Only survive ~ until it ends

Jack
hörte ihr aufmerksam zu. Ja, das hatte er sich gedacht. Doch beruhigen tat ihn im Moment gar nichts, auch wenn er genauso regungslos dastand, wie zuvor. "Wie konnte es so weit kommen?", wollte er wissen, zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. "Wieso konnten sie so nah an ihn heran, dass er so verletzt wurde?"
Er beobachtete Bellas Gesichtsausdruck, kalt wie immer und irgendwie abweisend, aber Jack schreckte nicht vor ihr zurück. Früher, als er jünger gewesen war, hatte er es getan. Er hatte immer irgendwie Angst vor dem kleinen Mädchen, welches sich so gefühlskalt gab und soviel jünger war als er. Sie hatte niemanden an sich heran gelassen, genauso wenig wie heute. Mittlerweile war er ihr Verhalten gewohnt und scherte sich nicht mehr sonderlich darum. Schonen musste man sie definitiv nicht, also brauchte er auch nicht darauf zu achten, wie er mit ihr umgehen sollte.
Bella öffnete den Mund ein wenig, doch bevor auch nur das leiseste Wort über ihre Lippen kommen konnte, wurde hinter Dean die Tür aufgestoßen und Dan, der Speakerschüler, den Thamar ihm am gestrigen Morgen vorgestellt hatte, stolperte in den Gang. Er war nass und ein wenig außer Atem, doch die nur an den Schultern und Armen vollständig durchnässte Kleidung sagte bereits aus, dass er nicht so lange im Regen gewesen war, wie Bella und ihre Schüler. Er schien von einem der nebengebäude hergerannt zu sein. Mit großen Augen sah er die junge Fighterlehrerin an, blickte dann kurz zwischen den beiden großen Männern hin und her und richtete dann wieder seinen Blick auf das blonde Mädchen.
"Ich hab schon nach euch gesucht", brachte er hervor, hielt die Augen noch immer weit offen, als hätte ihn irgendetwas erschreckt.

Dean hielt sich im Hintergrund. Jack hatte Bella gefragt, also war es an ihr zu antworten.
"Als ob du das nicht wissen würdest!", Bellas Stimme klang giftig, als sie auf Jacks Frage antwortete. "Wir wurden von Infizierten angegriffen, besser gesagt Winchester und Aisha wurden von ihnen angefallen - nur dank Dean lebt Aisah noch! Es waren ziemlich viele."
Warum nannte sie ihn stets bei seinem Nachnamen? Wollte sie sich dadurch von ihm distanzieren? Wollte sie so klar machen, dass er nur einer ihrer Schüler war? Mal den Fakt außer Acht gelassen, dass er einer ihrer Schüler war, mit dem sie auf eine lebensgefährliche Mission zu gehen plante... Ihr schien nicht klar zu sein, dass sie so nur die gewisse Distanz zwischen Lehrer und Schüler in Frage stellte...Sie machte damit klar, dass sie sich ihm gegenüber anders verhielt als ihren anderen Schülern gegenüber... Sie distanzierte sich zu stark...
"Wie konnte es so weit kommen? Wieso konnten sie so nah an ihn heran, dass er so verletzt wurde?", Jacks Frage war keinesfalls verwunderlich, doch Dean wusste nicht, was er darauf antworten sollte und irgendwie fühlte er sich bei dieser Frage mehr angesprochen, als Bella.
Ja... Wie war es so weit gekommen?
"Einer von ihnen muss während dem Kampf entkommen sein. Ich hab ihn zu spät bemerkt, als ich danach nach Aisha gesehen hab. Er hat mich erwischt...", Dean deutete mit einer knappen Getse zu seiner Wange. "...aber es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich sah schon schlimmer aus."
Dean erwähnte vorerst lieber nicht, wie er sich die andere Verletzung zugezogen hatte. Am Ende wurde Bella noch vorgehalten, sie hätte falsch reagiert oder nicht richtig aufgepasst...

Dann flog hinter Dean donnernd die Tür auf. Er wirbelte auf dem Absatz herum, sah sich einem gleichgroßen, patschnassen Jungen gegenüber. Groß, schlank, blass und mit beinahe schockgeweiteten, dunkelgrünen Augen.
"Ich hab schon nach euch gesucht!", stieß er hervor, Bella anstarrend.
"Alles okay bei dir?", Dean sah dem Jungen ins Gesicht, runzelte die Stirn. Er wusste erstens nicht wirklich wer er war - vermutlich einer der Schüler - oder was ihm wiederfahren war, dass er sich in diesem schockartigen Zustand befand...

Dan
sah kurz zu dem großen, etwas älteren Jungen und nickte knapp. Er sah ihm nicht lange in die Augen, vielleicht ein oder zwei Sekunden lang, dann musterte er seine Wange und seine Schulter. Er traute sich nicht, ihn darauf anzusprechen. Außerdem hatte der Fremde, in dem er diesen neuen Schüler vermutete, ihm eine Frage gestellt und eine Gegenfrage wäre unhöflich gewesen, selbst in dieser Situation.
"Ja", keuchte er, kam langsam wieder zu Atem. Dan blickte auf den Boden, der mit Wasser benetzt war, als würde er gerade geputzt werden. Sowohl er, als auch der Neue und Bella tropften. Nur sahen sie in gewisser Weise nasser aus, als er selbst sich fühlte. Er war eilig von der Trainingshalle der Fighter zum Hauptgebäude hin+über gelaufen. Wohl eher gerannt. Dabei wäre er zweimal beinahe ausgerutscht und in den Schlamm gefallen, doch er hatte es durch den heftigen Regen zur Hintertür geschafft und wäre beinahe mit dem anderen Schüler zusammengestoßen, als er sie geöffnet hatte.
Er räusperte sich. "Mir geht es gut", fügte er zu seiner vorherigen, knappen Antwort hinzu.
Dann erinnerte er sich, weshalb er überhaupt in diese Situation geraten war und starrte wieder zu Bella hinüber, deren kleines und eher breiteres, als längeres Gesicht durch die in nassen Strähnen platt an ihrem Kopf herabhängenden Haare noch pausbäckiger wirkte. Nicht, dass sie nicht hübsch war, das war sie wirklich, doch... es war schließlich Bella.
Er holte tief Luft, warf einen kurzen Blick zu Jack, der, die Arme vor der breiten Brust verschränkt, ein wenig breitbeinig dastand und irgendwie finster dreinblickte und dabei schien, ein leichtes, ungewolltes Lächeln auf den Lippen zu haben.
"Thamar ist nicht zum Unterricht erschienen, Lucy und ich haben gewartet, dann habe ich nach ihm gesucht, auf dem gesamten Gelände", fing er an und starrte nun wieder die junge Lehrerin aus großen Augen an. "Er ist nicht auf dem Schulgelände."
Während er auf eine Antwort wartete, überlegte er, ob er etwas vergessen hatte und bevor irgendjemand etwas entgegnen konnte, fügte er hinzu: "Ich dachte ich sage es dir zuerst, vielleicht wissen du oder Jack wo er ist, Rune konnte ich nicht finden und vielleicht hat Leeroy ihn ja gesehen..."

Bella
sah noch immer zu Jack, doch ihr Kopf zuckte herum, noch bevor die Türe hinter ihr sich öffnete, als sie ein leises, patschendes Geräusch von draußen wahrnam. Nur am Rande bekam sie mit, wie der Winchester die Geschichte zu seinen Kratzern im Gesicht erzählte, ehe, am Ende von Deans Erklärungen, die Türe hinter ihnen aufschwang und ein durchnässter Mann eintrat. Daniel. Daniel Feathers.
Der Stoff an seinen Schultern Schultern und die Oberseite seiner Arme war völlig durchnässt, genauso wie der an seiner Brust. An seinen Beinen ließen sich Schlammspritzer ausmachen und bei jedem Schritt den er tat, hinterließ er eine braune Pfütze auf dem Boden. Anscheinend war er durch den Regen gerannt, denn als Dan sich umdrehte um die Türe zu schließen, bemerkte Bella, dass sein Rücken kaum mehr als ein paar Regentropfen abbekommen hatte.
"Ich habe nach euch gesucht!", sagte er schließlich, völlig außer Atem, als er sich wieder zu ihnen umdrehte. Sein Blick huschte einen Moment über Deans Gesicht, doch er gab keinen Kommentar zu den großen Wunden, die wieder angefangen hatten zu bluten, ab.
Dann richtete er seinen Blick auf Bella und die junge Lehrerin runzelte für einen Moment die Stirn. Daniels Augen hatten einen gehetzten Ausdruck und sein Atem ging schneller und panischer als es nach einem kleinen Sprint üblich war. Alles in Allem wirkte der Junge vor ihr, als wäre ihm gerade eben ein Infizierter über den Weg gelaufen - vielleicht war ja genau das passiert, Bella hätte es nicht sonderlich verwundert. Doch bevor sich fragen konnte, hatte Dean schon den Mund geöffnet und gefragt: "Alles okay bei dir?" Bella wäre es lieber gewesen, wenn er danach gefragt hätte, was passiert war, doch anscheinend schien Daniel die Frage anders aufzufassen und erzählte sogleich, dass Thamar nicht aufgetaucht sei.
~Eigentlich nicht verwunderlich...~, schoss es Bella durch den Kopf, doch dann kniff sie die Augen zusammen und sah Daniel genau in die Augen. "Wurde euch nicht mitgeteilt, dass Thamar auf einen Brief hin aufbrach und erst in zwei Tagen zurück ist?", fragte sie schließlich leicht irritiert. Ihr Blick huschte zu Jack, leicht verwirrt und irritiert über die fehlende Kommunikation des sonst so gewissenhaften Lehrers.
Sie drehte sich zu Jack um und erst in diesem Moment fiel ihr das Fehlen von Leeroy ein. "Jack...", sagte sie und ihr Blick bohrte sich in die Augen des anderen Lehrers. "... Hast du zufällig Leeroy oder Rune gesehen?" Bellas Stimme war warnend und hatte eine Vorahnung in sich, die einen bitteren Nachgeschmack auf ihrer Zunge hinterließ. "Leeroy war heute nicht bei mir im Unterricht, ich nahm an er sei krank, und Rune habe ich schon seit mehreren Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen... Wenn nun aber Thamar unentschuldigt im Unterricht fehlt, und das kann ich mir bei ihm so schlecht vorstellen - warum hat er nur der Lehrerschaft bescheid gesagt? -, wo ist dann Leeroy?"

Jack
hörte der raschen und gehetzten Erklärung des Jungen genau zu und meinte, sich daran zu erinnern, dass Thamar für einige Tage aufgebrochen war. Als Bella sich zu Wort meldete und genau jenes aussprach, verstärkte sich seine Vermutung. Als sich der blonde Haarschopf umwandte und die junge Lehrerin ihn aus kühlen Augen mit angespanntem Blick ansah, wirkte sie nicht mehr ganz so gefasst wie sonst. "Hast du zufällig Leeroy oder Rune gesehen?", fragte Bella und riss ihn damit aus seinen Gedanken, die gerade noch bei Thamar gewesen waren. Sie klang Jacks Meinung nach voreingenommen und ein wenig unruhig. Bevor er etwas entgegnen konnte, erhob sie wieder die Stimme. "Leeroy war heute nicht bei mir im Unterricht, ich nahm an er sei krank, und Rune habe ich schon seit mehreren Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen... Wenn nun aber Thamar unentschuldigt im Unterricht fehlt, und das kann ich mir bei ihm so schlecht vorstellen - warum hat er nur der Lehrerschaft bescheid gesagt? -, wo ist dann Leeroy?" Es klang, als würde sie laut denken und das verwirrte Jack einen Moment, weil er kurz über das nachdenken musste, was sie gesagt hatte.
Sein Blick war nun ebenfalls angespannt und unruhig, ebenso wie besorgt, als er sie ansah und sich die verschränkten Arme vor seiner Brust lösten. Er fuhr sich durchs Haar und atmete nachdenklich aus. "Ehrlich gesagt habe ich Rune seit mindestens anderthalb Jahren nicht mehr gesehen, eben dann, als ich das letzte Mal hier war. Auch gestern oder heute morgen habe ich ihn noch nicht gesehen...", erklärte er und dachte dann wieder an Thamar. "Leeroy habe ich ebenfalls heute noch nicht gesehen, ich habe vermutet, er sei bei dir..."
Bevor Bella oder Jack noch etwas sagen konnten, fiel Daniel anscheinend etwas ein. Jack hatte bis zu diesem Moment vergessen, dass er noch da war. "Sowohl unser Zimmer als auch das der Fighter ist leer und ich war gerade in der Trainingshalle, auch da ist niemand", erklärte er nachdenklich. Er sah zwischen den beiden Lehrern hin und her, hoffte anscheinend, weitergeholfen zu haben.
Jack richtete seinen Blick wieder auf Bella. "Was, wenn Leeroy Thamar gefolgt ist? Oder wenn er ihn mitgenommen hat? Aber das würde weder erklären, wieso Thamar seinen Schülern nichts gesagt hat, noch das Verschwinden von Rune...", dachte er laut.

Aisha

Als Bella und Dean in der Eingangshalle zurückgeblieben waren - vermutlich um noch einmal über den Angriff zu sprechen -, war sie mit allen anderen Schülern, die Bella gerade unterrichtet hatte, weiter gegangen. Immer wieder dachte sie den Angriff durch und machte sich Gedanken, an welchen Stellen sie falsch gehandelt hatte. Doch Aisha gab das recht schnell auf, denn erstens war es frustrierend, was allerdings der wenger wichtige Grund war, zweitens erinnerte es sie an das erste Mal, als sie Infizierten gegenüber gestanden war und daran, wie feige sie einfach weggerannt war und drittens, das war vermutlich das, was ausschlaggebend war, wusste sie nicht mehr sonderlich viel von dem Angriff. Sie erinnerte sich nur noch an verschiedene Gefühle und Ausschnitte von dem Geschehen. Und das brachte sie einfach nicht weiter. Also konzentrierte sie sich lieber wieder auf etwas anderes.
Sie war die ganze Zeit neben den anderen her gegangen. Das Mädchen öffnete kurz ihren Zopf, strich sich durch die langen nassen schwarzen Haare, dann band sie sie wieder zusammen. Danach wischte sie sich das Wasser wenigstens einigermaßen aus dem Gesicht. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht genau wusste, wo sie hin gingen. Jetzt wandte sie sich an Prisco, zu dem sie hoch blicken musste und fragte:" Ist der Unterricht fürs erste beendet oder sollten wir auf Bella warten?"

Prisco hatte sich mit Aisha und Max aus der Halle recht schnell verzogen, als Bella sie entlassen hatte. Er hatte noch so am Rande mitbekommen, wie Jack hinter Bella aufgetaucht war, aber das wars dann auch, mehr nicht. In Gedanken war er schon weit weg. Er machte sich Gedanken. Hauptsächlich über ihren Neuzugang. Dean war ein wandelndes Mysterium, sie wussten nichts über ihn, rein gar nichts! Die einzige Information, die er ergattert hatte war, dass sein Vater und Bella sich offensichtlich kannten. Aber das wars dann auch. Und sojemandem sollten sie vertrauen? Sie wussten doch gar nichts über ihn. Kannten weder seinen Kampfstil, noch konnten sie seinen Charakter in irgendeiner Art einschätzen!
Er kämpfte ganz gut, aber das war dann auch alles, was über Dean Winchester bekannt war... Und wieso verdammt nannte Bella ihn die ganze Zeit 'Winchester'? Was sollte das? Ihn nannte sie doch auch nicht Chandler oder hatte er was verpasst?
Eine Sache war sicher: Sie mussten mehr über ihn erfahren! Und das so schnell wie möglich.

Draußen krachte der Donner, während sie durch die Gänge der Schule wanderten, zumindest Prisco mit keinem festen Ziel vor Augen. Das Fighterzimmer wäre wohl die beste Anlaufstelle.
"Ist der Unterricht fürs erste beendet oder sollten wir auf Bella warten?", Aishas Stimme riss Prisco rabiat aus den Gedanken. Sie sah von der Seite zu ihm hoch.
"Der Unterricht ist beendet.", normalerweise war Prisco ja nicht so kurz angebunden, aber die Sache ließ ihm keine Ruhe. Dean war alleine mit scheinbar einer Horde Infizierter fertig geworden! Soerwas schüttelte man nicht mal eben so aus dem Ärmel. Wer war er?

Prisco beschleunigte seine Schritte. Er war sich sicher, dass man ihm ansah und auch angehört hatte, dass er sich Sorgen machte, dass er nachdachte und dass er absolut ratlos war...

Bella
schüttelte auf Jacks Vermutung hin, Thamar hätte seinen Bruder mitgenommen, den Kopf. Es war zwar nicht völlig abwegig, dass Leeroy hatte mitgehen wollen - schließlich war er ein nahezu vollausgebildeter Fighter - doch es würde nicht zum Charakter des sonst so vernünftigen Lehrers passen, einfach so einen Schüler in Gefahr zu bringen, der noch dazu sein Bruder war.
Könnte es sein, dass Leeroy Thamars kurze Versetzung mitbekommen hatte und ihm heimlich gefolgt war? Das schon eher, doch im Zusammenhang mit dem Verschwinden von Rune, dem sonst so zuverlässigen Lehrer, war es ein eher undenkbares Szenario. Außerdem: Sollte Leeroy wirklich hinter Thamar hergegangen sein, wäre es denkbar, dass Rune widerrum Leeroy gefolg war - wenn ja, warum? Vielleicht um seiner Pflicht als Lehrer, die Schüler bis zur Vollendung ihrer Ausbildung zu schützen, nachzukommen. ~Nein!~, dachte Bella. ~Rune ist nicht der Typ dafür, einfach einen weglaufenden Schüler zu folgen, eher hätte er Leeroy zurückbeordert oder mich in Kenntnis gesetzt.~
Bella riss sich von diesem Gedankengang los und schüttelte erneut den Kopf, dabei verdüsterten sich ihre Gesichtszüge noch weiter. "Möglicherweise ist Leeroy Thamar gefolgt, aber ich glaube nicht, dass der Lehrer ihn freiwillig mitgenomme hätte, aber was mich an dieser Theorie stutzig macht ist die Tatsache, dass nicht nur Leeroy fehlt, sondern noch zwei weitere Personen: Noelle und Rune. Vielleicht sollten wir die kurzzeitige Versetzung Thamars und das verschwinden dreier Personen als verschiedene Fälle betrachten die völlig unzusammenhängend sind. Doch auch wenn wir es mit zwei verschiedenen Dingen zu tun haben, komme ich bei einer Sache in meinem Gedankengang nicht weiter: Warum verschwinden drei Personen, zwei von ihnen Fighter?! Es ist eine unumstößliche Tatsache, dass Leeroy und Rune fast völlig ausgebildete Fighter waren, die kurz vor ihrer Prüfung standen und schon aufeinandertreffen mit Infizierten hatten - falls nun also Infizierte das Verschwinden dieser Personen zu verschulden hätten, stellen sich mir zwei Fragen. 'Wie konnten sie in die Schule gelangen, ohne gesehen zu werden?' und 'Warm sind Leeroy und Rune nicht mit ihnen fertig geworden?'. Meiner Meinung nach sind dies zentrale Punkte, die es zu erklären gibt, bevor wir die Lösung dieses Problems vor Augen haben können."
Die junge Fighterlehrerin warf einen Seitenblick auf Dean, den man genau deuten konnte. Es war fast so, als würde dieser kurze aber durchdringende Blick sprechen können und er gab Dean genau zu verstehen, dass sich, falls es sich um eine Finte der Infizierten handelte, Bellas und Deans Theorie bestätigen würde. Und die junge Lehrerin konnte sich das Verschwinden von zwei Schülern und einem Lehrer nicht anders erklären - jedenfalls nicht in dieser schrecklichen Zeit des Viruses.

Dean hatte geschwiegen, während die Lehrer und der Schüler - Daniel - sich austauschten, über verschwundene Schüler und Lehrer redeten. Namen fielen. Leeroy, Thamar, Rune. Die beiden letzteren waren Lehrer, Speaker und Controller, da Bella die Fighter übernahm und Jack den Moverschüler Will unterrichtete. Thamar war auf Außeneinsatz, wie schnell festgestellt wurde, für zwei Tage. Leeroy, der Fighter, der gestern ebenfalls im Raum gewesen war, als Dean vorgestellt wurde, fehlte ebenfalls. Rune blieb ein offenes Rätsel.
Dean dachte nach. Heute morgen, als er aufgewacht war, waren zwei der anderen Betten - drei, wenn man Priscos mitzählte, der mit ihm aufgewacht war - belegt gewesen. Aisha und Max. Zwei andere Betten: leer. Leeroys Bett, zerwühlt, als habe er darin geschlafen und Noelles - ihr Name war gerade gefallen - ordentlich, unberührt.

Dean runzelte die Stirn, senkte den Blick. Sein strategisches, von seinem Vater antrainiertes Denken hatte sich eingeschaltet.
Leeroy, Thamars Bruder, war gestern recht angespannt gewesen, als Dean ihn kennengelernt hatte. Besorgt und angespannt. Thamar musste bereits früher losgezogen sein, Leeroy schien sich Sorgen um ihn zu machen, seinen Bruder. Warum aber sollte er so lange warten, bis er ihm folgte? Das machte keinen Sinn.
Außerdem... Würde ein verantwortungsvoller, normaler Lehrer einen Schüler, auch wenn es der eigene Bruder war - erst recht wenn es der eigene Bruder war - nicht zurück zur Schule schicken, sobald er merkt, dass er verfolgt wird? Nein, Leeroy war Thamar nicht gefolgt. Er hätte vorallem nicht bis tief in die Nacht gewartet. Wie wollte er in tiefster Nacht eine Spur verfolgen? Noch dazu in der Gewissheit es alleine mit einer Horde Infizierten zu tun zu bekommen? So gestört konnte niemand sein. Nicht einmal er selbst war so verrückt!
Er hatte soetwas einige Male machen müssen, aber er hatte immerhin seinen Vater als Rückendeckung und um einiges mehr an Erfahrung als dieser Leeroy-Typ.
Also war er seinem Bruder nicht gefolgt. Gut. Aber wo war er dann?
"...falls nun also Infizierte das Verschwinden dieser Personen zu verschulden hätten, stellen sich mir zwei Fragen. 'Wie konnten sie in die Schule gelangen, ohne gesehen zu werden?' und ..." Nur dieser Satzteil gelangte an Deans Ohren.
Er strengte seinen Kopf an.
Es machte keinen Sinn. Nichts ergab gerade Sinn. Niemals waren Infizierte in die Schule gelangt...
Und das aus mehreren Gründen:
1. Sie waren vielleicht jetzt "hochintelligent" und dazu bereit sich zu formieren und sich Gedanken, Strategien zu überlegen, aber das war nicht möglich in der kurzen Zeit.
2.Sie waren nicht leise genug, nicht schnell genug. Sie müssten eine kleine Gruppe sein, um nicht aufzufallen und sie würden zu diesem Zeitpunkt jetzt nicht wagen mit einer kleinen Gruppenstärke in eines der Gebäude der Surviver einzudringen, in denen gleich mehrere Fighter ausgebildet wurden.
Allerdings hätten sie als eine so kleine Gruppe es niemals geschafft einen Krieger wie Leeroy unbemerkt (!), leise und schnell aus einem Schlafsaal mit vier anderen Fightern zu schaffen, von denen einer Dean Winchester hieß. Niemals!
Außerdem: Leeroy war ein Krieger! Sie hätten es niemals geschafft einen wie ihn unbemerkt aus dem Gebäude zu schmuggeln.
Was Noelle anging... Sie war die ganze Zeit nicht im Zimmer gewesen, was bedeutete, sie könnte - falls das hier Infizierte beinhaltete - von ihnen ganz einfach geschnappt worden sein, als sie draußen war...

Möglicherweise hatte Dean seine Gedankengänge geäußert ohne es mitzubekommen, als Bella geendet hatte. Und mit 'möglicherweise' ist gemeint... 'gewiss'...
Für ihn machte das alles Sinn. Nur, wie Leeroy es geschafft hatte unbemerkt aus dem Zimmer zu kommen, das war eines der schwarzen Löcher... Noralerweise hatte Dean einen sehr leichten Schlaf...

Er spürte einen Seitenblick von Bella und hob den Blick.
Ihre Augen schrien förmlich: "Wenn das eine Finte der Infizierten ist, Winchester... können wir unsere Theorie als bestätigt ansehen..."
Dean starrte ernst zurück. Seine grünen Augen genau das wiederspiegelnd, was er gerade dachte: "Wenn das der Fall ist, gibt es vielleicht weniger Zeit "die Kampfstile des anderen" kennenzulernen, als wir dachten..."

Bella
wäre bein Deans Blick beinahe zusammengezuckt - nicht weil dieser so durchdringend war, als wolle er in den Kopf seiner Lehrerin schauen, sondern weil in dem jungen Winchester anscheinend genau das gleiche vorging, wie in Bella. Es war erschreckend, dass ein einziger Blick zwischen ihnen reichte um sich ganze Geschichten erzählen zu können, obwohl sie sich gegenseitig weder kannten noch ansatzweise vertrauten. Und doch kam es Bella vor, als hätte sie dies schon von Anfang an gekonnt.
~Konzentration!~, ermahnte sie sich selbst und riss sich damit selbst aus ihren Gedanken, zurück in die Gegenwart und Deans Blick. Der Schleier, der schon von Anfang an, in Deans tiefgründigen, grünen Augen gelegen zu haben schien, öffnete sich für einen Moment, und Bella konnte fast schon Winchesters Gedanken hören. Sein Blick war ein offenes Buch, so offen, wie er es noch nie gewesen war, seit Bella Dean zum ersten Mal gegenübergetreten war und es war mehr als nur deutlich, was seine Augen zu ihr sagten: "Wenn das der Fall ist, gibt es vielleicht weniger Zeit "die Kampfstile des anderen" kennenzulernen, als wir dachten..."
Die Augen der jungen Frau blitzten einen Moment auf. Eigentlich war es lächerlich und unangebracht in einer solchen Sitaution auf diesen Satz, den sie im Wald, noch von dem Adrenalin des Gefechts geleitet, zu ihm gesagt hatte, doch Bella verstand nicht nur den leichten Sarkasmus und die Absicht, sie damit aufzuziehen, sondern auch den Ernst, der hinter Deans Worten steckte.
Nein, es war keine Zeit mehr "die Kampfstile des anderen" kennenzulernen. Bella und Dean würden nun schnell handeln müssen, entweder jemanden ins Vertrauen ziehen - was nichts außer einen weiteren Idioten, der nichts zur Sache beitragen könnte, bewirken würde - oder zu agieren. Agieren nicht in dem Sinne, Flugblätter zu verteilen, sondern sie würden kämpfen und schnellstmöglich herausfinden müssen was die Sache mit dem Virus auf sich hatte. Lag es in der Natur des Viruses, sich von selbst weiterzuentwicken, oder hatte nun jemand dort draußen eine nicht mehr ganz so weiße Weste, nachdem diese Person den Virus untersuchte und einige Experimente damit durchführte? Gab es jemanden, der die Infizierten kontrollierte? - eher unwahrscheinlich aber trotzdem in Betracht zu ziehen.
Bella wandte ihren Blick wieder von Dean ab, in Richtung Jack. "Meinst du, es wäre klug nach ihnen zu suchen?", fragte sie kalt, wie immer. Es hätte keinen Sinn, komplett gegen einen Suchtrupp zu sein, denn damti würde sie sich verdächtig machen, was Dean und ihr Vorhaben alles andere als erleichtern würde.

Jack
Folgte Bellas ausgesprochenen Gedankengängen und nickte dabei zustimmend. Ja, soweit waren sie schon, das war nicht gerade etwas Neues. „Falls nun also Infizierte das Verschwinden dieser Personen zu verschulden hätten, stellen sich mir…“, Jack hörte auf zuzuhören. Wieso sollten Infizierte damit etwas zu tun haben? Es war schließlich nicht gerade denkbar, dass sowohl Leeroy, als auch Noelle, Thamar ließ er dabei außen vor, beinahe zeitgleich das Schulgelände verlassen hatten. Und das große Grundstück war abgeriegelt, nicht gerade gründlich, aber gut genug, um die Infizierten draußen zu behalten. Wieso also zog Bella diese Möglichkeit überhaupt in Betracht? Auch, wenn man stets jeder Vermutung nachgehen sollte, gaben Jack ihre folgenden Überlegungen zu denken.
Und der Blick, den die junge Lehrerin schließlich ihrem Schüler zuwarf und den dieser erwiderte, warf den Mover dann vollkommen aus der Bahn. Da war irgendetwas, dass sie ihm verschwiegen. Bellas Augen sprachen Worte, so wie Deans, doch sprach Jack allen Anscheins nach nicht diese Sprache. Was sollte es bedeuten?
Er ließ die Arme fallen, entspannte sich aber nicht. Im Gegenteil, etwas in ihm, tief in seinen Gedanken, wurde noch angespannter und er blickte misstrauisch zwischen den beiden hin und her.
Bella wandte sich schließlich an ihn, fragte, mit kaltem Blick und einem ebensolchen Ton: "Meinst du, es wäre klug nach ihnen zu suchen?", doch irgendwie schien sie selbst nicht gerade überzeugt von dieser Idee zu sein.
Dean sah immer noch zu Bella, als würde er ihr irgendetwas sagen wollen und Jack ignorierte die Frage der Lehrerin.
„Was soll das? Kann mich mal einer aufklären?“, wollte er wissen, und als ein Moment Stille folgte, verfinsterte sich sein Blick und er verschränkte wieder die Arme. „Was verschweigt ihr?“

Dean spannte sich an. Sein Kreuz, sein Nacken, seine Schultern. Er sah Bella an, wusste, dass ihre "stille Konversation" nicht unentdeckt geblieben war. Jack hatte es ausgesprochen: „Was soll das? Kann mich mal einer aufklären? Was verschweigt ihr?“
Ja...Was sollte das? Was war überhaupt los? Seit wann liefen Infizierte Amok, seit wann entführten sie Fighters aus einer Schule? Wann hatte es überhaupt angefangen, dass sie begannen ihr Hirn zu regenerieren...?

Dean wusste nicht, was er erwidern sollte, wie er Jack erklären konnte, wie viel er verraten konnte... So wenig wie möglich... Ganz einfach. Am besten gar nichts...
Das war eine Sache, in die schon viel zu viele involviert waren. Nämlich Bella und er... Und auch wenn Jack ein Lehrer war und ein Surviver... das hier war eine Sache, der Bella und er alleine nachgehen mussten. Sie konnten nicht noch mehr Leute, nicht noch mehr Surviver, in diese Selbstmordmission hineinziehen...

Dean sah immernoch Bella an, blickte kurz zu Jack und dann wieder zu Bella.
"Es ist nichts. Nichts, was uns in dieser Sache weiterbringen würde.", aus Dean würde man kein Sterbenswörtchen über diese Sache herausbekommen. Und wenn Bella nicht noch ein mehr oder minder unschuldiges Leben auf Messers Schneide legen wollte, die stark in Richtung Suizid geneigt war... dann sollte sie besser auch kein Wort darüber verlieren.

Jack
Blickte einen Moment lang in Bellas ausdruckslose Miene, dann beobachtete er, wie Dean sich innerlich zu winden schien. Auch er hatte einen steinernen Ausdruck, doch irgendwie schien er deutlich offener zu sein, als die Fighterin neben ihm. Schließlich öffnete der junge Mann den Mund, sah von Bella zu Jack und wieder zu seiner Lehrerin. Sein Blick schien wieder etwas zu sagen, allerdings etwas anderes, als das, was er aussprach. „Es ist nichts. Nichts, was uns in dieser Sache weiterbringen würde.“
Jacks Miene verhärtete sich. Er biss die Zähne etwas zusammen, seine Augen wurden ein wenig schmaler und er atmete ruhig aus. Einen Moment lang herrschte Stille und Jack glaubte nicht, dass Bella noch irgendetwas sagen würde, also ließ er seine Arme sinken, drehte sich halb zum Gehen und blieb dann doch stehen. Er wandte sich kurz an Bella, ohne ihren Schüler noch einmal anzusehen. Drohend hob er einen Finger. „Ich warne dich, Hartley. Wenn du irgendwen in Gefahr bringst, in dem du Dinge verschweigst, dann wird das Konsequenzen haben!“
Mit einem deutlichen Blick wandte er sich ab und ging. Er wusste nicht genau, mit welchen Konsequenzen er Bella drohen sollte, doch das war auch nicht wichtig. Er wollte nur, dass sie wusste, dass ihm viel an der Sicherheit der Schule lag und nicht daran, dass er in alles eingeweiht wurde.
Dan stand noch etwas abseits im Gang, offensichtlich etwas hilflos. Jack klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter und zog ihn dann mit sich zur Treppe. Er blieb stehen und sah auf ihn hinab. „Mach dir keine Sorgen wegen Thamar. Und jetzt geh dir etwas Trockenes anziehen. Lucy und du habt dann wohl den Rest des Tages unterrichtsfrei.“
Der Speakerschüler nickte leicht und lief dann die Treppe hinauf. Jack ging zurück in seinen Klassenraum, wo Will ihn mit einem Blick erwartete, den der Lehrer nicht wirklich deuten konnte. Er räusperte sich, schloss dieses Mal sogar die Tür und ging nach vorne. „Tut mir leid“, erklärte er mit einem schiefen Lächeln.

Will wartete und wartete.
Er hörte entfernte Stimmen, war mehrmals ganz kurz davor aufzustehen und Jack zu folgen... Sein Lehrer hatte ihn tatsächlich einfach hier sitzen lassen. Schwer zu glauben, aber wahr...
Will schüttelte kurz den Kopf, um ihn frei zu bekommen, strengte dann die Ohren an, um ein paar Wortfetzen aufschnappen zu können, ertappte sich sogar dabei, sich im Stuhl zu strecken.. Als ob diese paar Millimeter einen Unterschied gemacht hätten... Aber Will musste es wenigstens einmal probieren.
Er schnappte ein paar Worte auf, die aber irgendwie keinerlei Sinn ergaben, wenn man sie zusammensetzte.
Er hörte dumpf Dans Stimme - was tat der Speaker hier? - Bellas war auch dabei, Jacks natürlich, und eine fremde. Sie klang jung, aber erfahren, ernst und selbstsicher... Er sprach nur einmal, soweit Will das hören konnte... aber Will hatte seine Stimme noch nie zuvor gehört... Wer war er?
"Nichts... weiterhelfen..." waren die einzigen Worte, die Will verstand, dann nocheinmal Jacks kühle Worte, die Will anders als den Rest, genau verstand...
Jack drohte? Er drohte Bella? Was hatte sie angestellt, dass er so sauer auf sie war?
Will drehte sich zur Tür, einen undefinierbaren Ausdruck in den Augen, als Schritte näher kamen. Es war eine so bunte Mischung an Gefühlen, dass nicht einmal Will selbst wusste, was man aus seinem Blick lesen sollte.

Dann trat Jack ein. Will sah ihm entgegen, als er die Tür schloss und nach vorne ging.
"Tut mir leid.", meinte er nur.
Will sah Jack einen Moment nur an. Er wollte alles mögliche sagen und fragen. 'Was war los?', 'Wer war der fremde Junge?', 'Warum hast du Bella gedroht?'...
Doch was Will stattdessen über die Lippen brachte, war etwas komplett anderes...
"Hast du mich grade ernsthaft sitzen lassen?"
Irgendwie hatte das so gar nichts mit seinen vorherigen, innerlich formulierten Fragen zu tun, aber es war das, was ihm als erstes in den Sinn kam...
Man konnte, wenn man wollte, sogar ein wenig Empörtheit, ja beinahe Trotz in seinen Augen lesen...

-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Dean sah Jack hinterher.
Der Lehrer hatte Bella gedroht. „Ich warne dich, Hartley. Wenn du irgendwen in Gefahr bringst, indem du Dinge verschweigst, dann wird das Konsequenzen haben!"
Aber genau das hatten sie vor. Bella würde sich selbst und ihn in Gefahr bringen, allerdings um möglicherweise ein riesiges Unglück abzuwenden...
Dean richtete seinen Blick auf Bella.
Sie würde Jack doch wohl nicht einweihen, oder? Je weniger Leute involviert waren, desto besser... Weniger fielen weniger auf, weniger Verluste waren leichter zu verkraften, weniger waren manchmal einfach mehr...
Dean spürte die Nässe auf der Haut. Die Kälte, die von den Kleidern ausging, die ihm am Körper klebten, die Kälte, die auch hier im Gang die Vorherrschaft errungen hatte...
Aber dennoch fror er nicht... Die Hitze, die von seiner Wunde ausging, die bereits wieder zu pulsieren begann, hielt die Wärme einigermaßen in seinem Körper, ließ ihn nicht auskühlen, innerlich zumindest nicht.
Bellas Gesicht war eine kalte Maske. gerade so, als hätte die Kälte des Regens und die Kälte des Gemäuers ihre Gesichtsmimik erstarren lassen... Als Dean sie ansah, versuchte er etwas anderes, als ewiges Abweisen, ewiges Eis, zu lesen...
"Wann geht es los?", diese vier Worte reichten aus. Bella würde verstehen, was er meinte.
Es müsste bald sein. Wenn es nun sogar daran ging, dass Schüler und Lehrer verschwanden...
Sie hatten nicht mehr viel Zeit...

Bella
überließ es Dean, auf Jacks Frage, ob sie ihm etwas verheimlichten, zu antworten, denn die junge Lehrerin glaubte, dass der junge Winchester die richtigen Worte finden würde. "Es ist nichts. Nichts, was uns in dieser Sache weiterbringen würde.", sagte er. Jacks Blick verhärtete sich noch weiter und huschte zwischen Bella und ihrem neuen Schüler hin und her, als könne er einen Teil des stummen Gesprächs aus der Luft abfangen um den Zusammenhang zu verstehen. Schließlich blieben seine Augen auf Bella hängen, die kalt zurückschaute, als stünde sie keinem Kollegen sondern einem Feind gegenüber.
„Ich warne dich, Hartley. Wenn du irgendwen in Gefahr bringst, indem du Dinge verschweigst, dann wird das Konsequenzen haben!", brummte er ihr mit gefährlicher Stimme zu, ehe er sich zum gehen wandte. Bella konnte das Gesprochene deutlich im leeren Gang nach hallen hören, wobei jedes Wort zweimal von den Wänden zurückgeworfen wurde. Dann wurde es ihr bewusst: Jack hatte ihr gedroht.
In Bellas Augen war dies eine maßlose Frechheit. Er hatte genau den gleichen Rang wie sie selbst inne, hatte aber anscheinend die wahnwitzige Illusion er könne sie mit einem einfach Wenn-Dann-Satz in Schach halten. Doch das was er gesagt hatte, war nichts weiter gewesen, als eine leere Drohung ohne mögliche Konsequenzen für Bella und Dean. Einerseits hatte Jack nicht die geringste Befugnis, ihr bei "Ungehorsam" eine Strafarbeit aufzubürden, wie damals als sie noch hier zur Schule ging, - dieses Privileg hatte allein die Obrigkeit inne -, andererseits wäre, wenn Deans und Bellas Mission fehlschlug, niemand mehr hier, der Bestraft werden könnte. Wenn die junge Fighter-Lehrerin und ihr neuer Schüler ihre Sache unsauber erledigten, würde ihr letztes Stündchen schneller schlagen, als man denken würde - selbst bei den fantastischen Kampffähigkeiten der beiden. Sie würden sterben!
Bella brummte leise und zischte dem Mover-Lehrer hinterher: "Danke für den väterlichen Rat, Jack! Aber mein Vater ist seit langer Zeit tot und selbst du wirst ihn nicht ersetzten können." Der harte Ton in ihrer Stimme erschreckte sie selbst. Es grenzte fast schon an ein Wunder, wenn Bella von sich aus, über ihre Eltern sprach, doch es war noch seltener, wenn sie dies in einem solch bitteren Tonfall tat. Ihre Familie hatte ihr einst alles bedeutet, bis die Anti-Surviver sie zerstört und ihre Eltern getötet hatten. Nun blieb nichts weiter von dem einstigen Zusammenhalt von Lillyth, Paul und Bella Hartley übrig, als die Erinnerung.
Deans Worte durchschnitten die Stille, die sich ausgebreitet hatte, nachdem Jacks Schritte verhallt waren, und hallten hart an den Wänden wieder. Der junge Winchester sagte nur vier Wörter, doch sie hatten so viel Gewicht, dass Bella das Gefühl hatte nach unten gezogen zu werden. Nach unten durch die Erdoberfläche bishin zum Kern der Erde, der Lava, um dort qualvoll zu verenden. "Wann geht es los?"
Bella wandte sich Dean zu und schaute zu ihm auf, wie ein Kind, das mit putziger Ernsthaftigkeit von seinen Eltern Süßigkeiten verlangt - mit dem Unterschied, dass Bella weniger putzig als gefährlich wirkte. "Übermorgen!", antwortete sie kalt. "Es ist Samstag und somit kein Unterricht, außerdem haben deine Wunden Zeit, sich ein wenig zu erholen." Sie deutete mit einer unwirschen Geste auf seine Schulter und sein Gesicht.
Die junge Frau wandte sich zum Gehen, hielt jedoch nach zwei energischen Schritten inne. "Brauchst du Hilfe?" Damit war die Versorgung der Wunden gemeint.

Dean schloss bei Bellas Worten kurz überlegend die Augen.
"Übermorgen!", antwortete sie mit kalter Stimme. "Es ist Samstag und somit kein Unterricht, außerdem haben deine Wunden Zeit, sich ein wenig zu erholen."
Übermorgen... Das war bald. Zwei Tage... Sie hatten also nur noch morgen, nur noch einen Tag um alles vorzubereiten...
Okay, was gab es da groß vorzubereiten?
Die Bestattungsvorgänge einleiten, einen Nachfolger für Bella organisieren, jemanden finden, der blöd und wahnsinnig genug war John die „frohe Kunde“ zu überbringen...
Okay, Spaß beiseite...
Was stand für ihn an? Waffen kontrollieren, Munition einpacken, Messer kontrollieren, vielleicht die Klinge schleifen … Er brauchte nicht viel. Normalerweise hatte er auch nicht sonderlich viel. Er und sein Vater reisten mit leichtem Gepäck. Waffen, Munition, Proviant vielleicht noch Verbandszeug... Nie mit sonderlich viel, wenn man den Vorrat an Waffen nicht anrechnete, den sein Vater verwaltete... Den Großteil hatten sie in ihrem „Basislager“, dem Schutzbunker, dem Lager, dem Haus, dem Zufluchtsort... wie auch immer man diesen Ort nennen wollte... Aber einen Teil davon schleppten sie immer mit sich herum...
„Gut... dann also in zwei Tagen.“, meinte er, fast mehr zu sich selbst, ging im Kopf nochmal alles durch, was er zu erledigen hatte.
1911 checken und reinigen, die Magazine für den Colt einpacken und kontrollieren...
Bellas Frage erwischte ihn dadurch eiskalt.
„Brauchst du Hilfe?“
Dean hob den Kopf, sah sie kurz an ohne etwas zu sagen. Er wusste zuerst gar nicht, was sie von ihm wollte.
Hilfe? Hilfe wobei? Dean überlegte kurz, man konnte es in seinem Kopf kurz arbeiten sehen, wenn man ihm in die Augen sah. Dann fiel es ihm wieder ein.
„Nein... Das krieg ich grad noch so alleine hin.“, Dean war es gewohnt seine Verletzungen selbst zu versorgen, wenn er sie selbst zu verschulden hatte. Sein Vater hatte darauf bestanden seinem Sohn bereits im Grundschulalter zu zeigen, wie man größere Verletzungen nähte, hatte sich geweigert die Wunden Deans zu versorgen, wenn dieser sie bei einer Jagd selbst zu verschulden gehabt hatte... Und Dean hatte das akzeptiert, hatte sich also schon als kleiner Junge selbst um seine Wunden gekümmert. Er kam mit soetwas zurecht, sofern die Verletzung ihm nicht zu viel Kraft geraubt hatte.
Aber er sollte sich vielleicht jetzt mal um die Wunde kümmern, bevor er hier alles vollblutete...
Dann wandte er sich ab, ging an Bella mit den Worten „Ich kümmer' mich schon drum.“vorbei und sprang recht leichtfüßig die paar Treppenstufen hoch, die zum Gang des ersten Stockes führten, zu dem Zimmer der Fighter.

Er hörte von innen schon ein paar Stimmen. Max und Prisco. Letzteren hörte man markant heraus. Aisha schien still zuzuhören oder sich anderweitig zu beschäftigen...
Dean öffnete die Tür, sein Blick fiel sofort auf Prisco, der neben seinem Bett stand, scheinbar gerade auf Max einredete. Das Mädchen hatte die Arme verschränkt, nickte und schien dem Jungen scheinbar in allem zuzustimmen.
Als Priscos Blick auf Dean fiel, verstummte er, sah den Winchester gefährlich ruhig an.
Dean schloss die Tür hinter sich, sah den Schwertkämpfer genau an, dieser erwiderte seinen Blick. Er schien kurz auf die beiden Wunden zu starren, dann wieder in Deans Augen.
Sie waren gleich groß, was Dean in diesem Moment auffiel, als der andere langen Schrittes auf ihn zukam, einen unlesbaren Ausdruck auf den Gesichtszügen.
Und nur zwei Herzschläge später spürte Dean die Wand im Rücken, schlug hart dagegen. Prisco starrte ihm tief in die Augen, drückte seinen rechten Unterarm fest gegen Deans Brustkorb, hatte mit der rechten Hand den Stoff von Deans T-Shirt gepackt, gerade so, als wolle der Schwertkämpfer ihn so in Schach halten...
Dean hätte sich vermutlich mit Leichtigkeit befreien können, doch er hielt inne, wehrte sich nicht. Was auch immer Prisco vorzubringen hatte... er sollte es besser jetzt vorbringen.
„Wer bist du?“, zischend kamen diese drei Worte von Prisco, sein Blick war hart, unnachgiebig, beinahe feindselig. Man sah an seiner Kiefermuskulatur, dass er die Zähne fest aufeinander biss, gerade so, als wolle er verhindern, dass er Dean die Kehle durchbiss. Die Anspannung konnte man in Priscos gesamter Haltung sehen, Dean dagegen war relativ ruhig, gefasst, aber auch er spannte sich an. Sein Nacken, seine Schultern... gerade so, als stünde er kurz davor Prisco von sich zu stoßen und auf ihn loszugehen.
Seine Augen waren ebenfalls auf Prisco gerichtet. Grün starrte in braun. Und Dean schwieg, man sah, wie sich auch langsam seine Kiefermuskulatur anspannte, seine Nackenmuskulatur ebenfalls.
Der Druck von Priscos Unterarm auf Deans Brustkorb verstärkte sich, Priscos Blick wurde fester, härter.

Jack
Starrte Will entgegen, der ihn einfach nur ansah und dem jungen Lehrer kam der Raum auf einmal noch kleiner vor, als er tatsächlich war. Die Wände schienen immer enger zu werden, die Luft drohte, ihn zu erdrücken und er musste sich auf die Tischkante setzen, um die Ruhe zu bewahren. Die Tür war geschlossen. Warum hatte er die Tür geschlossen? Das hatte er noch niemals getan, er hatte sie immer einfach sperrangelweit offen stehen lassen, egal, ob jemand im Gang am Klassenzimmer vorbeirannte oder Stimmen aus den anderen Räumen zu hören waren. Er hatte immer gedacht, dass er einfach bereit sein wollte, falls etwas passierte, dass ihm nichts entgehen sollte, aber tatsächlich konnte er es einfach nur nicht ertragen, wie schrecklich klein dieser Raum doch war.
Nervös sah Jack zu Boden, wusste nicht recht, wie er weitermachen sollte. Worüber hatten sie zuvor gesprochen?
Doch zu seiner Erleichterung sprach Will. „Hast du mich grade ernsthaft sitzen gelassen?“, fragte der Junge und sah Jack direkt in die Augen. Und der Moverlehrer meinte sogar etwas Empörtheit in der Stimme seines Schülers zu hören. War das etwa Trotz in seinen hellen, jugendlichen Augen.
Jack sah Will einen Augenblick lang entgeistert an, dann fiel alles von ihm ab und er lachte leise. „Ja, bitte entschuldige, es gab ein Problem mit…“, er überlegte kurz, hielt inne. „Es war etwas Wichtiges.“
Er wusste nicht wirklich, wie er es dem Jungen erklären sollte. Er wusste nicht, ob er ihm überhaupt irgendetwas erklären sollte. Wenn Bella ihm schon etwas verheimlichte, etwas, das für Jack nicht unbedingt schwer zu erschließen war nach dem, was er gehört hatte, dann war das Ganze definitiv nicht für Wills Ohren bestimmt.
Und Jack war das Ganze egal, zumindest wollte er nicht darüber nachdenken. Wenn Bella meinte, sie hätte alles im Griff, dann sollte sie machen. Sie war ein Trotzkopf. Und wenn sie sich sicher war, dass sie ihm darüber berichten konnte, dann würde sie es vermutlich trotzdem lassen. Und Jack störte das nicht, er vertraute ihr. Es war zwar nicht wirklich ihre Entscheidung, wenn es um das Wohl der Schüler ging, aber sie wusste, wie sie sich verhalten musste. Sie würde keine leichtfertigen Entscheidungen treffen. Nein, so war Bella einfach nicht! Oder?

Will starrte Jack entgegen.
Er wusste nicht, was er von seinem Lehrer halten sollte... Zuvor war er doch...
Er war anders gewesen als er es jetzt war. Er wirkte eingeengt, fast nervös, sah Will anfangs nicht in die Augen, bis dieser das Wort erhoben hatte - Worüber der Mover wohl ziemlich froh gewesen war, wie Will jetzt erst auffiel...
Dann hatte der Moverlehrer ihn einige Momente einfach nur völlig entgeistert angestarrt, als müsse er sich Wills Worte übersetzen, hatte ihm wieder in die Augen gesehen, sie gelesen...
Und dann schien es von Jack abzufallen. Es bröckelte wie eine verhärtete Schlammkruste von ihm ab und er schien in seine vorherige Rolle, sein vorheriges Ich wieder hineinzugleiten.
Gefasst, locker, beinahe fröhlich... und er lachte leise. Leise, aber immerhin lachte er; scheinbar über Wills fassungslose Feststellung, dass sein Lehrer ihn einfach hatte sitzen lassen.

"Ja, bitte entschuldige, es gab ein Problem mit...", dort brach er ab. "Es war etwas Wichtiges.", meinte er stattdessen, als wolle er am liebsten das Thema wechseln oder wüsste nicht, wie er es oder was er Will erzählen konnte.
Doch damit gab sich Will nicht wirklich zufrieden. Er war zwar nicht unbedingt von neugieriger Natur, aber mit dieser Antwort konnte er wirklich nicht leben. Der leichte Schalk, die Fassungslosigkeit und vor allem der Hauch von Trotz verschwanden aus Wills Augen, sie nahmen einen undefinierbaren Ausdruck an. Eine Mischung aus Ruhe, Unnachgiebigkeit, Willenskraft, Ernsthaftig- und Aufrichtigkeit... vielleicht auch noch weitere Gefühle... Will wusste nicht einmal selbst, was er gerade fühlte, als diese Frage wieder in ihm hochquoll.
Will hob den Kopf, sah seinen Lehrer an, sah das leise Lächeln auf seinen Zügen.
Er hasste es. Er hasste es, Jack seine gerade wiedergefundene gute Laune zu zertrümmern... aber er konnte einfach nicht anders. Das, was er gehört hatte... es passte einfach so gar nicht in das Bild, das er sich von Jack soweit gemacht hatte.
"Jack..."
Will hörte wieder Jacks Beteuerungen, er könne ihm vertrauen und....
"...Warum hast du Bella gedroht?"
Jetzt war es raus.
Der junge Mover sah Jack entgegen. In seine Augen mischte sich ein weiteres Gefühl, vermischte sich wie eine Flüssigkeit in Wasser mit den Gefühlsregungen in seinen Augen...
Unsicherheit. Keine blanke Panik oder Angst, aber Unsicherheit. Große Unsicherheit.
So groß, dass sie jederzeit mit Leichtigkeit zur nackten Angst mutieren konnte...

Es passte doch nicht zu Jack so zu sprechen, zu drohen... Oder? Der Jack, den er kennengelernt hatte, war ein offener, freundlicher, aufbauender Mentor...
Aber...war das wirklich der Jack, der er wirklich war? War das sein wahres Ich? Oder kam das, was er gerade auf dem Gang gehört hatte schon eher an den wahren Jack heran?

Die Unsicherheit, die sein Unterbewusstsein soeben noch mit einer einfachen Flüssigkeit verglichen hatte, die sich mit seinen Augen vermischte, schien sich nun langsam aber sicher in Öl umzuwandeln, trieb an die Oberfläche seiner Augen. Und es gab nichts, was Will dagegen tun konnte...
Nur ein Blinder würde seine Gefühlswelt jetzt noch übersehen können... manchmal könnte er seine Augen wirklich verfluchen! Bei ihm war das Sprichwort "Augen sind das Fenster zur Seele" nur zu wahr... und Will hatte leider nie gelernt die Fensterläden davor zu schließen...

Jack
Konnte sehen, wie Wills Ausdruck sich schlagartig änderte und sofort machte sich ein mulmiges Gefühl in ihm breit. Er hatte etwas Falsches gesagt.
Wie er Will so beobachtet hatte, wie dessen Mimik von einem auf den anderen Augenblick irgendwie ernster und enttäuscht wurde, hatte er auf einmal das Gefühl, wieder der kleine, ängstliche Junge zu sein. Ja, jeden hatte er enttäuscht, mit dem was er sagte, mit dem was er tat, mit seiner Einstellung, manchmal mit seinen Gefühlen, die er einfach nicht immer zurückhalten konnte. Und jetzt, wo Will ihn so ansah, wie alle ihn immer angesehen hatten, da wollte er sich am liebsten wieder ins Bett verkriechen.
Das Lächeln war schon lange aus Jacks Gesicht gefallen, hinterließ einen unsicheren Ausdruck, fast lag ein wenig Angst in seinen Augen.
„Jack…“, hörte er seinen Schüler leise seinen Namen sagen. Und als er weitersprach klang seine Stimme irgendwie bedrohlich, auch wenn sie es gar nicht war. "...Warum hast du Bella gedroht?"
Jack hatte gewusst, dass Will sich nicht mit seiner Antwort zufrieden geben würde. Doch was hätte er anderes sagen können? Er wusste doch selbst nicht genau, was los war, wenn Bella ihn schon nicht einweihte, wie sollte er es dann seinem Schüler erklären?
Aus Wills Blick schienen tausend Fragen zu sprechen, in seinen Augen lag Unsicherheit und irgendwie ein wenig Angst. Jack räusperte sich, auch wenn das überhaupt nicht nötig war, eigentlich versuchte er bloß, mehr Zeit zu schinden.
„Naja, es scheint als gäbe es ein Problem, ich bin mir nicht ganz sicher, was los ist, aber Bella verhält sich…“, er hielt inne. „Du kennst Bella doch… Und wenn nicht, dann hast du bestimmt viel über ihre Einstellung gehört. Und jetzt scheint sie entweder sich selbst oder die Schüler in Gefahr zu bringen, denke ich. Und ich wollte ihr nicht drohen, aber so ist das eben, wenn man wütend ist und sich in jemandem täuscht.“
Er beobachtete Will, versuchte, an seinen Reaktionen ablesen zu können, wie er darüber dachte, ob er sich eine Meinung bildete über Bella oder die Situation oder vielleicht über seinen Lehrer, der einer anderen Lehrerin gedroht hatte.
Für einen winzigen Moment schweiften Jacks Gedanken ab. Was war, wenn Thamar nicht zurückkehrte? Und Rune, auch er war verschwunden, auch wenn Thamar einen Grund hatte, zu verschwinden. Wer sollte den Controller und die Speaker unterrichten, wenn die beiden nicht zurückkamen?

Will hatte seinen Blick immernoch auf Jack gerichtet, das Lächeln war dessen Zügen schon lange gewichen... Er schien irgendwie... unsicher?! Dabei war doch eigentlich Jack der Letzte, der einen Grund dazu hatte unsicher zu sein, fast schon verängstigt... nein! Das war doch lächerlich! Jack und Angst vor ihm, Will, der gerade einmal 14 war, eine halbe Portion im Vergleich zu Jack? Nein, das war nun wirklich ... und trotzdem glänzte etwas seltsam in Jacks Augen, bevor dieser sich räusperte. Vielleicht war es ja auch nur versteckte Wut darüber, dass Will es wagte ihn etwas dertartiges zu fragen...
„Naja, es scheint als gäbe es ein Problem, ich bin mir nicht ganz sicher, was los ist, aber Bella verhält sich…“, der Mover hielt inne, schien sich seine nächsten Worte sehr genau zu überlegen. „Du kennst Bella doch… Und wenn nicht, dann hast du bestimmt viel über ihre Einstellung gehört. Und jetzt scheint sie entweder sich selbst oder die Schüler in Gefahr zu bringen, denke ich. Und ich wollte ihr nicht drohen, aber so ist das eben, wenn man wütend ist und sich in jemandem täuscht.“

Wieder lag Jacks Blick auf ihm, als erwarte er die Reaktion von William anhand seiner Gesichtszüge ablesen zu können...
Aber Will wusste selbst nicht genau, was er jetzt davon halten sollte.
Jacks Worte ergaben Sinn... in entfernterem Sinn. Bis auf...
"Warum sollte Bella sich oder einen ihrer Schüler wissentlich in Gefahr bringen? Wie kommst du darauf?", ehrliches Interesse, aber auch ein Hauch Skepsis schwangen in seiner Stimme mit, als er seinen Lehrer ansprach.
Er konnte einfach nicht glauben, dass Bella - so kaltherzig sie auch war - ihre Schüler in Gefahr bringen würde. Wissentlich.
Es war doch Bellas Aufgabe die Fighter auszubilden, sie zu beschützen, bevor diese ihre Ausbildung beendeten... Und auch wenn die angehenden Fighter mit solchen Gefahrensituationen vertraut werden mussten, so war es doch bestimmt kein Weg, sie einfach in die nächstbeste Gefahrenquelle zu stürzen! Oder?

Jack
Die erhoffte Reaktion in Wills Zügen blieb aus und Jack warf einen Blick auf die Tür, als befürchte er, dass jemand sie hörte.
"Warum sollte Bella sich oder einen ihrer Schüler wissentlich in Gefahr bringen? Wie kommst du darauf?“, wollte Will interessiert wissen, klang dabei aber eher, als würde er nicht im Geringsten glauben, was Jack gerade eben gesagt hatte.
Der Lehrer zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht wirklich, was los ist, William. Und ich bin mir auch sicher, dass ich nicht mit dir darüber reden dürfte. Und ich habe auch keine Ahnung, wieso Bella so leichtsinnig sein sollte, doch sie verschweigt etwas und so etwas kann immer Folgen haben.“
Er fuhr sich durch das dunkle Haar und sah dann wieder zum Fenster, von wo aus man noch immer prasselnden Regen und Donnergrollen hören konnte. Vorgestern war er völlig verdreckt und über ein Jahr zu spät gekommen, heute hatte er verschlafen und hatte Will sitzen gelassen. Er war ein schrecklicher Lehrer. Ein wirklich grauenvoller.
Trotzdem dachte er mehr an das Verschwinden der beiden Lehrer und welche Konsequenzen das für die Schüler hatte, als an sein Versagen als Mentor. Wenn Thamar und Rune nicht in zwei Tagen zurück waren, musste man dem Hauptsitz der Survivor Bescheid geben. Zwei Lehrer waren nicht genug, um für die Sicherheit der Schüler zu sorgen.

//Ich hab das Gefühl wir hängen ein bisschen fest…//

// Joa... Ich warte bei Dean etc entweder auf Mikeyla, dass sich Bella einschaltet oder auf Sommerschnee, dass Max etwas sagt. Sommerschnee ist entschuldigt, da sie nie wirklich mit der Website hier zurechtgekommen ist und nie antworten konnte. Und falls du die Situation zwischen Will und Jack meinst... Dann muss dein Jackie mal die Initiative ergreifen ^^ //

In Wills Augen konnte man bei der Benutzung seines ganzen Namens deutlich das Erstaunen sehen. Niemand nannte ihn William, außer es stand eine Levitenlesung bevor, die sich gewaschen hatte oder er bewegte sich auf sehr dünnem Eis... Die Benutzung dieses doch recht förmlichen Namens... mit ihr schwang eine gewisse Drohung mit. Die Drohung dieses Thema ja nicht weiter zu vertiefen, da sonst alle Naturgewalten über ihn hereinbrechen würden...
Und diese Drohung zog bei Will...
Seine Schultern spannten sich an, er wich auf seinem Stuhl ein kleines Stück zurück und brach den Blickkontakt zu Jack ab.
Er sah aus dem Augenwinkel, wie sein Lehrer sich durch die Haare fuhr und aus dem Fenster sah, gegen das immernoch Regentropfen trommelten.
Er selbst schwieg... auch wenn er Massen von Fragen hatten, die allesamt durch seinen Kopf sausten...
Jack hatte gemeint, er dürfte gar nicht darüber mit ihm reden und wüsste selbst nicht, warum Bella so etwas tun sollte. Aber er war sich sicher, dass sie etwas verschwieg, was durchaus (schlimme) Folgen haben konnte.
Welche Folgen das sein könnten, konnte Will sich denken... In seinem Kopf bildeten sich die schlimmsten Horrorszenarien, die allesamt nicht einmal so weit hergeholt waren.
Wenn Bella wirklich vorhatte etwas gefährliches, etwas möglicherweise undurchdachtes zu tun... dann standen alle Möglichkeiten zur Wahl. Von Massenmord und Infizierteninvasion bis Versklavung durch Lebende Tote...

// Ja, das meine ich, irgendwie schreibt keiner von den anderen... //

Jack
machte einige Schritte an der Wand entlang und blieb an dem verbarrikadierten Fenster stehen. Er musste auf andere Gedanken kommen, das Ganze für einen Moment vergessen. Der laute, prasselnde Regen an der Hauswand und in den tiefen Pfützen auf dem Rasen war irgendwie beruhigend und der jugne Lehrer spähte eine kurze Weile einfach nur durch einen der Schlitze zwischen den Holzplanken. Das Unwetter musste nun schon seit mehr als fünfzehn Minuten wüten, doch Jacks Zeitgefühl war gewiss nicht mehr das genaueste.
Durch das Gewitter konnte seinen Atem und seinen Herzschlag nicht mehr hören, bloß spüren. Schnell und ungenau. Er wusste nicht, wieso er so angespannt war. War es die Dunkelheit im Raum? Der immer wiederkehrende Gedanke an die Geschichte mit Bella und Dean? Oder einfach nur die Müdigkeit?
"Hört das jemals au?", murmelte er nachdenklich vor sich hin, obwohl das Gewitter gerade erst angefangen hatte und sicherlich noch einige Zeit dauern würde, kam es ihm bereits vor wie eine halbe Ewigkeit.
Er ging zurück zu seinem Stuhl, setzte sich und blickte wieder zu seinem Schüler, der den Blick abgewandt hatte und an andere Dinge zu denken schien als an den Unterricht. Und eine ruhige Konversation war bei dem Tumult draußen auch gar nicht wirklich möglich.
Jack stützte die Arme auf die Stuhllehne vor ihm und erhob sich dann wieder, wischte die Tafel mit dem rechten Ärmel sauber.

Will kratzte sich mit der Hand hinter dem Ohr. "Alles, nur nicht zu Jack schauen.", ging ihm durch den Kopf. Er konnte ihn gar nicht mehr einschätzen... Was... In Wills Kopf herrschte eine unglaubliche Leere, die tausenden Fragen von gerade waren in Luft verpufft... Was war hier los?
Was wurde hier gespielt?
Das konnte doch wohl kaum normal sein...
Sein Lehrer drohte einer anderen Lehrerin, weil er fürchtete, sie könnte eine Dummheit begehen, Bella, die tatsächlich irgendetwas zu planen schien... WAS ging hier vor?

Er bekam aus dem Augenwinkel mit, wie Jack in Richtung Tafel marschierte und diese blank wischte.
Würde er jetzt einfach mit dem Unterricht weitermachen? Einfach so, als ob nichts passiert wäre?
Das musste er wohl.... Oder?
Warum konnte er ihm nichts verraten? Bedeutete das, dass keine unmittelbare Gefahr drohte?
Die ganzen Fragen machten Will noch ganz kirre...
Er brauchte Antworten... aber die würde Jack ihm nicht geben... niemand würde sie ihm geben...

Jack
spürte den kühlen Wind in seinem Gesicht. Er fühlte das weiche Gras unter seinen nackten Füßen und er konnte die Narzissen und den Ahorn riechen. Alles war so wunderbar, so vollkommen und unberührt - nur was er sah, gefiel ihm nicht, genauso wenig wie die kurzen Schreie und das Schluchzen, die nun langsam verhallten.
Als Jack die Augen aufschlug, war das Unwetter verzogen. Die Regenwolken hatten sich verzogen, ließen wieder helles Licht durch, dass in sein Zimmer schien. Es musste noch früh sein, die ersten Vögel zwitscherten, sonst war es jedoch still.
Er dachte kurz an die Auseinandersetzung mit Bella am Vorabend. Die Wut, die Sorgen, das lange Kopfzerbrechen zeigten ihre Folgen. Jack setzte sich auf, fühlte sich matt und irgendwie alt, sein Nacken und seine Schultern waren verspannt und seine Muskeln träge und sein Kopf hämmerte wie wild, ein andauerndes dumpfes Dröhnen ohne Anfang und Ende. Es war, als hätten seine Gedanken Wirkung auf seinen gesamten Körper gehabt. Vermutlich lag es aber auch einfach an dem Unwetter und dem Stress, dass er wieder schlecht geschlafen hatte.
Seufzend streckte er sich ein wenig, versuchte gähnend, die müden Knochen zu bewegen. Er fuhr sich durch das kurze, dunkle Haar, spürte den Abdruck des Kissens auf seiner Wange und seiner Stirn.
Nachdem er aufgestanden war zog er sich das Tshirt über den Kopf und schlüpfte in ein anderes, zog sich die dunkle Hose an und weckte die erschöpften Arme mit ein paar Liegestützen auf, ehe er nach der schwarzen Jacke griff.
Er musste sich wieder an den Alltag gewöhnen, an den Alltag eines Lehrers, und das brauchte einfach seine Zeit.
Mit ein paar kurzen Handgriffen war das Bett gemacht und die Schuhe angezogen. Wieder fuhr er sich durch die Haare, dachte an das merkwürdige Verhalten Bellas und machte sich Sorgen über ihr Wohl und das der Schüler, von denen er noch nicht einmal die Hälfte namentlich kannte.
Leise schloss er die Tür hinter sich, ging den Flur entlang und die Treppe hinunter, folgte den Wegen bis er die Küche erreicht hatte. Erst jetzt, als ihm der Geruch von Rührei in die Nase stieg, merkte er, wie hungrig er eigentlich war. Er nahm sich einen der zerkratzten, aber sauberen Teller, nahm sich von dem etwas zu flüssig wirkenden Ei, dem trockenen, grauen Fleisch und dem spärlich vorhandenen Gemüse, als er durch das Fenster zum beinahe leeren Speiseraum Bella alleine an einem der Tische sitzen sah. Er musterte sie kurz, ihr Teller war bereits leer doch sie starrte weiterhin darauf, als würde er durch Zauberei jeden Augenblick wieder gefüllt. Dann stand sie auf, die kleine, junge Fighterlehrerin, ging langsam auf die Küche zu und schließlich trafen sich ihre Blicke, ihrer kalt und gefühllos, seiner nachdenklich und besorgt.