Only survive ~ previously

Priscos Augenbrauen hoben sich überrascht.
War das ein Friedensangebot?
Oder ein Plan um ihn zu mehr Motivation anzutreiben?
Sollte er darauf eingehen?
Sie schien es ehrlich zu meinen und auch die Worte, dass sie nichts gegen ihn hatte, nur, dass sie mit der üblichen Kälte gesprochen wurden.

Es stimmte, dass er bereits eine trotzige Bemerkug auf den Lippen gehabt hatte, wegen ihrer lausigen Entschuldigung dafür, dass sie so viel Messerarbeit machten. Die anspruchsvollste Kunst?
Dass er nicht lachte. Um andere Kampfarten perfekt zu beherrschen brauchte es mehrere Jahre...
Davon konnte Prisco ein Lied singen. Wie oft hatte er mit dem Schwert trainiert, wie lange, um seinen jetzigen Stand zu erreichen...

Er hörte wieder ihre Worte in seinem Kopf. Woher wusste sie, dass er nicht genau das gesagt hatte, was er dachte?
Woher?
Erfahrung?
Ja, Erfahrung war es wohl, wie bei Leeroys "Husten", den sie sofort enttarnt hatte.
Anders als sein Knie...

Priscos Kiefer mahlten.
"Also gut.", sprach er ruhig und sah Bella tief in die Augen.
Er wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. Sollte er ihr von seiner Verletzung erzählen?
Er suchte innerlich nach Worten, aber er schwieg eisern weiter.
Er spürte, wie sein Knie leise zu beben begann. Ja, er musste es in der Pause schonen.
Ganz vorsichtig knickte er das Knie leicht ab um es nicht offensichtlich zu entlasten und spannte unwillkürlich die Schultern an, als hätte ihm jemand ein Holzbrett unter die Haut gesetzt.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich jedoch um keine Spur.
Fest sah er in Bellas Augen und hoffte innerlich, sie möge geistig so abwesend sein, um seine äußere Veränderung nicht zu bemerken, obwohl diese Chance wohl äußerst gering war...

Bella
"Du kannst gehen!", sagte sie ruhig aber wie immer mit kaltem Unterton. Ihre Blicke kreuzten sich kurz, dann wandte sie sich ab und packte die Vorzeigemesser auf dem Tisch zusammen. Ein paar von ihnen steckte sie in ihrem Messergürtel, einige andere packte sie Hüllen und verstaute sie in einem kratzigen Beutel.
Sie hörte, wie sich Priscos Schritte entfernten. Kurz bevor er die Türe erreichte sagte sie leise - aber lautgenug, dass er es hören konnte: "Oh und Prisco!", sie hörte wie er sich umwandte: "Du solltest dein Knie schohnen und es von Mrs. Prove (der imaginären Krankenschwester x'D) einmal ansehen lassen. Es könnte eine Sehne gezerrt wenn nicht sogar angerissen sein!" Sie hatte Prisco bei diesen Worte nich einmal angesehen aber sie wusste dass er sie anstarre. Natürlich hatte sie die Verletzung an seinem Bein bemerkt. Angefangen hatte es damit, dass sie ihn gestern nach dem Training mit Will in seinen Schlafraum hatte humpeln sehen. Dann heute bei seiner Strafe mit Leeroy hatte er sich zwar große Mühe gegeben den Schmerz zu verstecken, doch Bella hatte viele Jahre Übung gehabt um sich einige Dinge über Menschenkenntnis anzusammeln und hatte sein kleines Schauspiel sofort durchschaut. Auch jetzt, als er es kaum merklich entlastet hatte, war ein leiser Schatten über sein Gesicht gehuscht den man wohl den Lichtverhältnissen in die Schuhe schieben konnte - doch Bella wusste es besser. Und sie wusste auch, wie schlimm eine solche Verletzung werden konnte, wenn man sie nicht behandelte, und dass Prisco ein hervorragender, potenzieller Fighter war, der - wenn er sein Bein nicht schohnte - vielleicht seine Ausbildung nie würde beenden können. Und das war genau das Gegenteil von dem was sie wollte. Natürlich sprach sie dieses große Lob nicht in seiner Gegenwart aus, sie hatte es auch nicht vor...

Prisco hatte die Tür fast erreicht, als er Bellas Stimme erneut vernahm.
Er blieb stehen, sein Puls beschleunigte sich etwas.

Sie hatte es gemerkt...
Natürlich hatte sie das...
Wie hatte er etwas anderes erwarten können? Doch konnte er sich nicht daran hindern den zuerst entsetzten Blick, den er auf Bella gerichtet hatte wieder zu lösen.
Dann nickte er, völlig vergessend, dass sie das ja nicht sehen konnte, da sie ihm den Rücken zuwandte, und wandte sich der Tür zu.

Mit energischem - und schmerzendem - Schritt trat Prisco aus der Halle.
Erst, als die Tür laut hinter ihm zugefallen war, ließ er die ausdruckslose Kühle aus seinen Gesichtszügen verschwinden.
Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz und er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand, das linke Bein unter einem heftigen Beben locker herabhängend.

Er wusste, dass sich die anderen auf dem Weg zum Mittagessen befänden und ihn bei einem Gespräch mit Bella vermuteten. Also würde er Mrs. Prove jetzt sofort hinter sich bringen.

Humpelnd begab sich Prisco auf den Weg zur Krankenstation, wo er die Krankenschwester sogleich antraf.
Sie war wild beschäftigt, sodass sie ihn erst gar nicht bemerkte.
Er ließ sich auf einem der Stühle nieder und wartete auf die gestrenge Krankenschwester.
Mrs. Prove kniete sich vor ihm nieder und wies ihn an seine Hose hochzukrempeln.
Er tat, wie ihm befohlen, wenn auch unter Schmerzen.

Mit fachmännischem Blick betrachtete Mrs. Prove das linke Knie des Jungen und legte ihre eine Hand ans Knie, die andere an ihre Brille.
"Eine starke Prellung. In einem anderen Winkel hätte dir dieser Hieb das Bein gänzlich abgetrennt.", sprach sie gestreng und sah Prisco vorwurfsvoll an.
"Schone und kühle es. Und...", Mrs. Prove erhob sich. " ... reibe es mit dieser Salbe ein, es hilft. Und hier ... ist eine Schmerztablette."

Prisco zog leicht die Augenbrauen hoch, als ihm die Salbe überreicht wurde.
Er krempelte die Jeans wieder runter und erhob sich.
Dieser Pflichtbesuch war wohl erfüllt.

Hmpelnd ging Prisco den Gang herab zu ihrem Zimmer, dem der Fighter.
Wie erwartet, war keiner der anderen anwesend und er überlegte, ob er ihnen folgen sollte, während er die Salbe feinsäuberlich verstaute.
Er entschied sich dafür und trat humpelnd aus der Tür.
Vor den anderen würde er es keineswegs offen zeigen, aber zu der Kantine war es ein kurzes Stück.
Also setzte sich Prisco in Bewegung und spürte bei jedem einzelnen Schritt sein Knie.
Ja, schonen würde er es wohl müssen...

Max
saß in der Kantine und käute nachdenklich auf ihrem Bleistift rum. Sie hatte 2 Stunden Zeit, dann würde sie zum theoretischen Teil erscheinen müssen. In 2 Stunden! Und sie musste noch Mittagessen und ihre Sachen ordentlich zusammen packen. Und vielleicht würde sie beim Sportlehrerzimmer klopfen und nach der Lanze fragen.
Was es heute wohl zu essen gab? Max erwartete nichts was besonders gut schmeckte, zumindest hatte ihr das Essen am Anfang nicht besonders gut geschmeckt, weil sie von zu Hause etwas anderes gewöhnt gewesen war. Sie steckte den Bleistift zurück in eine Tasche des Pullovers. Über was würden sich die anderen am Tisch wohl unterhalten? Bestimmt über das Training. Max mochte es nicht, über das Training zu reden. Sie fand, dass ihr Tag sowieso schon zu viel Training hatte, dann musste sie nicht auch noch bei Tisch darüber reden.

Aisha

Ich aß zusammen mit den anderen schweigend in der Cantine. Die anderen redeten, ich hörte nur schweigend zu, allerdings keineswegs unaufmerksam. Mit einem Tuch polierte ich das eh schon blanke Messer. Mein Gesicht spiegelte sich darauf und ich fühlte mich in den Moment zurückversetzt, in dem mein Leben, meine Familie zerstört wurde. Ob er irgendwo da draußen war? Vielleicht ein Fighter wie ich- ich wollte das so gerne glauben, aber wahrscheinlich wüsste ich es dann, ich hatte mit allen Lehrern, vorallem mit Bella darüber geredet, sie hätten mir erzählt, wenn erirgendwo aufgetaucht wäre. Einen Moment ließen meine GGesichtszüge die Angst in mir erahnen, aber ich hatte mich sofortwieder unter Kontrolle.

Bella
stieß eines leicht genervten Seufzer aus und verräumte den Sack mit den Messern. Wie sie es hasste wenn sie Nachmittags dableiben musste, weil einer ihrer Schüler einfach zu unfähig war, um die richtige Uhrzeit aufzustehen! Sie schnaubte wieder und ihr Blick fiel auf die Uhr.
Die Uhr hier in der Turnhalle war eine der wenigen, die noch mit Batterien lief. Sie hatte aufladbare Batterien die sie immer dann ansteckten, wenn der seltene Genuss namens 'Strom' sich einmal wieder blicken ließ - was reichlich selten war. Es hatte eine Zeit gegeben, damals war sie zehn gewsen, in der sie kaum mehr als zwei Stunden Strom im Monat gehabt hatten. Doch damals war die Universität, wie unter den Survivern ihre Wohn- und Übungsgebäude genannt wurden, von Lebenden-Toten angegriffen worden. Alles war schwer beschädigt und an manchen Flecken konnte man sogar noch heute Überbleibsel dieser Zeit entdecken. Heute waren sie mit den drei bis vier Stunden Strom in der Woche ganz gut dran - doch Bella wusste wie schnell sich das ändern konnte.
Mit einer unwischen Handbewegung wischte sie diese Gedanken zu Seite. Sie lebte hier und jetzt, weder in der Zukunft noch in der Vergangenheit, deshalb sollte sie sich nicht zu viele Gedanken darüber machen! Sie warf einen schnellen prüfenden Blick durch die Turnhalle und in die Geräteräume, dann ging sie mit schnellen Schritten aus der Turnhalle um rechtzeitig zum Mittagessen zu kommen.

Humpelnd erreichte Prisco die Kantinentür und trat in den angrenzenden Raum.
Die Kantine war recht groß und drei längliche Tische standen inmitten des Raumes.
Einer für die Lehrer und zwei für die Schüler.

Prisco ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.
Man sah den Staub durch die Luft wirbeln in den Lichtstrahlen, die durch die milchigen Fenster hereinbrachen.
Der Geruch von Essen hing in der Luft.
Es würde wohl wie den Tag zuvor ein Nudelgericht sein...

Prisco mochte das Kantinenessen nicht übermäßig. Es schmeckte fad und trocken, nach nichts, wenn man es genau wollte...
Ein paar der Schüler hatten sich schon angestellt und Prisco schloss sich dieser Schlange an, die aufgrund der geringen Schülerzahl, jeden Tag sehr kurz ausfiel.
Er hatte sich nicht getäuscht.
Einige Nudeln gab es, getränkt in brauner Soße mit ein paar Fleischfetzen.

Prisco ließ sich mit dem Tablett neben Max nieder und sah abschätzend auf sein Essen herab.
Ein paar der anderen hatten schon zu essen begonnen und auch Prisco drehte ein paar der Nudeln um seine Gabel.
Sie schmeckten wie immer.
Nicht übermäßig gut, aber auch nicht allzu schlecht.

Das einzige, was er an der Mittagsessenspause mochte, war, dass niemand wirklich aufeinander achtete, sondern sich unterhielt.
Prisco sah, dass sich Leeroy gerade gegenüber von ihm hinsetzte, was ihn daran erinnerte, dass sie ja wohl noch miteinander reden würden...

Priscos Kiefer kauten langsam auf einem der Fleischfetzen herum, der sich als zähe Masse herausstellte. Langsam und überlegend kaute Prisco weiter und wandte sein Gesicht Max zu, die neben ihm saß.
"Was für Fleisch ist das? Das schmeckt wie Ratte.", sprach er leise.
Ja, Ratte kam dem zähen, geschmacklosen Fleischklumpen wohl am nähesten.
Priscos Augen huschten zu Leeroy herüber und ruhten auf ihm, bevor Prisco seinen Blick wieder zu Max richtete.

Jack
richtete sich auf. Es musste bereits Mittag sein und er hatte Hunger. Einen Bärenhunger!
Mit schnellen Schritten erreichte er die Kantine und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Es waren drei längliche Tische, den links vermutete er als Lehrertisch, da die wenigen Schüler sich an die anderen beiden gesetzt hatten.
Jack holte sich einen Teller Nudel, welche abstoßend aussahen, doch er hätte alles gegessen, so lange hatte er nichts mehr zu sich genommen. Um auf der Reise nicht ständig Hunger zu haben, weil er nur selten dazu kam, etwas zu essen, hatte er auf einem Knopf seines Hemdes herumgekaut, das hatte ihm sein Lehrer geraten.
Er ließ sich auf einen der alten Stühle sinken und stellte den Teller vor sich ab. Das Gericht roch in Ordnung, zumindest besser, als es aussah. Also begann Jack, einige Nudeln auf die Gabel zu rollen und fing schließlich an, zu essen.
Es schmeckte, wie es roch, nur hatte er nicht die geringste Ahnung, welches Fleisch in der Soße war. Es schmeckte wie Huhn, hatte jedoch die Konsistenz von Rind. Oder war es doch Schwein?
Für den Moment war es dem jungen Mover egal, er war bloß froh, endlich wieder etwas essen zu können. Und er konnte förmlich spüren, wie das Hungergefühl abklung.

Will trat langsam in die Kantine ein.
Er hatte das Scheppern der Klingel gehört und hatte sich langsam auf den Weg hierher gemacht.

Als ihm das Essen auf den Teller geschöpft wurde, konnte er den Blick nicht davon wenden, das Fleisch sah seltsam aus ...
"Was ist das?", fragte er und sah zur Köchin auf. Er wirkte nicht unverschämt, doch wohl leicht verstört.
"Hühnchen.", kam die knappe brummende Antwort.
"Das ist kein Hühnchen.", erwiderte Will.
Doch als Antwort bekam er nur den Teller in die Hand gedrückt.

Beim ersten Bissen wurde sein Gedanke bestätigt. Das war kein Hühnchen, definitiv nicht, höchstens ein todkrankes...
"Da könnte man doch echt zum Vegetarier konvertieren...", sprach Will zu sich selbst und trennte Fleisch von Nudeln.
Dieses "Hühnchen" würde er nicht anrühren ...

Sein Blick wanderte durch die Kantine und streifte einige der Schüler.
Prisco, der mit nachdenklichem Gesicht auf einem Fleischfetzen herumkaute.
Max, die angestrengt auf ihrem Bleistift herumkaute.
Aisha, die ihr ohnehin schon blankes Messer polierte ...

Wills Augen blieben an Priscos Knie hängen und er blickte es an, als hoffte er durch den Stoff hindurchsehen zu können. Sein schlechtes Gewissen meldete sich wieder, doch er zwang sich seinen Blick abzuwenden.

Mit konzentrierter Miene rollte er seine Nudeln auf und ließ seinen Blick zum Lehrertisch gleiten. Jack saß daran und machte sich über das Essen her.
"Der Arme muss die ganze Zeit gehungert haben, wenn er sogar dieses ... "Hühnchen" runterkriegt...", dachte Will und starrte wieder herab auf seine Nudeln.
Sie erinnerten ihn immer ein wenig an Würmer ...
Er zwang sich wenigstens ein paar Bissen zu essen, aber mehr brachte er dann doch nicht runter.

Er erhob sich und brachte seinen Teller fort, während er mit der Zunge einige Nudelstücke zwischen den Backenzähnen herauspulte.
Er würde sich zu dem anderen Tisch gesellen, auch wenn er Mühe haben würde Prisco in die Augen zu sehen.
William stellte seinen Teller ab und wandte sich um zu dem Tisch, an dem Max, Prisco, Leeroy und ein paar andere saßen.

Der Platz neben Prisco war am nächsten und auch wenn es ihm nicht behagte, so setzte er sich doch neben den jungen Schwertkämpfer.
Der kaute immernoch auf dem Fleisch herum und tat sich schwer damit, es herunter zu schlucken.
"Hühnchen.", sprach Will leise, als er sich neben Prisco setzte.
Prisco sah ihn von der Seite an, schluckte den Fleischfetzen und seine Augen zeigten eine Mischung aus Verstörtheit und Entsetzen: "Hühnchen? Soll das ein Witz sein? Das schmeckt wie Ratte..."
"Glaub mir... ich wünschte es wäre einer...", Will stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch.
Nach einer kurzen Zeit des Schweigens sprach Prisco, der Will unentwegt angesehen hatte und gemerkt hatte, dass William es nicht wagte ihn anzusehen.
Ein leichtes Grinsen legte sich auf Priscos Gesichtszüge: "Ach komm schon. Kopf hoch, ist halb so schlimm, wie du glaubst, Will."
Bei den letzten Worten zwinkerte er fröhlich.

Prisco wusste, dass Will ihm nicht glaubte, aber er verlangt es auch nicht von ihm.
Er sah auf die Fleischfetzen herab, die noch auf dem Teller lagen. Die Nudeln hatte er gegessen, aber er würde das Fleisch nicht anrühren, welchen Ursprung es auch immer hatte...

Eher zufällig streifte sein Handgelenk an seiner linken Hüfte vorbei und ließ ihn leicht auffahren.
Er tastete mit der Hand vorsichtig, aber nein, es war nicht da...
Nein, natürlich nicht.
Er hätte sich am liebsten mit der Hand vor die Stirn geschlagen, griff aber stattdessen lieber nach dem Teller und erhob sich.
Idio*t, dreifacher Idio*t!
Prisco ging mitsamt Teller zu der Köchin hinüber und drückte ihr diesen in die Hände, dann wandte er sich ab und fluchte weiter innerlich über seine Vergesslichkeit.

Wie hatte er sein Schwert im Klassenzimmer vergessen können, dachte Prisco bei sich, während er die Gänge entlanghumpelte.
Er hatte es noch nie vergessen...

Mit seiner Schulter drückte Prisco die Klassenzimmertür auf, die glücklicherweise noch nicht abgeschlossen war.
Hörbar atmete Prisco aus und trat rasch zu seinem Tisch, auf dem noch immer seine Schwertscheide mit der Waffe darin ruhte.
Aus Gewohnheit zog er die Klinge halb heraus, prüfte beide Seiten und steckte sie zurück. Alte Kriegsmanier.

Mit wenigen schnellen Handgriffen hatte er seine Waffe gegürtet und trat wieder aus dem Raum.
Die Tür zog er fest hinter sich zu und ging humpelnd den Gang hinab zu dem Schülertrakt mit den Schlafräumen.

Im Zimmer angekommen warf er sich sofort auf das Bett, das ihm, als er hergekommen war, zugeteilt worden war.
Er verzog das Gesicht, als er sich das Knie am Bettrand stieß und ließ sich ins Kissen sinken.
Der rechte Fuß ruhte weiter auf dem Boden, doch das linke Bein lag auf der Bettdecke und zitterte leicht.

Prisco starrte an die Decke und wartete bis der Schmerz im Bein langsam abklung, bevor er wagte sich leicht aufzusetzen um sich im altbekannten Zimmer umzusehen.

Max' Bett war zerwühlt und scheinbar ungestüm zurückgeschlagen, kein Wunder, sie hatte wie oft in letzter Zeit verschlafen ...
Die anderen waren zum größten Teil gemacht.
Der Boden war teils frei und ordentlich, teils bedeckt mit allerlei Sachen - Kleidung, Waffen etc. .

Prisco setzte sich auf und lehnte sein Kissen gegen die Wand um relativ aufrecht ligen zu können, wenn er sein Bein schon schonen musste.
Er verschrenkte die Arme hinter dem Kopf und starrte an die Decke, während er sich ins Kissen sinken ließ.
Die Decke suchte er mit den Augen nach Mäkeln ab, blieb aber erfolglos, bis auf ein oder zwei Macken.

Seutzend zog Prisco sein Schwert und legte das untere Ende auf den rechten Oberschenkel, dessen Fuß nochimmer auf dem Boden stand.
Er betrachtete die Schneide eingehend und fuhr mit dem Finger die leichte Maserung des Griffes nach.

Sein Schwert war in mancher Hinsicht ein wahres Meisterwerk.
Es war, im Gegensatz zu den anderen Hiebwaffen, aus reinem Titan gefertigt, wodurch die Klinge federleicht und härter als Stahl war.
Die Klinge war blank und makellos geschmiedet, die Schneide scharf und dünn.
Es war kein Breit - oder Kurzschwert und auch kein Langschwert, es lag genau in der Mitte.
Perfekt ausbalanciert, mit schlanker Parierstange.
Das Heft war aus leichtem, weichem Holz gefertigt, was sich der führenden Hand anpasste. Priscos Waffe war ein Anderthalbländer, sowohl mit einer, als auch mit zwei Händen zu führen.

Mit eingehendem Blick inspizierte Prisco sein Schwert und rieb aus Langeweile einige hellgraue Flecken nahe der Parierstange weg.

Max
stand auf. Sie hatte sich noch nichts zu essen geholt, aber nachdem, was sie bei Prisco gesehen hatte, war ihr der Appetit so ziemlich vergangen. Sie ging langsam und gemütlich zur Essensausgabe und fragte nach einem einfachen Stück Brot. Sie bekam es schulterzuckend in die Hand gedrückt mit einem: "Du fällst noch von den Knochen! Iss doch mehr Kind!"
Max nahm das Brot dann dankend entgegen und biss ein stück ab. wie alt war das? 5 tage? Wenn nicht sogar 6...
Sie ging in ihrem schlurfenden Gang zum Zimmer der Fighter, dort angekommen machte sie dir Tür auf und entdeckte Prisco auf dem Bett, der sein Schwert polierte.
Sie blieb in der Tür stehen und zögerte einzutreten.

Prisco rieb in seiner ruhigen Art, die er manchmal eigen hatte, die Flecken weiter von der Klinge.
Es sah gemächlich aus, beinahe gelangweilt.

Plötzlich hielt er in der Bewegung inne und hob den Kopf.
Er hatte etwas an der Tür gehört.
Er drehte den Kopf.
Tatsächlich hatte jemand die Tür geöffnet, zögerte jedoch einzutreten.
Es war Max...
In ihrer rechten Hand hielt sie den kümmerlichen Rest eines alten Brotkanten, der bestimmt schon einige Tage alt war.
Aber sie durften nicht wählerisch sein, nicht wenn sie im Krieg standen.
Jetzt war das etwas ganz anderes...

"Na? Ratte ist wohl nicht ganz dein Fall, was?", der Anflug eines Lächelns spiegelte sich auf Priscos Gesicht wieder, als er mit einem Nicken auf das Brot wies.
Seine Augen richteten sich erneut auf das Schwert auf seinem Bein.
Er betrachtete es kurz, bevor er es mit einem leichten metallischen Scharren in die Schwertscheide zurücksteckte und neben sich gegen die Wand lehnte.

Er hob den Blick wieder zu Max, die sich noch nicht vom Fleck gerührt hatte und nochimmer zögerte einzutreten.

Mit neugierigem und fragendem Blick zog Prisco sein rechtes Bein ebenfalls aufs Bett, winkelte es an, sodass der Fuß auf dem Bett aufstand und legte den rechten Ellenbogen darauf.
Mit leicht schräggelegtem Kopf sah er zu Max hinüber und wartete, bis sie entweder antwortete, eintrat oder dort wo sie stand begann Wurzeln zu schlagen...

Leeroy hatte einige Minuten vor der Halle gewartet, aber als sich nichts tat, war er schließlich in Richtung Kantine aufgebrochen. Er hatte kaum mitbekommen , dass sich ihm gegenüber jemand niederlies, da er damit beschäftigt war, sein Essen missmutig zu einer undefinierbaren Masse zu verarbeiten, ohne auch nur eine Gabel davon zum Munde zu führen und gleichzeitig mit der andern Hand lieber das Frühstück zu verspeisen, dass sein Bruder ihm mitgegeben hatte. Das war zwar kalt ,aber immerhin eindeutig als Brot mit Käse zu identifizieren. Als er schließlich angesprochen wurde, hob er den Kopf, lächelte Prisco kurz und freundlich zu, hob allerdings nur recht achtlos die Schultern. Er wollte garnicht wissen, was er da mit der Gabel zerlegte, solange er es nicht essen musste... und das würde er nur im äußersten Notfall tun, soviel stand schonmal fest.
Sein Bruder schlenderte allerdings kurz darauf herein und hielt Leeroy mit einem dünnen Lächeln einen von zwei leichten Rucksäcken hin. Sah aus als wollten die beiden das Gelände verlassen. Das wäre normalerweise ein absolutes Tabu gewesen, wenn ein Schüler es einfach so tat, aber da er von einem Lehrer als Begleiter gewünscht wurde, würde das wohl in Ordnung gehen. Thamar hatte es schließlich aufgegeben, seinen Unterricht zu führen. Zwar hatten seine beiden Schützlinge sich sichtlich Mühe gegeben, aber heute schienen sie nicht wirklich in Form zu sein. Er hatte ihnen freundlich und ruhig erklärt, was sie in Haltung und Stimmlage, Wortwahl und Mimik noch zu verbessern hatten und hatte ihnen dann frei gegeben. Danach hatte er sich die Zeit genommen, seinen und den Rucksack seines Bruders zu packen. Schließlich konnte es ja durchaus sein, dass sie vielleicht sogar noch etwas Essbares erjagten, wenn sie ein wenig unterwegs waren. Es gab auch einige Schlingen, die sie immer mal wieder auslegten und die überprüft werden wollten. Also lächelte er nun nur über das Massaker auf dem Teller seines Zwillings , nickte dessen Mitschülern zu und noch bevor Prisco die Kantine verlies, hatte sich Leeroy leise und ruhig verabschiedet und seinen Rucksack geschnappt, bevor er ihm kurz zuzwinkerte und dann seinem Bruder nach draussen folgte. Die beiden ähnelten einander einfach unglaublich, auch wenn ihr Temperament eindeutig in unterschiedliche Richtungen ging.
So waren sie denn auch schon außerhalb des Gebäudes, als Prisco sich schließlich im Schlafraum niederliess und weder Thamar noch Leeroy würden die Nacht in der Schule oder dem halbwegs sicheren Gelände direkt bei dieser verbringen. Und das Fahnenspiel hatte Leeroy schon in dem Moment vergessen, als er seinen Rucksack entgegengereckt bekam. Das hier war ihm weitaus lieber und wichtiger und sein Bruder genoß diese Ausflüge ebensosehr wie er selbst.

Sie waren allerdings kaum an der Grenze des als sicher geltenden Geländes angelangt, als ihnen jemand in die Quere kam. Der Bursche war nass geschwitzt und hatte sie eindeutig schon überall gesucht. Ihre Ausflüge waren ja nun nicht unbedingt offenes Gesprächsthema , aber andererseits wussten die meisten Lehrer, dass die beiden Rotschöpfe oft gemeinsam unterwegs waren, sobald ihre Zeit es zulies.
Nun allerdings lauschten beide aufmerksam dem keuchenden Mann und schließlich seufzte Thamar bedauernd , klopfte seinem Zwilling auf die Schulter und folgte in ruhigem Trab dem anderen Mann wieder zurück in Richtung Schule. Das konnte ja noch was werden. Er hatte anscheinend grade Post bekommen, was an sich schon eine Seltenheit war und noch dazu tatsächlich nur für ihn. Leise seufzend trabte er daher hinterher und fragte sich, was das wohl sein könnte.
Derweilen knurrte Leeroy eine Verwünschung, lies seine Wut fürs Erste an einem abgestorbenen Baum aus und machte dann Kehrt. Er war kurz darauf im Schlafraum der Fighter angekommen, stiefelte herzlich rücksichtslos durch das herrschende Chaos zu seinem gradezu penibel sauberen und aufgeräumten Platz und lies seinen Rucksack mit sichtlich schlechter Laune darauf landen, bevor er selbst sich hinterherwarf und leise, aber ausgesprochen harsch fluchte. Er schien garnicht bemerkt zu haben, dass noch jemand im Raum war und sein Tobsuchtsanfall mochte zwar leise und nur verbaler Natur sein, aber angenehm wirkte das trotzdem nicht , wenn man sich den großen Burschen anschaute.

Unwillkürlich zog Prisco den Kopf ein, als Leeroy ins Zimmer gestiefelt kam, den Missmut ins Gesicht geschrieben, und seinen Rucksack auf sein Bett donnerte.

Mit leichter Scheu betrachtete er den verbalen Wutausbruch des weitaus Älteren, der sich neben seinem Rucksack auf sein Bett geworfen hatte.
Er schien Prisco nicht bemerkt zu haben, genauso wenig, wie Max, die nochimmer in der Tür stand.

Wäre er in einer anderen Verfassung, hätte er sicherlich den Raum gewechselt um Leeroy seinem Zorn zu überlassen, aber er sollte sein Bein ja schonen - zumindest für die Mittagspause...

Also blieb Prisco weiterhin auf dem Bett sitzen, den Blick auf Leeroy geheftet.
Er erachtete es als äußerst weise, jetzt den Mund zu halten, denn er glaubte Leeroys momentane Reaktion zu kennen und spürte schon förmlich die Messerspitze des Älteren an seiner Kehle.
Nein, schweigen war jetzt angesagt, bis sich Leeroy wieder beruhigt hatte.

Nochimmer fluchte Leeroy heftig vor sich hin und Prisco verwünschte nun nicht zum ersten Mal sein seit Geburt an äußerst scharfes Gehör... Er verstand jedes verdammte Wort ...
Mit konzentrierter Miene starrte er an die Decke und versuchte seine ohren abzuschalten, aber das ging ja nunmal leider nicht so einfach...

Er überlegte Leeroy anzusprechen, aber die Vorstellung an das kalte Metall an seiner Kehle war noch zu präsent, also biss er sich weiter auf die Lippe und sah wieder zu Leeroy herüber.

Der kräftigere der rothaarigen Zwillinge war auch sicherlich noch eine gute halbe Stunde damit befasst, die Decke über sich mit den gröbsten Verwünschungen und Beschimpfungen zu bedenken. Dann allerdings schien die Wut so schnell verraucht , wie sie aufgekommen war und er lehnte sich nur noch mit vor der Brust verschränkten Armen ein wenig zurück und wippte unruhig vor und zurück.
Er machte sich Sorgen um seinen Bruder, da Post meist bedeutete, dass der ruhige Zwilling nach draussen musste und da sie hier nun nicht wirklich so viele Leute hatten, würde das aller Wahrscheinlichkeit nach allein geschehen. Und er wusste zu gut, was dort draussen alles umherstreunte als dass er seinen Bruder gerne gehen sah ohne mehr Schutz als die eigenen Fähigkeiten. Er hasste es, um genau zu sein und er hasste es mindestens ebenso, dass ihr Ausflug auf diese Art und Weise verdorben worden war. Aber da er weder an dem Einen noch an dem Andern etwas ändern konnte, schnaubte er schließlich nur wie ein wütender Stier und räumte dann kommentarlos seinen Rucksack wieder aus. Er blickte dabei nicht auf , aber seinen Mitschülern, die ja durchaus nicht allzuviel von den Ausflügen der Brüder wissen würden, konnte nicht entgehen, dass viele der eingepackten Dinge eindeutig für einen Aufenthalt ausserhalb des Schulgeländes gedacht gewesen waren.

"Du wolltest gehen?", Prisco hatte Leeroy nicht aus den Augen gelassen und jetzt, als dieser begonnen hatte die Sachen auszupacken, hatte er sich dann doch nicht mehr zurückhalten können.
Prisco wusste nicht, wie Leeroy reagieren würde, auf diese ... Anschuldigung oder besser Feststellung.

Aber Prisco hatte innerhalb eines Sekundenbruchteils beschlossen, doch das Risiko einzugehen.

Ob Leeroy ruhig oder gereizt reagieren würde, oder Prisco als Antwort das Messer in die Kehle rammen würde, wusste dieser nicht, denn es war schwer den Älteren einzuschätzen, noch dazu, wenn dieser in Rage war und das war er zweifellos.

Sicher war es nicht ratsam mit Leeroy ein Gespräch beginnen zu wollen, wenn dieser vor Zorn rauchte, aber irgendwer musste ja der erste sein...

Prisco richtete seinen Blick auf Leeroy, der einige Sachen bereits ausgepackt hatte, die durchaus deutlich dazu gedacht waren außerhalb des Schulgebäudes benutzt zu werden.
Prisco legte sein Kinn auf den rechten Ellenbogen, der immernoch auf dem angewinkelten rechten Bein lag und fixierte den Älteren mit seinen braunen Augen.
Max hatte er fast völlig vergessen.
Er spürte sein Bein leicht zittern, aber seinen Blick wandte er trotzdem nicht von Leeroy ab, während er auf seine Antwort wartete.

Leeroy blinzelte irritiert. Erstens hatte er die anderen Beiden tatsächlich nicht einmal bemerkt und zweitens verwirrte ihn die Frage. Natürlich hatte er rausgehen wollen ! Wie sah das denn bitte schön sonst aus ? Aber dann runzelte er kurz die Stirn. Woher sollten die beiden Mitschüler das schon wissen und so atmete er nur tief durch und räumte dann weiter seine Sachen aus, bevor er erstaunlich ruhig antwortete:
" Ich wollte nicht dauerhaft gehen... Mein Bruder und ich machen lediglich des Öfteren Ausflüge außerhalb des Schulgeländes. Das ist zwar gefährlich, aber wir werden beide wahnsinnig, wenn wir unablässig hier eingepfercht sind. Auch wenn das Gelände ja nun wirklich groß ist, aber wir brauchen anscheinend einen gewissen Gefahrengrad, damit wir danach wieder monatelang Ruhe geben können. Aber ein oder zweimal im Jahr unternehmen wir so etwas meistens."
Er zuckte leicht mit den Schultern, musterte Prisco dann und fragte trocken, wenn auch sichtlich überrascht: " Wie sitzt du eigentlich da? Meinst du , ich würde dir gleich an die Kehle gehen, nur weil du mir eine Frage gestellt hast ? Ich bin zwar wütend gewesen, aber glaub mal, bevor ich so platze, gehe ich einfach nach draussen und dresche vor die nächste Wand.... " Halb wirkte er amüsiert, aber auf der anderen Seite sah man ihm ebenso deutlich an , dass es ihn erschreckte, anderen scheinbar solche Furcht einzujagen. Oder doch zumindest solchen Respekt. Seine Absicht war es eindeutig nicht gewesen....

Prisco sah Leeroy weiterhin an, während dieser antwortete.
Er hörte aufmerksam zu und seine Mundwinkel zuckten, als Leeroy von dem "gewissen Gefahrengrad" sprach, den er und sein Bruder brauchten.
Das kannte er nur zu gut.
Es war langweilig hier drin, gut, das mochte auch an den stetig gleichen Übungen liegen, die sie in der Praxis hatten... - aber darüber hatte er sich ja schon mehr als deutlich ausgelassen.

Als Leeroy ihn dann jedoch auf seine Sitzhaltung ansprach hob er den Kopf und richtete sich auf.
Er hatte schon eine Antwort im Sinn, als er kurz inne hielt...
"Was deine letztere Frage anbelangt, Leeroy ...", mit konzentrierter Miene richtete sich Prisco auf und starrte zu der gegenüberliegenden Wand. "Um ehrlich zu sein... Ja, gedacht habe ich das schon. Deine Fluchwahl war da überaus eindeutig.", bei letzterem grinste er leicht. "Außerdem ... bist du nicht nur um einiges größer, sondern auch doppelt so breit wie ich. Den Alters- und Kraftunterschied brauche ich wohl kaum zu erwähnen, was?", bei diesen Worten grinste er und sah wieder zu Leeroy.

Es stimmte. Allein Leeroys Schultern waren mindestens doppelt so breit, wie die seinen und zu den Schmächtigen zählte Prisco sich eigentlich nicht...
Was die Kraft anbelangte, so konnte ihn der Rotschopf wahrscheinlich wie eine Fliege an der Wand zerquetschen, wenn er es wollte...

Ja, er hatte großen Respekt vor Leeroy, vorallem wenn er wütend war - wobei er ihn richtig wütend wohl noch nie erlebt hatte...
Wenn Prisco allerdings sein Schwert in den Händen hatte, würde sich das ändern.

Leeroy schüttelte nur leicht den Kopf , setzte wohl grade zu einer Antwort an und schloss dann den Mund wieder, um stattdessen die Tür anzustarren.
Während Priscos Beschreibung auf ihn durchaus zutraf, konnte man das von seinem Zwilling , der im Rahmen stand, nicht behaupten. Thamar war schmal und feingliedrig und nicht dafür bekannt mit irgendeiner Waffe umgehen zu können. Und er lächelte sanftmütig, wie er es wohl stets tat, während er dem verärgerten Blick seines Bruders stand hielt. An Prisco gewandt stellte er nur in dem freundlichen Tonfall , den er stets besaß , fest: " Du solltest ihm so etwas nicht noch sagen, mein Lieber. Er ist sich dessen ohnehin schon bewusst und mein Bruder sollte lieber eine Lektion in Demut lernen als noch weiter darin bestärkt zu werden, was für ein furchteinflössender Mis.tkerl er sein kann. " Trotz der Wortwahl klang er nicht im Geringsten böse oder ärgerlich. Stattdessen lächelte er Prisco und Max kurz an, bevor er Leeroy erneut anblickte. " Würdest du mich kurz begleiten? Es ist nicht weit, aber ich muss kurz mit dir sprechen, Bruderherz. " Wahrscheinlich war er das einzige lebende Wesen, das Leeroy so einen Titel verpassen konnte und sich dafür keinerlei Schläge fing....
Und der Kräftigere und Temperamentvollere der Zwillinge stand auch tatsächlich auf und folgte ihm still aus dem Raum. Was sie sagten, war nicht weiter verständlich, aber ihre Stimmen blieben beide leise und sollte jemand ihnen nachblicken, so würde man sie mitten im Gang stehen sehen, einander gegenüber und an den Oberarmen fassend, während sie die Stirn die des jeweils anderen legten und sich dabei ansahen und leise sprachen. Während Thamar heiter und gelassen wie immer wirkte, schien Leeroy sich ausgesprochen große Sorgen zu machen, aber schließlich lehnte sein Bruder sich behutsam zurück , drückte ihm kurz und aufmunternd die Schulter und setzte sich dann still in Bewegung, während Leeroy zurückblieb und seine Finger sich unablässig zu Fäusten ballten und dann wieder öffneten , nur damit das Spiel dann erneut begann.

Max
hatte sich auf ihr Bett geschmissen um ein bisschen zu faulenzen. Ihre Sachen lagen noch auf der zurückgeschlagenen Decke. Darunter auch 2 Bücher, eine halbgegessene Packung Kekse und ihre schmutzigen Schuhe.
Sie stöhnte leise auf, da sie keine Lust hatte aufzuräumen, aber irgendwann würde sie nichts mehr in dieser Unordnung finden. Also fing sie an die Bücher in das kleine Bücherregal zu stellen, dass sie wegen Platzmangel unter ihrem Bett aufgebaut hatte.
Die Schuhe landeten in dem kleinen Schränkchen neben dem Bett und die Kekse verschwanden unter dem Kopfkissen.
Dann sah sie auf den Kleiderhaufen, der verstreut im ganzen Zimmer lag. Sie hatte nicht wirklich viele Anziehsachen, aber die wenigen waren alle schmutzig und hingen über Betten, Stühlen oder an der Türklinke. Siefsammelte schnell alles ein und warf es neben das Kopfkissen. dann machte sie ihr Bett um sich gleich darauf, auf das Bett zu schmeißen.

Prisco hatte nicht gemerkt, dass Thamar seine Worte gehört hatte und war demnach nicht minder überrascht gewesen, als er dessen Antwort darauf hörte.
Leeroy sollte Demut lernen?
Na Prisco würde ihm diese Lektion sicherlich nicht einbringen können...
Er zweifelte nicht daran, dass Leeroy sich schon selbst seiner Kraft bewusst war und Thamar hatte Recht, dass Prisco es diesem nicht noch so offen darlegen sollte, aber es stimmte nunmal, und schließlich hatte Leeroy ihn danach gefragt.

Prisco fragte sich, was Leeroy wohl geantwortet hätte, wenn sein Bruder nicht gekommen wäre, aber man erfuhr niemals, was passiert wäre ...
Was passieren wird, ist dagegen etwas ganz anderes und Prisco war sich sicher, dass er heute Abend einige Blessuren mehr haben würde, aber das war gerade der Reiz am Kampf mit Leeroy.

Prisco war sich ziemlich sicher, dass eher der Ältere ihm eine Lektion erteilte, als anders herum, außer leeroy würde sich davor beide Arme brechen ...

Priscos Blick wanderte wieder zu seinem Schwert, als die beiden Brüder das Zimmer verließen.
Es war heute sein wichtigster Begleiter im Spiel, soetwas wie seine Lebensversicherung.
Er hörte, dass Leeroy und sein Bruder einige Worte miteinander wechselten, verstand aber nicht sonderlich viel, da ihre Stimmen deutlich gesenkt waren.

Mit seinem rechten Fuß wippte er auf und ab.
Eine Stunde der wohlverdienten Mittagspause war schon verstrichen, vielleicht auch erst eine Dreiviertelstunde.
Wieder wanderte Priscos Hand zu seinem Schwert und diesmal packte er es und legte es neben sich.
Wieder zog er langsam die Klinge heraus und prüfte kurz die Schneide.
Dann begann er das Schwert direkt am Heft auf zwei Fingern zu balancieren und betrachtete die Waffe konzentriert.
Es war nicht weiter schwer, durch die Ausgewogenheit der Waffe, aber mit irgendwas musste er sich ja beschäftigen

Mit einem Knurren wandte er sich schließlich um. Sein Bruder würde angeblich nur für zwei Tage unterwegs sein, aber Leeroy machte sich trotzdem mehr als nur ein wenig Sorgen. Also bemühte er sich um Beherrschung und wanderte dann stumm zurück in den Schlafraum.
Seine Miene wirkte nun ruhig und kontrolliert, auch wenn man sich vorstellen konnte, wie es unter der ruhigen Oberfläche brodelte. Aber das schien er halbwegs gut im Griff zu haben und so musterte er nur ausdruckslos seine Hände, nachdem er sich wieder gesetzt hatte und bewegte sie rastlos ein wenig.
Was aber ziemlich eindeutig sein dürfte, war dass er sichtlich unglücklich wirkte.

Prisco entging nicht Leeroys Rastlosigkeit, was seine Hände betraf.
Er balancierte weiterhin sein Schwert, doch im Augenwinkel hatte er stets Leeroys zuckende Hände, die sich stetig bewegten.
Er versuchte sie auszublenden, heftete die Augen auf die Waffe, aber sie machten ihn nervös.
Leeroy schien unglücklich und nervös, genauso nervös, wie er jetzt Prisco machte.
Die Nervosität schien sich wie ein Lauffeuer zu übertragen, zumindest auf ihn.

Mit einer ruckartigen Bewegung warf er das Schwert mit den zwei Fingern so weit in die Luft, dass es sich halb drehte und Prisco es am Heft auffing.
Er seufzte und ließ den Arm sinken, den er ohnehin nich hoch gehoben hatte.
Nochimmer sah er Leeroys Hände zucken.
Er konnte sich vorstellen, wie nervös er war und welche Sorgen er sich um seinen Bruder machte, aber trotzdem...
Prisco schloss kurz die Augen und atmete deutlich aus.

"Tu mir einen Gefallen, und lass das.", ohne aufzusehen sprach Prisco diese Worte. Die letzten beiden betonte er.
Sie waren nicht böse gemeint, aber er machte ihn tierisch nervös.

Prisco konnte sich vorstellen, wie Leeroy sich fühlte und wollte ihn damit nicht tadeln oder verletzen.
Mit einer raschen Bewegung steckte er das Schwert zurück und legte es neben sich.
Er hatte sich schon lange aufgesetzt und sah an sein Bettende, während er auf Leeroys Reaktion wartete...

Der Ältere blinzelte irritiert, als die Klinge hochflog und dann aufgefangen wurde und noch verwirrter schien er bei Priscos Worten zu sein. Dann allerdings folgte er dessen Blick zu seinen Händen und seufzte nur schwer und missmutig. "Entschuldige, schlechte Angewohnheit... " , brummte er nur und verschränkte die Arme vor der Brust, sodass seine Hände nun nicht mehr zuckten. Zumindest nicht wirklich sichtbar. Dass er immer wieder so feste zupackte, dass es weh tat, musste er ja nicht erwähnen....
Aber es war tatsächlich nicht seine Absicht gewesen, irgendjemanden zu stören und ebenso wenig hatte er vorgehabt , die Bewegung auszuführen. Viel eher war es tatsächlich das , was er gesagt hatte : eine schlechte Angewohnheit....
Er seufzte nur nochmals schwer und legte den Kopf nach hinten, um mit geschlossenen Augen nachzudenken. Er hasste es , wenn sein Bruder ohne ihn irgendwo hin musste. Zu oft war der Sanftere schon mit Verletzungen oder Narben wieder zurückgekommen, von denen Leeroy wusste, dass er es nicht so weit hätte kommen lassen. So war er dementsprechend auch aufgedreht, konnte aber durchaus verstehen, dass er Prisco unglaublich auf die Nerven fallen musste, wie er hier so zappelig gesessen hatte. Also lies er es und versuchte sich wieder zu beruhigen. Was mehr oder weniger gut klappte....