Only survive ~ previously

Aisha

Nachdem sie durch das Tor getreten waren, war Aisha sofort angespannt. Die Finger ihrer rechten Hand schlossen sich fest um den Griff ihres Messers und sie ging aufrecht, obwohl sie wie immer einen Schritt mehr machen musste, als die anderen.
Schon die stumme Unterhaltung zwischen Bella und Dean war ihr aufgefallen und sie war überrascht gewesen. Wieder kam ihr Priscos Einschätzung des Jungen in den Sinn. Er schien tatsächlich etwas Besonderes zu sein, denn sogar Bella schien... so eine Art Respekt für ihn zu haben. Und er schien Erfahrung zu haben.
Als der Junge dann auch noch den Vogel zielsicher traf, war sie relativ überrascht. Wo hatte er so eine Ausbildung bekommen. Aisha registriert, dass die Waffe kaum zu hören war und auch das war ungewöhnlich. Mehr oder weniger ungewollt zollte auch sie dem Jungen unbemerkt ein wenig Respekt. Doch ihr Gesicht blieb verschlossen und sie ließ es sich nicht anmelden.

Bella hatte die Gruppen eingeteilt und Aisha trat leise neben den Jungen, während sie die Augen zusammenkniff und Dean - plus seine Waffe - nochmal eingehen musterte. Kurz nickte sie dem Jungen zu. Sie sah keinen Sinn darin, sich vorzustellen, denn ihr Name war ja aus Bellas Worten zu schließen.
Trotz allem wäre es ihr lieb gewesen, mit jemandem in einer Gruppe zu sein, den sie kannte und dem sie vertraute. Klar, Dean schien erfahren zu sein, aber sie kannte seinen Kampfstil nicht und hatte im Gegensatz zu ihm auch keine Erfahrung im Kampf mit Infizierten. Doch es war auch eine gute Möglichkeit, den Neuen kennenzulernen und ihn besser einschätzen zu können. Aufmerksam sah sie das Mädchen um und sah dann wieder zu Dean.

Dean starrte auf den Wald vor sich.
Sie hatten alle die Lichtung noch nicht verlassen, warteten darauf,ob Bella noch eine letzte Anweisung geben würde, doch es folgte nichts.
Nur Stille.

Dean warf einen letzten Blick zurück zu den anderen, bemerkte, dass Aisha ihn und seine Waffe abschätzend musterte. Er wusste nicht, wie er diesen Blick werten sollte.
Abwertend? Respekt zollend? Misstrauisch? Verunsichert?
Der Blick konnte so vieles bedeuten...
Er hatte nie sonderlich viel mit Menschen zu tun, und wenn, dann mit solchen, die von Infizierten gejagt wurden und immer dieselben Gefühle hatten: Angst um ihr Leben und furchtbare Panik davor, verwandelt oder getötet zu werden.
Der einzige Mensch, mit dem Dean sonst noch zu tun hatte war sein Vater, und der sagte, was er dachte, oder er zeigte es anderweitig, was Dean auch schon des öfteren zu spüren bekommen hatte...

Dean schüttelte den Gedanken ab, sah noch einmal zu den anderen, dann wandte er sich ab. Er betrat den dunklen, stickigen Wald, seine 1911 noch so weit gesichert, als dass er nurnoch den Schlaghebel mit dem Daumen runterziehen musste und dann sofort schießen konnte.
Seine Augen musterten den umliegenden Wald. Still.
Er ließ seine Waffe in das Holster an seiner rechten Seite gleiten, aber seine Finger blieben am Griff liegen, sodass er die Wafe noch schneller ziehen konnte, falls sie auf einen Infizierten trafen.
Vorsichtig und lautlos bewegte er sich vorwärts, aber trotzdem relativ zügig und sicher, klar, er war solche Bedingungen mehr als nur gewohnt, aber trotzdem achtete er darauf, nicht zu schnell zu sein, damit er Aisha nicht hinter sich zurückließ.

Prisco sah Max an.
"Also wir beide.", das war mehr eine Feststellung, als eine Frage.
Er sah Dean noch einmal hinterher, der geradeeben mit Aisha den Wald betrat.
Dann blickte er Max an und verließ ebenfalls die Lichtung, jedoch in eine andere Richtung, als Dean und Aisha.
Als sie ein paar Meter in den Wald gegangen waren, begann Prisco zu sprechen.
"Und? Was hältst du so von unserem Neuen?", er sah Max an, während er weiterging und wartete auf ihre Antwort.

Aisha

Sie beschleunigte ihren Schritt nocheinmal, aber bemühte sich, trotz allem alles um sich herum mit zu bekommen. Sie hatte das Gefühl, dass jedes Geräusch unnatürlich laut war und jedes Rascheln kam ihr schlecht vor. Doch nach einigen Sekunden gatte sie sich wieder im Griff und konzentrierte sich völlig auf ihre Umgebung. Ihre Finger waren um ihr Messer geschlossen, fast einwwenig krampfhaft. Aber trotzdem versuchte sie, sich das nicht vor dem Neuen anmerken zu lassen. Sonst war sie keineswegs ängstlich. Aber heute... eine Übung mit großer Wahrscheinlichkeit, auf einen Infizierten zu stoßen und das auch noch mit jemandem, den sie kaum kannte? Das war.... naja... wahrscheinlich sehr lehrreich.
Ein kleiner Vogel flog aus dem Gebüsch auf. Blitzschnell drehte sich Aisha um und hätte fast ihr Messer nach diesem geworfen, konnte sich aber gerade noch zurückhalten. Innerlich lachte sie sich selbst aus: Wegen eines Vogels! Bella wäre sicher nicht begeistert darüber! Auf Dean machte sie sicher auch eine super Eindruck. Aber trotzdem blieb das ungute Gefühl und die Nervosität übrig.

Dean streifte beinahe lautlos durch den Wald und zwischen den Bäumen umher.
Situationen, wie diese waren sein Leben.
...aber scheinbar hier kein Standard, scheinbar fast eine Ausnahme, wie Dean anhand Aishas Schreckhaftigkeit urteilte. Man konnte diese Eigenschaft auch als übermäßige Aufmerksamkeit beschreiben, das hatte nicht einen so furchtbar negativen Klang...

Deans Augen wanderten umher.
Boden, Bäume, Gebüsch.
Infizierte waren unschlagbar schlecht darin ihre Spuren zu verwischen, weshalb sie für geschulte Augen äußerst leicht auszumachen waren - was aber auch an seiner Ausbildung liegen könnte.

Dean blieb stehen und ging in die Knie, als er glaubte etwas an einem Baum entdeckt zu haben - was sich jedoch als Krallenkratzspuren der Reviermarkierung eines Dachses herausstellte - , als hinter ihm eine fast schon hektische Bewegung ausgeführt wurde.
Er wandte den Kopf um, wollte aufspringen und seine Waffe ziehen, war sogar schon halb in der Bewegung, als er das Flügelschlagen eines Vogels hörte und seine Augen auf Aisha richtete, die so wirkte, als hätte sie eines ihrer Messer werfen wollen.
Ein leichtes Lächeln setzte sich auf seine Züge, kaum zu sehen.
Immerhin war sie aufmerksam. Besser zu sehr, als zu wenig...

Dean richtete sich auf.
Nur eine alte Dachsmarkierung...
Der Winchester richtete seinen Blick wieder in den Wald hinein.
Er wusste nicht, was er hier eigentlich tat...
Er war es gewöhnt diese Bies.ter zu jagen und zur Strecke zu bringen... Aber das konnte er jetzt nicht riskieren. Er konnte und wollte Aisha nicht unnötig in Gefahr bringen. Die kam schon von allein, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe von ihnen befand... Die Infizierten mochten zwar miserable Spurenverwischer sein, aber im Aufspüren von "Frischfleisch" waren sie beinahe unschlagbar...

Deans Augen scannten den Wald. Nichts...
Seine Gedanken schweiften zu Bella und ihrem kleinen Test. Er glaubte kaum, dass dies sein letzter Test gewesen war, auch wenn er sich ernsthaft fragte, wie die Fighterlehrerin ihm in der Wildnis Aufgaben stellen wollte, sofern sie nicht hinter einem Baum hervorsprang und ihm die Aufgabe zurief...
Wobei das problematisch mit Aisha werden würde.
Das Mädchen würde ihre Messer geworfen haben, bevor Bella auch nur einen Pieps herausgebracht hatte, das konnte man ihrer Anspannung ablesen...

Max
erwiderte Priscos Blick.
"Also wir beide", sagte er. Max wusste nicht, ob er traurig, enttäuscht oder glücklich darüber war. Aber Prisco wandte sich gerade zu Dean, der mi Aisha den Wald betrat, sodass sie den blick nicht deuten konnte. Dann sah er sie wieder an und verließen in die entgegengesetzte Richtung die Lichtung, wo Bella noch stand. Als sie ein paar Meter in den Wald gegangen waren, begann Prisco zu sprechen.
"Und? Was hältst du so von unserem Neuen?", wieder blickte Prisco zu Max und ging weiter. "Gut gebaut für einen Fighter", sagte sie und sprach damit die Fakten aus. Sie blieb erst mal auf Sachebene, da sie sich für die emotionale Ebene die Worte erst zurechtlegen musste. "Und Bellas Worten nach zu urteilen hat er schon viel, sehr viel Erfahrung. Und wenn du mich fragst, versucht er uns das zu verheimlichen." Sie machte eine Pause, unterbrach sich aber eigentlich nur um kurz zu lauschen. Sie sollten nicht unaufmerksam sein, nur weil sie sich unterhielten.
Sie überlegte. Sie konnte eigentlich ziemlich viel zu dem neuen sagen, wie sie ihn einschätzte, seine Vergangenheit... dabei kannte sie ihn wirklich noch nicht lang.
Sie lächelte. "Soll ich noch weiter reden?", fragte sie grinsend. Schließlich sollte prisco auch mal zu Wort kommen, wenn er wollte.

Prisco sah Max an.
Sie grinste ihm frech entgegen, welches er mit einem leichten Lächeln quittierte und dann in den Wald vor sich sah.
"Gut gebaut? Ich glaube das trifft es nicht ganz, Max. Der Kerl sieht aus, als wäre er schon ewig im Training... Auch für einen Fighter.", Priscos Augen hatten den Wald durchwandert und hingen jetzt wieder an Max.
"Was Bellas Worte vorhin angeht... Ganz schlau werde ich daraus nicht. Aber ich werd das Gefühl nicht los, Dean verheimlicht irgendetwas vor uns. Hast du seine Reaktion gesehen, als Bella das vorhin angesprochen hat? Als wollte er nicht, das wir etwas erfahren..."
Wieder wanderte Priscos Blick durch den Wald.
Er mochte Dean.
Der Junge schien ihm sympathisch, auch wenn er ein wandelndes Mysterium war. Vielleicht war das auch einfach nur Vorsicht...

"Soll ich noch weiter reden?", Max' Frage rief Prisco zurück, und seine braunen Augen fixierten das Mädchen.
"Klar... Ich bin ganz Ohr.", er sah sie an. "Was denkst du sonst noch so über ihn? Irgendwelche Spekulationen?", letzteres meinte Prisco mit einem leichten Grinsen.
Dean konnte sich jedoch gewiss sein, dass Prisco ihn spätestens heute Abend auf alles ansprechen würde und er war sich ziemlich sicher, dass Max hinter ihm stehen würde. Denn sie war neugierig ... und sehr penetrant, wenn sie etwas wissen wollte...

Aisha

Wieder schweifte ihr Blick aufmerksam durch den Wald, aber sie schaffte es, ihre übermäßige Nervosität schrittweise abzulegen. Trotzdem blieb sie aufmerksam. Die Dachsspuren beäugte auch sie für eine Sekunde, aber da Dean mehr Erfahrung hatte, als sie und es schon als Dachsspur abgesegnet hatte, verzichtete sie, nach einer Zweifelssekunde, dankbar darauf, es sich näher anzusehen.
Für einen Augenblick stand ihr wieder das Bild ihres Bruders vor den Augen, aber sie schüttelte es, mal wieder, so gut wie möglich, ab. Aber das war ihre erste Begegnung mit den Infizierten gewesen und das letzte Mal, dass sie ihren Bruder gesehen hatte. Daher war es fast unmöglich, es ganz auszublenden. Fast? Es WAR eigentlich unmöglich und immer nur kurzzeitig ausblendbar. Wieder blickte sie sich um, danach blieb ihr Blick an Dean hängen. Wieder musterte sie ihn kurz. Er hielt Ausschau nach den Infizierten, aber zwischendurch sah er sich immer wieder seltsam um. Als würde er etwas oder jemanden erwarten. Aisha überlegte kurz, dann sagte sie leise:" Hältst du noch nach etwas bestimmten Ausschau?" Sie vermutete einfach mal, dass er verstand, dass sie sich dem durchaus bewusst, dass er sich nach den Infizierten umsah und das nicht gemeint war.

"Hältst du noch nach etwas bestimmten Ausschau?"
Dean drehte sich um und richtete seine Augen mehr oder minder überrascht auf Aisha, die ihn ihrerseits fixiert hatte.

Er schwieg, runzelte leicht die Stirn, zögerte kurz zu antworten.
"Ähm... Außer nach den tausenden Infizierten, die uns am liebsten zum Frühstück verspeisen würden...... Nein, eigentlich nicht.", Deans grüne Augen waren einzig auf Aisha gerichtet, eine kleine Gestalt mit mehreren Messern bewaffnet, die ihn abschätzend musterte.
"Warum fragst du?", der junge Winchester war nun fast ausschließlich auf Aisha fixiert. Sein Blick war ernst und aufrichtig; er versuchte den Hintergrund ihrer Frage zu erkennen.
In seinem Inneren ahnte er bereits die Antwort.
Sie vertraute ihm nicht...

Ihre extrem dunklen Augen schienen ihn zu durchleuchten und Dean sah einfach nur zurück.
Seine grünen Seelenspiegel drückten verschiedene Dinge aus: Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit, Überraschung und vielleicht auch Verwirrung...
Was meinte sie damit? Wen sollte er schon hier mitten im Nirgendwo erwarten? Er wusste ja selbst kaum, wo er hier eigentlich genau war.
Er versuchte einfach nur sie nicht durch irgendeine Unachtsamkeit umzubringen, was jederzeit passieren konnte, wenn man nicht richtig aufpasste.
Dazu kam die ungewohnte, neue Begleitperson, die noch dazu recht unerfahren im Gelände schien, und dass aus diesem Grund die größte Verantwortung auf ihm und nicht wie sonst auf seinem Vater lag.
Also in gewisser Weise eine ungewohnte Situation für ihn - wenn man den Punkt der egentlichen Jagd und Spurensuche außer Acht ließ.

Seine Augen waren immernoch auf Aisha gerichtet.
Warum fragte sie ihn das?

Aisha

Er schien ehrlich überrascht über ihre Frage und das wunderte sie. Er hatte nicht so ausgesehen, als hätte er nur nach Infizierten geschaut. Natürlich, er hatte schon nach ihnen gesucht, das hatteAisha ja auch, denn sie wollte aauch nicht gerne als Frühstück enden. Sie bemühte sich, sich auf die Umgebung zu konzentrieren, wand aber ihren Blick nicht von dem Jungen ab. Es war nicht Misstrauen, obwohl sie im nicht vertraute, das wäre dumm, sondern...eher Interesse, das sie zwang den Blick nicht abzuwenden. Misstrauische Interesse, zugegebenermaßen. Aber wer konnte das verübeln, er war neu hier, hatte mehr Erfahrung als die anderen, sah überaus trainiert aus und Aisha wusste praktisch nichts über ihn. Und sein Blick war so seltsam immer wieder weggeschweift, als würde er jemanden erwarten. Aber vielleicht hatte sie es sich eingebildet. Das war natürlich auch möglich.
Noch immer schwieg das Mädchen und sah ihn unverwandt an. Irgendwie sah er so ehrlich aus. Vermutlich waren Prisco und die anderen noch wesentlich neugieriger als sie und sie würde früher oder später mehr über ihn erfahren. Leise erwiderte sie:" Du blickst so seltsam. Ich weiß es nicht, vielleicht habe ich es mir nur eingebildet. Ich kenne dich nicht. ", stellte ich fest, meine Stimme war fest.

Dean hatte Aisha angesehen, während diese geantwortet hatte.
Wobei... Geantwortet?
Nein, nicht ganz.
Einen Satz vor sich hin gemurmelt passt wohl eher.
Aisha hatte sehr leise gesprochen, auch wenn ihre Stimme immer fester geworden war.
"Du blickst so seltsam. Ich weiß es nicht, vielleicht habe ich es mir nur eingebildet. Ich kenne dich nicht. ", das waren ihre Worte gewesen.
Ja, sie kannte ihn nicht.
Er erwartete von ihr auch nicht, dass sie ihm vertraute.
Vielleicht nur gerade so weit, als dass sie zusammen unterwegs sein konnten ohne einander in den Rücken zu fallen, umgeben von möglichen Feinden, die eigentlich nur eins wollten: Den Tod der Menschheit...
Okay... Sie sollte ihm vielleicht doch wenigstens ein Stück weit vertrauen... Nur ein Stück weit.
Zumindest für den Moment...

Dean wandte sich ab, starrte in den Wald vor sich. Seine Augen durchforsteten den dunklen Wald. Dean ließ seine Hand von seiner Waffe gleiten, ließ seinen Arm lose herabhängen.
"Ich weiß.", war seine Antwort auf ihre Feststellung. "Du kennst mich nicht, kennst vielleicht gerade einmal meinen Namen, aber das war es auch schon...", er drehte den Kopf zu ihr. " Ich kann dich nicht dazu zwingen mir zu vertrauen... Aber du solltest es tun..."
Dean wandte den Kopf wieder ab, sah kurz in den Wald und begann dann den nur für ihn sichtbaren Pfad durch die Wildnis fortzusetzen.

Aisha

Erst jetzt merkte sie, wie unhöflich sie gewesen war, aber sie war einfach ein direkter Mensch. Und er hatte Recht. Hier sollte sie ihm wenigstens ein klein Wenig Vertrauen entgegenbringen. Sie glaubte nicht, dass er sie verraten würde, sondern fühlte sich einfach unsicher, weil sie keine Fremden mochte. Und weil sie - zum hundertsten Mal! - einfach unvorbereitet mit ihm zusammenarbeiten musste. Ihr Misstrauen war an dieser Stelle zwar angebracht, aber zugegebenermaßen unklug. Er hatte Recht. Allerdings musste Aisha Widerwillen zugeben, dass sie ihn tatsächlich ein wenig bewunderte. Was sie jedoch vor sich selbst nicht zugab, war, dass er keineswegs unsympathisch war.

Ihr Blick schweifte wieder, voll konzentriert durch den Wald. Ihr Schritt passte sich seinem an. Das Mädchen wandte sich kurz um, dann ging sie weiter schräg hinter ihm her. Jedes Geräusch ließ sie aufhorchen, aber jetzt hatte sie sich wieder völlig im Griff.

Prisco
Grinste sie an und fragte nach ihren Spekulationen und weiteren Gedanken. Max überlegte kurz, gerade eben hatten ihr so viele Worte auf der Zunge gelegen, jetzt war alles weg. Als hätte ihr jemand die Worte gestohlen. Wenn Max nicht so erschreckt wäre, hätte sie vielleicht sogar darüber gelacht.
Sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber je länger die gesprächspause wurde, desto misstrauischer würde Prisco werden.
"Bella vertraut ihm offenbar total, für mich gibt es da keinen Grund zu - keinen erkennbaren. Klar ist, dass sie ihn also besser kennen muss oder es zumindest denkt. Vielleicht schließt sie auch nur aus seiner Statur...dass er gut ist. Schließlich verfügt Bella ja über eine gute Menschenkenntnis." Sie drehte sich blitzartig um, weil es im Gebüsch geraschelt hatte. Kurz hielt sie den Atem an, dann erschien ein Eichhörnchen, die Ursache des Raschelns. Max drehte sich wieder zu Prisco. Sie musste sich kurz sammeln um weiter zu reden.
"Und er hat etwas naja respekteinflößendes. Das klingt ein bisschen komisch, wenn man das so sagt, aber eigentlich jeder hat Respekt vor ihm. Vielleicht weil man ihm seine Erfahrung ein bisschen ansieht. Oder weil Bella ihm vertraut. Warum? Die Frage müsste man klären... Ich denke auch, dass er erst noch lernen muss, wie man sich in einer Gesellschaft verhält, auch wenn er eigentlich gut mit menschen auskommen kann, glaube ich. Das deutet auf ein leben nicht alleine, aber maximal zu ungefähr viert hin würde ich sagen. Und schon bin ich bei seiner Vergangenheit - seiner Erfahrung. Hat er schon mal Infizierte erledigt? Weiß er wie es geht? Er prahlt nicht damit, was daraus schließen lässt, dass er keine angeberische Ader hat. Nein, er versucht vielmehr sich uns anzupassen."
Max war selbst ganz erstaunt über ihre Schlussfolgerungen, sie lächelte. Es war nun an Prisco zu reden.

Prisco schwieg.
Er hatte gar nicht so viele Worte von der sonst eher stillen Max erwartet...
„Du hast recht.“, antwortete er. „Bella vertraut ihm, warum auch immer... Ich meine: Sie hat ihn noch nicht einmal wirklich getestet und lässt ihn schon alleine mit einem anderen Fighterschüler losziehen. Sie muss echt Vertrauen in ihn haben. Oder besser gesagt in seine Fähigkeiten, woher auch immer sie die schon so gut einschätzen kann. Wobei ich zugeben muss, der Treffer vorhin war schon in gewisser Weise beeindruckend.“
Prisco dachte kurz an die Situation mit dem Vogel zurück. Der Junge handhabte diese Waffe sicher nicht zum ersten Mal...
„Wie kommst du denn darauf?“, Prisco musste lächeln, als Max die Sache mit der Gesellschaft erwähnte. „Aber ich muss dir wieder recht geben in der Sache, dass seine Vergangenheit mich wirklich interessiert. Wie hat er so schießen gelernt? Und warum? Und wieso vertraut Bella ihm so grenzenlos, dass sie ihm sogar eine Schülerin als Begleitperson anvertraut? Woher weiß sie, dass man ihm trauen kann? Nur durch ihre Menschenkenntnis?“
Prisco sah sich kurz um.
Nein, nichts und niemand war zu sehen.
Dann sah er wieder zu Max. Er teilte fast dieselben Gedanken.
Die Erfahrung sah man dem Neuen definitiv an. Allein seine Ausstrahlung, seine Statur – auch wenn die nicht an Leeroy herankam – und der Ausdruck in seinen Augen machten das klar.
„Ich denke mal, du bist dabei, wenn ich vorschlage, uns heute Abend mal Dean vorzuknöpfen und ihn mal ordentlich auszufragen, richtig? Denn es gibt wirklich einige Fragen, die einer Antwort bedürfen...“

Max
"Ja, ich bin dabei", sagte max verschmitzt lächelnd.
Dann sah sie sich um. Fand Bella wirklich, dass sie schon bereit waren um Infizierte zu jagen? Dabei konnte man sterben... Wobei das ganz sicher nicht bellas Ziel war.
"Glaubst du, dass hier viele Infizierte rumlaufen?", sie wusste selbst nicht, ob sie das als rhetorische Frage meinte. Denn wenn es hier viele gäbe, wären bestimmt schon welche auf sie zugekommen und hätten sie angegriffen. Oder Max und Prisco hätten zumindest Kampfgeschrei von Bella, Dean oder Aisha gehört. Aber andererseits wusste sie nicht genau, was viel zu bedeuten hatte. Vielleicht war ein einziger schon viel und der hatte vielleicht schlechte Augen und hatte sie nicht entdeckt. Oder sie waren durch einen Riesenzufall den Infizierten in diesem gebiet bis jetzt entkommen.
Max kuschelte sich in ihren Pullover.

"Ich weiß es nicht.", Prisco sah sich bei ihren Worten erneut um, als erwarte er sogleich einen Infizierten aus dem nächsten Gebüsch stürmen zu sehen.
"Könnte aber gut sein, Max. Aber dann ist es fraglich, warum Bella uns überhaupt schon hier raus lässt, ich meine... Hat irgendeiner von uns auch nur den Hauch einer Ahnung, wie man diese Viecher tötet? Also ich definitiv nicht. Und einfach so auf gut Glück... Ich weiß nicht, ob das dann gut geht... Und ich hab keine Lust als Zwischensnack für einen Zombie zu enden, auch wenn es sicherlich lustig wäre zuzusehen, wie Bella mit einem Infizierten zurechtkommt...", Prisco legte den Kopf schief. "Was sicher nicht so lustig wäre, ist die Vorstellung von unserem Neuen abgeschossen zu werden. Und der trifft mit hundertprozentiger Garantie..."

Prisco setzte sich wieder in Bewegung.
"Was suchen wir jetzt eigentlich? Heften wir uns auf die Fersen von ein paar Infizierten? Sollen wir sie ausfindig machen? Und was dann? Sie töten können wir ja kaum.", der Schwertkämpfer wirkte mehr oder minder ratlos.
Was verlangte Bella von ihnen? Dass sie die Lebenden Toten aufspürten - wenn ja, Was wenn sie tatsächlich welche fanden? - oder dass sie einfach mal munter auf Spurensuche gingen?

Die Blätter raschelten unter seinen Füßen, ansonsten war es still. Gaben Infizierte überhaupt einen Laut von sich? Atemgeräusche? Atmeten sie überhaupt? Konnte man sie riechen oder auf irgendeine andere Art auf sie aufmerksam werden?
Wirklich reizend von Bella ihnen so viel Informationen über ihre Aufgabe zu geben...

Bella
hatte eine Weile lang Prisco und Max zugesehen, ehe sie sich umdrehte und in die Richtung lief in der sie Dean und Aisha vermutete - und sie lag absolut richtig.
Kaum fünf Minuten später hörte sie leise Stimmen und erkannte diese als Deans und Aishas. Lautlos blieb sie stehen und atmete einmal tief durch. Jetzt würde der zweite Test für Dean beginnen.
Aisha stand mit dem Rücken zu Bella und hatte sie scheinbar noch nicht bemerkt. Auch Dean ahnte nicht, was Bella vorhatte, denn sein Blick galt dem Wald zu seiner Rechten. Die Lehrerin der Fighter atmete einmal tief durch, dann schnellte sie nach vorne, entwendete Aisha mit einem Handgriff, der so schnell war, dass man ihn kaum sehen konnte, das Messer in ihrer Hand und hielt ihr ein Messer an die Kehle - selbstverständlich mit der Klinge nach außen und zehn Zentimeter vom Hals der Schülerin entfernt. Natürlich wollte sie die Schülerin nicht töten.
"Was würdest du jetzt tun, wenn ich ein Infizierter wäre?", fragte Bella den Neuling, der sie mit taxierendem Blick beobachtete. Die Lehrerin war auf die Antwort mehr als gespannt, denn einschätzen konnte sie ihn nicht.

Dean starrte in den Wald zu seiner Rechten.
Das kurze Gespräch mit Aisha hatte ihn aus dem Tritt gebracht. Er war es nicht gewohnt, auf der Jagd über solche Themen zu diskutieren oder generell viel zu reden, vorallem, wenn er im Jägermodus war.
Vermutlich war das der Grund, warum er Bellas Anwesenheit nicht bemerkte.
Aisha stand irgendwo hinter Dean, musterte ihn wahrscheinlich wieder mit einer Spur Misstrauen oder Interesse, als der Winchester eine Bewegung wahrnahm. Irgendwo hinter ihm, hinter Aisha.
Sofort schaltete sein Körper in den Jagdmodus, noch bevor sein Gehirn realisieren konnte, was gerade geschah.
Seine Hand flog an seine Seite, schloss sich um den Griff der Waffe, zog sie hervor und riss förmlich den Schlaghebel nach hinten um die Waffe gänzlich zu entsichern. All das geschah, während er herumwirbelte, die Waffe im Anschlag und sich Aisha gegenüber sah, ein Messer an der Kehle.
Es war einzig seinen Reflexen zu verdanken, dass er Bella oder Aisha kein Loch in den Schädel schoss, denn sein Zeigefinger war kurz davor gewesen den Abzug zu ziehen.

"Was würdest du jetzt tun, wenn ich ein Infizierter wäre?", fragte Bella in diesem Moment.
Dean, nochimmer die Waffe im Anschlag, starrte die Fighterlehrerin an. Aus seiner Miene konnte man unmöglich lesen, was er gerade dachte. Vermutlich irgendetwas über Bellas Leichtsinnigkeit, ihn und seine Fähigkeiten derart herauszufordern. Die Chancen, dass er den Abzug gezogen hätte, standen bei ca. 90 %, auch wenn Deans Reflexe gut waren... Aber vielleicht hatte sie auch ein überaus großes Maß an Vertrauen in ihn, wer wusste das schon?

"Kopfschuss.", antwortete Dean, nochimmer die Waffe erhoben und starrte Bella entgegen, dieselbe Schärfe und Entschlossenheit im Blick, wie sein Vater. Eine gewisse Anspannung war in seinen Schultern zu sehen. "Effektiv, wenn man treffsicher ist. Wärst du ein Infizierter, Bella, würdest du längst nicht mehr stehen."
Dean schob den Schlaghebel zurück, sicherte so seine Waffe und senkte sie ein Stück weit, um den Lauf nicht mehr direkt auf Aisha zu richten. Er zögerte kurz, die Anspannung noch immer in den Gliedern.
Es gab noch effektivere - risikoreichere - Varianten, für die Dean aber nicht nah genug gestanden hatte. Hätte ein Infizierter Aisha angegriffen, hätte er sie sofort gebissen und ein sicher platzierter Schuss wäre ihre einzige Chance gewesen, aus der Sache rauszukommen. Aber das war nur etwas für 100% treffsichere Schützen, andernfalls konnte es leicht passieren, dass man die falsche Person erwischte...

Dean hatte den Lauf seiner 1911 nicht mehr auf die beiden gerichtet, aber einzig ein Zucken von Bellas Fingern am Messer, das darauf hindeutete, die Klinge näher an Aishas Hals zu bewegen, konnte reichen und die Waffe wäre wieder entsichert. Und Bella hatte sich ja bereits ein erstes Bild von seiner Treffsicherheit gemacht...
Er würde Bella nicht erschießen, natürlich nicht, aber einen Streifschuss würde die Fighterlehrerin schon davontragen, wenn sie eine unüberlegte Bewegung machte.

Das Mädchen hatte sich schon die ganze Zeit unwohl gefühlt. Ob, wegen der Infizierten, weil ihr Unterbewusstsein Bella bemerkt hatte oder ganz banal aus Nervosität, ließ sich nicht sagen. Vermutlich letzteres. Ein wenig ärgerte es sie, dass sie nicht schnell genug reagiert hatte. Aber sie war noch unerfahren und in der Ausbildung, weshalb das wohl zu verzeihen war. Trotzdem sollte sie vorsichtiger sein. Als Bella gesprungen kam, war sie wenige Millimeter herumgefahren, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon kein Messer mehr in der Hand gehabt, sondern an der Kehle. Allerdings hatte sie Millisekunden später schon Bella erkannt und stand ruhig da.Die Augen auf Dean gerichtet beobachtete sie interessiert seine Reaktion. Nicht, weil sie dachte, dass er nicht schießen würde, sondern vielmehr, weil sich Aisha eingestehen musste, dass sie Dean soweit vertraute, dass sie sich ziemlich sicher war, dass sie den Schuss nicht abbekommen würde. Eigentlich seltsam, dass sie jemandem, den sie nicht kannte, soweit traute.

Trotzdem atmete sie innerlich auf, ohne sich das allerdings anmerken zu lassen, als Dean nicht abdrückte. Denn bei dieser Waffe würde das ganz definitiv tödlich enden.Eine schwarze Strähne löste sich aus ihrem Haar, aber sie bewegte sich nicht und ließ sie dort. Weiter beobachtete sie jede von Dean Bewegungen und dachte über seine Worte nach. Vermutlich sah sie eher hilflos aus, da sogar Bella wesentlich größer war, als sie. Und das war wohl eher etwas, was sie störte.

Dennoch kamen unwillkürlich Erinnerungen an ihre letzte und bisher einzige Begegnung mit Infizierten hoch. Und natürlich auch an Aishas Bruder. Aber das war vorbei. Das nächste Mal würde sie sich besser wehren können. Auch wenn ihr noch eine lange Ausbildung bevorstand, würde sie am Ende doch andere vor dem, was ihr passiert war, schützen können. Aber so leicht, wie Bella es geschafft hatte, sie zu entwaffnen, würde das noch länger dauern.

Bella
s Blick wanderte erst zwischen Deans Augen hind und her, dann zu seiner Waffe und wieder zurück zu seinem Gesicht. In ihren eigenen Zügen konnte man klar und deutlich Genugtuung sowie Anerkennung und etwas wie Wiedererkennung lesen.
Dean war herumgeschnellt, hatte derweilen seine Waffe entsichert und fast den Abzug gedrückt. Wäre Dean Besitzer eines Gewehres wäre Bella tot hätte man den Abzug betätigt, doch das Ausweichen einer Pistolenkugel wäre kein Problem gewesen - es war durchaus möglich. Die Kugel einer Pistole bewegt sich mehrere hunderte Male langsamer als die eines Gewehres, doch mit Aisha im Arm wäre das Ausweichen selbst mit diesem Wissen schwer gewesen.
Schließlich meldete sie sich zu Wort: "Du traust mir nicht..." Es war eine Feststellung, nichts weiter. "Aber dies ist nur eine Übung, Dean. Also lass deine Waffe sinken!" Als dieser nicht reagierte verdrehte die Lehrerin die Augen. Er war genau wie sein Vater. ~Vertraue niemandem, Isabella, hast du gehört?~, hatte er damals immer gesagt - wie recht er hatte.
"Du bist deinem Vater sehr ähnlich...", stellte sie schließlich fest, ließ Aisha jedoch noch nicht los. "Auch er hat niemandem vertraut... Es war fast schon gruselig wie misstrauisch dieser Mann immer war - doch trotz allem hat er jedem geholfen, ob er diesen Menschen vertraute oder nicht. Auch seine Reflexe waren, genau wie deine, einfach perfekt. Er konnte sich immer auf sie verlassen..."
Nun stieß sie Aisha leicht von sich weg, ließ Dean jedoch nicht aus den Augen. "Was hättest du getan, wenn der Infizierte Aisha gebissen hätte?", fuhr sie unbewegt fort. Das war eine verdammt schwierige Frage. Jeder Gebissene war automatisch infiziert - doch konnte man eine Mitschülerin erschießen?

Dean hatte seinen Blick auf Bella geheftet und ließ sie nicht aus den Augen. Er konnte in ihrem Blick verschiedene Dinge lesen, unter anderem Wiedererkennung und soetwas wieAnerkennung...

"Du traust mir nicht...", Bellas Stimme durchdrang die Stille, die sich zwischen sie gelegt hatte. "Aber dies ist nur eine Übung, Dean. Also lass deine Waffe sinken!" Es klang fast wie eine Drohung, so wie Bella es aussprach. Aber irgendwo hatte sie recht. Er traute ihr nicht. Zumindest nicht 100 %. Die Schulung seines Vaters, seine Lehrsätze, wie "Traue niemandem, außer dir selbst." hatten sich zu tief in Deans Gedächtnis eingebrannt, um jetzt einfach soausgelöscht zu werden, kaum dass ein paar Meilen zwischen ihnen lagen.
Als hätte sie seine Gedanken gehört, sprach die Fighterin: "Du bist deinem Vater sehr ähnlich...Auch er hat niemandem vertraut... Es war fast schon gruselig wie misstrauisch dieser Mann immer war - doch trotz allem hat er jedem geholfen, ob er diesen Menschen vertraute oder nicht. Auch seine Reflexe waren, genau wie deine, einfach perfekt. Er konnte sich immer auf sie verlassen..."
Als Erwiderung fiel Dean nichts ein, er schwieg, noch immer Bella fokussierend.
Als diese dann die kleinere Schülerin von sich wegstieß - nicht grob, aber bestimmt - löste sich langsam die Anspannung in Deans Schultern. Seine Hände lagen noch immer um den Griff seiner 45er, doch er senkte die Waffe nun endgültig, sich sicher, dass Aisha gerade keine akute Gefahr mehr drohte.
Er ließ die Kleinkaliberwaffe an seine Seite gleiten, wandte kurz den Blick von Bellas Augen ab, spürte seinen Colt an dem gewohnten Platz an seiner rechten Seite. Kurz bevor er seinen Blick wieder auf die Fighterlehrerein richtete, vernahm er ihre Stimme: "Was hättest du getan, wenn der Infizierte Aisha gebissen hätte?"
Die Unbewegtheit, die aus ihrer Stimme sprach, ließ Dean den Kopf drehen und Bella anstarren. Aber Dean hatte seine Gesichtszüge unter Kontrolle, konnte jedoch nicht sehen, ob das auch bei Aisha der Fall war.

Dean blickte Bella entgegen, fest und entschlossen: "Es steht mir nicht zu, über Leben oder Tod eines anderen Survivers zu entscheiden. Auch wenn er infiziert wurde."
Dean hatte erlebt, was der Virus mit einem machte und diese Schmerzen wünschte er nicht einmal seinem größten Feind. Er hatte gesehen, wie ein kleines Mädchen sich vor seinen Augen verwandelte; ein Anblick, den man nicht so schnell vergaß. Ihre Schreie konnte er heute noch hören.
"Außer ihre Verwandlung würde schneller als erwartet in Erscheinung treten und sie würde angreifen... Dann wäre es meine Pflicht sie aufzuhalten..."
Dean wandte seine Augen nicht ab. Er erinnerte sich daran, dass sein Vater ihm einmal erzählt hatte, dass die meisten Surviver in solchen Fällen forderten, ihr Leben selbst beenden zu dürfen oder ihre Kameraden baten es für sie zu tun, ehe sie zum Feind überlaufen konnten. Doch die meisten Fighter schafften es nicht ihre Waffenbrüder zu ent.haupten - eine andere Möglichkeit einen Infizierten zu vernichten - und nahmen ein unschönes Ende, getötet durch den einst besten Freund...

Bella
schaute Dean fest in die Augen. Seine Antwort war so bestimmt und kam so plötzlich, dass sie glaubte er hätte es einstudiert. Bei seinen Worten regte sich etwas in ihrem Inneren und sie sah zu Boden. Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht, sodass man ihre Augen nicht sehen konnte - doch hätte ihr in diesem Moment jemand hineinblicken können, wäre diesem Jemand viel offenbart worden.
"Niemand...", sagte sie und bei ihren Worten zitterte ihre Stimme leicht vor Zorn. "Niemand hat das Recht über Leben und Tod eines anderen zu Urteilen!" Bei diesen Worten handelte es sich um etwas, das sie von klein auf gelernt hat - fast schon ein Lebensgrundsatz. Etwas, auf dem sie ihr ganzes Fighter-Dasein aufgebaut hatte und fast schon ihr einziger Ansporn gewesen war, sodass sie nicht aufgegeben hatte.
Diese Einstellung kam daher, dass jemand ihre Eltern getötet und sie, ein wehrloses, kleines Mädchen im Alter von sechs Jahren, ein Jahr lang gefoltert hatte um Informationen über die Surviver zu bekommen - Bellas Eltern waren Fighter gewesen. Das kleine Mädchen hatte sie damals oft sprechen gehört, wie sie darüber Debattierten, wann sie Bellas Leben ein Ende setzen sollten - fast so, als wäre es nichts wert. Es war banalerweise mit einem Gummibärchen zu vergleichen; Essen oder nicht essen, nur dass es sich um ein Menschenleben handelte. Ein Menschenleben mit dem so umgegangen worden war, als wäre es nicht mehr wert als knapp zwei Euro.
Bella sah wieder auf, direkt in Deans Augen. Sie hatte sich wieder im Griff, doch sie wusste nicht, wie lange das so bleiben würde - denn wieder hatte er Worte benutzt, die sein Vater auch ihr gesagt hatte. Diese Worte erinnerten sie an die Zeit, nachdem sie freigelassen wurde, eine Zeit die schlimmer ung gleichzeitig erleichternder war als alles je zuvor.
"Vertraue niemandem außer dir selbst...", wiederholte sie Deans Worte noch einmal und glaubte fast, Johns Stimme in ihrem Kopf zu hören. "Vertraue niemandem, Isabella, hast du gehört?"
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ Aisha und Dean einfach stehen. Weitere Prüfungen des Jungen würden folgen - doch nicht jetzt ...

Aisha

Gebannt folgte sie der Unterhaltung, ohne die Kontrolle über ihre Gesichtszüge zu verlieren. Das war das einzige, was sie fast bis zur Perfektion beherrschte: Sich nichts anmerken lassen.
Was Dean sagte klang überzeugt und irgendwie aus der Sicht der Auszubildenden auch ein wenig bitter. Bella schien Deans Vater gut zu kennen. Und nachdem, was Aisha in den letzten paar Minuten über ihn erfahren hatte, schien er jemand besonderes gewesen zu sein. Jemand zielstrebiges. Und irgendwie auch jemand bedeutungsvolles, vor dem beide einen Heidenrespekt zu haben schienen. Bellas Respekt zu erlangen war so gut wie unmöglich. Und auch Dean hätte sie nicht als einen Menschen eingeschätzt, der einem leicht Respekt zollte. Im Gegenteil!

Als Bella sie losließ nahm sich Aisha wieder ihre Messer wieder, dießmal noch wachsamer sah sie sich um und hielt die Waffen wieder in der Hand, wobei sie zugeben musste, dass sie doch heilfroh war, nicht mehr unbewaffnet in der Gegend rumzustehen. Denn trotz Deans und Bellas Anwesenheit und der Tatsache, dass die Fighterin ihr gerade bewiesen hatte, wie wenig Chance sie gegen Infizierte hatte, fühlte sie sich ohne die Messer wie auf dem Präsentierteller.

Scheinbar ungerührt trat sie einen Schritt vor, schwieg aber wie immer. Vermutlich würden heute Prisco und Max sowieso alle wesentlichen Fragen stellen und normalerweise war das Mädchen auch nicht sonderlich Neugierig....

Dean ließ den Blick nicht von Bella. Auch nicht, als diese den Kopf senkte und ihr Gesicht hinter ihren Haaren verschwand.
In ihrer Stimme klang ein bitterer Unterton mit, als sie sprach:
"Niemand...Niemand hat das Recht über Leben und Tod eines anderen zu urteilen!"
Ihre Stimme klang wie ein Vorwurf, als hätte Dean etwas falsches gesagt, als hätte er gesagt, es wäre in diesem Falle seine Pflicht, die Schülerin sofort und ohne Zögern kaltblütig zu ermorden.
Aber das hatte er nicht.
Er hatte das wiederholt, was sein Vater ihn gelehrt hatte...
Er konnte die Stimme seines Vaters in seinem Kopf hören, wie dieser mit ihm geredet hatte: "Ein Menschenleben ist von unschätzbarem Wert, Dean. Unsere Aufgabe ist es dafür zu sorgen, so viele von ihnen zu bewahren wie möglich. Es ist unsere Pflicht alles dafür zu geben, was nötig ist. Das ist wahre Stärke, Dean, wahrer Mut. Vergiss das nie."

Bella schien irgendwo in ihren eigenen Erinnerungen zu schwelgen, schien eine Situation gerade immer und immer wieder zu durchleben. Dean hätte einiges dafür gegeben, zu wissen, welche Rolle sein Vater in diesen Erinnerungen spielte, woher die beiden sich kannten...

Dann vernahm Dean ein leises Flüstern, das von Bella zu kommen schien: "Vertraue niemandem außer dir selbst..."
In ihren Augen stand ein Ausdruck, den Dean nicht deuten konnte. Als hätte man sämtliche Emotionen übereinander geworfen...
Dann drehte die Fighterin sich um und Sekunden später war sie verschwunden, als hätte der Wald sie verschluckt...

Dean starrte ihr hinterher. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte vieles erwartet, aber nicht, dass sie ihre Schüler einfach stehen lassen würde...
Der junge Winchester blickte nach links, suchte Aishas Blick und fragte leise: "Alles klar bei dir?"
Sie schien in bester Verfassung zu sein, vielleicht ein wenig überrascht nach diesem Überfall, aber in keinster Weise verletzt.
Das Mädchen trat einen Schritt nach vorne, schwieg aber und Dean wandte den Blick wieder ab.
"Wir sollten weiter.", sprach er kurz und versuchte so möglichst keine Zeit für mögliche Rückfragen in Bezug auf seinen Vater oder ihn selbst zu lassen.

Aisha

Dean beäugte die Fighterin weiterhin und es hätte sie interessiert, mehr über seinen Vater herauszufinden. Aber sie hatte nicht vorgehabt, zu fragen, denn das war nicht ihre Art. Aber trotzdem schien dieser Mann für beide eine wichtige Rolle zu spielen und sie zitierten ihn offenbar beide, was ihr noch unwirklicher vorkam.

Als sich der Neue zum ersten Mal zu ihr umwandte und sich nach ihrem Beginden erkundigte, schien er nicht auf eine Antwort zu warten, denn er fügte gleich darauf hinzu, dass sie weiter gehen sollten. Also nickte Aisha nur leicht, was sich als Antwort für beide Fragen eignete. Vermutlich war es einfach das vernünftigste, weiter zu gehen. Nicht nur vermutlich. Sicher.