Only survive ~ previously

"Verstehe.", Prisco sprach leise, aber verständlich.
Prisco hielt den Blick noch immer auf einen bestimmten Punkt an seinem Bettende gerichtet, das leise, stetige Ticken der Uhr im Ohr.
"Irgendwann schlag ich das dum.me Ding kaputt...", dachte er bei sich und verfluchte wieder sein scharfes Gehör.

Noch nie war ihm eine Mittagspause so lang vorgekommen, wie sie es heute tat.
Sonst trainierte er zu dieser Zeit immer draußen auf dem Feld mit dem Schwert.
Seit dem ersten Tag seit er hier war, hatte er diese "Tradition" nicht gebrochen... außer jetzt, aber es musste sein.

Noch nie hatte Prisco das Training ausfallen lassen, aber zuvor hatte ihm auch noch nie jemand eine volle Breitseite gegeben... mit dem Schwert, was von allen Tatsachen fast die blamabelste war. Die einzige, noch schlimmere Sache war, dass es ein Mover gewesen war, besser gesagt, der Mover, dem er selbst den Kampf mit dem Schwert gezeigt hatte ...
Immerhin hatte er den Kampf trotzdem noch gewonnen, aber dennoch...

Fast verfluchte es Prisco so unaufmerksam gewesen zu sein und Will die Gelegenheit gegeben zu haben, ihm das Schwert ins Knie zu schlagen, denn sonst würde er jetzt üben können und nicht im Fighterzimmer auf dem Bett rumsitzen, untätig, was mehr als verdächtig aussehen musste, denn selbst wenn man ihn nur ein kleines bisschen kannte, musste man erkennen, dass da etwas nicht stimmte.

Er verbannte den Gedanken, doch er kehrte immer wieder und drängte sich vor.
Prisco bemühte sich an etwas anderes zu denken, und wandte den Blick zur Seite, zu Leeroy, der nun mit verschrenkten Armen dasaß. Prisco sah die Anspannung des Älteren und glaubte zu wissen, woher diese rührte.
Auch wenn es nicht viel bringen würde, würde es dennoch vielleicht die Aufmerksamkeit davon ablenken, dass er hier war und nicht trainierte...

"Thamar verlässt das Gelände, richtig?", fragte Prisco und wandte den Blick wieder ab. Er wartete gar nicht die Reaktion ab, sondern fuhr gleich fort: "Keine Sorge. Er schafft das schon, er hat doch immerhin genauso viel Erfahrung wie du im Außenkampf. Und außerdem ... Würde man jemandem eine Aufgabe anvertrauen, wenn man ihn nicht für fähig hielte diese auch zu erledigen? Glaub mir, Leeroy, Thamar schafft das."
Prisco wusste, dass er miserabel in Sachen aufbauender Worte war, das überließ er den Speakern - wozu gab es sie sonst.
Er war eher der Typ: "Stiller Einzelkämpfer", ein Mensch ohne große Worte, denn sobald es nichts mehr zu sagen gab, sprach er auch nicht mehr.
Eine Angewohnheit, die sich im Kampf auszahlte.

Leeroy hatte geschwiegen und sich um Beherrschung bemüht.
Aber zumindest das Schweigen gab er in diesem Moment auf,
als er die Worte hörten, die ihn wahrscheinlich beruhigen und besänftigen sollten.
" Weißt du, das würde ich dir sogar abkaufen, wenn es nicht mein Bruder wäre, der da draussen umherstreifen soll. Der verdammte Kerl ist zu sanft um etwas zu töten, das mal gelebt hat oder noch leben könnte. Das tut er nur, wenn er jemand anderen damit schützt. Nie für sich selbst. Da rennt er lieber und das bringt ihm dummerweise nichts, wenn er eine ganze Rotte hinter sich hat. Das weiß er und das weiß ich. Und er weiß, dass ich es weiß. Mein Problem ist nur, dass ich als Schüler keinerlei Berechtigung habe, ihn zu begleiten. Was meinst du denn, wer ihn am Leben gehalten hat, wenn er die letzten Jahre in Schwierigkeiten geraten ist. Ich hasse es, so untätig hier sitzen zu müssen ! " Er knurrte unwillig und war ja eindeutig nicht im Geringsten ruhiger geworden. Dafür sorgte er sich viel zu sehr um seinen Bruder. Sicherlich konnte Thamar auf sich achten, aber sobald er das einmal nicht schaffte, hatte er ein Problem. Denn Thamars Können lag ja eindeutig in dem Bereich einfach nicht gesehen zu werden und nicht im Kampf. Und dafür hatte er sonst immer Leeroy gehabt, aber nun schickten sie ihn ohne seinen Zwilling los und das passte dem Größeren nicht im Geringsten.

Prisco hatte gewusst, dass er nicht die passenden Worte finden würde, doch Leeroys heftige Reaktion, obwohl es scheinbar nichts sich gegen Prisco richtendes war, ließ den Jüngeren den Kopf drehen.
Priscos Augen blitzten und sein Nacken wurde steif, seine typische Reaktion, wenn sein Gegenüber überhitzte und die Kontrolle verlor, ein Kampfreflex.

Nun, die richtigen Worte waren es nicht gewesen, eine Karriere als Speaker stand ihm also niemals bevor, aber trotzdem hatte er ins Schwarze getroffen.
Leeroy sorgte sich um seinen Bruder. Dennoch: Thamar war nicht unfähig. Wie sonst sollte er Lehrer geworden sein, wenn auch für die speaker, die normalerweise nicht kämpften...
Leeroy musste seinem Bruder vertrauen, obwohl er da der letzte war, der von Vertrauen reden durfte, denn Prisco gehörte zu den Personen, die furchtbar langsam Vertrauen fassten...

Immerhin hatte Prisco es geschafft davon abzulenken, dass er seltsamerweise anwesend war, was ja auch eines seiner Ziele gewesen war. Zumindest glaubte er das.

Prisco erachtete es als das beste, jetzt lieber nichts weiter zu Leeroy zu sagen, um sein Gemüt nicht noch weiter zu erhitzen.
So sprach er nur leise: "Verstehe." und senkte wieder den Kopf um an den Punkt an seinem Bettende zu starren.

Prisco saß weiterhin stumm auf seinem Bett und schwieg vor sich hin.
Als er nach einer Weile den Kopf hob und zur Uhr hinübersah, musste er zweimal hinsehen.
Nurnoch eine knappe halbe Stunde.
Prisco fuhr in die Höhe.
Eine ganze Stunde hatte er inzwischen hier drin zugebracht.
Seine Hand glitt sofort zu seiner Waffe, bis ihm einfiel, dass er ja heute nicht trainieren konnte...
Aber dennoch musste er sich wieder mit dem Schwert vertraut machen, bevor er in das Fahnenspiel starten konnte.
Die Zeit würde noch reichen, auch wenn er sich jetzt langsam aufmachte.
Unauffällig glitt seine Hand ans linke Knie und prüfte es vorsichtig.
Natürlich spürte er noch die Verletzung, aber zumindest das Laufen würde ihm leichter fallen. Deutlich leichter.

Prisco schwang beide Beine über den Bettrand und setzte sie langsam auf.
Mit der linken Hand griff er hinter dem Rücken nach seinem Schwert und erhob sich.
Unerwarteterweise spürte Prisco kaum, zumindest noch nicht.
Mit wenigen Handgriffen gürtete Prisco seine Waffe und schnappte sich dann ein Paar leichte Handschuhe, die bis zur Mitte der Finger gingen und neben seinem Kopfkissen gelegen hatten.
Zwar war das Heft seines Schwertes leicht und mehr oder weniger anschmiegsam, doch hatte es die Angewohnheit einen leichten Krampf in der Hand zu hinterlassen und die Handinnenfläche aufzuscheuern.
Die Handschuhe waren aus einem lederartigen Stoff gefertigt und schmiegten sich gut an die Hand an, sodass man durchaus fühlte, was man in der Hand hatte, aber keinen direkten Kontakt damit hatte. Sie waren von einem hellen Braun und waren am Handgelenk mit einer kleinen, bronzenen Schnalle versehen, um sie zu schließen.

Prüfend schloss und öffnete Prisco ein paarmal die Hand, nachdem er beide Handschuhe übergestreift hatte.
Die hellgraue Kapuzenjacke behielt er an, notfalls konnte er sie draußen immernoch ausziehen, ließ sie aber geöffnet.
Auf Armschienen verzichtete er, es war ja schließlich kein richtig ernster Kampf, sondern mehr oder weniger nur eine Übung, auch wenn hin und wieder ernste Verletzungen daraus hervorgingen.
Mit kurzem Blick überprüfte er nochmals seine Ausrüstung und verließ dann das Zimmer.
Kurz bevor er die Tür erreichte drehte er sich nochmals um und sprach, während er rückwärts lief: "Wir sehen uns dann später unten am Waldrand."
Dann war er verschwunden und auf dem Weg nach unten zum schwarzen Brett, wo der Zettel mit der Gruppenaufteilung aushing.

Alle würden daran teilhaben, sowohl Fighter, als auch Speaker, Mover und Controller, die sich ja auch verteidigen können mussten, falls die Schule angegriffen wurde oder ähnliches passierte.

Der Weg nach unten war schnell zurückgelegt und die Schmerzen im Knie relativ eingedämmt.
Mit seinen braunen Augen überflog er den Zettel mit der Gruppenverteilung:

Gruppe 1: Prisco, Maxima, Aisha, Lucy
Gruppe 2: Noelle, Leeroy, William, Daniel

Prisco musste aus zwei Gründen grinsen.
Zum ersten deshalb, dass Bella sich niemals mit den Abkürzungen der Namen arrangieren würde, sondern stets bei den Langformen bleiben würde - zumindest schriftlich - und zum zweiten deshalb, weil genau das eingetreten war, was er geglaubt hatte. Er und Leeroy waren in unterschiedlichen Mannschaften, was die Chance ihres Aufeinandertreffens im Kampf deutlich erhöhte.
Er hatte also die Chance sich mit Leeroy zu messen, wenngleich er das Kampfergebnis schon zu kennen glaubte.
Nochimmer mit dem Grinsen auf dem Gesicht wandte sich prisco ab und schlenderte zur Hintertür, die zum Waldstück hinausführte.
Er würde noch ein wenig mit dem Schwert trainieren, bevor das Spiel beginnen würde.

Leeroy starrte noch eine Weile vor sich hin. Dann allerdings richtete er sich auf und machte sich ebenfalls auf den Weg.
Das Einzige, was er dabei mitnahm, waren ein paar feste Wildlederhandschuhe, die er auch auf den Ausflügen mit seinem Bruder stets trug und sein Jagdmesser. Lang genug für einen Kampf, lag gut in der Hand und er mochte das Gefühl der Waffe am Oberschenkel einfach, da sie ihn nicht an irgendetwas hinderte. Die Handschuhe rasch übergestreift und unter die Ärmel geschoben. Sie reichten bis fast zu den Ellenbogen hoch und das war auch volle Absicht. Die zahlreichen Zahnspuren daran machten auch deutlich warum:
Leeroy musste sich mit einem Messer immer in eine gewisse Nähe zu Gegnern begeben und draussen schlugen sie meist mit den Zähnen zurück. Also schützten ihn die Handschuhe mit ihrem langen und festen Leder um die Arme vor einer Infektion durch die lebenden Toten und einfach durch kranke Tiere, die einem zeitweise begegnen konnten. Er verwarf die Gedanken rasch , da er dann wieder daran denken musste, dass sein Bruder allein unterwegs war. Stattdessen warf er einen Blick auf den Zettel , zog eine Braue hoch und zuckte dann leicht mit den Schultern. Da würde es ja heute wahrscheinlich ganz unterhaltsam werden , wenn er die Zusammenstellung der Gruppen so sah.

Max
Stand auf und suchte sich die Sachen zusammen, die sie wohl benötigen würde. Sie hatte gesehen, dass Prisco als auch Leeroy Handschuhe mitgenommen hatten und tat es ihnen nach. Ihren graumelierten Pullover ließ sie an, da ihre anderen Anziehsachen schmutzig waren und sie keine Lust hatte sich umzuziehen. Außerdem würde sie wahrscheinlich hinfallen und da hatte sie lieber einen Pullover an, warum genau wusste sie selbst nicht, aber sie fand es angenehmer mit Pullover als mit T-Shirt zu fallen.
Unter den Ärmeln schlang sie ein Seil um die Arme, was man nur leicht erahnen könnte, als sie die gefütterten Ärmel wieder darüber zog.
In eine Hosentasche steckte sie noch ein paar Bonbons, dann ging sie zum Sportlehrerzimmer um sich ihre Lanze zu holen.

Prisco hatte den Waldrand als Erster erreicht, was ihn nicht verwunderte.
Kaum jemand kam so früh zum Training, normalerweise nicht einmal er, denn sonst trainierte er um diese Zeit noch hinten auf dem Trainingsfeld.

Langsam legte er seine rechte Hand an das Heft des Schwertes an seiner linken Seite und zog es langsam heraus.
Er ließ es einige Male an seiner rechten Seite ums Handgelenk kreisen - dieselbe Handgelenksbewegung, die er auch beim sechsten Sinn benutzt hatte.
Dann begann er die Seiten abzuwechseln.
Mal ließ er das Schwert rechts kreisen, dann wieder links, immer mit der rechten Hand.
Zu guter letzt schwang er es einmal kurz über dem Kopf und ließ es mit einer glatten schnellen Bewegung an seiner rechten Seite herabsausen, dann stand er still.

Er atmete laut aus, bevor er das Schwert vor sich ins Erdreich stieß, sodass es zitternd stehen blieb.
Prisco lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Eiche und blickte zur Schule.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch die anderen hier einfanden, und dann würde es beginnen.
Die Fahnen lehnten schon an einem Baum, nicht weit von Prisco entfernt. Eine weinrote und eine tiefblaue Fahne, beide schmal und der Länge nach am Fahnenstab befestigt, sodass sie eher schmal als breit wirkte, leicht zu übersehen...

Prisco schüttelte sich mit einer raschen Kopfbewegung seine leicht gelockten Haare aus dem Gesicht, sie waren zwar nicht lang, - nichtmal schulterlang - aber lang genug um ihm ab und zu in die Augen zu hängen - zumindest sein Pony.

Mit seinen Fingern trommelte er auf den Schwertgriff und lehnte den Kopf gegen den Baumstamm in seinem Rücken.
Er war gespannt, wie es dieses Mal ausgehen würde, wie die Kämpfe verlaufen würden, die beinah unvermeidbar waren...

Noelle was bei der Schulärztin gewesen, die sich um ihren Finger gekümmert hat. Es war nichts schlimmes, trotzdem verbot diese ihr auf weiteres beim Praxisunterricht teilzunehmen. Das Risiko auf, dass die Heilung länger dauerte, war einfach zu Hoch.
Die Ärztin versprach Noelle Bella bescheid zu sagen und schcikte die Schülerin fort.

Noelle hatte nichts gegen den Unterricht, im Gegenteil, sie liebte ihn, trotzdem war sie froh, dass sie einmal, zumindest zwei Nachmittage für sich hatte. Sie ging in ihr Zimmer und überegte was sie machen sollte. Nach kurzem Überlegen kramte sie unter ihrer Matratze einen alten Rucksack hervor. Mit diesem unter dem Arm suchte sie sich einen sonnigen Platz am See. Die warme Sonne hatte das Gras getrocknet und Noelle lies sich seuftzend nieder.
Aus dem Rucksack zog sie eines ihrer Lieblingsbücher "Dracula" von Bram Stocker.

Prisco glaubte ein Geräusch zu hören, als würde jemand etwas weiter weg die große Schultür öffnen, aber beschwören wollte er es nicht.
Auch wer es war, konnte er nicht sagen und durch die Bäume war seine Sicht verhindert.
Noch immer trommelten seine Finger auf dem Schwertgriff herum, während er weiterhin gegen den Baum gelehnt dastand.
Die Sonne schien ihm ins Gesicht und er musste blinzeln.
Das würde ein Problem sein, im Kampf...
Eine blendende Sonne konnte im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden ...
Hier allerdings nur über gebrochene Knochen und blaue Flecken.
Trotzdem, keinesfalls angenehm.
Die Anspannung nagte weiterhin an Prisco, während er wartete und die Zeit verging quälend langsam...

Lucy
ging hinüber zum angrenzenden Waldstück. Wie sie bemerkte war sie eine der ersten. Deswegen zupfte sie noch an ihrem Outfit herum und verlangsamte ihre Schritte etwas um erstmal genauer zu beobachten, wer alles schon da war. sie konnte nur eine Gestalt erkennen und von weitem sah es aus wie Prisco, genau erkennen konnte sie die Person jedoch nicht.
Sie freute sich ein wenig auf das Spiel. Natürlich waren die Fighter im Vorteil da sie tagein, tagaus lernten sich mit Waffen durchzuschlagen und zu kämpfen, aber vielleicht würde sie eine nützliche Ablenkung spielen können.
Sie hatte sich einen Bogen über die Schulter gehängt und den Köcher umgeschnallt, der an einem Gürtel hing. Mit Pfeil und Bogen konnte sie von all den Waffen am besten umgehen. das hieß nicht zwangsläufig, dass sie besonders gut damit umgehen konnte.
Für den Nahkampf, zu dem es sehr wahrscheinlich kommen würde, hatte sie 2 lange Dolche auf den rücken geschnallt.
Dann kam sie bei der Person an, die sich an den baum lehnte. Es war tatsächlich Prisco. "Hallo", hauchte sie.

Leeroy brummte leise. Er hatte noch eine Runde ums Gelände eingelegt, um die Muskeln weich und geschmeidig zu haben und trabte nun ebenfalls auf die beiden Gestalten zu, die sich dort schon befanden. Da schienen sie ja noch eine Weile auf die anderen warten zu müssen, aber ihn kümmerte es nicht wirklich.
Der Tag war an sich ja recht schön, also würde das Warten nicht das Problem sein. Das Laufen hatte auch geholfen, dass er sich wieder beruhigen konnte und nun war er weitaus entspannter , wenn auch immer noch besorgt .
Als er bei den beiden Anderen anlangte, nickte er ihnen kurz und grüßend zu und setzte sich dann einfach , bevor er die Hände im Nacken verschränkte, die Augen schloss und sich lang ausgestreckt auf den Boden legte, nachdem er sich dafür den sonnigsten Flecken gesucht hatte, den er finden konnte.
Dann würden sie wohl warten...

Dan
sah zwischen den beiden Messern hin und her. Er entschied sich für das kürzere, das mit dem leicht gebogenen Heft. Es war zwar etwas schwerer, da es aus Eisen gefertigt war, aber durch seine geringere Größe deutlich kompakter. Außerdem war Dan stolz, ein Erbstück seines Großvaters bei sich zu tragen. Dieser war gerade achtzehn Jahre alt gewesen, als sich die Infektion, wenn man es so nennen konnte, ausbreitete. Dafür wurde er bloß vierzig.
Dan verwarf die Gedanken an alte Zeiten und steckte das Messer in seinen Gürtel. Mehr brauchte er nicht. Er war eher der Taktiker, kein Kämpfer. Er glaubte auch nicht, ein sonderlich guter Kämpfer zu sein, aber wie konnte er das beurteilen?
Er verließ das Zimmer und machte sich auf den Weg zum Waldstück. Bis jetzt waren bloß drei Schüler da. Prisco, Leeroy und Lucy. Dan musterte den Ältesten. Es war mehr als praktisch, ihn in seinem Team zu haben. Leeroy war einer der besten Kämpfer hier.
Der junge Speeker-Schüler setzte sich neben Lucy. Sie kannte er am besten.

Prisco sah auf, als Lucy auf ihn zukam.
"Hey Lucy.", Prisco grinste leicht.
Sie war in seinem Team und es störte Prisco kein bisschen. Im Gegenteil. Sie hatte sich ja sogar bewaffnet, ganz entgegen seiner Erwartungen, die er vor seiner Zeit hier hatte.
Doch es war nur selbstverständlich, denn wenn man heil aus dem Spiel wieder rauskommen wollte, musste man sich verteidigen können.
Zwar schienen ihre Pfeile recht abgestumpft, aber sie konnten trotzdem ziemlich schmerzhaft sein, wenn Lucy ihre Waffe geschickt einsetzen würde.

Auch die anderen trudelten langsam ein.
Leeroy kam gleich nach Lucy und nach ihm folgte Dan, ebenfalls bewaffnet, wie seine Mitschülerin Lucy.
Priscos Blick streifte kurz Leeroy.
Der Ältere war einzig mit einem Jagdmesser bewaffnet, das zwar kampffähig war, aber nicht übermäßig lang.
Aber wie Prisco den Rotschopf kannte, wusste dieser genau, wie er damit umzugehen hatte um es zu seinem Vorteil zu nutzen.
Nochimmer trommelte er angespannt auf seinem Schwertgriff herum, doch die Spannung fiel nicht von ihm ab.

Doch für ihn war diese Anspannung nicht verwunderlich.
Jetzt würde er die Gelegenheit bekommen gegen Leeroy zu kämpfen, natürlich nur, wenn sie sich begegneten...
Vllt würde der Ältere dazu degradiert werden, die Fahne zu bewachen, um sie vor Priscos Team zu schützen...wer wusste das schon, wobei das eher einer der seltenen Fälle war, denn es galt ja erstens vorallem die Fighter zu fördern und zweitens die andere Fahne ebenfalls zu finden, also waren viele Speler vonnöten, weshalb die Bewachung zumeist flachfiel.

Prisco richtete seinen Blick zur Tür und glaubte bereits Wills dunkle Haare zu sehen, als sich die Tür wieder öffnete.

Tatsächlich war es Will, der durch die Hintertür hinaustrat. Mit flottem Schritt legte er das kurze Stück zum Waldrand zurück und blieb dann zögernd dort stehen.

Er hatte - wen wunderte es - sein Schwert oben im Zimmer gelassen und sich stattdessen seine beiden Langdolche an die Seiten gehängt, einen rechts, einen links.
Er stand direkt neben Prisco, der gerade seine graue Kapuzenjacke abstreifte und sie über einen niedrigen Ast hängte.
Man sah jetzt deutlich, dass die Handschuhe nur knapp übers Handgelenk gingen, aber sie betonten sein sportliches Aussehen und seine Kämpfernatur.
Unter der Jacke hatte er ein einfaches, einfarbiges T-Shirt, wohl dunkelgrau, aber genau konnte Will es in dem Licht nicht sagen.

Prisco sah Will direkt an, mit einem Grinsen im Gesicht.
"Das gibt heute ne Revange, Will.", meinte er mit einem leichten Augenblitzen. "Dieses Mal wird's nicht so ausgehen."
Will musste ebenfalls grinsen.
"Dann pass lieber auf deine Beinarbeit auf."
"Keine Sorge, so eine Chance kriegst du nicht noch einmal...", Prisco lehnte den Kopf wieder gegen den Baumstamm und sah in den Himmel.

Er hörte, wie Will mit seinem Daumen über das Metall seines Dolches rieb, während er die Augen schloss.
Ja, er würde heute definitiv auf seine Beinarbeit achten, nichtnur beim kampf gegen Prisco und Leeroy, sondern auch im Wald, wenn er über kleinere Wildbäche oder Baumstämme springen musste.
Aber die Beinarbeit war leider seine schwächste Stelle im Schwertkampf... Nun ja, "schlecht" war relativ. Er war nicht wirklich schlecht darin, aber nicht so gut, wie in der Schwertarbeit, wobei das vor zwei Tagen an mangelnder Aufmerksamkeit lag, als an fehlendem Können ...

Tristan hatte sich das Mittagessen hereingewürgt, denn er wusste, dass es zu dieser Zeit nicht das Essen wie vor 50 Jahren gab und wahrscheinlich auch niemals geben würde.
Er hatte Priscos Kommentar zu dem "Hühnchenfleisch" gehört und stimmte so halb damit überein.
Er persönlich hatte noch nie Ratte gegessen, aber wenn Prisco meinte ...

Er war spät dran, doch es hatte länger gedauert sich eine Waffe fürs Fahnenspiel zu besorgen, als er gedacht hatte.
Tristan hatte sich wie sonst auch für den Bogen entschieden. Die groben Züge konnte selbst der blutigste Anfänger und - mal ganz unter uns - Tristan war schlichtweg unbegabt, was Waffentechnik anbelangte. Wozu brauchte er das auch? Er war schließlich ein Controller ... oder besser wurde zu einem Controller ausgebildet.

Aber wie gesagt, mehr als die groben Grundzüge musste man fürs Bogenschießen nicht können - hatte Tristan gedacht. Es war schwieriger, als es aussah, weit schwieriger, wenn man das treffen wollte, was man auch vorhatte zu treffen.
Die ersten Male war es gründlich daneben gegangen, aber so langsam wurde es und seine Trefferquote hatte sich seitdem langsam aber stetig erhöht.
Bis er das Auge einer Libelle traf, würde es zwar noch (lange) dauern, aber trotzdem wurde Tristan langsam besser.

Tristan beeilte sich nicht großartig, aber seine Schritte waren länger als sonst, denn immerhin würde in 10 Minuten das Spiel anfangen und er war am anderen Ende der Schule.

Die Pfeile in seinem Köcher schlugen bei jedem Schritt leise gegeneinander und dumpf gegen den Rand des Köchers.
Sie waren leicht abgestumpft, aber trotzdem gefährlich, wenn man sie mutwillig als Tötungsmittel einsetzen wollte.
Den Bogen in der linken Hand, den Köcher über der rechten Schulter, ging Tristan die Gänge herab, bis er vor dem Zettel mit der Teamverteilung stand.

Noelles Name in Gruppe 2 war durchgestrichen und darüber seiner geschrieben: Tristan.
Noelle konnte nicht? Na das war ja mal was ganz neues ...
Aber nun gut.
Tristan wandte sich zur Hintertür. Er war noch pünktlich, immerhin nicht zu spät. 4 Minuten hätte er noch gehabt schoss es Tristan durch den Kopf, während er die Tür aufstieß und hinaustrat.

Noelle lag am Bach und las. Das Fahnenspiel hatte sie noch nie sonderlich interresiert, kinderkram, ihrer Meinung nach. Tristan würde für sie einspringen. Sie kicherte. Es wunderte sie überhaupt, dass sie und Leeroy in der selben Gruppe waren. Sie waren die besten, erfahrensten. Normalerweiße wurde es gerecht eingeteilt, normalerweiße mussten sie beide gegeneinander antreten. Sie liebte diesel kleinen Duelle zwischen durch, auch im Kampfunterricht. Leeroy war begabt, zwar machten sie außerhalb des Unterrichts wenig, aber Noelle war generell eine Einzelgängerin und hielt sich meist nur während dem Unterricht bei den anderen auf, oder für Probekämpfe und manchmal Nachhilfe Unterricht, wenn 'schlechtere' Schüler zu ihr kamen oder Schüler aus anderen Kategorien was wissen wollte. Aber dies kam selten vor, meistens wurde sie inrhe gelassen, da die anderen erkannten, dass sie nicht sonderlichen wert darauf legte in der Gruppe unterwegs zu sein. Außerdem gab Bella ja auch Nachhilfe, wenn sie es für richtig hielt.

Leeroy setzte sich langsam wieder auf und streckte sich ausgiebig , bevor er sich aufsetzte. Er hatte die Sonne genossen und nun konnte es seiner Meinung nach gerne los gehen. Fehlten nur noch ein paar....
Seufzend musterte er das Messer, zog es aus den Lederschlaufen, die es am Oberschenkel befestigten und lies es probeweise wieder hineingleiten. Alles so wie es sein sollte.
Er stand auf und reckte sich erneut, nun allerdings stehend, sodass zum tragen kam wie groß er eigentlich war. Was nicht einmal Absicht war. Er wollte sich einfach nur dehnen. Tat er dann auch. Sobald er damit fertig war, lächelte er schief zum Himmel hinauf und fragte sich, was sie heute wohl alles miteinander anstellen würden. Die Gruppenaufteilung war ja anders als sonst, also war er schon interessiert. Mal sehen....
Nun allerdings hatte er noch etwas ausgesprochen Wichtiges zu sagen, wie er fand, denn darüber hatte er tatsächlich nachgedacht, bevor und nachdem er Priscos Kommentar gehört hatte. Das hatte an seinem fehlenden Hungergefühl nichts mehr geändert ,aber er fand ,dass man es den anderen doch vielleicht mitteilen sollte.
" Das war keine Ratte. Die schmecken besser.... Maulwurf oder ein paar alte Echsen, aber sicherlich keine Ratte. Schmecken wie gesagt besser und ist mehr Fleisch dran... "
Belustigt grinste er Prisco an und es interessierte ihn dabei nicht im Geringsten ob seine Stimmungsschwankungen oder das abrupte Anschneiden des Themas jemanden verwirrte oder nicht. Er war losgeworden, was er hatte loswerden wollen und konnte nun wieder stundenlang schweigen, wenn es denn nötig wurde.

Max
war direkt nachdem sie Schwert und Lanze, zu ihrer großen Verwunderung ohne Kommentar, bekommen hatte zum Treffpunkt gegangen. Sie hatte Leeroy gehört und war nun nochmal froher, dass sie das Fleisch nicht angerührt hatte. "Ob es Nudeln waren, weiß man bestimmt auch nicht", schoss es ihr durch den Kopf, aber sterblich still um die anderen bei einem möglichen Gespräch nicht zu stören. Sie kletterte auf einen nahe liegenden Baum und beobachtete die anderen.
Tristan und Lucy hatten sich für Pfeil und Bogen entschlossen. Viele dachten, dass diese Waffe einfach zu führen sei - viele täuschten sich. Leeroy hatte sich scheinbar für ein Messer entschieden, Prisco führte natürlich -wie hätte es anders sein sollen - das Schwert. Dann ließ Max ihre Gedanken schweifen und blickte in die Ferne.

Dan
sah Max kurz abwesend an, als sie zu der kleinen Gruppe hinzustieß, dann zählte er in Gedanken durch. Es fehlte nur noch Tristan, soviel er wusste. Und der war vermutlich schon auf dem Weg hierher.
Dan musterte seine Teamkameraden. Ja, mit Leeroy in einem Team zu sein war auf jeden Fall ein Gewinn. Allerdings war Prisco auch ein sehr guter Kämpfer, Dan vermutete also, dass sie vorhatten, sich zu messen. Zumindest entgingen dem jungen Speaker Priscos Blicke nicht, mit denen er Leeroy zu beobachten schien.
Statt Noelle, die anscheinend verhindert war, würde Tristan in seiner Gruppe sein. Er war nicht der beste Kämpfer, das wusste jeder hier, aber Dan wollte ihn nicht unterschätzen. Der Junge wusste, was er tat und es war sicher nichts Schlechtes, mit ihm in einer Manschaft zu sein.
Will war der Vierte. Dan kannte ihn kaum, obwohl sie in einem Zimmer wohnten. Der Mover-Schüler war oft alleine oder bloß mit Prisco unterwegs, weswegen sie nie wirklich viel Zeit miteinander verbracht hatten. Will war eher blass und ziemlich dünn, doch Dan kannte viele, die weniger wogen als sie Kraft besaßen.
Vier Jungs gegen Prisco und drei Mädchen. Nich gerade die fairste Einteilung, aber zwei der Mädchen waren Fighter und somit nicht zu unterschätzen.
Daniel sah zu Lucy, die immernoch neben ihm stand. Sie war wohl am ehesten sein Gegenstück in der gegnerischen Mannschaft. Als Speaker waren sie beide nicht umbedingt geübt im Kampf, zumindest konnte man das nicht von ihnen erwarten. Lucy war nach Aisha und Max die Kleinste und wohl die am ehesten Zerbrechliche. Mit ihren fünfzehn Jahren wirkte sie eher zart und Dan bezweifelte, dass sie jemanden schwerwiegend verletzen konnte. Doch er kannte sie nun seit mehreren Jahren und kannte ihre Stärken und Schwächen. Blöd nur, dass sie seine vermutlich genauso gut kannte... Es würde ein spannendes Spiel werden.

Prisco sah zu Leeroy auf und runzelte leicht die Stirn.
"Na großartig...", seufzte Prisco. "Maulwürfe und Echsen sind ja auch vieel besser... "Hühnchen"... So ein Schwachsinn.", Prisco wandte wieder den Blick ab und sah kurz zu Boden.

Tristan war schon an der Tür und würde gleich bei ihnen sein. Alle waren da... Alle? Nein. Eine fehlte: Aisha ...
Prisco überlegte kurz, doch auf Anhieb fiel ihm keine Entschuldigung für sie ein. Wo sie nur steckte?

Prisco bemerkte einen Blick auf ihm. Keinen brennenden, aber er war durchaus zu bemerken.
Als der junge Fighter den Kopf wandte bemerkte er Dan, der scheinbar die Teameinteilungen durchging.
Dan war nicht bl.öd, er wusste - oder ahnte - wahrscheinlich, was Prisco vorhatte, wenn er die Blicke zu Leeroy bemerkt hatte.
Nun, verwundern konnte es einen ja nicht, denn immerhin hatte Prisco nicht ein einziges Mal gegen Leeroy gekämpft, seit er hier war, und das waren schon ein paar Jahre ...
Außerdem glaubte der junge Schwertkämpfer bereit für diese "Prüfung" zu sein, versuchen konnte er es allemal, denn zumindest was das Kampftalent mit dem Schwert anging war Prisco dem Rotschopf weit überlegen, was dieser jedoch mit Körpereinsatz und Kraft locker wieder wettmachte, sein Messerkönnen nicht zu vergessen...

Als Prisco wieder seinen Blick schweifen ließ und er sich die Teamverteilung erneut in Erinnerung rief, wurde er sich einer Sache schlagartig bewusst ...
Er dachte kurz nach.
Nein, er täuschte sich nicht. Er war allein. Allein mit drei Mädchen ... Und das bedeutete wohl leider: Frauen-Monarchie ...
Prisco ließ den Kopf gegen den Baum hinter sich schlagen ... Großartig ... Na das konnte ja was werden ...
Das aber schonmal von Anfang an klar war, dass er sich nicht dazu degradieren lassen würde die Fahnenwache zu übernehmen, das war todsicher.

Zwar war Prisco es gewöhnt mit Leeroy zusammen der einzige Junge bei den Fightern zu sein, aber diese Art der Teamverteilung war dann doch etwas hart getroffen ...
Aber Prisco musste wohl oder übel damit klarkommen und hoffen, dass die Mädchen ihre Situation nicht ausnutzten.

Lucy
stand neben Dan und versuchte seine Gedanken zu erraten. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht ganz deuten, aber seine Blicke verrieten, was viele hier dachten: Die Teams waren unfair... Andererseits hatte sie nicht vor irgendwen zu unterschätzen. So weit sie wusste, waren Max, Prisco und Aisha gute Kämpfer und konnten es durchaus mit Will, Tristan oder Dan aufnehmen.
Wobei Prisco vermutlich gegen Leeroy kämpfen wollte. Sie wusste, dass viele dachten Leeroy wäre der Stärkere von beiden, Lucy aber würde geduldig auf das Ergebnis des Kampfes warten. Eine kühler Wind wehte durch die Blätter und brachte sie zum Rascheln. Kurz war ihr kalt, dann straffte sie die Schultern und ließ sich nichts anmerken. Würde es dieses Mal ohne große Verletzungen abgehen? Sie hoffte, dass niemand sie zum Ziel gewählt hatte, denn sie konnte selbst nicht besonders stark zuhauen, dafür aber umso geschickter ausweichen.

Leeroy schien sich mittlerweile zu langweilen, was nicht weiter verwunderlich war. Er war für sein wechselhaftes Temperament bekannt, dass sich auch nicht durch größeres Alter eindämmen lies. Abgesehen davon standen sie ja wirklich nun schon eine Weile dort und warteten, dass es losgehen konnte. Allerdings äußerte er nichts davon, sondern begann stattdessen mehr oder minder vorsichtig mit dem Messer zu spielen , was darin gipfelte, dass er die Klinge immer wieder hochwarf und dann zusah, wie sie um Haaresbreite seine Hand oder seinen Fuß verfehlte, wenn sie wieder nach unten und in den Boden fuhr. Allerdings schien ihn das auch nicht lange halten zu können und er begann sich mit einem leisen Brummen erneut zu dehnen, nachdem er das Messer gesäubert und wieder in den Schlaufen am Oberschenkel verstaut hatte. Er mochte ja der Älteste hier sein, aber er war es auch gewohnt, sich ständig in Bewegung zu befinden. Es war überlebensnotwendig für ihn gewesen, bevor er hierher kam und daher machte es ihn fast wahnsinnig, wenn er ohne einen wirklich guten Grund ausharren musste, ohne etwas tun zu können. Also eben wieder Dehnübungen, bis es denn dann irgendwann einmal losgehen würde. Hoffte er zumindest und seufzte leise und resignierend bei dem Gedanken, dass er genauso gut schon mit seinem Bruder unterwegs sein könnte.

Prisco starrte in den Himmel und die Sonne schien ihm direkt in die Augen.
Neben sich hörte er Leeroys Messer, das mit dem spitzen Ende ins Erdreich fuhr, immer und immer wieder, und jedes Mal spürte Prisco eine leichte Erschütterung, wenn das Jagdmesser zu Boden sauste und darin einschlug.
Fast glaubte Prisco auch seine eigenen Füße in Gefahr, doch er schwieg und vertraute Leeroys Messerfähigkeiten.

Stetig hörte man das leise 'Zack-dum, Zack-dum, Zack-dum', wenn das Messer durch die Luft kreiste und dann mit einem dumpfen 'dum' in die Erde einschlug.

Mit einem leisen Seuftzen stieß sich Prisco von der Eiche ab und zog sein Schwert aus dem Erdreich.
Er ließ es einmal kurz an der rechten Seite kreisen, um es dann in einer flüssigen Bewegung in die Schwertscheide an seiner Seite gleiten zu lassen.

Wieder sah er in den Himmel. Es war bestimmt schon nach 2, die Mittagspause war vorüber, aber ohne Aisha konnten sie nunmal nicht anfangen.
Alle anderen hatten sich eingefunden: Leeroy, Max, Will, Dan, Lucy und Tristan... Auch Noelle fehlte, aber da Tristan anwesend war konnte das nur bedeuten, dass er ihren Platz übernommen hatte.

"Wo bleibt Aisha? Sie ist doch sonst immer so pünktlich...", Prisco runzelte leicht die Stirn und sah zur Tür hinüber.
Sollte er sie suchen gehen? Sie war kein kleines Mädchen mehr, aber trotzdem verwunderte es Prisco, dass sie schon fast 15 Minuten zu spät war.
"Ich geh mal schauen, wo sie bleibt.", Prisco wandte den Kopf um, während er das sagte.
Die anderen schienen ebenfalls gelangweilt; Max auf dem Ast, Lucy und Dan, die nebeneinander standen, Tristan, der mit der Bogensehne spielte, Will, der gelangweilt auf seinen Dolchheften herumtrommelte, wie er selbst es auch manchmal tat und Leeroy, der sich genervt dehnte.

Dann wandte sich Prisco um und ging raschen Schrittes aufs Schulhaus zu und sprang die paar wenigen Stufen empor.
Eine Sekunde später war er im Schulhaus verschwunden und eilte im Laufschritt durch die Gänge.
Es zählte noch nicht zu 'rennen', eher zu 'schnelles Laufen'.

In der Kantine würde sie nichtmehr sein... vllt im Fighterzimmer ...

Aisha

Sie saß im Fighter-Zimmer an der Wand und dachte nach, wie immer, über ihre Geschichte, obwohl sie schläfrig wurde. Genervt strich sie sich ihre Haare wieder aus der Stirn, die sie wie so oft vorne störten. Ein paar Mal hörte sie eilige Schritte auf dem gang, aber ansonsten war es still. Als ihr nichts mehr zum überdenken einfiel- sie hatte das Alles schon tausendmal durchdacht- drehte sie das Messer in der Hand herum und probte noch einmal die neu gelernte Übung. Wenn wenigstens heute Nachmittag IRGENDETWAS wäre, aber das Fahnenspiel war ja erst morgen und.... Sie schrak auf. Fahnenspiel!? Das war nicht morgen, sondern heute!
Erschrocken sprang sie auf und sah sich um. Über sich selbst verärgert erkannte sie, dass sie zu spät war, denn sie hasste Unpünktlichkeit bei sich selbst noch wesentlich mehr, als bei anderen. Eilig lief sie den Gang entlang und prallte mit Prisco zusammen, vermutlich wollte er sie suchen. "Ich habe mich völlig im tag vertan!", entschuldigte ich mich schuldbewusst.

Prisco war den Gang in eiligem Schritt entlanggelaufen.
Rennen wollte er nicht, aber das normale Laufen war dann doch eine Spur zu langsam.
Seine Schwertscheide war ihm gegen das Bein geschlagen und auch gegens Knie, aber es war auszuhalten gewesen und hatte ihn zu schnellerem Schritt angespornt.
Er hatte das Fighter-Zimmer fast erreicht und wollte gerade die hand ausstrecken um die Türklinke runterzudrücken, als die Tür von innen aufgerissen wurde und eine kleine, zierliche Gestalt entgegenkam in ihn hineinrannte.

Abwehrend hob Prisco leicht die Arme, war schon fast in der Rückwärtsbewegung, die durch Aishas Schwung bekräftigt wurde und ihn um einen Schritt stolpern ließ.
"Woa.", entfuhr ihm, ein Laut der Überraschtheit. "Heut' so stürmisch?", meinte Prisco grinsend, denn Aisha hing ihm fast in den Armen.

"Ich habe mich völlig im Tag vertan!", entschuldigte sich die schwarzhaarige Gestalt.
Sie musste hochschauen, als sie das sagte, natürlich, sie war ungefähr 30 cm kleiner als er selbst, was sie als Gegnerin jedoch nicht ausschloss und nicht minder gefährlich machte...
"Die andern warten schon.", überspielte Prisco die Situation mit einem leichten Lächeln und drehte sich um, nachdem er Aisha zu sicherem Stand verholfen hatte - den sie wahrscheinlich nie verloren hatte.

Als er den Gang hinabging sah er sich nicht zu ihr um, denn er wusste, dass sowohl ihm als auch vermutlich ihr die Situation gerade eben mehr als peinlich gewesen war, denn für jeden Außenstehenden hätte es ausgesehen, sie werfe sich in seine Arme (wenn man flüchtig hinsah)

In diesem Moment war Prisco mehr als dankbar für seine etwas längeren Haare, sodass sie seine Ohren leicht bedeckten, die sich an den Spitzen leicht rot färbten. Das war eine seiner schlechten Eigenschaften... an den Ohren wurde er schnell rot, auch bei körperlicher Anstrengung...

Jetzt lenkte Prisco sich von der Situation ab, indem er Aisha in die Teamverteilung einweihte: "Wir sind mit Max und Lucy in einem Team, sie sind stark, jede auf ihre eigene Weise. Aber die andere Mannschaft ist auch nicht zu unterschätzen: Will, Dan, Tristan und vorallem Leeroy."
Sollte er Aisha in seinen Plan sich Leeroy vorzunehmen einweihen?
Wohl eher nicht, denn vermutlich dachte sie sich bereits ihren Teil, denn Aisha war ganz fix im Kopf und war bestimmt schon drauf gekommen.

Prisco dachte kurz nach, dann drehte er sich im laufen kurz um und sah Aisha an: "Ach ja ... Und bitte tut mir den Gefallen und denkt nicht mal daran mich herum zu kommandieren. Ich weiß, die Teamverteilung ist ... etwas seltsam, aber bitte tut mir wirklich den Gefallen..."
Prisco lächelte müde dabei, aber er meinte es ernst.
Er hatte schon einmal das "Glück" gehabt an einer solchen Teamverteilung teilzuhaben, aber das hatte als Desaster geendet...
Es waren andere Mädchen gewesen, aber irgendwo waren die ja alle gleich...
Die Mädchen hatten ihre völlig eigene Meinung gehabt und seine Position schamlos ausgenutzt.
Sie hatten ihn alleine losgeschickt und waren zu dritt bei der Fahne geblieben, was letztendlich nichts gebracht hatte, denn sie hatten sie sich unter der Nase wegstehlen lassen ...
Ihn hatten sie allein auf die Suche geschickt und er war von zweien des gegnerischen Teams entdeckt und niedergesenst worden.
Er war damals noch relativ neu gewesen, vielleicht ein halbes Jahr in Ausbildung, aber das Schwert hatte er bestens beherrscht.
Jedoch hatte er gegen die beiden anderen Muskelprotze, die gegen Ende ihrer eigenen Ausbildung standen keine Chance gehabt. Sie waren gemeinsam auf ihn losgegangen und er hatte seine schöne Not gehabt sich halbwegs zu verteidigen.
Eine ausgerenkte Schulter, ein ausgekugelter Ellenbogen und ein gebrochenes Handgelenk waren die Folge gewesen - alles rechts, also sein Schwertarm.

Eine äußerst schmerzhafte Erfahrung, die sich bis heute in sein Gedächtnis eingeprägt hatte und mit halbem Grauen sah er der heutigen Teamverteilung entgegen...