Only survive ~ previously

Dean merkte, dass die Frau vor ihm ihm nicht wirklich abnahm, dass er 'öfters mal' jagen gewesen war. Allein ihre Stimme drückte das aus. Skepsis, Unglauben...
Er spürte, wie ihre Augen ein weiteres Mal über seinen Körper glitten, der in diesem Fall doch eine ganz andere Sprache sprach, etwas anderes ausdrückte...
Durchtrainiert, Muskeln, die recht deutlich unter den Armen hervortraten, athletischer Bau, schlank und auch allein an seiner Haltung konnte man zweifelsohne erkennen, dass er ein erfahrener Kämpfer war...
Nein, wenn man ihn sich nur einmal ansah, konnte man sofort sehen, dass 'öfters mal' weitaus untertrieben war...

Leicht verlegen kratzte sich Dean kurz mit der rechten Hand am Hinterkopf, fuhr sich kurz durch die Haare und wandte den Blick ab.
"Na ja...Vielleicht auch ein bisschen öfter als 'öfters mal'... Vielleicht so ... 12 Jahre? 13?", Dean lächelte zögernd. "Wenn das hinkommt... Ich hab die Zeit etwas aus den Augen verloren..."
Das war vermutlich nicht gelogen. Er jagte schon, seit er denken konnte, handhabte seine Waffen bestimmt schon seit dem Tag seiner Geburt, war damit aufgewachsen.
Die Jagd war sein Leben.
Sie war es schon immer gewesen und würde es vermutlich auch immer sein.
"Um ehrlich zu sein, schon seit ich denken kann... Ich bin damit aufgewachsen. Mein Vater hat mich schon als kleinen Junge mit auf seine Jagdtrips genommen."
Bei seinem letzten Satz hatte er Bella wieder angesehen, die ihre Stirn noch immer gerunzelt hatte.

"Tot?", das überraschte Dean, brachte ihn kurz aus dem Konzept. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet...
Die kalte Stimme der Frau war wie eine schneidende Klinge, die ihm eine volle Breitseite gab...
Er hatte Jonas Pitwell gekannt... Sie waren mal zusammen auf einer Jagd gewesen Jonas, John und er selbst... Jonas hatte ihm den Hals gerettet, als Dean damals mit seinen gerade einmal 7 Jahren in einen Hinterhalt geraten war...
Es war ein herzensguter Mann gewesen, der es nicht verdient hatte zu sterben.
Er hatte sein Leben riskiert um Deans zu retten, denn der kleine Dean war nur einen Moment unaufmerksam gewesen und hätte es beinahe mit seinem Leben bezahlt. Er hatte damals viel Blut verloren, John war nicht da gewesen - sie waren durch die Infizierten voneinander getrennt worden - aber Jonas hatte die Wunde vorerst notversorgt, hatte den Blutfluss gestoppt...

Bella
"Ja! Tot! Er weilt schon seit vielen Jahren nicht mehr unter uns, Dean. Vor sieben Jahren ist er gestorben, weil ihn seine Truppen im Kampf alleine gelassen haben unter dem Vorwand, dass es zu gefährlich geworden war!", antwortete sie so kalt und abweisend wie immer. Doch hätte sie in diesem Moment ein Schüler angesprochen, wäre sie wohl rasend geworden. Sie verband viele schmerzliche Erinnerungen mit Jonas: ihre einjährige Folter die durch den Tod ihrer Eltern zustande gekommen war, die quälen der Heilung und des schmerzlichen Verlustes ihrer Eltern als sie endlich in der surviverschule gewesen war und zeit für sich gehabt hatte. Jonas' Tod und die Wunden die damit wieder aufgerissen wurden, die erneuten Qualen und schließlich die verlorene Hoffnung die von ihr gewichen war, wie die Dunkelheit vor strahlendem Licht.
Sie blinzelte einmal um diese Gedanken abzuschütteln und wandte sich wieder voll und ganz dem Jungen vor ihr zu. "Du willst also Fighter-Schüler an dieser Schule werden? Wie viel kannst du schon?", fragte sie und die Anspannung wich von ihr, da sie sich nun ziemlich sicher war, dass dieser junge Mann keine bösen Absichten hegte.

Dean hörte, wie die junge Frau vor ihm von Jonas' Ableben berichtete, hörte die Veränderung in ihrer Stimme, sah die Änderung ihrer Gesichtszüge, bemerkte die Wandlung ihrer Gefühle...
Jonas war also tot... Sein Vater würde rasend werden! Dean musste also ein gewisses Maß an Selbstverteidigung an den Tag legen, wenn er die traurige Botschaft übermittelte, denn in solchen Fällen - wenn ein langjähriger Freund starb - würde sein Vater für mehrere Momente keinen Unterschied zwischen Freund und Feind erkennen.John würde jeden jagen, der auch nur im Entferntesten mit Jonas' Tod zu tun hatte. Dean kannte seinen Vater in diesem Bezug..

Bei Bellas letzter Frage schlich sich unbewusst ein Lächeln auf seine Züge.
Es wäre wohl deutlich einfacher zu fragen, was er noch nicht konnte... Die Liste von dem, was er konnte...nun ja, die war seeeehr lang. Das musste er jetzt nurnoch der Dame vor ihm klarmachen, ohne überheblich, angeberisch zu klingen...
Aber, nun ja, er hatte ja auch mehr als genug Zeit sich in jeglichen Waffen zu üben. Schon fast seit seiner Geburt hatte er mit Waffen zu tun, übte mit ihnen, kämpfte mit ihnen.

"Nun ja. Also...", jetzt wurde es schwierig. Er wollte nicht überheblich klingen, aber Fakt war doch, dass er einem Infizierten von mehreren Metern Entfernung blind ins Auge schießen könnte. Er beherrschte seine Waffen ihm Schlaf! "... das ist jetzt schwer zu beschreiben. Ich beherrsche meine Waffen blind, meine 1911 sowieso und ich denke mal im Nahkampf bin ich mit dem Jagdmesser auch nicht so schlecht. Mein Vater hat mir schon im Kindesalter jede erdenkliche Waffe nahegebracht...
Ich denke er hat mich wegen dem 'Feinschliff'' hierher geschickt. Klar, wohl am wenigstens wegen meiner Schussfähigkeiten, aber vielleicht um meine Waffenführung was schwertähnliche Waffen anbelangt, wie zum Beispiel die Machete... Ansonsten... ist es schwer zu sagen, wie weit mein technisches, theoretisches und vorallem praktisches Können reicht, ohne überheblich oder arrogant zu klingen.", bei seinem letzten Satz erschien ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht, während er sich immernoch mit der Hand über den Nacken fuhr.
Ob die junge Frau ihn mit dieser Aussage etwas besser einschätzen konnte, als es wohl der erste Eindruck seiner Statur getan hatte, wusste Dean nicht.

Bella
dachte einen Moment über seine Worte nach, dabei musterte sie ihn wieder. Seine Haltung verriet entsetzten und noch etwas anderes, das sie nicht deuten konnte. Als er jedoch darauf antwortete, was er alles konnte zog sie eine Augenbraue ach oben, zeigte sonst jedoch keine Reaktion.
Sie hatte schon viele Leute erlebt, die in der Sporthalle alle möglichen, fast schon fantastischen, kampferten beherrschten, doch als es dann an die Praxis in der Richtung Welt ging völlig versagt hatten. Jedoch erschien ihr Dean wie ein anderer Mensch. Er hatte viel Erfahrung und wenn sie dem, was er sagte, glauben schenken konnte war er wohl ihr bester und erfahrenster Schüler - obwohl sie an dieser Stelle nicht wusste, wie viel Leeroy schon erlebt hatte.
Sie wandte sich wieder seinen Grünen Augen zu aus denen gleichzeitig Härte wie auch jugendliche Unerfahrenheit sprach. Sie konnte zwar nicht glauben, dass er diese Unerfahrenheit in sich hatte, denn er hatte viel erlebt, aber vielleicht waren die wirklich schrecklichen Dinge ja ausgeblieben...
Sie schüttelte diese dusteren Gedanken ab und sagte: "Das hört sich gar nicht so schlecht an... Da werde ich wohl einen neuen Schülerbekommen - der noch dazu das Zeug zum Klassenbesten hat. Herzlich Willkommen, ich bin Bella, die Fighter Lehrerin!" Ihre Stimme war kalt wie Imme und das 'herzlich Willkommen' Hörte sich dadurch an, wie Sarkasmus.

Wieder waren die Augen der jungen Frau über ihn gehuscht, als würde sie jeden seiner Knochen auf seine Leistungsfähigkeit untersuchen.
Sie musterte seine Augen, musste die Tiefe, die Härte, die Erfahrenheit im Kampf trotz seines Alters, aber auch das jugendliche Feuer darin gelesen haben.

Bella...
Das war also ihr Name. Und sie war die Lehrerin der Fighter. Hm...Das konnte ja spaßig werden...
Wenn sie im Unterricht so war, wie er sie gerade kennengelernt hatte, dann in jedem Falle. Er konnte sich durchaus vorstellen, dass er mit der jungen Lehrerin ein paar mal aneinander geraten könnte, wenn diese andere Vorstellungen davon hatte, wie er etwas zu tun hatte.
"Autoritätsproblem" konnte man dazu zwar nicht ganz sagen, aber Dean glaubte schon, dass er Bella ein paar Jahre praktische Erfahrung voraus hatte und dass es für ihn wichtig war eigene Entscheidungen zu treffen und sich in dieser Hinsicht nicht viel zu verändern.
Interessant würde es also in jedem Fall werden...

Dean glaubte Sarkasmus in Bellas Stimme zu hören, als diese ihn willkommen hieß, ging aber vorsichtshalber nicht darauf ein. Schließlich wollte er sich nicht schon am ersten Tag die Lehrerin zum Feind machen. Kontraproduktiv, definitiv.

Daher nickte er nur und sah Bella an.
Dann kam ihm etwas in den Sinn.
Etwas, dass sein Vater ihm gesagt hatte, bevor ihre Wege sich getrennt hatten.
Er öffnete leicht den Mund, wollte zum Sprechen ansetzen, schloss ihn dann aber mit einem lauten Ausatmen wieder, überdachte seine Worte ein weiteres Mal.
Seine Augen huschten an Bella vorbei, man konnte in ihnen lesen, dass er nachdachte, wie er es am besten formulierte...
Wieder holte Dean Luft, hob den Kopf und sah Bella an.
Wieder öffnete er den Mund, setzte zum Sprechen an: "Da...wäre noch eine Sache. Mein Vater, John, er... er meinte, er würde vielleicht ein paar mal vorbeikommen und mich für eine Jagd von der Schule wegholen, wenn er Unterstützung bräuchte.", Dean rieb sich fast scheu, fast verlegen über die Stirn. Diese Geste hätte bei jedem, der ihn kannte ein Lächeln oder ein Lachen hervorgerufen, denn ein verlegener Dean Winchester war ein höchst seltener Anblick...

Bella
s Augenbrauen zuckten wieder nach oben. "Ach ja, hat er das?", fragte sie mit einer Stimme, die nur allzudeutlich klarstellte, dass sie dies schwer billigen würde. Nach wenigen Sekunden der Stille sprach sie weiter: "Ich freue mich, deinen Vater wiederzusehen!" Ihre Stimme klang jedoch nicht danach. Sie war kalt und abweisend, als würde sie John hassen.
"Nun, da du jedoch nicht hier bist um ein Pläuschen mit mir zu halten, Dean, würde ich sagen, dass ich dir das Haus zeigen werde und dich mit den Hausregeln vertraut mache.", sprach sie nach weiteren Schweigesekunden weiter und ohne eine Antwort zu erwarten, drehte sie sich um und öffnete die Türe mit einem Schlüssel der an einer Kette um ihren Hals hing. Sie hielt diese für Dean auf, bis dieser hindurchgetreten war, um sie dann wieder sorgfältig zu verriegeln.
"Das hier ist die Schule der Surviver. Wie du wahrscheinlich schon weißt, gibt es vier Ränge: Fighter, Speaker, Controller und Mover. Die Fighter schlafen im untersten Stockwerk bei den Unterrichtsräumen - und das aus zwei Gründen. Einerseits ist bei ihnen die Verletzungsgefahr am höchsten und ohne einen Aufzug, da wir hier nur selten Strom haben, ist es schwer, versetzt in die oberen Stockwerke zu kommen. Andererseits müssen die Fighter bei einem etwaigen Angriff sofort Einsatzbereit und am Ort des Geschehens sein, und da die Infizierten, wenn sie es überhaupt bis zur Schule schaffen, durch die Türe kommen werden, ist es am sichersten wenn die Fighter unten schlafen. Controller, Mover und Speaker schlafen im zweiten Stock, die Lehrer im ersten - außer dem Fighter-Lehrer der seinen Schlafraum ebenfalls im Erdgeschoss hat. Im Erdgeschoss befinden sich die Unterrichtsräume und die Turnhalle, sowie ein Badezimmer und eine kleine Küche. Im ersten Stock ist der Speisesaal, ebenfalls ein Badezimmer und die Lehrerschlafzimmer und im zweiten und obersten Stock befinden sich Bibliotheken und Lernräume für die Schüler. Soweit alles klar?"

Dean merkte an Bellas Stimme sofort, dass sie John's Meinung und Entscheidung ganz gar nicht billigte. Es klang mehr, als würde sie John am liebsten den Kopf abreißen oder ihn den Infizierten zum Fraß vorwerfen...
Sie freute sich ihn wiederzusehen?
Wohl eher nicht ...
Woher kannte sie John überhaupt? Sein Vater hatte nie eine Bella erwähnt. Generell hatte er eher wenig über die Surviver oder diese Schule gesprochen...
Doch er entschied sich dagegen, sie jetzt schon zu fragen. Er würde es früh genug erfahren, wenn sein Vater dann hier eintreffen würde.

Vermutlich wäre es aber auch fast egal, was Bella von Johns Absicht hielt Dean ab und an mitzunehmen, denn wenn John Winchester sich etwas in den Kopf gesetzt hatte... dann zog er das zu 99 % auch immer durch... Egal, was im Wege stand!
Eine klare Eigenschaft der Winchesters, lag also sozusagen in der Familie...

Mit wachsamen Augen und angespannter Haltung ging Dean hinter Bella in das Hauptgebäude. Er hörte, wie sie ihm alles erklärte und versuchte es sich zu merken.
Fighterzimmer: Erdgeschoss
Controller, Speaker, Mover: Zweiter Stock
Lehrer: Erster Stock außer Fighter...
Klassenzimmer, Turnhalle: Erdgeschoss
Badezimmer: Erdgeschoss und...
Wieso konnte Bella das nicht einfach in der Reihenfolge machen, anstatt die Stockwerke kreuz und quer durcheinander zu würfeln?
Hätte Dean nicht einen stundenlangen Marsch unter stetiger Konzentration und eine Gebirgsüberquerung hinter sich, wäre er sicherlich ohne Probleme gedanklich mitgekommen, aber unter den Umständen kam er doch ins Straucheln, was das Merken von Räumlichkeiten auf den verschiedenen Stockwerken anging. Dazu war der Weg doch zu kräftezehrend gewesen.

Speisesaal: erster Stock
Lehrerschlafzimmer: zweiter Stock... Waren die nicht schon im ersten gewesen?
Bibliothek: oberster Stock...
Zumindest glaubte Dean das, fragte aber nicht noch einmal nach.

"Soweit alles klar?", fragte Bella just in dieser Sekunde.
"Klar...", Dean ging im Kopf alles nochmal durch. Er würde einfach nachher die anderen Schüler nochmal fragen...
Bella sah ihn an und er begegnete ihrem Blick. Wie zwei kalte Steine blickten ihe Augen ihn an.
"Ähm...Nur eine Frage: In welchem Stockwerk waren die Schlafräume der Lehrer? Zweiter oder erster? Das hab' ich nicht so ganz mitgekriegt.", Dean rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand gleichzeitig über beide Augen, sodass sie sich beim Nasenrücken trafen; eine typische "Dean-Winchester-Geste".
Das tat er immer, zwar unbewusst, aber immer wenn seine Konzentraion schwankte oder schwand, rieb er sich mit der rechten Hand über die Augen um die Erschöpfung abzuschütteln.

Seine grünen Augen musterten Bella und man konnte, wenn man die tiefgründigen Augen des jungen Winchesters kannte, durchaus die Erschöpfung darin lesen, obgleich Dean diese niemals zugeben würde...

Bella
kniff die Augen leicht zusammen und sagte, mit einer Stimme die ihrer Nachdenklichkeit und geistige Abwesendheit mehr als nur deutlich verriet: "Erster Stock!" Deans Geste hatte ihre Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt und sie beobachtete ihn mit wachsamen Augen. Als ihr klar wurde, was diese Geste zu bedeuten hatte, glitzerten ihre Augen einen Moment triumphierend auf, ehe sie sich wieder verhärteten.
Ohne auf seine Erschöpfung zu achten sprach sie weiter: "Die Hausregeln sind schnell erklärt. 8:45 Uhr beginnt der Unterricht, Frühstück gibt es um 7 Uhr. Pro Schlafzimmer gibt es einen Wecker, der jedoch nur Nachts angeschaltet werden darf um die Batterie zu schonen - außer natürlich du besitzt selbst ein solches Gerät." Sie machte eine kurz Pause und ging durch einen Gang auf eine Treppe zu, die fünf Stufen nach unten führte und vor einer großen schmuzig weißen Türe endete. Bella drückte sie auf und trat hindurch in die Turnhalle - ein riesiger Raum mit hoher Decke, pingelig aufgeräumt.
"Kämpfe auf den Gängen sind strengstens verboten, dazu ist der Garten oder diese Sporthalle da, außerdem wird die Halle nach dem nachmittäglichen Gebrauch wieder genauso aufgeräumt wie sie war, haben wir uns da verstanden? Dies ist meine Halle und dort gelten meine Regeln - aber ich denke an Selbstständigkeit fehlt es dir nicht!", sprach sie unbeirrt weiter und sah sich in der Halle um. Nach kurzem Schweigen sprach sie weiter, wobei ihre Stimme in der großen, leeren Halle zurückgeworfen wurde und ein Echo erzeugte: "Wir haben hier nicht immer Strom, weshalb die Lichter nicht angeschaltet werden dürfen, außer ihr habt die ausdrückliche Erlaubnis eures Fachlehrers. Im Übrigen haben wir hier auch kein warmes Wasser, es muss erhitzt werden, doch dazu haben wir weder genug Zeit noch genug brennbares Material - deshalb wird draußen im Garten gebadet. Dort ist ein Fluss und ein kleiner Teich, der von den wenigen Angestellten sauber gehalten wird, sodass dort immer gebadet werden kann... Ach ja, wichtig ist noch zu sagen, dass um 22 Uhr kein Schüler mehr auf den Gängen ist, wenn er keine Erlaubnis eines Lehrers hat. Aufbleiben dürfen Schüler so lange wie sie möchten - Müdigkeit am nächsten Morgen ist dann ihre Schuld."
Sie überlegte kurz, doch ihr viel keine wichtige Hausregel ein, weshalb sie sich umdrehte und nun Dean wieder in die Augen sah. "Damit wäre wohl das Wichtigste gesagt...", endete sie ihren langen Vortrag und trat auf ihren neuen Schüler zu. Sie warf noch einen Blick in seine Augen, die von Erschöpfung getrübt waren und schritt dann an ihm vorbei. "Ich bringe dich jetzt in die Fighter-Zimmer, damit du deine Sachen ablegen und dich ausruhen kannst - du siehst müde aus!", sagte sie zu ihm und in ihrer Stimme war eine leise Belustigung zu hören, die so gar nicht zu ihren kalten Augen passen wollte. Ohne sich umzudrehen ging sie die Treppe wieder nach oben in Richtung Fighter-Zimmer, in der Erwartung dass Dean ihr folgen würde.

Dean war Bella gefolgt, hatte sich zur Konzentration gezwungen, hatte im Kopf nochmal alles für sich wiederholt, um es zu verinnerlichen.
Unterrichtsbeginn um 8:45 Uhr, nach 22 Uhr nicht mehr auf die Gänge (wo Kämpfe verboten sind), Strom muss eingespart werden. Halle muss ordentlich hinterlassen werden und eigentlich darf alles was entgegen dieser Regeln spricht, durfte nur mit ausdrücklicher Erlaubnis eines Lehrers geschehen...
Klar... Also zumindest im letzten Punkt unterschied sich hier nichts von seinem "vorherigen Leben" mit John.

Wieder musterte Bella seine Augen, musste die Erschöpfung darin gelesen haben, worauf ihr Kommentar auch schließen ließ...
Sah er wirklich so müde aus, dass eine ihm völlig Fremde ihn so leicht lesen konnte?
Dabei war der Weg hierher nicht viel härter gewesen, als sein sonstiger Tagesablauf mit seinem Vater es gewesen wäre...
Wieder zwang sich Dean zur Konzentration, drehte sich um und folgte Bella die wenigen Stufen nach oben und den Gang herab.

Es war nicht weit. Den Gang herab, um ein paar Ecken und dann lag auf der linken Seite des Ganges schon eine Tür, die nur leicht angelehnt war, und die Bella nun ansteuerte.
Falls der Raum ein Fenster besaß, würde man also diesselbe sicht, wie vom Haupteingang haben: also zu den Bergen, die er vorhin überquert hatte...

Bella
blieb vor einer angelehnten Türe stehen und drückte mit der Fußspitze leicht dagegen, sodass diese aufflog. In dem Zimmer saß Prisco auf seinem Bett, das verletzte Bein ausgestreckt und sein Schwert polierend. Bella musterte ihn einen Moment ehe sie zur Seite Trat um Dean Einlass zu gewähren.
"Wir haben im Moment Mangel an Schülern, deshalb wird von den Fighter-Schülern im Moment nur ein Zimmer belegt, also wirst du alle deine Klassenkameraden heute Abend kennenlernen." Sie sah nach links, wo Leeroy auf seinem Bett saß und seine, verhältnismäßig kleine, Tasche durchsuchte.
In diesem Moment fiel ihr noch etwas ein und sie fügte hinzu: "Das Fenster darf nur bei Tag geöffnet werden, damit man einen guten Blick auf die Landschaft hat und etwaige Angreifer sofort erspähen kann!"
Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging zur Türe. Es war schon komisch, die Jungen in diesem Zimmer waren entweder kaum jünger oder etwas älter als sie, und Bella gab sich nicht mit ihnen ab. Normalerweise waren Jugendliche im selben Alter viel zusammen und Scherzten miteinander, doch Bella war da anders. Sie war eine komplette Einzelgängerin und liebte es alleine zu sein - doch hin und wieder wünschte sie sich einfach, wie jeder andere zu sein. Sie wünschte dass ihr das alles nicht passiert wäre: Der Tod ihrer Eltern, die Folter und der Schmerz über den Verlust der wenigen Menschen an denen ihr etwas gelegen war... Um ehrlich zu sein, gab es da noch einen Menschen: John. Er war der einzige der Bella noch kannte, bevor sie so geworden war, wie sie jetzt war. Er hatte sie gefunden, als kleines verletztes Mädchen, und sie hatte ihm alles erzählt - John kannte die ganze Geschichte und er war die einzige lebende Person der Bella noch vertrauen würde ... vielleicht.
Sie drehte sich noch einmal um und sah Dean mit einem Blick an, aus dem die Kälte fast gewichen war, dann schüttelte sie kaum merklich den Kopf, wobei ihr die blonden Haare ins Gesicht vielen, und sah zu Boden. In diesem kleinen Augenblick war etwas wie trauer in ihren Augen zu sehen gewesen. Dann war es auch schon verschwunden und Bella schritt aus dem Raum und schloss die Türe hinter sich.

Dean war in das doch recht geräumige Zimmer getreten.
Zwei andere waren noch darin. Zwei Jungs, oder besser gesagt, ein Junge und ein... Mann...
Also entweder war der Rothaarige sehr spät an die Schule gekommen oder er war äußerst untalentiert im Umgang mit der Waffe (worauf aber sein Schrankähnlicher Körperbau nicht schließen ließ)
Bella erwähnte noch etwas wegen dem Fenster, sah ihm noch einmal tief in die Augen und verschwand dann aus dem Zimmer.
Doch in diesem Moment hätte Dean schwören können, dass er furchtbare Trauer darin gesehen hatte und kaum mehr die vorherige Kälte...
Dann war sie weg. Dean sah noch ihre blonden Haarspitzen durch die Tür verschwinden, dann schloss sich eben diese mit einem kräftigen Ruck.

Mit wachsamen Augen betrachtete Dean die anderen Schüler.
"...ähm... Hey.", meinte Dean mit einem leichten Lächeln.
"Hey!", meinte einer der Jungs mit einem Lächeln. Er hatte dunkelbraunes, gelocktes Haar und nussbraune Augen, die bei näherem Hinsehen hellbraune Sprenkel aufwiesen.
Er erhob sich von seinem Bett und kam auf Dean zu.
Er hinkte leicht, war aber genauso groß wie er selbst, vielleicht sogar ein kleines bisschen größer.
"Ich bin Prisco.", meinte der Junge und streckte ihm die Hand hin. "Prisco Chandler."
Dean ergriff die Hand. "Dean Winchester."
"Okay Dean. Das da hinten, das ist Leeroy. Lightwood. Sein Bruder Thamar ist hier Lehrer für die Speaker, aber im Moment ist er außer Haus. Die anderen sind noch draußen, wir haben eine Trainingseinheit gerade hinter uns gebracht.", erläuterte Prisco knapp. "Wenn du dich hinlegen willst, das Bett da hinten ist noch frei.", Prisco wies auf das Bett neben seinem.
Dean war in diesem Moment eigentlich fast alles recht, er wollte sich einfach nur hinlegen.
Schlafen musste er nicht, aber liegen war schon alles was er wollte.
Er ließ seinen Rucksack neben sein Bett gleiten. Sein Bett stand direkt in der Ecke. Am Kopfende hatte er die Wand der Fensterseite und wenn er lag rechts von sich wieder eine Wand. Links konnte er, wenn er sich aufsetzte und den kopf ein wenig drehte, gerade noch durch das Fenster das Ende des Gebirgszuges sehen.

Dean ließ sich auf die Bettkante nieder und dann einfach nach hinten fallen.
Dean schloss die Augen und blendete alles um ihn herum aus. Seine beiden Füße berührten noch den Boden, sein rechter Arm lag über seinem Bauch und seine smaragdgrünen Augen waren hinter den Augenlidern verschlossen.

Bella
blieb vor der Türe einen Moment stehen und lehnte sich dagegen. Warum musste ausgerechnet Dean Winchester, der Sohn von John Winchster, hier auftauchen? Jeder andere Mensch hätte es ihrer Meinung nach sein können, warum ausgerechnet er?! Dean sah seinem Vater ähnlich, und das weckte Erinnerungen - Erinnerungen die Bella über all die Jahre geschickt verdrängt und fast schon vergessen hatten. Auf einmal ging ihr der Vers eines Liedes durch den Kopf das sie als kleines Kind immer mit ihren Eltern gehört hatte: ~Man sagt, Zeit heilt alle Wunden, doch bei mir reißt sie sie wieder auf!~
Wie wahr ... wie wahr. Dieser Vers passt wie die Faust aufs Auge und Bella schüttelte leicht den Kopf. Nun war es wieder so weit, sie war in Melancholie und Selbstmitleid angekommen, und das würde sich über Tage, vielleicht sogar Wochen ziehen. So ging es ihr jedes Mal, wenn irgendetwas sie an damals erinnerte und es war erstaunlich schwer, die kalte Maske aufrecht zu erhalten.
Im nächsten Moment schnappte sie kaum hörbar nach Luft. Ihr war gerade wieder eingefallen, dass John kommen würde. Was, wenn sie ihn dann traf? Wie würde er mit ihr reden, und wie würde sie reagieren?
Sie atmete tief durch und schloss kurz die Augen um ihre Gedanken zu ordnen und die übliche Fassnung wiederzugewinnen. Dann stieß sie sich von der Türe ab und ging mit schnellen Schritten nach oben in die Lehrerräume wo sie hoffte, einen anderen Lehrer anzutreffen.

Dean hatte komplett abgeschaltet.
Sogar seine sonst immer präsente Wachsamkeit war für mehrere Minuten flöten gegangen.
Bei seinem Vater wäre er jetzt von john dafür ordentlich zusammengestaucht worden, aber John war im Moment ja nicht hier.
Im Moment!
Dean wusste nicht, wann sein Vater hier auftauchen würde.
Es konnte schon übermorgen sein, erst in einer Woche, aber auch in ein paar Monaten war es möglich.
John Winchester legte sich nicht gerne fest. Er kam und ging, wie es ihm beliebte, und normalerweise richtete sich auch jeder andere, mit dem er es zu tun hatte, danach, wenn dieser auch nur einen Funken Selbsterhaltungswert hatte...
Es bekam einem nicht sehr gut seinen Vater zu kritisieren, denn John biss für gewöhnlich zurück. Auch bei Dean.

Ein Klopfen an der Tür ließ ihn nur kurz die Augen öffnen.
Ein durch und durch durchnässter Junge stand in der Tür und warf Prisco etwas zu. Er schien Dean in der Ecke gar nicht zu bemerken, aber wer verübelte es ihm schon?
Dean wollte ragen "Was ist denn mit dir passiert?", aber nichts kam ihm über die Lippen. Er war einfach nur kaputt...
Wieder schloss der Winchester der Augen, stieß leise die Luft aus und wollte gerade wieder abschalten, als Prisco ihn ansprach.
"Dean?"
Innerlich stöhnte Dean auf. "Ja?"
"Hat Bella dich schon zu Mrs. Prove geschleift?"
Mit nochimmer geschlossenen Augen seufzte Dean: "Nein, nur durchs halbe Schulhaus...", mühsam setzte er sich auf, rieb sich mit einer Hand über die Augen. "Wieso?"
"Ach nur so. Will hier wollte nur wissen, ob ich ihn nicht noch einmal dorthin begleiten möchte, aber ich passe, und dir steht das dann vermutlich morgen bevor... Es wundert mich, dass Bella dich nicht sofort zu ihr gebracht hat..."
"Zu wem?"
"Mrs. Prove. Unsere herzensgute Krankenschwester. Aber ich warne dich: Sie wird sehr mürrisch, wenn ihr was nicht passt.", meinte Prisco mit einem Zwinkern.
"Na ich Glückspilz..."
"Glaub mir: Bella wird dich schon noch hinschicken, wenn sie es für nötig hält, dich durchchecken zu lassen..."

Bella
bemerkte schnell, dass sich dort oben weder ein Lehrer noch jemand anders befand, deshalb machte sie kehrt und ging in ihr Schlafzimmer. Sie setzte sich auf ihr Bett und vergrub das Gesicht in den Händen.
Lange saß sie so da und dachte nach. So lange, dass die Sonne untergangen war, als sie sich wieder regte. Es war stockdunkel in ihrem Zimmer und nur der Spiegel neben der Türe reflektiere noch den letzten Strahl der Sonne, den man draußen schon nicht mehr sehen konnte.
Die Figher-Lehrerin seufzte und machte sich zurecht um schlafen zu gehen, stellte sich ihren Wecker und legte sich hin. Kaum hatte ihr Kopf das Kissen berührt fiel sie in ihren üblichen unruhigen Schlaf mit einem Traum voll Tod, Mord und Angst.

Am nächsten Morgen wachte sie übermüdet und schweißgebadet auf, wie jeden Morgen. Sie starrte noch an die Decke bis der Wecker klingelte, ehe sie aufstand und sich anzog. Dann ging sie in den Garten um zu baden.
Sie entkleidete sich und stieg langsam in das kühle Wasser des Teichs, das auf ihrer, vom Schweiß noch warmen Haut, brannte wie Feuer.
Wieder und wieder dachte sie über das gestern Erlebte nach und ihre Gedanken drehten sich ein ums andere mal um Dean und seinen Vater. Lange schon hatte sie John nicht mehr gesehen, und beinahe hatte sie auch gehofft ihn nie wieder sehen zu müssen, damit sie vergessen konnte. Fast hatte sie schon gehofft, er sei Tod. Doch dann war Dean gekommen, der all ihre Hoffnungen mit nur einem Satz zu Nichte gemacht hatte. Ein Junge, jünger als sie, der es geschafft hatte, sie mit einem Satz aus der Fassung zu bringen und zurück in ihr Selbstmitleid und die Melancholie zu stoßen - ein solcher Mensch war ihr noch nie begegnet

Für Dean kam der nächste Morgen fast zu schnell. Er hatte kein Problem mit dem frühen Aufstehen, aber der gestrige Marsch saß ihm noch in den Knochen. Außerdem hatte ihn der Griff seiner 1911 die Nacht über in die Seite gestochen, da er sie gestern nicht mehr abgelegt hatte. Dementsprechend hatte er nun auch einige Abdrücke der Waffe in der rechten Seite.
Langsam setzte sich Dean auf und rieb sich über die Augen. Es war noch nicht einmal sieben Uhr...
Aber zumindest Prisco war schon wach, auch wenn er noch auf seinem Bett lag.
"Morgen Dean.", kam es leise aus Richtung des Schwertkämpfers. "Wir haben heute keine Theorie. Du kannst es also nicht wirklich als Unterricht bezeichnen. Mehr als ... aktiv - praktische Übungen... oder irgendwie in die Richtung... ganz verstanden hat das glaube ich keiner."
Dean streifte sich sein T-Shirt über den Kopf, welches er gestern auch nicht mehr umgezogen hatte. Er fischte sich ein neues aus dem Rucksack und ließ es über seine Schultern gleiten.
"Wo treffen wir uns dann?", fragte Dean an Prisco gewandt.
Der Schwertkämpfer dachte kurz nach bevor er antwortete, denn ganz sicher schien er nicht zu sein.
"Meistens machen wir das rein praktische Training nicht in der Halle sondern draußen auf dem Trainingsplatz... Vorallem wird Bella dich mal in Action sehen wollen schätze ich mal.", letzteres meinte er mit einem Grinsen. "Keine Sorge, das packst du. Kräftemäßig würdest du es vermutlich fast mit Leeroy aufnehmen können und gefressen hat Bella bislang noch keinen... Sie schnappt höchstens mal. Und sie bellt viel... im übertragenen Sinne."
"Was anderes hätte mich auch überrascht.", antwortete Dean mit einem leichten Lächeln auf den Zügen, bevor er sich erhob.
"Ach... das wäre auch mal interessant.", meinte Prisco grinsend, bevor er seine Beine über die Bettkante schwang.
Er hatte sich schon des Verbandes um den Ober- und Unterarm entledigt, den um Knie und Schulter hatte er vorsichtshalber noch drangelassen.
"Wie sieht's aus? Kurze Runde durch Schule und Gelände? Dann kennst du dich wenigstens ein bisschen hier aus. Und wir haben noch Zeit, bis es was zum Frühstück gibt.", fragte Prisco, dessen Gegenüber auf die Frage einfach mit einem kurzen Nicken antwortete und seine Augen kurz durch den Raum gleiten ließ. Nicht jedes Bett war belegt...

Draußen auf dem Gelände machten sich die beiden erst auf den Weg zum Trainingsplatz. Die zwei Jungs waren gleich groß, unterschieden sich nur um einen Zentimeterabstand, weshalb sie recht gut miteinander Schritt hielten.
Prisco hatte rein aus Gewohnheit wie immer sein Schwert bei sich. Man konnte ihn sich nicht ohne die Klinge vorstellen. Dean auf der anderen Seite hatte seinen Colt M1911, ein Geschenk seines Vaters, fast immer bei sich. Ebenfalls aus Gewohnheit, aber bei ihm wohl auch mehr aus Erfahrung, denn waffenlos in der Wildnis herumzustreunen, war ein fataler Fehler...

Max
rieb sich noch einmal den Schlaf aus den Augen. Sie stand einfach nur auf dem Trainingsplatz. Es war viel zu früh, das wusste sie, aber sie hatte keine Lust sich noch einmal von Bella anscheißen zu lassen, weil sie verschlafen hatte. Ein kühler Wind wehte und Max bekam kurz Gänsehaut. Dann fasste sie sich und ignorierte den Wind. Sie kuschelte sich in ihren warmen Pulli. Die Kapuze war gefüttert, fast so weich wie ihr Kopfkissen, weswegen sie sich fast wie im Bett fühlte, obwohl sie draußen stand. Ihre Lanze hing ihr über den Rücken, ihr Schwert an der Seite und ein Seil wie immer um den Arm.
Sie hatte gestern Abend noch alleine einen Spaziergang durch den Wald gemacht, aber es schien ihr, als hätte niemand ihr Fehlen bemerkt. Sie war dann spät ins Fighterzimmer gekommen und hatte erst gar nicht gemerkt, dass jemand neues da war. Erst als sie nicht einschlafen könnte und sich wie so oft ans Fenster setzen wollte fiel ihr auf, dass da jemand lag. Sie hoffte, dass die neue Person wenigstens nett war und sie nicht als minderwertig ansah, nur weil sie ein Mädchen war. Sie hasste diese Vorurteile.
Dann bemerkte Max, dass 2 Personen auf den Trainingsplatz zu kamen. Prisco und der Neue. Sie würde gleich ausprobieren können, ob der Neue sympathisch war. Zögernd hob sie eine Hand um zu winken.

Prisco und Dean gingen weiter auf den Trainingsplatz zu und letzterer bemerkte als erster, dass sie keinesfalls allein waren.
"Eine andere Fighterin?", fragte er kurz an Prisco gewandt, der daraufhin die Augen anstrengte, Max aber nur an der Lanze erkannte.
"...Ja... Max, soweit ich beurteilen kann... Sie ist in Ordnung, aber ich warne dich lieber vor: Vergiss am besten ALLES, was du je an Vorurteilen über Mädchen gehört hast, vorallem, wenn du dir mit ihr ein Zimmer teilen musst. Sonst kann es durchaus sein, dss du am nächsten Morgen mit einem Messer zwischen den Rippen aufwachst. Also...", meinte Prisco grinsend.
Dean hatte Prisco angesehen, während dieser erzählt hatte und hob nur kurz die Augenbrauen.
"Gut, okay. Kein Problem.", Dean hatte bislang erst mit wenigen Frauen und vorallem Mädchen zu tun gehabt. Die meisten von ihnen waren tot gewesen, also infiziert, aber ansonsten... Eigentlich nur mit Bella und vielleicht der ein oder anderen Frau, die er mit seinem Vater hatte vor den Infizierten schützen müssen. Er hatte also eigentlich keinerlei Vorurteile gegen Frauen, denn genauso hatte er auch ausgewachsene Männer schon vor Angriffen geschützt, auch wenn diese sich danach geschämt hatten, von einem 10-jährigen beschützt worden zu sein und die Geschichte gerne rollenvertauscht erzählten...

Das Mädchen auf dem Platz hob zögernd ihre Hand während sie näher kamen. Sie war hübsch, mit ihren dunkelgrünen Augen und den langen schwarzen Haaren, auch wenn sie ihre Kapuze darüber gezogen hatte und alles in allem doch noch recht verschlafen wirkte.
"Hey.", meinte Dean mit einem Lächeln, als er und Prisco vor ihr standen. Sie war deutlich kleiner als er und Prisco, aber Dean hatte ebenfalls das Gefühl sie nicht zu unterschätzen.

Max
lächelte. "Ich versteh nicht, wie ihr alle immer so früh wach sein könnt..." Sie murmelte es eher zu sich selbst und überließ es Prisco und dem Neuen zu Antworten. Beide waren größer als sie, was sie aber nicht weiter störte, denn manchmal könnte man aus seiner geringen Größe Profit schlagen. Max unterdrückte ein Gähnen. "Was macht ihr hier schon so früh?", formulierte sie ihren Satz ein bisschen um. Sie fragte sich mit was für Waffen der Neue kämpfte. Bestimmt war er gut - man musste zwar gut sein um hier überhaupt angenommen zu werden, aber sie war etwas überrascht, dass er anscheinend nicht erst mal Einzelunterricht zur Überprüfung des Leistungsstandards hatte. Bella vertraute also auf die Stärke des neuen. Plötzlich fiel ihr auf, dass sie sich noch nicht vorgestellt hatte.
"Oh, ich habe vergessen, zu sagen wer ich bin... Aber Prisco hat es dir bestimmt schon gesagt. Ich heiße Max." Sie grinste und nahm die Kapuze ab.

Lucy
würde vom Wecker geweckt. Er klingelte laut und sein piepsendes Geräusch ging ihr schon nach einem Mal klingeln auf die Nerven. Waren die anderen schon wach? Tristan und Dan? Lucy vergrub ihr Gesicht in das Kissen. Gab es hier keine Ferien - damit man sich einmal richtig entspannen konnte? Sie verwarf den Gedanken wieder, denn eigentlich machte ihr der Unterricht Spaß. Sie fragte sich, was sie und Dan wohl heute lernen würden. Also setzte sie sich auf und machte endlich den Wecker aus. Sie drückte aber nur auf die schlummertaste, falls die anderen noch 5 Minuten länger schlafen wollten. Schnell zog sie sich an und kämmte sich die Haare. Dann verließ sie leise das Zimmer um sich etwas zu essen zu holen.

Bella
stieg aus dem Wasser, und die Luft, die wärmer war als das eisige Wasser, brannte auf ihrer Haut. Sie schnaubte etwas unverständliches und zog sich ihre Kleider wieder an. Wegen ihrer nassen Haare, die ihr glatt über den Rücken hingen, entstanden viele dunkelblaue Punkte auf ihren sonst hellblauen Shirt und erzeugten einen merkwürdigen Effekt. In solchem Aufzug, mit nassen Haaren und frisch gewaschen, hätte man Bella durchaus als hübsch erachten können, wenn nicht der kalte Ausdruck in ihren Augen gewesen wäre, der viele Leute schon halb in den Wahnsinn getrieben hatte.
Die Fighter-Lehrerin begutachtete ihr Spiegelbild im Teich ein letztes Mal, ehe sie sich umdrehte und zurück in die Schule ging. Sie wollte ihre Waffen holen, denn zum Baden hatte sie einzig und allein ihre Messer mitgenommen, doch der Bogen durfte bei einem Training draußen auf keinen Fall fehlen - außerdem war sie in zerschlissenen Pantoffeln baden gegangen und um zu trainieren brauchte sie ihre Stiefel.

In ihrem Zimmer angekommen trocknete sie ihre Haare kurz an einem Handtuch, weshalb sie ihr wirr vom Kopf abstanden, und kemmte sie danach durch. Nun wiesen sie nur noch leichte Wellen auf. Danach sammelte sie den Bogen, den Köcher mit den Pfeilen und ihre lederne Umhängetasche zusammen und verließ voll ausgerüstet ihr Zimmer. Nun sah sie nicht mehr wie ein hilfloses kleines Mädchen aus, sondern wie jemand, vor dem man sich in acht nehmen sollte.
Die Schulgänge waren wie ausgestorben, da wenige Schüler schon so früh ihre Zimmer verließen um sich aufzuwärmen oder zu frühstücken.
Außerdem war es kalt im Schulgebäude, wie Bella erst jetzt auffiel - ein Zeichen, dass der Herbst näherrückte. Natürlich konnte man anhand der kargen Landschaft und der, zum größten Teil erkrankten Bäume, die ohnehin ihre Blätter verloren, schlecht erkennen, welche Jahreszeit es war, doch Bella hatte genug Erfahrung um an der Themperatur herauszufinden in welchem Jahresabschnitt sie sich befinden mussten.
Seufzend ging sie in die Küche des ersten Stockwerkes und holte sich ein trockenes Brötchen das sie auf dem Weg nach unten aß. Dabei beschloss sie, ihre Aufwärmübungen draußen zu machen, da das Wetter nicht schlecht war und es gerade die richtige Vorbereitung auf den heutigen Unterricht sein würde.
Als sie jedoch auf den Traininsplatz trat, erkannte sie drei Gestalten vor sich, die ihr Auge sofort erfasst hatte. Wenige Sekunden später erkannte sie in den undeutlichen Schemen, ihre Schüler - Dean, der Neue, Prisco und Max.

Dean und Prisco standen Max noch immer gegenüber.
"Es wundert mich eher, dass DU dich heute mal so früh aus dem Bett gequält hast. Keine Lust auf eine erneute Strafpredigt von Bella?", konterte Prisco grinsend auf ihre Frage hin, was sie denn beide schon so früh hier draußen machten. "Ich zeige unserem Neuen hier nur mal das Gelände, damit er sich zurechtfindet."
Prisco wandte sich bereits an Dean, als Max ihn unterbrach: "Oh, ich habe vergessen, zu sagen wer ich bin... Aber Prisco hat es dir bestimmt schon gesagt. Ich heiße Max."
"Ich bin Dean.", erwiderte dieser mit einem ehrlichen Lächeln.

Prisco sah den Winchester an. "Hey Dean... Kommt es nur mir so vor, oder bist du jetzt der neue Goldjunge bei den Fightern? Oder warum wirst du nicht erst einzeln von Bella auf deinen Leistungsstand geprüft?" Prisco meinte die Frage ehrlich und ahnte nicht, dass er damit Max' unausgesprochene Frage stellte.
"Ich weiß es nicht genau. Sie wird mich vermutlich auch noch testen, wobei ich glaube, dass sie bei mir weiß, dass ich schon einiges an Training hinter mir habe...", Dean wollte nicht schon sofort als Angeber verschrien werden, noch bevor man sich ein wirkliches Bild von ihm machen konnte. Genau deshalb behielt er auch erstmal für sich, wieviele Jahre praktische Erfahrung er tatsächlich schon hatte...
"Naja...Wir werden es nachher ja dann auch noch sehen.", antwortete Prisco nochimmer mit dem Grinsen auf den Lippen.

Max
musterte Dean unauffällig. Es schien ihm unangenehm zu sein, dass er nicht getestet würde und "normal" war. Aber sie fand es gut, dass kein Anfänger zu ihnen kam...obwohl das bestimmt lustig geworden wäre. "Naja...Wir werden es nachher ja dann auch noch sehen", sagte Prisco und sah wieder zu Max als erwartete er noch eine Erklärung, warum sie s. Früh da war. "Ich hab keine List auf eine Strafpredigt von Bella, das stimmt... Aber ich konnte sowieso nicht schlafen, weil das Bett am Fenster blockiert war", Max machte ein Pause und bedachte Dean mit einem Blick. "Irgendwann bin ich dann eingeschlafen und...und bin dann rechtzeitig aufgewacht. Ich hätte mich ja noch mal gerne hingelegt, aber dann wäre ich eingepennt und vor 11 nicht aufgewacht..." Sie lächelte.
"Soll ich mit rumführen kommen? Ich hab ja eh noch nichts zu tun...", meinte Max. Dean schien in Ordnung zu sein. In seinem Blick deutete nichts auf etwas herablassendes oder angeberisches. Natürlich könnte Max sich täuschen, aber sie hoffte es nicht. Sie drehte sich um 180 Grad, hielt kurz inne und drehte sich wieder zurück. Dann setzte sie sich ihre Kapuze wieder auf und sah die beiden Jungs an. Wann gingen die beiden weiter?

Deans Mundwinkel zuckten leicht. Er wusste nicht, ob das in ihrer Stimme Tadel gewesen war, dass er "ihr" Bett am Fenster belegt hatte, ob sie nun eine Entschuldigung erwartete oder nicht.
Außerdem: Prisco hatte gemeint, das Bett sei frei...Warum konnte Max also nicht schlafen, nur weil er auf dem Bett lag? Dean konnte ja nicht wissen, dass das Mädchen sich immer ans Fenster setzte, wenn sie nicht einschlafen konnte...

Sein T-Shirt hing locker an seinem Oberkörper herab, bedeckte den Griff seiner 45er, weshalb das Mädchen ihm gegenüber die Schusswaffe zwar durchaus sehen konnte, aber nicht zwangsweise, da die Handfeuerwaffe an seiner Seite nicht unbedingt ein Blickfang war, so halb unter dem Shirt versteckt...
Sein Jagdmesser hatte Dean immernoch in der hinteren Hosentasche, eingeklappt, unbenutzt.

Er bemerkte fast gar nicht, wie Prisco neben ihm weitersprach.
"Wenn du willst, kannst du mitkommen, Max. Besonders spannend ist es zwar nicht, aber so kannst du unseren Neuen hier besser kennenlernen.", meinte er zwinkernd und klopfte Dean gegen die Schulter, der ihm einen Blick schenkte, der in den Tiefen der grünen Augen leichte Verwirrung andeutete.
Die grünen Seelenspiegel schienen geradezu zu fragen :"Was willst du denn bitte damit andeuten?", aber diese Worte kamen nicht über Deans Lippen.
Er wandte seinen Blick kurz ab und fixierte ihn auf einen Punkt hinter Max.
"Prisco? Ich glaube, wir müssen unsere kleine Tour verschieben...", Deans Blick hatte sich auf Bella gerichtet, die auf die drei zukam.
In Deans Innerem zog die ungute Vorahnung auf, dass er nun doch noch getestet wurde.
Klar, es war ihm nur recht "normal" zu sein, wie die anderen auch eine kurze "Bestandsaufnahme" zu durchlaufen, auf der anderen Seite wollte er sich nicht durch seine praktische Erfahrung zu sehr von den anderen abheben, wollte seine Vergangenheit vor den anderen ein bisschen abschirmen.
Er wusste, worauf das hinauslaufen würde.
Er würde sich dadurch irgendeinen Ruf machen. Ob positiv oder negativ, wobei eher letzteres der Fall sein würde...

Max
War verwirrt. Eben schien es noch so, als wollte Dean die Bestandsaufnahme machen, jetzt wo er Bella erblickte, schien es als wollte er sich davor drücken. Ein rätselhafter Typ... Warum hatte er seine Meinung geändert? Hatte er das überhaupt? Was hatte er nur gegen die Bestandsaufnahme?
Viele Fragen schwirrten in Max Kopf, aber sie schwieg und blickte mit ihren dunkelgrünen Augen auf Bella, die nun auf sie zu kam. Das Mädchen überprüfte, ob ihre Kapuze noch ihren Kopf bedeckte und murmelte sehr leise:"Bella sieht nicht mal verwundert aus mich zu sehen?" Aber sie sagte es zu sich selbst und wusste nicht, ob Prisco und Dean sie gehört hatten.
"Vielleicht", sagte Max lauter,"Sagt sie uns auch nur, dass der Unterricht heute ausfällt und wir länger schlafen dürfen..." Sie gähnte und hielt sich die Hand vor den Mund. Wenn sie das wirklich sagen sollte, würde Max sich ziemlich ärgern. Sie hätte ausschlafen können, einmal in ihrer ganzen Ausbildung und ausgerechnet an dem Tag war sie früh aufgestanden...
War Bella immer so früh wach? Hatte Bella geduscht? Ihre Haare waren dunkler als sonst... Vielleicht war aber auch der Lichtwinkel nur so, dass es für Max so aussah.

Bella
trat näher ohne ein Anzeichen des Erkennens auf ihre Züge huschen zu lassen und schenkte ihren Schülern erst einen kühlen Blick, als sie noch fünf Schritte entfernt war.
Sie konnte es weder gebrauchen, dass man ihr höre Laune ansah, noch dass sie seit gestern viel über Dean und seinen Vater nachgedacht hatte. Sie wusste nicht, wie ihre Schüler darauf reagieren würden und wollte es auch gar nicht herausfinden.
Als sie ihren Bogen von der Schulter nahm, und ihren Waffengürtel öffnete, versuchte sie sich, ganz auf das Training zu besinnen und jeden Gedanken, der sich um etwas anderes drehte, aus ihrem Kopf zu verbannen - am besten für immer, doch sie war sich sicher, dass das nicht möglich war.
Sie nahm einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn in den Bogen, zielte und schoss. Der Pfeil traf genau in die Mitte der Zielscheibe die ihr am nächsten war - auf dem Trainingsplatz waren am Zaun, in näherstehenden Bäumen, am nächstgelegenen Gebäude und auf Ständern Zielscheiben angebracht, die nie abgebaut wurden, und genau auf diese Zielte Bella nun.
Erneut legte die Fighter-Lehrerin einen Pfeil an den Bogen. Sie spreizte ihren linken Fuß leicht ab, um Schwung zu holen, dann wirbelte sie so schnell herum, dass man nur noch ihre verschwommene Silhouette ausmachen konnte, und feuerte den Pfeil mit einer blitzschnellen Bewegung, ohne vorher groß Zeit mit Zielscheibe suchen und Zielen verplämpert zu haben, ab. Und wieder traf sie genau ins Schwarze.
Zufrieden zog sie eine Augenbraue und die Höhe, während ihre Hand zu ihrem Messergürtel schnellte. Kaum dass dieser erreicht war, kam ein Messer zum Vorschein, welches ebenfalls nach wenigen Sekunden durch eine weitere Drehung in den Baum zu ihrer Linken geworfen wurde.

Es schien Dean, als würde Bella ihre Schüler einfach ignorieren.
Sie ging einfach an ihnen vorbei, schenkte ihnen - und vorallem ihm - keinen einzigen Blick.
Es kam Dean vor, als hätte die Fighterlehrerin irgendein Problem mit ihm, oder irgendeine Einstellung.
Er begann bereits zu überlegen, mit was er sich selbst ins Abseits gestellt haben könnte.
Mit seiner Erschöpfung vom vorherigen Tag, weshalb sie ihren Rundgang mit ihm nicht hatte fortführen können? War sie deshalb in irgendeiner Weise nachtragend?
Er hatte wirklich versucht sich zu beherrschen und die Müdigkeit zu unterdrücken. Von John hätte er definitiv dafür eins hinter die Ohren bekommen, denn als Krieger durfte man niemals Erschöpfung zeigen. Niemals!
Dean ging den gesamten gestrigen Tag nocheinmal durch. Jeden Gesprächsfetzen. Er hatte sich schon früh aneignen müssen, Dinge zu erfassen und im Gedächtnis zu behalten. Bei der Jagd unverzichtbar.

Doch wie sehr der Winchester seinen Kopf auch anstrengte, er kam auf nichts, was er gesagt oder getan hatte, was ihn in irgendeiner Weise in ein schlechtes Licht gestellt hätte...
Er konnte ja nicht wissen, dass Bella anscheinend kein wirkliches Problem mit ihm als Person hatte, sondern mit seiner Abstammung, mit der einen Person, mit der Bella eine gemeinsame Vergangenheit hatte und der er doch recht ähnlich sah: seinem Vater...

Aber was Dean spürte, war dass Bella irgendein Problem mit ihm hatte, auch wenn ihr Blick gestern Abend beinahe schon soetwas wie Wärme beinhaltet hatte...
Immernoch fieberhaft nachdenkend blendete Dean alles um ihn herum aus, um sich besser auf seine Gedanken fokussieren zu können, um besser in seinem Gedächtnis nachforschen zu können.
Irgendeinen Grund musste Bellas scheinbare Abneigung ja haben...