Only survive ~ until it ends

Bella
wandte sich vom Fenster ab und seufzte erschöpft. Sie war heute früh, wie jeden Morgen, noch vor Sonnenaufgang schweißgebadet aus ihrem Albtraum aufgewacht. Da das wieder Einschlafen nach dem morgentlichen Erwachen nahezu unmöglich war, hatte sie sich auf das Fensterbrett ihres Zimmers gesetzt und der Sonne beim Aufgehen zugesehen - fast drei Stunden hatte sie dagesessen, bis die Sonne hoch genug war, um zwischen den grünen Blättern der Bäume hindurchzublinzeln.
Nun würde sie Frühstücken gehen, denn sie tat das gerne vor allen anderen. Bella mochte den Lärm der vielen Schülerstimmen im Speiseraum nicht und war auch nicht sonderlich erpicht drauf, ständig von anderen Lehrern angesprochen zu werden. Im Moment war zwar sowohl die Schüler- als auch die Lehreranzahl sehr rahr, doch es war einfach eine Eigenheit und Angwohnheit Bellas, allein zu frühstücken.
Die junge Fighterlehrerin strich sich die langen Haare aus dem Gesicht bevor sie durch ihre Zimmertüre hinaus auf den Gang trat. Sie durchlief die weitläufigen Korridore des ehemaligen Internats und gelangte schließlich zur hauseigenen Küche. Das hier war der einzige Raum der fließendes Wasser, einen meistens funktionierenden Strom und einen Kamin hatte.
Mit einem weiteren Seufzen öffnte Bella den Kühlschrank, er war nur dürftig gefüllt - die nächsten Lebensmittel würden erst nächste Woche ankommen -, und nahm sich daraus ein Ei und ein kleines Stück Gurke. Zusätzlich holte sie sich aus einer Plastiktüte auf der Ablage eine Scheibe Brot. Das Ei schlug sie in eine Pfanne und rühte es, bis es langsam verklumpte, die Gurke schnitt sie sich in scheiben und das Brot legte sie sich einfach so auf den Teller. Mit diesem eher kärglichen Frühstück trat sie durch eine weitere Türe in den Speisesaal und ließ sich am Tisch in der Ecke nieder, den sie immer belagerte.
Kaum hatte sie ihr Essen vertilgt, öffnete sich die Türe zur Küche und Jack trat ein. Sie hatte schon Schritte auf dem Gang gehört und Jack in der Küche hantieren gesehen, jedoch nicht den Drang verspürt, sich mit ihm zu unterhalten. Nun würde es wohl dazu kommen.
"Guten Morgen!", sagte sie höflich, als ihr Kollege zu ihr an den Tisch trat und im Begriff war, sich ihr gegenüber niederzulassen.

Jack
ließ seinen Blick flüchtig durch den Raum schweifen, doch außer Bella und ihm war niemand da. Vermutlich war es einfach noch zu früh für die meisten. Seine Augen blieben an den leeren Tischen hängen und er überlegte, sich woanders hinzusetzen, möglichst weit weg von Bella, doch er wollte weder unhöflich sein, noch sein Missfallen der Situation preisgeben und so trat er zu Bella an den Tisch. Er schob den Stuhl ihr gegenüber zurück und stellte seinen Teller ab, ehe er sich mit einem kurzen, angedeuteten Lächeln Platz nahm. "Guten Morgen!", hörte er Bella sagen, in einem höflichen, spontanen Tonfall und er blickte auf. Einen Moment lang, als er sie so ansah, dieses Mädchen, das gerade einmal sechzehn Jahre alt war, da dachte er daran zurück, wie er seine Ausbildung begonnen hatte, gleichzeitig mit ihr. Er war dreizehn gewesen, ein durchschnittliches Alter, die meisten Fighter, mit denen er trainiert wurde waren so alt wie er gewesen, nur Bella nicht. Mit sieben Jahren hatte sie immer als Überfliegerin gegolten, war ein Kind gewesen und gegen Schüler angetreten, die doppelt so alt gewesen waren wie sie. Vielleicht würde Jack es ihr gegenüber niemals zugeben, doch er hatte ihre Stärke und ihren Ehrgeiz bewundert, welche ihm gefehlt hatten.
"Morgen", entgegnete er freundlich, lächelte und senkte seinen Blick dann zu seinem Frühstück. Er hatte noch nie kochen können und bei dem Anblick verging ihm der Appetit schon beinahe wieder, doch er stach trotzdem mit der Gabel ins Essen und schluckte das noch nicht ganz gare Rührei herunter. Er wusste nicht, ob er etwas sagen sollte, doch obwohl ihr Teller bereits leer war, war Bella noch nicht aufgestanden.
Jack hob den Blick, stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte und sah in ihre kalten, blauen Augen.
"Ich wusste nicht, dass du einen neuen Schüler bekommen würdest. Wann ist er angekommen - Dean, oder?", fragte er, nachdem er geschluckt hatte. Er hatte versucht, etwas ganz Normales zu fragen, etwas, das Bella ihm beantworten würde, wenn sie wollte.
Seine grauen Augen sahen zwischen den ihren hin und her und wieder bemerkte er, wie jung sie doch war. Einige ihrer Schüler waren älter, Thamar und Rune beinahe doppelt so alt wie sie, doch keiner von ihnen kam wirklich an ihre Lebenserfahrung heran. Auch wenn Jack kaum etwas über Bella wusste, so kannte er sie doch lange genug, um zu wissen, dass sie viel durchgemacht hatte und deutlich mehr drauf hatte, als irgendein anderer Fighter ihres Alters. Ja, sie war vermutlich eine der besten Kämpfer und Kämpferinnen, denen er jemals begegnet war. Doch wer hatte nicht viel erlebt? Wer hatte keine Vergangenheit, in der Infizierte oder Verlust vorkamen? Die Welt war schrecklich und das konnte niemand leugnen. Jack kam es jedoch so vor, als gäbe es für Bella niemand anderen, der Schlimmes erlebt hatte.

Bella
beobachtete Jack, der selbiges mit ihr tat. Eine kleine Weile saßen sie voreinander und sahen sich gegenseitig in die Augen, bis ihr Gegenüber den Blick auf sein Essen senkte und begann es sich in den Mund zu schieben.
"Ich wusste nicht, dass du einen neuen Schüler bekommen würdest. Wann ist er angekommen - Dean, oder?", fragte Jack schließlich, nachdem er den ersten Bissen seines, nicht sonderlich appetitlich aussehenden, Frühstücks hinuntergeschluckt - wohl eher -gewürgt - hatte. Bella war im ersten Moment überrascht, dass Jack eine so normale Frage stellte, das hatte sie nicht erwartet ... nicht nachdem, was gestern zwischen ihnen beiden vorgefallen ist.
"Ich ...", setzte sie an, besann sich jedoch anders, und startete einen neuen Versuch, Jack zu antworten. "Ja. Er ist vor wenigen Tagen angekommen. Kommt aus einem einsamen Wald, wo er mit seinem Vater lebt. Sie beide haben es sich zum Beruf gemacht, Menschen vor den Infizierten zu retten und so viele von diesen Biestern zu töten, wie nur irgend möglich." Bella macht eine kurz Pause, dann sprach sie weiter: "Dean ist sehr begabt! Trifft mit seiner 1911 so genau, dass er ein kleines sich bewegendes Objekt innerhalb von ein bis zwei Sekunden ausgeschaltet hat - er lebt diese Waffe und ist mit ihr extrem Geschickt im Umgang. Sein Vater hat ihm viel beigebracht. Nicht nur die Benutzung einer Pistole, ich glaube nämlich, dass er auch mit anderen Waffen sehr gut umgehen kann - ich würde sogar so weit gehen und behaupten, er könnte jemanden mit einer Nagelfeile töten! Er ist hier um offiziell eine Ausbildung zu haben und sich schlussendlich den Survivern anschließen zu können... wir können Leute wie ihn gut gebrauchen!"
Sie war mit ihren Erzählungen am Ende angelangt. Ihr kam es absurd vor, wie Jack über solche, in dieser Zeit, alltägliche Dinge zu reden. Es ging nicht um die neueste Strathegie, die beisten Waffen oder interessante Unterrichtsmethoden um Schüler zu begeistern, sondern einfach nur um einen ihrer Schüler, der neu hinzugekommen war - eigentlich etwas, das alltäglich sein sollte.

Jack
nickte leicht, während sie sprach und sah sie aufmerksam an. Dean war also alleine bei seinem Vater aufgewachsen, ohne wirklich andere Personen, von klein auf zum Kämpfer ausgebildet. Eine halbwegs normale Kindheit für die meisten Surviver, deren Eltern ebenfalls bei der Organisation waren, zumindest vermutete er, dass Deans Vater ein Surviver war. Sein Bild von Dean verstärkte sich bloß, während er Bella zuhörte. Er war also ein exzellenter Kämpfer, geschickt im Umgang mit Waffen, anscheinend ehrgeizig und vermutlich durchhaus abgehärtet. Ein wenig dachte er darüber nach, ob der neue Schüler und Bella wohl Ähnlichkeiten miteinander aufwiesen, Bella beendete währenddessen ihren Vortrag. "...wir können Leute wie ihn gut gebrauchen!", erklärte sie.
Jack blickte konzentriert in ihre Augen. Konnten sie das? Einen fast vollständlig ausgebildeten Kämpfer, der weit ab von größeren Zivilisationen allein den Regeln und Ansichten seines Vaters ausgesetzt war? Dean war älter als andere, die ihre Ausbildung gerade begannen, natürlich brachte er auch mehr Erfahrungen mit, würde weniger Zeit brauchen um ausgebildeter Fighter zu werden, doch er würde alles, was er noch vor kurzer Zeit von seinem Vater gelernt hatte, nicht mehr vergessen.
Der junge Moverlehrer war Bellas Meinung, neue, ambitionierte Schüler brauchten sie, doch Dean war kein Schüler wie die anderen, das entnahm er Bellas Vortrag und auch ihrem Verhalten des gestrigen Abends. Sie hatte ihn behandelt wie einen Ebenbürtigen, jemanden, der das gleiche Maß an Erfahrung und Sicherheit in Entscheidungen mitbrachte wie sie. Sie behandelte ihn nicht wie einen ihrer anderen Schüler und das bemerkten diese sicherlich ebenfalls.
"Ja", entgegnete Jack schließlich, aß weiter, kaute und schluckte. "das sicherlich. Je mehr erfahrene Leute hier sind, desto besser. Desto sicherer!"
Er senkte kurze Zeit wieder den Blick auf seinen Teller, legte dann die Gabel ab und schob ihn zur Seite. "Und woher kennst du ihn?"

Bella
hielt einen Moment inne. Wärend ihres Vortrags hatte sie Jack wachsam beobachtet und eine Veränderung in seinen Augen festgestellt. Er hatte nachgedacht, und es lag zweifellos auf der Hand, wer dieser Gegenstand seiner Überlegungen gewesen war.
Als Jack ihr zustimmte, war sie sich sicher, dass seine Gedanken in eine völlig andere Richtung gegangen waren und er nur mit einem großen Maß an Zweifeln hinter dem stand, was er eben gesagt hatte. Schließlich fragte er sie noch, woher sie Dean kannte - nun war es an Bella, seine Frage zu beantworten und doch an etwas völlig anderes zu denken.
Welche Zweifel hatte er gegenüber Dean? Waren sie gerechtfertigt? Im Grunde kannte Bella diesen Jungen überhaupt nicht und es wäre klug, ihm mehr zu misstrauen als vielleicht nötig wäre. Nun, eigentlich trat sie jedem Menschen misstrausich gegenüber, doch bei Dean war es etwas anderes... vielleicht weil sie seinen Vater gut kannte?
Ohne Jack ihre Überlegungen mitzuteilen, beantwortete sie seine Frage. "Ich kenne ihn überhaupt nicht. Ich kenne seinen Vater, und anscheinend hat dieser ihn zur Ausbildung hierher geschickt. Sein Eigentliches Ziel war mein Ausbilder, da Deans Vater vermutete, er wäre noch am Leben, doch unglücklicherweise starb dieser schon vor Jahren."
Nach einer kurzen Pause, in der sie nach Unten auf ihre verschränken Hände vor ihrem Teller geschaut hatte, sah sie wieder nach oben in Jacks Augen. Unerwartet, und ohne einleitende Worte, stellte sie die Frage: "Worüber hast du nachgedacht, Jack?"

Jack
"Ich kenne ihn überhaupt nicht. Ich kenne seinen Vater, und anscheinend hat dieser ihn zur Ausbildung hierher geschickt. Sein Eigentliches Ziel war mein Ausbilder, da Deans Vater vermutete, er wäre noch am Leben, doch unglücklicherweise starb dieser schon vor Jahren", hörte er sie sagen und blickte hinab auf den Tisch. Ein leichtes Lädcheln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Ja, er wusste über wen sie sprach. Schließlich hatte er selbst einmal Fighter werden wollen, vergessen haben konnte sie das wohl nicht, sie war immerhin eine Zeit lang seine Lehrerin gewesen, zumindest stellvertretend. Vielleicht wollte sie sich bloß nicht daran erinnern.
Jack erinnerte sich wieder an das kleine, blonde Mädchen, die alle anderen um mindestens einen Kopf überragt und hinter ihrem Rücken über sie geredet hatten. Doch sie hatte das nicht gekümmert, sie hatte einfach weiter gemacht, erhobenen Hauptes.
Irgendwie kam es dem jungen Lehrer auf einmal völlig absurd vor, dass sie nicht befreundet waren. Sie kannten sich nun seit... guten acht Jahren, sie hatten zusammen ihre Ausbildung gemacht und auch danach waren sie jahrelang an der gleichen Schule gewesen. Klar, da waren noch die fünf Jahre Altersunterschied, aber mittlerweile war das doch egal... Wieso waren sie immer noch so unterkühlt, gegenüber einander?
Jack sah zu, wie Bella den Blick senkte und schließlich direkt in seine Augen sah. "Worüber hast du nachgedacht, Jack?", wollte sie wissen, ganz geare heraus, ohne weitere Umschweife.
Ein wenig perplex hielt Jack inne, zögerte. Etwas in ihren Augen wikrte auf einmal anders, doch Jack kümmerte sich nicht weiter darum. Vielmehr beanspruchte ihn die Frage, was er ihr antworten könnte. Über seine Zweifel über Dean konnte er sie wohl kaum in Kenntnis setzen, oder? Zumindest nicht die Tatsache, dass ihm das Ganze nicht geheuer war, einen so erfahrenen Schüler an die Schule zu bringen. Also was sollte er sagen? Sollte er überhaupt etwas antworten?
Mit einem leichten Räuspern senkte nun auch er den Blick, verschränkte die Arme auf der Tischplatte und lächelte leicht. "Weißt du woran ich gerade denken musste? Wie Timothy Powell in meinem ersten Jahr beim Survival Training mit dem Knöchel in ein paar Seilen hängen geblieben ist und sich der Länge nach hingelegt hat, mitten in den Schlamm." Er lachte leise, lehnte sich im Stuhl zurück, die Arme immer noch verschränkt. "Weißt du das noch?", wollte er grinsend wissen, blickte Bella in die kalten, blauen Augen.

Der hieß doch eigentlich Jonas Pitwill, oder? Aber egal, ich hab jetzt einfach mal das Powell übernommen =))
____

Bella
s Augenbraue zuckte bei Jacks Antwort kurz in die Höhe, sonst ließ sie sich ihre Ungläubigkeit nicht anmerken. Sie war sich ziemlich sicher, dass seine Erinnerungsseligkeit nicht der Grund dafür war, dass er bei seiner Antwort nicht ganz bei der Sache gewesen war.
Aber um seine Frage zu beantworten: Ja, sie erinnerte sich. Nur zu gut! Es war in Jacks erstem Ausbildungsjahr gewesen, als sie selbst gerade ihr erstes Jahr hinter sich gebracht hatte. Tomothy Powell war manchmal schlicht und einfach tollpatschig gewesen, so auch bei diesem Ereignis, was ihn unfähig gemacht hatte, vernünftig durch eine Turnhalle zu laufen.
Damals hatte es Bella amüsiert, obwohl sie es natürlich nicht gezeigt hatte. Sie war, daran erinnerte sich Bella noch ganz genau, am Rande der Gruppe etwas abseits gekniet und damit beschäftigt gewesen, ihre Schnürstiefel zu binden. Wie immer hatte sie hinter ihrem Rücken deutliches Getuschel gehört, das eindeutig ihr galt - bis heute war sie sich sicher, dass es die anderen Kinder nur darauf angelegt hatten, sie zu provozieren.
Auf einmal war ein dumpfer Aufprall zu hören und als Bellas Kopf nach oben gezuckt war, hatte sie noch gesehen, wie Powells Hände ihn knapp bevor bewart hatten, sich mit der Nase auf dem kalten Turnhallenboden wiederzufinden. Er hatte nur gelacht, für seine Tollpatschigkeit jedoch eine kleine Moralpredigt vom damaligen Lehrer Jonas Pitwill bekommen.
"Ja!", antwortete sie Jack, nachdem diese Erinnerung in Sekundenschnelle vor ihrem inneren Auge abgelaufen war, ohne ihren Blick von seinen Augen zu wenden. "Ich erinnere mich sehr gut daran. Es war in deinem ersten Ausbildungsjahr zum Fighter. Dieser Timothy war schon immer total ungeschickt - nichts für einen Fighter, würde man meinen!"
Ihre Augen zuckten einen Moment zum vergitterten Fenster hinter Jack, ehe sie sich wieder ihm zuwandte und sich insgeheim fragte, warum er diese Erinnerung wieder ausgegraben hatte. Es war nichts, was sonderich erinnerungswürdig war oder einen besonderen Meilenstein in ihrer oder seiner Karriere als Surviver darstellte - im Grunde war es eine ziemlich sinnlose Erinnerung ohne viel Bedeutung... zumindest nicht für sie.

hä irgendwie hat sich das ganze jetzt auch überhaupt nicht gedeckt aber egal =D
Nee ich meinte auch nicht den Ausbilder, ich hab mir jetzt irgendeinen Schüler ausgedacht gehabt =D
___
Jack
lachte kurz, dann lächelte er bloß, blickte wieder auf die Tischplatte hinab.
"Naja er war schließlich nicht der Einzige, dem so etwas passiert ist, ich sollte wohl am wenigstens lachen. Schließlich ist mir mal beim Messerwerfen eins runtergefallen, das meinen Fuß getroffen hat...", sagte er, grinste leicht, aber er erwähnte nicht, wie sehr die anderen damals über ihn gelacht hatten.
Jack dachte eigentlich gerne an diese Zeit zurück. Es war jene Zeit gewesen, in der er das erste Mal länger von Zuhause weg gewesen war, in der er erfahren hatte, dass es besser sein konnte. Dass sie es hier gut hatten und dass das Leben hier wieder einen Sinn hatte.
Er blickte Bella wieder in die Augen, lehnte sich wieder vor und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. "Wissen wir schon mehr, was Thamar und Rune angeht?", wollte er wissen. "Ich meine, ob wir Ersatz oder ähnliches bekommen?"

Ich hab meinen Beitrag jetzt korrigiert. So müsste es stimmen =)) Ich hatte nen Denkfehler drin x'DDD
____

Bella
zuckte bei Jacks weiterer Erinnerung nicht mit der Wimper. Sie fand es weder sonderlich amüsant noch eklig.
Doch auch daran erinnerte sie sich noch gut. Es war ihr erstes Training draußen in der Landschaft gewesen und Jack war mit dem Messer in der Hand gestolpert, hatte sich jedoch noch gefangen. Kurz darauf war ihm das Dinger aus der Hand gerutscht und in seinem Fuß stecken geblieben - zu seinem Glück hatte es keine ernsthaften bleibenden Schäden.
Die anderen Kinder hatten über ihn gelacht und er hatte vor schmerzen gekeucht. Das war ziemlich makaber, im anbetracht der Tatsache, dass das jedem von ihnen hätte passieren können und im Falle einer Ernstsituation zum Tode des Betroffenen geführt hätte, wenn man ihm Hilfe verwehren würde.
Bella kannte es nur zu gut, wenn Leute über einen lachten, aber ihr war das schon immer egal gewesen. Sie nahm es mit Fassung und ihr gelang es jedes Mal hervorragend, die Lachenden zu ignorieren - genau so und nicht anders hatte sie es all die Jahre ausgehalten.
Bei Jacks nächster Frage runzelte sie einen Moment die Stirn. Ja, sie hatten Ersatz angefordert und gestern kam die Bestätigung und auch ein Brief, dass sie die Angehörigen über das Fehlen der Familienmitglieder informieren würden. Schließlich antwortete sie: "Ja, so weit ich weiß sollte in der nächsten Woche Verstärkung ankommen, die Bestätigung kam gestern. Was Rune, Thamar und Leeroy angeht haben wir reichlich wenig Informationen und wir können nur spekulieren. Ich vermute, dass Leeroy Thamar, der versetzt wurde, hinterher ging, da er ja immer das Bedürfnis hatte, seinen Bruder zu beschützen... Was allerdings mit den beiden passiert ist und wo Rune hinging ist mir wirklich ein Rätsel."
Sie legte eine Pause ein. Schließlich Kam ihr noch etwas in den Kopf und sie sprach es aus. "Noelle hat ihre Ausbildung übrigens abgebrochen, deshalb ist sie nicht mehr hier. Sie hat eine Nachricht hinterlassen in der steht, dass ihre Mutter schwer erkrankt ist und sie nun zu Hause gebraucht wird." Ein Schnauben folgte, dann wartete sie auf Jacks antwort. Hatte er auch Informationen?

Jack
lächelte noch immer leicht, während er an diese Zeit zurück dachte. Doch wenn er recht überlegte, fiel ihm auf, dass sie wohl beide damals ziemlich einsam gewesen waren. Bella war das merkwürdige, kleine Mädchen gewesen, vor der aber jeder gehörigen Respekt gehabt hatte, und er war das verweinte Weichei gewesen, das von seiner Schwester in Schutz genommen werden musste.
Fast ein wenig mitleidig hatte er kurz zu Bella gesehen und schaute dann zu einem der Fenster hinüber. Bella erklärte, dass Ersatz für Rune und Thamar unterwegs war, spekulierte über das Verschwinden von Leeroy und fügte hinzu, dass Noelle wohl wegen familiärer Schwierigkeiten ihre Ausbildung zum Fighter abgebrochen habe.
Jack nickte leicht, ein wenig abwesend. "Ja, hoffen wir einfach, dass Leeroy bald wieder auftaucht oder zumindest Thamar sich mit einer vernünftigen Erklärung meldet", entgegnete er.
Einen Moment schwiegen sie beide, dann schob Jack den Stuhl zurück, stand auf und brachte die Teller in die Küche, wo er sie in einer Schüssel Wasser säuberte. "Weißt du", sagte er laut, sodass sie ihn vom Tisch aus hören konnte. "Ich weiß nicht ob es so eine gute Entscheidung war, Dean aufzunehmen." Er warf ihr einen kurzen, zögerlichen Blick zu. Nun würde er also doch wieder davon anfangen...

Bella
hatte wieder auf ihren leeren Teller geschaut, als Jack aufgestanden war. Auf seine gemurmelte Antwort, es wäre gut, wenn bald Leeroy oder Thamar mit einer Erklärung auftauchen würde, antwortete sie nicht. Im Grunde war das auch uninteressant im Gegensatz zu dem, was Jack als nächstes sagte...
In dem Moment als er zum Sprechen ansetzte, zuckte Bellas Kopf hoch und ihre rechte Augenbraue hob sich. Endlich wurde es interessant! Bella war sich ziemlich sicher, dass er nun den Gedanken aussprach, mit dem er vorhin nicht hatte herausrücken wollen.
"Ich weiß nur nicht, ob es so eine gute Entscheidung war, Dean aufzunehmen.", hörte sie ihn sagen. Sie runzelte die Stirn. Das waren also seine Bedenken... Er vertraute Dean nicht, vertraute Bellas Urteil nicht und schon gar nicht einem Mann, von dem Bella behauptete, ihn vor knapp zehn Jahren einmal gekannt zu haben. Typisch Jack - doch vielleicht hatte er recht?!
War es wirklich die falsche Entscheidung gewesen, den Jungen aufzunehmen? Nun, sie hätte ihn schlecht zurückweisen können, wo er doch den weiten Weg bis zur Schule gekommen war um von einem Lehrer unterrichtet zu werden, der sich als tot entpuppte - gut, sie hätte es durchaus GEKONNT, aber allein die Vorstellung, einem Schüler den Unterricht zu verwähren, war unschön.
Bella wusste genau, wie es sich anfühlte, wenn man angegriffen wurde und sich nicht wehren konnte. Es war nicht schön und sie wollte es jedem erspahren! Dazu kam noch, dass sie als Lehrerin dazu verpflichtet war, jeden geeigneten Schüler zu unterrichten - natürlich lag es in ihrem ermessen, wer die Fähigkeiten hatte, sich als Fighter zu qualifizieren und wer nicht, aber wer ein erfahrenes Auge hatte und Dean auch nur einmal ansah, wusste, dass er mehr als nur geeignet war. 
Dazu kam noch, dass sie ihn nach dem gestrigen Tag und den damit verbundenen Erkenntnissen unmöglich wieder wegschicken konnte. Doch das konnte sie Jack nicht sagen, da es womöglich eine Panik auslösen würde - außerdem hatten Bella und Dean keine Beweise. Der Gedanke, dass die Infizierten nun weiter entwickelt waren, als noch kurze Zeit vorher, basierte allein auf Beobachtungen und Vermutungen. Um eine genaue Analyse der Situation durchzuführen und entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können, erforderte es weitere Untersuchungen. Erst DANN würde sie den anderen Lehrern bescheid geben.
Bella löste sich von diesen Gedanken. Sie hatte schon viel zu lange mit ihrer Antwort gewartet und musste Jack, der sie mittlerweile beobachtete, nun endlich etwas sagen, bevor dieser noch auf dumme Gedanken kam. Ihre nächsten Worte wählte Bella sorgfältig aus. "Jack... du weißt genauso gut wie ich, dass ich keinem Schüler, der geeignet ist, den Unterricht verwähren kann - zudem du nicht bestreiten kannst, das Dean Qualifikationen hat, die Stellenweise mein eigenes Können übersteigen. Vielleicht war es kein ... strathegisch idealer Zug, ihn hier aufzunehmen, da er nur von seinem Vater unterrichtet wurde und mit dessen Vorstellungen aufgewachsen ist, aber mal ehrlich, Jack, wer ist das nicht?" Sie machte eine kurze Pause ehe sie weitersprach: "Wenn wir verhindern wollten, dass unsere Schüler die Elterlichen oder Familiären Vorstellungen in die Wiege gelegt bekommen, müssten wir anfangen, Kinder hier aufzuziehen und zu Fightern auszubilden die dann exakt den Willen der Surviver in der Öffentlichkeit vertreten - das wäre Unmenschlich! Ich bin mir sicher, dass jeder unserer Schüler eine eigene Ansicht über das habt, was er im Moment tun oder auch in Zukunft tun wird und ich weiß auch ganz genau, dass selbst ich - und ich bin schon sehr lange hier - nicht in allen Punkten mit der allgemeinen Meinung der Survier übereinstimme."
Wieder macht eis eine Pause. "Obwohl... Ich muss zugeben, dass Dean, sollte er sich letzten Endes gegen uns wenden, ein gefährlicherer Gegner wäre, als diejenigen, die wir hier üblicherweise unterrichten... Ich werde ihn im Auge behalten!"

Jack
warf einen kurzen Blick zu ihr in die Mensa, als sie begann, ihm zu antworten, während er mit einem dreckigen Putzlappen über den ersten Teller wischte. Bellas Worte klangen sicher und ernst, aber irgendwie verdammt wie einstudiert, als hätte sie eine Weile genau darüber nachgedacht, was sie sagen sollte.
"...dass ich keinem Schüler, der geeignet ist, den Unterricht verwehren kann...", "...Dean Qualifikationen hat, die stellenweise mein eigenes Können übersteigen..."
Jack hatte nicht nach ihren Gründen gefragt. Nein, wieso Bella Dean aufgenommen hatte, war ihm eigentlich recht klar. Seine Zweifel konnte sie ihm nicht mal ebenso ausreden. Oder doch?
"Vielleicht war es kein ... strathegisch idealer Zug, ihn hier aufzunehmen, da er nur von seinem Vater unterrichtet wurde und mit dessen Vorstellungen aufgewachsen ist, aber mal ehrlich, Jack, wer ist das nicht?", hörte er sie sagen. Der Mover hielt inne, den tropfenden Teller in der linken Hand, den Lappen in der rechten. Jack spürte ihren Blick auf sich. Er war mit den Vorstellungen seines Vaters aufgewachsen, ja, aber er hatte sie nicht übernommen, dann wäre er wohl kaum hier. Vermutlich wäre er dann dort, wo er aufgewachsen war, war mittlerweile vermutlich verheiratet und hatte einen Sohn, oder eine Tochter, und weiß Gott was... Jack wandte den Blick zu Bella um, doch diese sah gerade aus und setzte wieder zum Sprechen an. Sie redete über das Recht der Schüler, sich selbst eine Meinung zu bilden und dass es falsch sei, Schüler von klein auf nach den Vorstellungen der Surviver zu erziehen, zumindest verstand er es so und hier musste Jack ihr zustimmen. Die allgemeine Meinung der Surviver war teilweise wirklich recht fragwürdig, zumindest für Jack, und anscheinend hegte auch Bella in einigen Punkten so ihre Zweifel.
Jack nickte abwesend, während Bella einen Moment schwieg. Dann schließlich gestand sie sich ein, dass Dean wohl gefährlich werden konnte, wenn er sich im Endeffekt gegen sie wendete. "Ich werde ihn im Auge behalten!", sagte sie bestimmt, blickte wieder kurz zu Jack, der die Teller zum Abtrocknen neben die Wasserschüssel stellte. Die nassen Finger wischte er an seiner Hose trocknen.
"In Ordnung", sagte er bloß. Er verließ die Küche wieder und setzte sich wieder zu ihr. Er verschränkte die Arme auf der vermackten Tischplatte und seine Augen folgten den unruhigen Linien im dunklen Holz. "Ok, Bella, du weißt ich vertraue dir", sagte er. Warum sagte er das? Er vertraute ihr ganz und gar nicht! Zumindest nicht in dieser Sache. "aber ihm vertraue ich nicht!" Naja, wenigstens das stimmte. "Ich hab... ich hab einfach kein gutes Gefühl bei der Sache."
Jack seufzte leise, hob dann den Blick und sah direkt in Bellas helle Augen.

Dean
richtete sich in seinem Bett auf, streckte seine Arme bis sie kurz in den Gelenken knackten. Er spürte ein kurzes, kräftiges Ziehen in der Schulter, dort wo ihn der Infizierte am Vortag erwischt hatte, aber der Schmerz explodierte nicht, also war es immerhin nicht entzündet. Immerhin etwas.
Er hatte es gestern Abend noch mit einigen raschen Stichen genäht, nachdem er sich von Prisco befreit hatte... Eiserne Stille hatte zwischen ihnen gelegen und nur wegen Aisha war die Situation nicht eskaliert, die Prisco sanft zurückgezogen hatte.
Was auch immer mit dem Schwertkämpfer gestern losgewesen war... Einen wirklichen Reim konnte sich Dean darauf noch nicht machen; das einzige, was sicher war: Das war nicht das letzte Mal...

Der Winchester schwang die Beine über die Bettkante, setzte sich auf. Er hatte in seinen Klamotten vom Vortag geschlafen, wechselte jetzt etwas unbehände sein T-Shirt.  Ein zunächst sanftes, am Ende eher aggressives Ziehen in der linken Schulter wies ihn auf seine leichte Einschränkung hin, aber bis morgen würde es hoffentlich etwas abschwächen.
Dean richtete sich auf.
Morgen.
Morgen würden Bella und er losziehen... Losziehen in eine unbekannte Richtung, würden Nachforschungen anstellen in Sachen Infizierte... Aber wo sollten sie anfangen? Wie hatten sie sich das überhaupt gedacht? Nach was suchten sie überhaupt?
Sollten sie etwa wahllos im Wald herumstromern, bis sie auf ein paar umherstreifende Infizierte trafen und einfach einpaar Stichproben machen? Einfach blind testen, welche Reaktionen sie zeigten? Ob sie irgendwie taktisch kämpften? Aber das war schwer zu erkennen... und selbst dann kaum zu generalisieren...
Worin könnten sie also beweisen, dass die Infizierten nun nicht nur eine hirnlose, planlose Gefahr darstellten? Worin? Wonach mussten sie suchen?

...Dean kam da nur eine einzige Idee... und die war so wahnwitzig, so geistesgestört, dass sogar sein Vater ihn fragen würde, in welcher geistigen Umnachtung ihm das in den Sinn gekrochen war... Sogar John Winchester höchstpersönlich würde ihm da einen so kräftigen Schlag auf den Hinterkopf geben, dass wieder genug Sauerstoff an die Hirnwindungen seines Sohnes kam...
Denn die einzige wirkliche Möglichkeit herauszufinden wie die Infizierten funktionierten, wie sie außerhalb des Kampfmodus, wie sie innerlich tickten, wie sie sich untereinander verhielten, war ihr Camp - ihr Nest - aufzusuchen...
Und niemand suchte nach einem Nest - einem Infizierten-Camp. Niemand! Außer man war unglaublich suizidgestört. 
Es wäre auch schon der sichere Tod, wenn nicht die Vermutung bestünde, dass sie ihre Hirnaktivitäten regeneriert haben könnten.
Bella würde ihn für unzurechnungsfähig halten... Allerdings... was hatten sie sonst zur Auswahl? Welche andere Möglichkeit gäbe es sonst? Was sonst würde ihnen schnelle Gewissheit bringen?
Außerdem war ihnen ja ohnehin schon klar gewesen, dass es vermutlich in einer Selbstmordaktion enden würde...

Als Dean die Tür hinter sich zuzog ließen ihn seine Gedanken immer noch nicht los. Er fuhr sich durch die Haare, atmete kurz aus... Er würde heute noch einmal mit Bella darüber sprechen. Er musste. Sie mussten schließlich noch ein oder zwei Sachen besprechen; war ja schließlich nicht so, dass sie einen Wochenendtrip ins Grüne planten.

Der junge Winchester drückte die nächste Tür auf, die in die Mensa führte. Sie war noch leer, bis auf zwei Gestalten an einem der Tische. Bella war eine davon, Jack der Stimme nach zu urteilen die andere. "...hab einfach kein gutes Gefühl bei der Sache."
Dean hielt an der Tür inne, widmete den beiden einen aufmerksamen Blick.
Bella hatte ihn schon bemerkt bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, Jack hingegen wirbelte erst bei dem nach der Stille nun recht unnatürlich lauten Rumpeln der Metalltür mit dem Kopf herum.
Dean wusste nicht, worüber sie geredet hatten, aber jede Faser in Jacks Körper strotzte von Misstrauen, als ihre Augen sich trafen. Dean konnte also fast mit Gewissheit sagen, dass unter anderem er Erwähnung in ihrer Unterhaltung gefunden hatte. Und nach Jacks Auftritt gestern Abend hatte er ihn vermutlich gerade nicht über den grünen Klee gelobt...

Ich hab wieder Internet *freu* *jubel*
Die Tage werde ich auch noch in Dreizehn antworten, Lulu =)) Ich denke spätestens Samstag oder Sonntag komme ich dazu...
___

Bella
unternahm nicht einmal mehr den Versuch, Jack zu antworten. Schon Sekunden bevor Dean den Raum betreten hatte, waren ihr die leisen Schritte auf dem Korridor aufgefallen. Im Moment gab es nur wenige Personen hier in der Schule und sie kannte die Angewohnheiten der anderen Schüler - nicht in solcher Herrgottsfrühe zu essen -, weshalb es ein Leichtes war sich auszurechnen, um wen es sich bei dem frühen Ankömmling handeln konnte.
Einerseits war sie froh, dass Dean ihr Gespräch mit Jack so jäh unterbrochen hatte, doch andererseits hatte diese Unterhaltung eine interessante Richtung eingeschlagen. Sie war sich der Ansichts ihres Arbeitskollegen nun sehr klar und konnte diese auch nachvollziehen - was ihre eigene Meinung und ihre Pläne jedoch nicht im mindesten beinflussten.
Es war gut zu wissen, dass Jack dem neuen Schüler nicht vertraue; so konnte sie sich die Gefahren von Deans Anwesenheit und mögliche ungeklärte Aspekten noch einmal vor Augen führen und diese neu analysieren. Ja, ihre Unterhaltung mit Jack war durchaus informativ für Bella gewesen und vielleicht wäre sogar noch interessanter geworden, wenn sie nicht unberbrochen worden wären.
Doch das waren sie nun einmal...
In Jacks Gesicht konnte man für Sekunden genau ablesen, dass die gerade eben gewechselten Worte nicht für Deans Ohren bestimmt waren - mehr noch: dass die beiden Lehrer über genau ihn gesprochen hatten. Aber jetzt war es ohnehin schon zu spät. Dean war drin, hatte das Gespräch unterbrochen und dem Schüler musste ohnehin klar sein, wer der Gegenstand der Unterhaltung gewesen war.
Mehr als Jacks Gesicht hatte sie jedoch nicht sehen können - abgesehen von der tollen Aussicht auf die fünf Meter hohe Mauer, wenn man aus dem Fenster sah -, denn Bellas Rücken war eben der Tür zugewandt, durch die Dean eben getreten war und deren metallisches Krachen Jack so erschreckt hatte. Nun sagte sie, allerdings ohne sich umzudrehen: "Guten Morgen, Dean. Wie geht es deiner Schulter?" Ihre Stimme war kalt, wie immer und hatte einen leicht distanzierten Unterton.
Sie war nicht in der Stimmung, sich vor dem Jungen wegen der über ihn geführten Unterhaltung zu rechtfertigen und noch mehr widerstrebte es ihr, noch mehr über Deans und ihre Vorhaben vor Jack preiszugeben. Sie würde sich später noch mit ihrem Schüler unterhalten müssen, aber das würde sie nicht in diesem Raum machen und schon gar nicht unter Jacks wachsamen Blick - und sie war sich sicher, dass er sowohl sie als auch den jungen Mann mit einem solchen musterte.
Schließlich wandte sie sich doch um, griff blind nach ihrem Teller und stand auf. Jacks stechende Augen ignorierte sie geflissentlich.

Dean
starrte Jack entgegen, der ihn seinerseits mit einem Blick bedachte, der nur halbwegs seine Gedanken verschleierte... Eigentlich so gut wie kaum.
Deans Augen waren auf den Moverlehrer gepinnt, als wolle er ihm die Worte, die er soeben an Bella gerichtet hatte, erneut entlocken; als wolle er, dass Jack ihm ins Gesicht sagte, was sie gerade über ihn gesagt hatten...
Denn Dean war sich sicher: Jack hatte keine allzu gute Meinung über ihn.... - Was auch immer er getan hatte, um dieses Urteil auf sich zu ziehen. - Und da er sich ja keine übermäßige Mühe machte es zu verstecken, konnte Jack es ihm ja auch gleich persönlich sagen, oder? Oder konnte er seine Gedanken einfach nicht verstecken?

Genau in diesem Moment wandelte sich der Gesichtsausdruck des Movers, wurde zu der misstrauischen Maske, die er auch gestern Abend schon getragen hatte...
"Guten Morgen, Dean. Wie geht es deiner Schulter?"
Bellas kalter Stimme wohnte eine gewisse Distanz inne - Dean war sich ziemlich sicher, dass das jedoch nur Show war... Doch die genaue Intention und Gefühlsregung - die genauen Gedanken hinter ihrer Stimme entzog sich ihm.
"Den Umständen entsprechend.", erwiderte er, den Blick nicht von Jack nehmend.
Er war nicht auf Konfrontation aus und normalerweise würde ihn ein derartiger Blick oder was jemand von ihm hielt auch nicht stören... nur aus irgendeinem ihm unerfindlichen Grund fing Jacks konsequent ablehnend, misstrauische Art (die seit dieser ihn das erste Mal gesehen hatte anhielt) langsam wirklich an ihm gegen den Strich zu gehen.
Was sollte das? Wenn er ihm etwas zu sagen hatte, warum sagte er es nicht einfach? Wozu die Geheimniskrämerei?

Abrupt wandte Dean sich ab, löste den Blickkontakt zu Jack - er wusste es besser, als jetzt mit ihm auf Konfrontationskurs zu gehen, auch wenn es ihn in den Fingern juckte. 
Die Spannung zwischen ihnen war trotzdem noch zu spüren, obwohl der Winchester ihm und Bella den Rücken zuwandte... Was Bella wohl von ihm dachte? 
Ob sie Jacks Worten Gehör schenkte? (Was auch immer er zu sagen hatte, ihr schien er es ja zweifellos offenbart zu haben.)
Obwohl Dean der jungen Frau ja eigentlich durchaus zutraute ihre eigene Meinung zu bilden und nicht auf andere zu bauen.
Aber man sollte sich ja nie zu sicher sein...
Er musste nachher ja ohnehin mit ihr reden, da konnte er genauso gut das Schauspiel ansprechen, das sich ihm hier gerade geboten hatte....

Bella
nickt kurz bei Deans Antwort, die so knapp ausgefallen war, sodass sogar ein Blinder mit Krückstock erkennen konnte, dass die Aufmerksamkeit des Jungen auf etwas völlig anderes gerichtet war. Bella entging natürlich nicht, was - besser gesagt, wer - das Objekt war, um das seine Gedanken zu kreisen schienen. Es war niemand anders als Jack. Gut, viel mehr Auswahl an Ablenkungen gab es hier ohnehin nicht, da Bella selbst automatisch aus der Auswahl ausschied. 
Wahrscheinlich schlief die restliche Schule noch, oder vereinzelt räkelten sich Leute in ihren Betten beim Klang des Weckers, hoffend, dass die Zeit langsamer verstreichen würde und sie noch länger in der wohligen Wärme der Bettdecke bleiben konnten. Somit war wirklich Jack der Einzige, den Dean so feindselig anstarren konnte.
Der Blick, den der junge Fighter-Schüler dem Lehrer zuwarf bestätigte Bellas Verdacht, dass Dean wusste, um was es in dem Gespräch zwischen ihr und Jack gegangen war, und es wunderte sie keineswegs, dass seine Augen das Gegenüber so ungehalten musterten. Bella stellte sich darauf ein, später darauf angesprochen zu werden.
Wenn Dean das wirklich zur Sprache bringen sollte, würde sie ehrlich sein - sie hatte schließlich nichts zu verbergen und außerdem war es das Recht des Jungen zu erfahren, was anderen über ihn dachten. Zudem Jack keine Anstalten zu machen schien, seine Bedenken offen gegenüber Dean äußern zu wollen. Auch recht. Im Grunde war es Bella ja egal - das war Deans und Jacks Sache, nicht ihre, und sie würde sich da entschieden heraushalten! Auch wenn es so wirkte, als würde der Fighter dem Mover gleich an den Kragen gehen und ihm eine Verpassen.
Die junge Fighter-Lehrerin dachte gerade darüber nach, ob sie in einem solchen Fall eingreifen oder die Show genießen sollte, als Dean sich ruckartig umdrehte und den Blickkontakt abbrach. Gut, so wurde ihr die Entscheidung abgenommen, was sie im Falle einer Konfrontation tun sollte - ein Aufeinandertreffen, das zweifellos früher oder später stattfinden würde, da war Bella sich sicher.
Deans Rückzug bewirkte lediglich eine Verzögerung, doch irgendwann würde die Bombe explodieren und die Beiden würden aneinandergeraten. Ob friedlich und diplomatisch oder mit roher Gewalt stand in den Sternen - obwohl sie Jack letzteres nicht wirklich zutraue.
Bellas Schüler war mittlerweile auf dem Weg zur Küche um sich ebenfalls Frühstück zu machen. Recht so, das war die Gelegenheit für ein kurzes Gespräch unter vier Augen und Bella musste ohnehin in die Küche um ihre Teller in der Schüssel mit Wasser abzuwaschen, die aus Ermangelung fließenden Wassers genau zu diesem Zweck immer in der Spühle stand. Somit folgte sie dem jungen Mann und betrat wenige Sekunden nach ihm die Küche. Vorher raunte sie Jack ein: "Lass uns das Gespräch ein anderes Mal fortführen!" zu.
Nun war sie mit dem Schüler alleine. Sie stellte den Teller auf die Arbeitsplatte, sich wohl bewusst, dass Jack durch das Fenster in der Wand zwischen Speisesaal und Küche alles beobachten konnte. Aus dem Schrank zu ihrer Rechten holte sie ein Glas und förderte aus einer Getränkekiste eine schon seit mindestens zwanzig Jahren abgelaufene Flasche Wasser zutage. Sie goss die Flüssigkeit in das Glas und leerte es mit einem Zug, dann sah sie Dean an.
"Du magst ihn nicht, hum?", fragte sie. Typisch Bella, hatte sie die Frage unangenehm direkt und ohne lange Vorrede gestellt. Viele Leute störten sich daran, doch das wiederum war Bella egal - sollten sie doch. Dean allerding, da war sie sich sicher, fühlte sich davon nicht unangenehm betroffen. Er war ebenso ehrlich und Bella war das nur recht.
Wärend sie auf Deans Antwort wartete, trug sie Glas und Teller zur Schüssel mit Spülwasser, nahm einen vom trockenen steif gewordenen Lappen und machte sich daran, das Geschirr zu spühlen. Irgendjemand hatte gestern nach dem Essen seinen Teller und die Tasse in der wohl, dem Aussehen nach zu urteilen, Milch gewesen war, einfach stehen gelassen. Bella knurrte verärgert...

Dean
schnappte sich eins der alten Brötchen aus dem Korb gleich am Eingang der Küche. Er hatte keine Lust sich ewig hier drin zu beschäftigen oder gar noch nach irgendwelchen Sachen groß in den Schränken zu suchen.
Sein Blick hatte sich verdüstert. Wenn Jack keiner der Lehrer wäre und ihm sein Vater nicht ein Quäntchen Respekt vor Autoritätspersonen eingeimpft hätte... Er ließ den Gedanken unvollendet. Sein Inneres tobte. Er hasste es - er hasste es wie die Pest, wenn Leute etwas vor ihm geheim hielten - etwas, was ihn verdammt nochmal etwas anging. Und es GING ihn etwas an, wenn sie über ihn sprachen, wenn sie über ihn urteilten. 
Wenn Jack ein Problem mit ihm hatte, dann sollte er ihm das gefälligst auch sagen und nicht mit Bella insgeheim darüber debattieren. Soetwas machte ihn wahnsinnig!
Im Vorbeigehen legte Dean das Brötchen etwas fester, als unbedingt notwendig auf dem Holzbrett ab, ging festen Schrittes auf den Messerblock im hinteren Teil der Küche zu. 
Er wusste nicht einmal, was er eigentlich zu essen gedachte, aber ratlos in der Küche herumstehen würde er bestimmt nicht. Was auch immer ihm jetzt zwischen die Finger kam würde herhalten müssen.
Deans Finger schlossen sich um den Griff eines der Messer - frisch gewetzte Klinge, wie er feststellte - zogen es mit nur knapp verhaltenem Zorn aus dem Block, wirbelte herum.
Er sah, dass Bella die Küche betreten hatte, gerade ihr Geschirr abstellte und sich nach einem Wasserglas umdrehte.
Er blieb stumm, presste die Kiefer aufeinander als er wieder die Arbeitsplatte ansteuerte, wo auch noch ein Stück Trockenfleisch vom Vorabend lag. Das würde genügen (müssen). Er hatte nicht die geringste Lust sich länger in der Kantine aufzuhalten als unbedingt nötig.
Er spürte einen Blick auf sich und als er nur kurz die Augen in Richtung Hauptraum zucken ließ sah er, dass der Moverlehrer in Richtung Küche blickte.
Bella leerte ihr Wasserglas in einem Zug, gerade als Dean an ihr vorbeiging. Er spürte auch ihren Blick im Nacken.
"Du magst ihn nicht, hm?"
War das nun eine Frage oder eine Feststellung?
Mit einer fast schon schmetternden Bewegung warf Dean das Messer, sodass die glänzende Klinge zitternd in der hölzernen Arbeitsplatte stecken blieb, während er zu der Lehrerin herumfuhr. Der junge Winchester hatte in solchen Fällen eindeutig das Temperament seines Vaters geerbt (John Winchester war auch jedes Mal aus der Haut gefahren, wenn etwas hinter seinem Rücken vorgegangen war, es ihn aber sehr wohl etwas angegangen hatte) , beherrschte sich aber - nicht zuletzt, weil Jack bestimmt noch von draußen zusah. Wobei es ihm momentan allerdings gerade herzlichst egal war, ob er irgendein Bild, das Jack von ihm hatte, bestätigte.
"Was sollte das gerade?", zischte Dean der Fighterin entgegen, seine Augen blitzten, während er sich mit beiden Händen fest gegen die Kante der Arbeitsplatte stützte.
Wenn sie miteinander arbeiten wollten, dann brauchten sie vor allem eins untereinander: Offenheit.

Bella
beobachtete amüsiert, wie Dean wütend durch die Küche stapfte und als Reaktion auf ihre Worte sogar das Messer in der Arbeitsplatte versenkte. Er jagte ihr kein bisschen Angst ein, obwohl er momentan alles andere als ruhig und gelassen wirkte. Sie an seiner Stelle hätte bestimmt genauso reagiert - nun, nicht ganz. Wahrscheinlich hätte sie Jack, ohne lange Vorrede, direkt und unbarmherzig darauf angesprochen, in der Entschlossenheit, alles zu tun, um eine brauchbare Antwort zu bekommen.
Nun fuhr Dean zu ihr herum (auch das hätte sie selbst als Reaktion auf eine solche Frage getan) und schleuderte ihr die Frage "Was sollte das gerade?" entgegen. Auch seiner Stimme war deutlich anzuhören, wie sauer er war. Auf Jack? Oder sogar auf Bella? Letzteres wäre einfach nur unreif und kindisch. Als könnte sie etwas dafür, dass Jack das Gespräch angefangen hatte... Dean sollte sich nicht so anstellen, denn er war es ja, der in ihre Unterhaltung mit Jack hineingeplatzt war und ungefragt seine eigenen Schlüsse daraus gezogen hatte. Zudem Bella überhaupt gar nicht die Absicht gehabt hatte, Dean Jacks Meinung vorzuenhalten - nur hätte sie eben nicht ungefragt davon angefangen.
Ein kurzes Schnauben riss sie aus ihren Gedanken. Dean stand noch immer wutentbrannt vor ihr und erwartete eine Antwort.
Bella atmete einmal kurz durch, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. Ihre Stimme war kalt, wie immer, doch diesmal ließ sie bewusst etwas ihrer Belustigung mit in den Tonfall einfließen. Ihr war klar, dass sie den jungen Mann dadurch nur provozierte, doch er hatte keinerlei Grund, sie so blöd anzumachen. Nicht ohne Beweise irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen! Außerdem hatte sie rein garnichts vor ihm zu befürchten.
"Aber, aber...", sagte sie schließlich. "Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden? Es gibt keinen Grund sich aufzuregen, Dean." Sie legte eine kurze Pause ein, aber da ihr Gegenüber vor Wut kurzzeitig sprachlos zu sein schien, redete sie schließlich weiter. Ihre Stimme war nun kein bisschen Amusement mehr zu finden. Sie war nur noch kalt ."Könnte es sein, dass du für einen kleinen Moment vergessen hast, wer ich bin? Nur um deinem Getächnis ein bisschen auf die Sprünge zu helfen: Ich bin eine Lehrerin dieser Schule, ebenso wie Jack, und das gibt uns die Befugnis dazu, uns über Schüler auszutauschen und eventuelle Stärken und Schwächen festzustellen beziehungsweise zu besprechen."
Wieder legte sie eine kurze Pause ein, in der Dean etwas sagen wollte, doch Bella fiel ihm ins Wort. Sie war noch nicht fertig!
"Und nur um das mal klarzustellen: Ich bin nicht diejenige, die das Gespräch angefangen hat und du bist nicht derjenige der mir zu sagen hat, über was ich reden darf und über was nicht! Jack hat mir lediglich Bedenken über deine Person mitgeteilt und dass es, seiner Meinung nach, nicht sinnvoll gewesen war, dich auf der Schule aufzunehmen. Ich habe dagegenargumentier und dann hast du das Gespräch so rüde unterbrochen. Vielleicht solltest du dir nochmal überlegen, auf wen du wirklich sauer sein solltest, Dean Whinchester! Zudem ich nicht vorhabe, dir irgendein Detail des Gesprächs, das dichbetraf, vorzuenthalten. Wenn du nun also bitte aufhören könntest, mich so anzustarren als trüge ich Schuld daran, dass Jack dir nicht vertraut, dann könnte ich dir vielleicht auch erzählen, was genau Jack gesagt hat."
Jetzt verstummte sie endlich - sie war fertig. Sollte Dean jetzt sagen, was er zu sagen hatte...

Deans
Blick haftete auf Bella, während sie ihn zurechtwies, als wäre er ein achtjähriges Kind. Nur war er schon lange keine acht mehr und noch viel länger kein Kind...
"...und eventuelle Stärken und Schwächen festzustellen beziehungsweise zu besprechen."
Na da hatte Jacks Blick aber eindeutig eine GANZ andere Geschichte erzählt. Das war kein einfaches Gespräch über seine Fertigkeiten gewesen, das wusste sie so gut wie er. Warum versuchte sie ihm etwas vorzumachen?
Und warum markierte sie ausgerechnet jetzt die große, strenge Lehrerin?!

Zu Beginn der ganzen Sache hatte sich Deans Wut eigentlich nur gegen Jack und die alleinige Situation gerichtet... aber so, wie Bella sich jetzt verhielt...
Er schwieg, starrte sie unentwegt und unbewegt an. Nicht einmal ein Quäntchen Emotion durchschimmern lassend.
Sollte sie sich ruhig austoben, wenn sie das für nötig hielt. Vermutlich gut für ihr Selbstbewusstsein, dass sie nicht nur ihm, sondern auch sich selbst zweifellos klar machte, wer der Lehrer war. Er kannte das von seinem Vater gut genug. Manchmal musste man Leute einfach fluchen und schimpfen lassen, bis ihnen der Atem ausging, um sie zum Schweigen zu kriegen; wenn man anfing dagegenzureden, schaukelte sich das ganze nur unnötig in die Höhe.
Aber in der Summe würde es dennoch kaum einen Unterschied machen über was Bella nun ihren Vortrag hielt. Sobald sie morgen die Schule verließen galt die Lehrer - Schüler Hierarchie nicht mehr. In der Wildnis war soetwas keinen Pfifferling mehr wert. Dort ging es nur ums blanke Überleben, um Erfahrung und um Vertrauen.
"...und dann hast du das Gespräch so rüde unterbrochen. Vielleicht solltest du dir nochmal überlegen, auf wen du wirklich sauer sein solltest, Dean Winchester!" - Also war es jetzt also alles seine Schuld. Verstehe... "Zudem ich nicht vorhabe, dir irgendein Detail des Gesprächs, das dich betraf, vorzuenthalten." - Warum auch immer sie das tun sollte, wenn sie doch anscheinend so viel von Jack und seiner Meinung hielt -  "Wenn du nun also bitte aufhören könntest mich so anzustarren, als trüge ich Schuld daran, dass Jack dir nicht vertraut, dann könnte ich dir vielleicht auch erzählen, was genau Jack gesagt hat."
Sie schwieg, starrte ihn an, wartete offenbar auf seine Gegenrede.
Am liebsten hätte er einfach nur 'Ich bin ganz Ohr' gesagt, die Arme verschränkt und Jacks Anklageschrift ihm gegenüber gelauscht, doch er hatte so eine leise Ahnung, dass die Fighterin ihm nur erneut mündlich eine scheuern würde.
Kopfschüttelnd wandte Dean den Kopf ab. Er hatte die ganze Zeit über mit beiden Händen auf die Arbeitstheke gestützt gestanden, hatte die Blonde seitlich angesehen. Jetzt starrte er nur geradeaus gegen die gegenüberliegende Wand, schüttelte leicht den Kopf, stieß leicht Luft aus der Nase.
Nicht vor Wut. Nicht mehr.
Er schwieg, dachte nach. Was sollte das ganze hier eigentlich? Erst das Theater gestern Abend mit dem Schwertkämpfer und jetzt das...


"Warum misstraut mir hier eigentlich jeder?", er wandte den Kopf erneut zur Seite, sah Bella vollkommen unverwandt an, die Stimme ruhig und keine Spur mehr von der unglaublichen Wut. "Erst Prisco gestern Abend, jetzt Jack... Ich glaube ja wohl kaum, dass das nur so ist, weil ich neu an die Schule dazu gekommen bin."
Der Blick seiner grünen Augen richtete sich direkt auf die kleinere blonde Gestalt. Jetzt war er aber gespannt.
War es, weil er anders war im Bezug auf sein Vorwissen, seine Erfahrung, seine Ausbildung? Oder hatte er etwas an sich, was Jack einfach dazu brachte ihm derart zu misstrauen, ob er nun wollte oder nicht?

Bella
runzelte bei Deans Antwort die Stirn - nicht, weil sie darüber nachdachte, was sie entgegnen sollte, sondern aus Überraschung. Doch sie hielt nicht lange an. Wenige Sekunden später hatten sich ihre Gesichtszüge wieder geglättet und ein merkwürdiges Glimmen war anstelle des kalten Ausdrucks in ihre Augen getreten.
Bella hatte wirklich mit allem gerechnet. Mit einem erneuten Wutausbruch seinerseits, einem dramatischen Abgang und knallenden Türen und vielleicht sogar mit einem fliegenden Messer in ihre Richtung.
Ihre Vorstellungen waren ganz anders, als die tatsächliche Reaktion die Dean nun zeigte. Ruhig ausatmen - vielleicht sogar aus Verzweiflung? - und ganz direkt danach fragen, was die Lehrer und Schüler hier gegen ihn hatten.  Genau diese Offenheit hatte sie von ihm erwartet.
Und weil er die Frage so schön und lieb gestellt hatte, würde er auch eine Antwort bekommen, denn die hatte Bella. Sie hatte gar nicht lange über diese Problematik nachgedacht, sondern es lag schon beinahe auf der Hand, warum niemand in diesen Hallen Dean auch nur im Ansatz zu vertrauen schien. Außer ...
"Ich vertraue dir!"
Dieser Satz war ihr ganz leicht über die Lippen gekommen, ohne einen bitteren Beigeschmack oder den Anflug der üblichen Kälte. Der Grund dafür war, dass sie die Wahrheit sagte. Sie vertraute Dean wirklich - mehr vielleicht, als sie sogar sich selbst gegenüber zugeben wollte. Das Warum war ihr allerdings nicht wirklich bewusst.
Schon von Anfang an hatte Dean auf sie den Eindruck gemacht, dass man ihm vertrauen konnte, dass er zuverlässig war. Diese leise Ahnung hatte sich bei dem Ausflug gestern nur verstärkt und mittlerweile war Bella sich sicher, dass sie in ihm jemanden gefunden hatte, dem man die eigene Sicherheit bei einem Kampf durchaus anvertrauen konnte. Und von diesen Personen gab es herzlich wenig in ihrem Leben. Im Grunde gab es da nur noch eine andere lebende Person: Deans Vater.
Ja, vielleicht war es das, warum sie nicht anders konnte, als Dean nicht dieses Misstrauen entgegenzubringen, das sie sonst allen gegenüber an den Tag legte. Es lag wohl daran, dass er seinem Vater so unglaublich ähnlich sah und sie somit an 'damals' erinnerte. An damals, als John (?) sie von der Straße geholt und zur Schule gebracht hatte. Er war der Mensch gewesen, dem sie erstmals ihr Leben anvertraute.
Irgendwie hatte es eine gewisse Ironie, dass sie nun - erneut - gezwungen war, einem Whinchester ihr eigenes Überleben in die Hände zu legen. Doch eigentlich ... war sie froh darüber, dass es Johns Sohn war und niemand anders (doch das würde sie sich selbst niemals eingestehen!).
In der Pause, in der ihr all diese Gedanken durch den Kopf geschossen waren, hatte Stille in der Küche geherrscht. Dean hatte sie nicht durchbrochen. Schließlich räusperte sich Bella kurz und fand damit zurück zu ihrem üblichen kalten Tonfall. "Der Grund, dass dir hier niemand vertraut bin wohl ich...", erkärte sie und als ihr Gegenüber sie fragend ansah, holte sie zu einer Erklärung aus.
"Nun ja ... im Grunde bin ich es immer, die allen misstraut und jeden erst überprüft. Da ist es schon auffällig, dass du schon nach dem ersten Schultag unglaublich in meiner Achtung gestiegen bist - nur klar, dass die Leute da misstrauisch werden. Vor allem die, die mich glauben zu kennen. Und da ist Jack keine Ausnahme. Er erst recht nicht! Ich bin mir sicher, dass er mir nicht so viel Vertrauen entgegenbringt, wie er es vorgibt und das mit dir macht die Sache wohl noch schlimmer. Ich glaube nicht, dass er mir geglaubt hat, als ich ihm sagte, ich werde dich im Auge behalten, damit du nichts anstellst..." Und in Gedanken fügte sie hinzu: Er weiß gar nicht, wie recht er damit hat. Die nächsten Tage werde ich ihm nicht von den Fersen weichen ... und er mir nicht! Wenn Jack wüsste ... er würde mich umbringen.

"Seine Hauptbefüchtung war es ja, du würdest - erzogen nach den Moralvorstellungen deines Vaters - hier irgendwann amoklaufen, weil dir irgendetwas nicht passt. Für seinen Geschmack bist du zu gut ... für meinen aber nicht!" Hierbei war ihre Stimme leicht spottend gewesen, doch bei den letzten Worten war ihre Stimme wieder ernst geworden. Und ehrlich.

Jack
s Blick richtete sich starr auf die Tischplatte. Seine Augen folgten den länglichen Rillen, den vielen Macken, die seltsamerweise alle in dieselbe Richtung verliefen.
Seine Muskeln spannten sich an. Er biss die Zähne zusammen.
Er sah nicht mehr zur Küche. Ein paar Sekunden lang hatte er die beiden beobachtet, wie sie miteinander tuschelten. Einige Male waren ihre Stimmen lauter geworden, doch Jack hatte nicht verstanden, was sie sagten. Das brauchte er auch nicht. Er wusste, worüber sie sprachen. Und es schien, als stritten sie.
Sollte Dean doch wissen, dass er ihm misstraute. Bella würde den Jungen nicht im Auge behalten. Doch Jack würde das, genauso wie sie. Er wusste ganz genau, dass die beiden etwas verheimlichten, etwas verbargen. Und Jack interessierte ihre gemeinsame Vergangenheit nicht. Ganz und gar nicht. Er fürchtete nur, dass ihr Handeln Konsequenzen haben könnte, was auch immer sie im Schilde führten.
Und Bella sollte ruhig wissen, dass Jack ihr genauso wenig traute wie Dean, denn ihm war einigermaßen klar, dass sie darauf inzwischen wohl von selbst gekommen war.
Die Hände an der Tischkante stand Jack auf, der Stuhl hinter ihm wurde lautlos zurückgeschoben. Er musste hier raus.
Auf dem Weg aus der Kantine ballten sich seine Hände wieder zu Fäusten. Es waren noch gut zwei Stunden bis der Unterricht beginnen würde...
Führte er sich auf wie ein Kind? Ja, vermutlich. Kaum etwas hasste Jack mehr, als in irgendetwas nicht eingeweiht zu sein, als dass jemand etwas vor ihm verbarg. Vermutlich war das eine ziemlich kindische Eigenschaft, doch das war ihm egal. Mochten sie denken, was sie wollten.
Die schwere Tür zur Trainingshalle fiel hinter ihm laut krachend ins Schloss und hinterließ eine erdrückende Stille. Jack öffnete einen der eingebeulten Metallschränke und seine Augen musterten die Waffen und Werkzeuge. Der junge Mover griff nach den Wurfmessern.
Als er sein Ziel betrachtete - eine der runden Holzscheiben an der gegenüberliegenden Wand - atmete er tief durch. Er erinnerte sich, wie er als Anfänger stundenlang Messerwerfen geübt hatte, schweißgebadet, die Hände voller Schwielen, die Muskeln verspannt vor Anstrengung, und wie seine Schwester hereingekommen war, ihre Augen so seltsam, so anders als sonst. Wie lang war das jetzt her? Acht Jahre? Sieben? Er erinnerte sich daran, was er gefühlt hatte. Wut. Und irgendwie auch Erleichterung.
Und jetzt? Wieder spürte er diese Wut in sich. Wut auf Bella.
Sie würde alle in Gefahr bringen. Bella war leichtsinnig. Sie war narzisstisch und gefühlskalt und unnahbar, doch vor allem war sie leichtsinnig. Und sie machte Jack wahnsinnig!
Seine Hände spannten sich an, bis die kleinen Knöchel seiner Finger weiß hervortraten, während er versuchte, seinen Atem zu kontrollieren. Als er den Dolch warf, atmete er aus, seine Muskeln entspannten sich, er schloss die Augen. Federnd blieb die Spitze des Messers in der Mitte der Zielscheibe stecken.
Zum Teufel mit ihnen! Sollten sie tun, was sie nicht lassen konnten. Ihm konnte niemand die Schuld geben, wenn alles aus dem Ruder lief.

Dean
sah verwundert auf, als Bella ihm so offen und ehrlich ihr Vertrauen aussprach. Das hatte er jetzt auch nicht erwartet...
Dann Stille.
Bella schien nachzudenken, schien zumindest in Gedanken und brachte kein Wort über die Lippen. Das gab auch Dean die Möglichkeit kurz darüber nachzudenken.
War ja schön, dass sie ihm vertraute... Nur wie schnell sie dieses Vertrauen gefasst hatte... Sie kannte ihn doch gerade einmal knapp mehr als 24 Stunden. Woher wollte sie wissen, dass ihm tatsächlich zu trauen war? Er könnte ihr jederzeit in den Rücken fallen...Er war da nicht so schnell im voreiligen Schlüsse ziehen... 
Aber gut, wenn sie der Meinung war ihn durchschaut zu haben.... Interessant.

Sie schwieg noch immer.
Langsam wurde es dann doch seltsam... aber er schwieg, sah sie weiterhin an.
Schließlich räusperte sich die Fighterin und begann beinahe stockend zu erklären. Aber nur beinahe.
"Der Grund, dass dir hier niemand vertraut bin wohl ich..." - Ahhh jaaaah..... Nein, das ergab keinerlei Sinn. -
"Nun ja ... im Grunde bin ich es immer, die allen misstraut und jeden erst überprüft." - Ja, so schätzte er sie ein.... -  "Da ist es schon auffällig, dass du schon nach dem ersten Schultag unglaublich in meiner Achtung gestiegen bist - nur klar, dass die Leute da misstrauisch werden."
Dean konnte nicht verhindern, dass sich seine Augenbrauen hoben. Er war in ihrer Achtung gestiegen? Soso... So schnell konnte es also bei ihr gehen... Vertrauen, Achtung... Das waren eindeutig gute Grundvoraussetzungen für die Nachforschungen...
"Vor allem die, die mich glauben zu kennen. Und da ist Jack keine Ausnahme. Er erst recht nicht! Ich bin mir sicher, dass er mir nicht so viel Vertrauen entgegenbringt, wie er es vorgibt und das mit dir macht die Sache wohl noch schlimmer. Ich glaube nicht, dass er mir geglaubt hat, als ich ihm sagte, ich werde dich im Auge behalten, damit du nichts anstellst..."
Damit er nichts anstellte...
Dean musste ja fast grinsen. Das klang ja wirklich, als hätte man ihn zum Kleinkind degradiert, dem man noch persönlich 24/7 hinterherdackeln musste, um darauf zu achten, dass er keine Vasen umschmiss oder versehentlich eine Fensterscheibe zerdepperte...
Er wollte gerade fragen, was Jack wohl glaubte, dass er anstellen würde, als sich diese Frage schon mit Bellas Worten erübrigte;
"Seine Hauptbefürchtung war es ja, du würdest - erzogen nach den Moralvorstellungen deines Vaters - hier irgendwann Amok laufen, weil dir irgendetwas nicht passt." 
Deans Mundwinkel zogen sich nach oben. Die Vorstellung passte wohl eher zu einem trotzigen Kleinkind, dem man dummerweise eine 45er in die Hand gedrückt hatte und ihm im Gegenzug die Süßigkeiten aus der Tasche geklaut hatte, als nach einem Winchester, der die meiste Zeit seines Lebens draußen im Freien auf der Jagd verbracht hatte...
"Für seinen Geschmack bist du zu gut ... für meinen aber nicht!"
"Willst du mir damit etwa sagen, ich sei schlecht.", erwiderte Dean beinahe schon keck, wandte kurz den Blick ab. "Ich frag mich wirklich, was Jack für Vorstellungen von der Erziehung meines Vaters hat... Potentieller Amokläufer... Ich hoffe mal nicht, dass der in nächster Zeit irgendeinen Zwischenbericht über die Schüler hier verfassen muss, weil das ist jetzt nicht unbedingt das, was ich mir unters Resümee schreiben wollte." Er wurde wieder ernster, wenngleich er den Ausdruck nicht von seinen Zügen verbannte. Einer der Mundwinkel war noch immer zu einem Lächeln verzogen.
"Und was genau sagt dir, dass ich nicht irgendwann nachts beschließe über euch alle herzufallen und euch im Schlaf zu ermeucheln?", fragte er. Er fragte sich, womit er sich ihr großes Vertrauen eigentlich genau verdient hatte... "Woher das plötzliche Vertrauen?"

Bella
ignorierte Deans kecke Frage, ob sie ihn für schlecht hielte, und wandte sich seinen zuletzt gestellten Fragen zu. Sie waren eindeutig die interessanteren und zudem auch noch die kniffliger zu beantwortenden...
"Und was genau sagt dir, dass ich nicht irgendwann nachts beschließe über euch alle herzufallen und euch im Schlaf zu ermeucheln?"
Genau, warum glaubte sie, dass er das nicht tun würde? Warum brachte sie diesem dahergelaufenen jungen Mann so viel Vertrauen entgegen? - so viel irrationales, unvernünftiges Vertrauen. Das war so gar nicht Bellas Art. Unter normalen Umständen, hätte sie diesen Jungen in die Mangel genommen und ihm, notfalls mit ungesegneten Methoden, entlockt, was sie wissen wollte.
Es war nur umso unnatürlicher, dass Bella diesem Menschen genau das Gegenteil zuteil kommen ließ. Und das obwohl sie ihn überhaupt nicht kanne. Gut, sie kannte seinen Vater, doch allein das war nicht die Lösung zu allen Problemen und die Antwort aller Fragen! Auch wenn John ein anständiger Kerl war, bedeutete das nicht, dass sein Sohn es ihm gleich tat. Vielleicht war er ja völlig geistesgestört und gehörte weggesperrt - zu seiner Sicherheit, und der seiner Mitmenschen.
Beinahe hätte sie bei dieser Vorstellung genervt die Augen verdreht, oder ein ungläubiges Schnauben von sich gegeben. Spätestens dann hätte Dean sie für völlig verrückt gehalten ... wenn er das nicht schon längst tat.
Bella sollte anfangen, sich das Denken zu verbeiten! Umso größer der Stress war, unter dem sie stand - und das war momentan nicht gerade wenig -, desto verrückter wurden ihre Gedanken. Das war beinahe schon Paranoia!!
In Gedanken mit sich selbst schimpfend wandte sie sich gedanklich seiner zweiten Frage zu.
"Woher das plötzliche Vertrauen?"
Auch das war eine gute Frage. Konnte er nicht eine leichtere stellen? Oder war es möglich, den Telefonjoker zu wählen? Oder das Publikum zu fragen?!
Bella konnte es sich tatsächlich nicht erklären, woher ihr Vertrauen kam, aber sie war sich sicher, dass es umgekehrt nicht so war. Doch bestimmt war es förderlich bei ihrem Vorhaben, wenn wenigstens ein Mindestmaß an gegenseitigem Vertrauen vorhanden war.
Sie nahm sich fest vor, in Zukunft mehr von Deans Taten und Worten zu hinterfragen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!!!
Gut. Nachdem das geklärt war, sollte sie vielleicht Antworten. Sie hatte sich schon wieder unnatürlich viel Zeit dafür gelassen - Zeit, in der Dean eigene Schlüsse ziehen konnte, die Bella wohl nicht gefallen würden, könnte sie seine Gedanken lesen. Zum Glück war das nicht möglich...
"Lass es mich so formulieren...", setzte sie schließlich an, im Wissen, dass ihre Stimme erneut ziemlich kalt klang. "Du hast mir gestern mehr als einmal das Leben gerettet, meine Karriere als Lehrerin nicht ruiniert und mir außerdem das Versprechen gegeben, mit mir zusammen die absolut dümmste, waghalsigste und leichtsinnigste Aktion durchzuführen, die in der kompletten menschlichen Geschichte existiert. Jetzt stecken wir beide da drin und wenn wir uns ein bisschen blöd anstellen, sind wir morgen beide tot - oder infiziert, was die schlimmere der beiden Varianten wäre. Außerdem hättest du gestern mehr als einmal die Möglichkeit gehabt nicht nur mich, sondern auch Aisha sterben zu lassen, ohne dafür auch einen Finger rühren zu müssen. Hinterher könntest du es als tragischen Unfall markieren und du wärest sogar der Held des Tages weil du Prisco und Max unbeschadet zur Schule zurückgebracht hast ... oder als einziger überlebt. Dann hättest du jeden einzelnen Fighter dieser Schule aus dem Weg geräumt und freie Bahn gehabt. Wäre einfach gewesen, oder?"
Sie legte eine kurze Pause ein. Dann sagte sie, mit einem leichten belustigten Unterton: "Außerdem bist du der Sohn deines Vaters. Das ist Grund genug anzunehmen, dass du wenigstens ein Fünkchen Anstand hast..."
Sie hatte Dean bei ihren Worten nicht einmal aus den Augen gelassen und beobachtete jede kleinste Regung in seinem Gesicht. "Oder gibt es einen Grund, aus dem ich dir völlig Misstrauen sollte? Gibt es etwas, das du mir mitteilen solltest, bevor wir morgen wahrscheinlich in den Tod laufen?"

Dean 
zog die Stirn kraus... Bella überlegte wirklich unnatürlich lange... Anscheinend hatte sie selbst keine  Ahnung, warum sie ihm traute... Oder führte sie irgendwas im Schilde und bedachte deswegen ihre Worte doppelt und dreifach?
Er konnte sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Musste sie tatsächlich so hart nachdenken, um rauszufinden warum sie ihm traute? War es Intuition gewesen, die sie nun versuchte anständig vor ihm zu rechtfertigen oder legte sie sich eine Ausrede parat? Aber dafür würde Bella doch wohl kaum so lange brauchen...
"Lass es mich so formulieren..." Bella hatte ihre Stimme wiedergefunden. 
Die nächsten Worte waren überraschend... Er hatte ihr gestern mehrmals das Leben gerettet? Daran erinnerte er sich gar nicht mehr.... Vermutlich spielte sie auf irgendeinen Moment im Wald an, als die Sache mit Aisha war, aber... Nun gut.
Der Sache mit der Karriere als Lehrerin konnte er folgen - hätte er ein Wort an Jack verlauten lassen, hätte das ihrer Zeit hier vermutlich einen tiefen Schnitt verpasst... Aber es war schließlich in aller Interesse, dass sie der Sache auf den Grund gingen - und wenn er Bella verpfiff, hatten sie noch weniger Chancen als ohnehin schon...
"...und wenn wir uns ein bisschen blöd anstellen, sind wir morgen beide tot - oder infiziert, was die schlimmere der beiden Varianten wäre." - Infiziert. Eindeutig. Wenn die Infizierten tatsächlich zu denken begonnen, dann wollte er niemandem zumuten müssen Bella und ihn zu erledigen... Selbst sein Vater würde seine liebe Not haben... Schließlich hatte er ihn ausgebildet.
"Das Gefühl kenn ich schon zu gut...", murmelte Dean in Bezug auf die Tatsache, dass sie übermorgen um die Zeit vielleicht schon nicht mehr am Leben sein könnten... Er meinte das in keinster Weise überheblich...
"Außerdem hättest du gestern mehr als einmal die Möglichkeit gehabt nicht nur mich, sondern auch Aisha sterben zu lassen, ohne dafür auch einen Finger rühren zu müssen. Hinterher könntest du es als tragischen Unfall markieren und du wärest sogar der Held des Tages weil du Prisco und Max unbeschadet zur Schule zurückgebracht hast ... oder als einziger überlebt. Dann hättest du jeden einzelnen Fighter dieser Schule aus dem Weg geräumt und freie Bahn gehabt. Wäre einfach gewesen, oder?"
Dean erwiderte nichts.
Stimmt... Jetzt wo sie es sagte... Es wäre tatsächlich ein Leichtes gewesen jegliche Verteidigungen dieser Schule mit nur einem Zug herunterzufahren... Unglaublich leicht. Aber daran hatte er ja keinerlei Interesse - was auch immer Jack denken mochte.
"Außerdem bist du der Sohn deines Vaters. Das ist Grund genug anzunehmen, dass du wenigstens ein Fünkchen Anstand hast..." 
Bei Bellas Worten legte sich ein leichtes Lächeln um seine Gesichtszüge.
"Du hältst viel von meinem Vater..."
Eine Frage? Eine Feststellung... Er wusste nicht warum - John hatte Bella nie erwähnt und sie hatte nie gesagt, woher sie seinen Vater kannte... Hatten sie sich getroffen, als sein Vater einmal Jonas hier besucht hatte, der ja zweifellos Bellas Lehrer gewesen war - aber selbst dann: Warum sollte die Fighterin sich an den deutlich älteren Surviver erinnern?
Aber er hatte keine Gelegenheit zu fragen... Das war dann wohl verschoben...
"Oder gibt es einen Grund, aus dem ich dir völlig Misstrauen sollte? Gibt es etwas, das du mir mitteilen solltest, bevor wir morgen wahrscheinlich in den Tod laufen?", fuhr Bella fort, sah ihn fragend und kalt an.
Dean schwieg kurz, wandte die Augen ab. Nein... soweit er wusste nicht... Er hatte kein düsteres Verlangen die Schule hier in den Abgrund zu reißen... Aber da sie gerade morgen ansprach, da gab es noch die ein oder andere Kleinigkeit... Unter anderem der eigentliche Plan, der ihm heute morgen in den Sinn gekrochen war...

"Das einzige... ", begann er langsam, seine Worte noch bedenkend. " was bei so einer Jagd von Bedeutung ist, ist eigentlich blindes Vertrauen in die Fähigkeiten des anderen... Wir kennen uns nicht, da brauchen wir uns nichts vor zu machen, und von richtigem Vertrauen kann man da auch noch nicht wirklich reden... aber da du es ja zur Fighterlehrerin geschafft hast, weiß ich, dass für Rückendeckung definitiv gesorgt ist und ich sicher sein kann, dass du dich im Kampf eine ganz schöne Weile behaupten kannst... Und ich denke, dass du mich auch wenigstens so grob einschätzen kannst - immerhin hast du mich ja gestern sämtlichen Tests unterzogen." , Dean lächelte schwach. 
"Nur eine Sache wäre da noch... Was diese ganze Lehrer- Schüler Hierarchie angeht..." - er sah sie an, klang sachlich und nicht belehrend - "Sobald wir aus diesen Toren da unten treten - in der Wildnis ist sowas hinfällig. Das weißt du, oder? Da draußen ist jeder Jäger dem anderen gleichrangig..."
Genau da war der Unterschied zwischen Jägern und den typischen Survivern. Bei den Jägern war jeder einander gleichgestellt und lernte so von Anfang an Entscheidungen zu treffen und mit den resultierenden Konsequenzen umgehen zu können. Man lernte eine gewisse Eigenständigkeit...
Die Frage war, ob Bella sich darauf einließ...

Bella
nickte nur knapp, als Dean feststellte, dass Bella viel von seinem Vater hielt. Natürlich tat sie das! Er war wohl einer der wenigen Menschen, bei dem sie es überhaupt über sich brachte, ihm Achtung entgegenzubringen. Abgesehen von sich selbst natürlich.
Doch diese Frage würde sie ihm nicht beantworten - die Zeit war noch nicht kommen. Oder würde sie jemals kommen? Sollte sie Dean irgendwann anvertrauen, wieso sein Vater - vor allem jetzt - so präsent in ihrem Leben war und warum sie nicht umhin kommte, ihn Dean gegenüber dauerhaft zu erwähnen?! Sie wusste es nicht.
Der junge Mann sollte froh sein, einen Vater zu haben, der immer für ihn dagewesen war und ihm das alles beigebracht hatte. Dieser Genuss war ihr verwärt geblieben und, ach, wie oft hatte sie als Kind daran gedacht, wie schön es sein könnte, einen Papa zu haben - einen, der noch am Leben war und seine Pflichten erfüllen konnte. Oft hatte Bella vor ihrem inneren Auge zahlreiche Szenen kreiert, die genau so hätten ablaufen können, wenn damals nicht ...
Ihr Vater, der sie durch die Luft wirbelte, obwohl sie schon viel zu alt dazu war. Wie er ihr Bogenschießen und Messerwerfen beibrachte. Wie er sie ausschimpfte, wenn sie etwas falsches gemacht hatte. Und wie sie Abends vor dem warmen Kamin saßen und er sie kitzelte. Ihr eigenes Lachen. Ein Echo vergangener Zeiten. Ein blöder, blöder Tagtraum!
Bella hatte sich das Träumen schon vor langer Zeit verboten. Es versetzte sie in eine merkwürdige Stimmung - eine allesverschlingende Trauer, die jedoch gleichzeitig von einer solchen Leere erfüllt war, dass sie es nicht einmal fertig brachte, zu weinen. Nie. Außerdem, brachte es ihr nichts, der Vergangenheit nachzuhängen. Es war nuneinmal so passiert und konnte nicht rückgängig gemacht werden. Da half es nicht, sich selbst andauernd die "Was wäre wenn...?"-Frage zustellen. Basta!
Apropos Frage: "Was diese ganze Lehrer- Schüler Hierarchie angeht... Sobald wir aus diesen Toren da unten treten - in der Wildnis ist sowas hinfällig. Das weißt du, oder? Da draußen ist jeder Jäger dem anderen gleichrangig...", hatte Dean gesagt. 
Dem konnte sie nur zustimmen. Ja, sie wusste das ganz genau und würde Dean auf keinen Fall wiedersprechen. Sie wusste sehr genau, wovon er da sprach - genauer vielleicht, als der junge Mann es sich vorstellen konnte. 'Fressen oder gefressen werden!', hieß es da draußen. Da war jede Rangordnung überflüssig. Das hatte Bella vor vielen Jahren einmal selbst festgestellt.
Unbewusst schob sie ihren linken Ärmel ein Stück nach oben und berührte die drei wulstigen Narben die dort prankten. Sie waren am Tag ihrer Entführung entstanden, kurz nachdem ihre Eltern getötet worden waren. Ihre Entführer waren mit ihr durch den Wald gelaufen, natürlich viel zu unbedeckt und laut, woraufhin die Infizierten sie angegriffen hatten. Bellas natürlicher Instinkt war es gewesen, wegzulaufen, doch stattdessen hatte einer der beiden Mörder ihrer Eltern sie als Schutzschild genommen. Ein Wunder war es, dass sie an den Wunden nicht gestorben war...
Wärend ihrer Antwort ließ sie die Hände wieder in die normale Position sinken.
"Das ist mir bewusst, Dean." Ihre Stimme hatte erneut den Tonfall geändert. Sie war nun nicht mehr so kalt wie vorhin, sondern viel ernster, weniger überheblich. "Dir muss aber klar sein, dass diese Regelung nur außerhalb der Schule gilt. Da draußen, ist jeder gleich - Jäger oder Gejagter-, aber hier drin bin ich deine Lehrerin und du mein Schüler. Auch nach unserem kleinen ... Ausflug. Er wird nichts daran ändern - wenn wir optimistisch sind und annehmen, dass wir überleben."