubereiten, die sicher kommen werden, welche wir nicht, weder praktisch noch theoretisch, im Unterricht durchgenommen haben. So leid es mir auch tut, aber während der Ausbildung kann man nicht alles gelernt bekommen, selbst ich weiß heute noch nicht alles, aber man muss trotzdem auf alle Situationen vorbereitet sein.“
Rune wartete auf die Zustimmung seines Schülers und fuhr anschließend fort: „Ich möchte, dass du mir Fragen über mich, mein Leben, meine Familie, meine Vergangenheit, oder sonst irgendwas stellst. Egal wie peinlich oder schräg diese rüber kommen, ich werde dir alles beantworten. Alles. Allerdings werde ich nicht immer die Wahrheit sagen. Deine Aufgabe wird es sein, dir die Fragen, möglicherweise auch die Antworten zu notieren, und dir Gedanken darüber zu machen, ob es die Wahrheit oder eine Lüge ist. Außerdem will ich auf dem Zettel stehen haben, wieso du so denkst und dieser Meinung bist. Du kannst dir aussuchen, ob du es direkt nach der Antwort notieren willst oder ob ich dir nach deinen Fragen dafür Zeit geben soll.“
Der Lehrer dachte kurz nach bevor er fortfuhr: „Manche Lügen werden leicht zu durchschauen sein, andere schwierig, aber ich möchte, dass du bei allen genau überlegst, woher weiß ich, dass er lügt, ich möchte, dass du dir Gedanken darüber machst. Und bitte schreibe schön, ich werde deine Notizen in der Mittagspause durchgehen, damit wir sie am Nachmittag besprächen können. In Ordnung?“

Dan
sah auf, als Thamar wieder das Zimmer betrat und blickte kurz zu Lucy, die es nun auch zum Unterricht geschafft hatte. Er senkte den Kopf und ging seine Arbeit noch einmal durch, verbesserte gelegentlich noch etwas. Dabei war er mit den Gedanken eigentlich ganz woanders, doch er schaffte es, sich zu konzentrieren.

Bella
wandte sich von Jack, Dan und Thamar ab um in ihr Klassenzimmer zu gehen. Sie vertraute den Schülern so weit, dass sie sie alleine lassen konnte ohne die Befürchtung haben zu müssen, wenn sie zurückkäme stünde das Klassenzimmer in Flammen.
Nach dem sie durch die Gänge gehastet war, trat sie ins Klassenzimmer und eröffnete mit einem kalten "Guten Morgen!" den Unterricht. Alle Schüler horchten auf und Bella nahm das Arbeitsblatt zur Hand. Sie hatte es selbst gestaltet, für jeden einzeln, da der Drucker zur Zeit - mal wieder - nicht funktionierte. Und im Übrigen wurden die Kopierpapiervorräte langsam knapp. Die Surviver-Lehrer waren angewiesen worden kein Kopierpapier zur Erstellung von Arbeitsblättern zu verwenden, da dieses sehr selten und schwer herzustellen war.
So hatte Bella auf billigerem Papier nur eine Zeichnung erstellt und keinen langen Text geschrieben, da ihre Geduld nicht gereicht hätte den Text für alle ihre Schüler fünf Mal zu schreiben.
"Ihr habt euch das Arbeitsblatt durchgesehen, wie ich hoffe, und könnt mir nun sicherlich sagen wie -", fing sie nun an doch das erneute Aufgehen der Türe unterbrach sie. Dort stand Thamar und grinste seinen Bruder an, bevor er eine Entschuldigung an Bella murmelte, sich umdrehte und davonging.
Bella taxierte Leeroy mit zusammengekniffenen Augen. Als er Thamar gesehen hatte, waren seine angespannten Schultern nach unten gesunken und seine Miene aufmerksamer auf ihren Unterricht geworden. Zufrieden wandte sie sich von ihm ab und stellte die Frage erneut: "Dem Arbeitsblatt, das ihr euch hoffentlich durchgelesen habt, sind einige Informationen zu entnehmen. Einer von Euch kann mir sicherlich sagen, was wir heute durchnehmen wollen und wie es heißt!"

Tistan
lächelte seinem Lehrer einmal kurz zu. Er freute sich auf den Unterricht, es machte ihm immer Spaß neue Dinge zu lernen und den Dreh bei komplizierten Übungen herauszubekommen.
Als Rune anfing die Aufgabenstellung zu erklären notierte er sich einige Stichpunkte auf seinem Block um nichts zu vergessen, aber auch damit er in ein paar Wochen noch wusste, was er aufgeschrieben hatte.
Rune war zu Ende mit seinen Erklärungen und Tristan runzelte die Stirn. Eine Frage lag ihm auf der Zunge. Er formulierte sie und sprach sie dann aus: "Okay, aber woran erkenne ich, das Sie lügen? Oder geht es darum dass ich das herausfinde...?!" Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Und ich hätte gerne etwas Zeit zwischen den einzelnen Fragen und Antworten"
Tristan freute sich auf dieses 'Spiel' - jedenfalls juckte es ihn in den Fingern seinem Lehrer Fragen zu stellen. Er war auch gespannt darauf, ob er bei jedem richtig erkennen und begründen konnte, ob Rune log oder nicht.
Ein lächeln huschte über Tristans Gesicht als er an die vielleicht unsinnigsten Antworten dachte.