Only survive ~ previously

Prisco hörte Leeroy lachen und sah, dass dieser sich wieder darauf vorbereitete zu treten, doch diesesmal war Prisco schneller und wich dem ersten aus, wofür er allerdings aufspringen und das Schwert von leeroys handflächen lösen musste.
Die Schwertspitze richtete er nun aber dennoch auf Leeroy, der nochimmer lag.

Prisco hörte die Frage des Älteren und kniff leicht die Augen zusammen: "Du erhoffst du dir jetzt doch nicht ernsthaft eine Antwort, Leeroy? Dazu müsstest du mich schon zwingen."
Wieder wich Prisco einigen Tritten aus, versuchte dabei aber stets außer reichweite von Leeroys Armen zu bleiben, damit dieser ihn nicht an den Beinen packen und zu Boden ziehen konnte.

Schlimm genug war es, dass der Ältere nun die Gelegenheit bekam sich zu erheben und ihn erneut anzugreifen, mit oder ohne Waffe...
Prisco sah den Schweiß auf Leeroys Stirn glänzen und freute sich innerlich, dass auch der Größere durch diesen Kampf gefordert wurde.
Springend wich er weiter den Tritten aus und kam einige Male viel zu nah an Leeroys Armreichweite heran, was Prisco zumeist zu spät bemerkte und sich dann mit einem weiten Schritt in Sicherheit brachte.

Leeroy kicherte leise und überraschend angenehm klingend. Der Ton hätte er zu seinem Bruder gepasst . "Komm schon, si schlimm kann es ja wohl nicht sein und ich bin nun nicht dafür bekannt über anderer Leute Angelegenheiten zu plaudern, oder ?" Er grinste freundlich nach oben, bevor er nach einem weiteren Tritt die Gelegenheit bekam, wieder hoch zu kommen. So drückte er sich denn mit dem bis dahin angewinkelten rechten Bein ruckartig nach hinten weg, rollte über die Schulter ab und kam wieder auf die Beine.
Hatte ja lange genug gedauert, wenn er ehrlich zu sich selbst sein sollte. So streckte er denn kurz und deutlich knackend seinen Rücken und verzog kurz das Gesicht. Das hatte wirklich weh getan. Überraschung , wenn man ein Knie ins Kreuz gerammt bekam... Er fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und dann waren sie schon wieder beide in Bewegung. Da er ja Priscos Beine nicht zu fassen bekommen hatte, verfolgte Leeroy nun eine andere Taktik. Er kam scheinbar drohend auf sein Gegenüber zu und dann sprang er mal zurück, mal lies er sich zu Boden fallen und trat wieder nach den Beinen des Jüngeren oder auch nach dessen Körpermitte, wenn ihm das Schwert nicht in die Quere kam und dabei trieb er ihn auf die Bäume zu. Zumindest war das der Plan. Zwischen den Stämmen würde Prisco nicht in jede Richtung mit dem Schwert agieren können, während Leeroy sich weiterhin frei bewegen und sie als Deckung und Sichtschutz nutzen konnte. Er war gespannt , ob der Jüngere ihn früh genug durchschaute, um dem entgegenzuwirken.

Prisco wich jedem einzelnen Tritt aus, der auf ihn zielte und parierte ein paar mal mit dem Schwert.
Einmal wäre es dem anderen fast gelungen ihm wieder die Beine weg zu ziehen, aber im letzten Moment war Prisco nochmal davongekommen.

Er merkte erst gar nicht, dass er zurückgetrieben wurde und parierte stetig die Tritte.
Es verwunderte Prisco, dass Leeroy sein Messer gar nicht mehr einsetzte, doch er würde den Älteren bestimmt nicht darauf hinweisen.

Weiterhin wich Prisco zurück, nicht bemerkend, wie nah der erst so weit weggewichene Waldrand inzwischen wieder gekommen war und erst als ein weit ausladender Ast gegen Priscos Kopf schlug, bemerkte der Jüngere die Situation.
Er würde das Blatt noch wenden können, wenn er jetzt agierte.
Und genau das tat Prisco auch.
Er sprang über den nächsten Tritt hinüber und entwischte neben Leeroy wieder auf die Lichtung, unter dem Arm des Gegners durchtauchend.
Dennoch standen ein paar Bäume noch zwischen Prisco und dem breiteren Teil der Lichtung und würden ihn behindern, wenn er vor Leeroys Tritten wieder flüchten musste.
Seine schlimmste Befürchtung war es, von Leeroy gegen einen Baum gedrückt zu werden, was durchaus leider passieren konnte, wenn er nicht aufpasste.

Leeroy lächelte ihn ungerührt an und trieb ihn weiter auf die Bäume zu. Wie er zufrieden feststellte, waren sie an einem Ort angekommen, der genau so war, wie er ihn haben wollte. Also ließ er es zu, dass Prisco unter seinem Arm hindurch 'entwischte' und sprang statt ihm zu folgen zwischen die Bäume, gegen die er Prisco grade noch getrieben hatte. Hier konnte er lautlos untertauchen und den Jüngeren umkreisen, ohne dass dieser ihn zu sehen bekam und genau das war der Sinn und Zweck gewesen. Leeroy bewegte sich schnell und sicher , da er wusste, das Prisco das Ziel haben würde, wieder auf die Lichtung zu gelangen. Also bewegte er sich um ihn herum. Er wollte ihn nicht von vorne angreifen und nur wieder dem Schwert begegnen , sondern ihn von der Seite attackieren, vielleicht sogar anspringen und gegen den nächstbesten Baumstamm drängen.
Er überlegte nicht lange, als sich ihm eine Gelegenheit bot. Stattdessen sprang er aus der Deckung , die ihm ein Baumstamm geboten hatte und bewegte sich dabei nicht hochaufgerichtet, sondern vornübergebeugt und geduckt. Fast als würde er die Hände mitnutzen um zu laufen. Was er allerdings nicht tat. Stattdessen zielte er darauf ab, Prisco einen oder beide Arme um die Mitte zu schlingen und ihn gegen einen Baumstamm zu drängen. Oder ihn durch den Angriff aus dem Gleichgewicht zu bringen. Da sein Gegenüber ja nicht vor hatte, mit ihm zu reden, nahm er auch nicht weiter Rücksicht , sondern griff von der rechten Seite an. Das hieß im Endeffekt, dass Prisco sich vor allem auf sein linkes Bein stützen musste, wenn er herumwirbeln und ausweichen oder aber gegenhalten wollte und das würde schneller nachgeben , wenn er sich nicht sehr irrte. Also den Gedanken in die Tat umgesetzt und einfach einmal ausgetestet.

Prisco hatte Leeroy aus den Augen verloren.
Geflohen war der Ältere zu 110% nicht, der würde sich niemals vor einem Kampf drücken...

Lauschend stand Prisco da, rührte sich nicht vom Fleck.
Nichts rührte sich um ihn herum.
Nervös ließ Prisco sein Schwert an der rechten Seite kreisen und sah sich um.
Nein, nichts.

Dann ging alles ganz schnell Leeroy war aus dem Nichts aufgetaucht und kam auf den Jüngeren zu, der einen Schritt zurückwich.
Was Prisco nicht sah, war die Wurzel auf dem Waldboden, an der er nun mit der Ferse hängen blieb und sich geradenoch fing, bevor er zu Boden fallen konnte.
Dann spürte er einen harten Schlag, denn Leeroy hatte ihn erreicht und Prisco stieß heftig gegen den Baum der hinter ihm wuchs, eine mächtige Eiche.
Die rechte Hand des Jüngeren schlug hart gegen den Stamm des baumes und die Waffe entglitt seiner Hand.

Mit einem leisen Klirren fiel die Waffe zu Boden und Prisco war bemüht auf den Beinen zu bleiben, erstens wegen seinem linken Bein und zweitens wegen dem heftigen Schlag gegen den Hinterkopf, als Prisco gegen den Baum gestoßen worden war.
Er war bemüht Luft zu bekommen, da seine Lungen eingeklemmt waren zwischen Leeroy und Eiche.
Sein gesamter Bauchbereich schmerzte bei dem Zusammenstoß und die Welt wurde kurz unscharf vor seinen Augen...

Aisha

Ich lief etwas weiter. Mein Atem war regelmäßig und die Temperatur fand ich überaus angenehm. Sonderlich organisiert war ich, wie ich ehrlich zugab, nicht. Ich bewegte mich leise und flink. Ich sah eine Person durch die Bäume schimmern und vermutete von den Bewegungen her, dass es Dan war. Ein Kampf war momentan noch nicht so in meiner Interesse, obwohl ich ihm natürlich auch nicht ausweichen würde. Mit den Messern in den Händen und sehr angespannt blieb ich stehen. Aber wer auch immer es wirklich war hatte mich wahrscheinlich nicht bemerkt und von mir aus konnte das auch ruhig so bleiben!

Leeroy war von der Wurzel wohl ebenso überrascht worden wie Prisco selbst und es war wohl für sie beide ein Glück, dass er nicht auch darüber stolperte. So konnte er halbwegs abbremsen und krachte nicht mit ganzem Gewicht und Schwung gegen Prisco, sobald dieser an dem Baum so unsanft zum Halten kam. Aber es reichte immer noch , um ihm die Luft aus den Lungen zu drücken und ihn einzuklemmen. Dann hatte er ihn ja für den Moment , wie es schien.
Leeroy zog eine Braue hoch. Er konnte nun natürlich nach dem Messer greifen, es ihm an den Hals halten und die Aufgabe fordern, aber zuerst wollte er ihn noch ein wenig zappeln lassen. Außerdem konnte es durchaus sein, dass sein Gegenüber noch ein Ass im Ärmel hatte und das wollte er nur ungern verpassen. Also blickte er ihn aufmerksam an.
Leeroy fand, ganz im Gegensatz zu seinem Zwilling, keinerlei Schwierigkeit darin, mit seinem Körper jemand anderem so nahe zu kommen. Allerdings empfand er auch nicht diese Art von Interesse an einem Gefährten, wie Thamar, wie er zugeben musste. Also kümmerte er sich nicht weiter darum, dass er so dicht stand , sondern hielt Prisco in aller Ruhe fest und wartete geduldig , dass dieser wieder komplett beisammen wäre.
" Ich würde mich doch nie umbringen lassen und Bella damit den Spaß nehmen, mein Lieber. Aber meinst du nicht, dass ich eine Antwort bekommen könnte? Ich bin nur neugierig, warum du dich so auf dein linkes Bein konzentrieren musst. Ich würde ja behaupten, du könntest dich vertreten haben, aber das wird es nicht sein. Dafür bist zu sicher auf den Beinen. " Er lächelte nur freundlich und hielt den Kopf grade weit genug von Priscos entfernt, dass er sich keinen Kopfstoß einfangen konnte, während er ihn aufmerksam aus den dunkelgrünen Augen musterte.

Prisco blinzelte angestrengt.
Leeroy stand direkt vor ihm, hatte ihn nochimmer mit seinem Körper gegen den Baumstamm gedrückt.
"Wie gesagt... Dazu müsstest du mich zwingen..", japste Prisco. "Und außerdem drückst du mir die Luft ab.", gegen Ende wurde seine Stimme leiser und bekam einen kratzigen Unterton, während er nach Luft schnappte.
Das war nicht gespielt, auch wenn Prisco hoffte, es wäre gespielt, das war es nicht.
Leeroys massiger Körper drückte mit einer solchen Kraft gegen Priscos Oberkörper, dass es ihm die Luft abschnürte. Die Rippenknochen des Älteren drückten kräftig gegen seine Lungen, hinderten ihn daran kräftig einzuatmen und Luft in seinen Körper zu lassen.

Priscos linkes Knie pulsierte heftig und es würde den Schwertkämpfer nicht verwundern, wenn sein bein einfach unter ihm wegklappte und nachgab, wenn er sich aus Leeroys Griff würde befreien können.

Wieder blinzelte Prisco heftig um die Außenwelt klarer zu sehen, während er hoffte, dass der Ältere den extremen Druck lockern würde, sonst wäre er gleich weg vom Fenster...

Leeroy schien tatsächlich einen Moment darüber nachzudenken, ob er einfach munter solange drücken sollte, bis er den Jüngeren bewusstlos hätte. Es wäre nicht das erste Mal, dass er jemanden während eines Übungskampfes in die Besinnungslosigkeit schickte. Aber dann schüttelte er leicht den Kopf und gab ihm ein klein wenig Raum. Nicht genug, um sich loszureissen, aber doch genügend, damit Prisco wieder würde atmen können.
" Also ich bitte dich, Prisco! Soll ich einfach fröhlich vor dein Bein schlagen und raten, was passiert ist? Ich kann dich einfach solange hier halten, bis dir schwarz vor Augen wird.... Aber vielleicht redest du ja eher mit mir, wenn ich dir eine Begründung gebe, es zu tun... " Er musterte den Jüngeren gelassen und stellte dann trocken fest: " Erstens mag ich es nicht, wenn jemand, auf den ich mich ebenso verlassen können muss wie er sich auf mich, nicht darüber redet, wenn er verletzt ist. Deine Mitkämpfer halten dich mit Sicherheit nicht für schwach, wenn du ihnen verrätst , was nicht mit dir stimmt. Im Gegenteil. Abgesehen davon habe ich mir schon eine ganze Menge Verletzungen beim Training wie auch draussen eingefangen und kann dir eventuell helfen. Oder eine Schiene anbieten... mein Bruder hat mir mal eine gefertigt, als ich mir die verdammte Kniescheibe habe raushauen lassen. " Er zuckte leicht mit den Schultern, als wäre das nichts weiter Besonderes , auch wenn er nicht erklärte wo und wann das Besagte geschehen war. "Es wäre für dich hilfreich und für jeden von uns sicherlich auch, selbst wenn ich es für mich behalte... du kannst natürlich auch so stolz und stur sein, wie man das normalerweise von mir immer sagt und die Klappe halten, aber dann beschwer dich nicht, wenn ich dir das Bein gleich umdreh. Denn wenn du nichts sagst, kann es ja dann auch nicht so schlimm sein." Er lächelte unverbindlich und zuckte leicht mit den Schultern, während er auf eine Antwort wartete. Er musste ja nicht gleich sagen, dass er ihm das Bein nicht verdrehen würde. Er war ein Mis.tkerl, das stimmte , aber er war nicht grausam.

Prisco hatte gesehen, dass der Ältere gezögert hatte, ihm die Luft zu lassen, die Prisco benötigte und war schon fast sicher gleich vornüber zu kippen, als er eine Druckabnahme auf seinem Oberkörper spürte.
Tief atmete er ein und legte den Kopf so weit in den Nacken, wie es ihm möglich war und spürte den Baumstamm am Hinterkopf.
Seine Sicht war getrübt und er bekam nur knapp die Hälfte der Worte mit, die Leeroy an ihn richtete.
Sie kamen von weit weg und klangen dumpf an Priscos Ohr.
Der Jüngere blinzelte leicht und träge, als wäre er kurz davor das Bewusstsein zu verlieren, was nichtmal so weit gefehlt war ...

Dann schüttelte Prisco mit einer energischen Bewegung den Kopf, als wäre er sich gerade bewusst geworden, in welcher Situation er sich befand und hörte nur Leeroys letzten Worte genau.

So... Leeroy wollte ihm also versuchen das Bein umzudrehen? Na das sollte der nur ruhig versuchen...
"Eine Unachtsamkeit im Kampf, nichts weiter.", japste Prisco.
Fast hätte Prisco gegrinst, aber dann wurde ihm wieder bewusst, dass sie hier ja eigentlich im Kampf standen, Gegner des jeweils anderen waren.
"So. Und jetzt lass mich gefälligst los!", beim letzten Wort hieb er Leeroy mit dem rechten Knie direkt in die linke Seite, zwischen der untersten Rippe und dem Hüftknochen.
Eine schmerzhafte Sache, wenn der schlag gut gezielt war.

Zwar war prisco noch ein wenig benommen, aber er ließ sich nicht sonderlich gerne so fest gegen einen Baum pressen, dass ihm die Luft wegblieb und außerdem wurde Leeroy langsam schwer, da der Ältere stetig mit seinem Körper gegen seine Schulter drückte.
Im folgenden Kampf würde Prisco sein Knie weitgehend ignorieren, sollte Leeroy doch versuchen ihm das Bein umzudrehen, gelingen würde es ihm genauso wenig, wie der Versuch ihn am Boden festzuhalten.

Prisco spürte den starken Druck auf seinem Oberkörper und spannte seinen Nacken an.
"Wieso? Was wolltest du denn hören?", Priscos Augen blitzten. "Wolltest du hören, wer mir fast das Bein abgeschlagen hat? Nun was das angeht, ist das nicht schwer zu erraten."
Prisco wurde langsam wütend und schon wieder hatte sein Gegenüber den Druck auf seine Lungen erhöht.
Die Luft würde auf Dauer dünn werden und seine Sicht sich weiter trüben, wenn ihm nicht bald was einfiel um sich Leeroy vom Hals zu schaffen.

Der Ältere hielt ihn hier fest gegen die Rinde gepresst, klemmte ihn ein zwischen Eiche und seinem Körper.
Aber nun gut ...
Er hatte ja unbedingt gewollt, dass Leeroy seine wahre Kraft zeigte und jetzt hatte er sie.

Mit einem leichten Seitenblick sah Prisco seine Waffe auf der hohen Wurzel liegen, außer Reichweite für seine Arme.
Ein fast verrückter Plan nahm in seinen Gedanken Form an, doch Prisco verwarf ihn fast sofort wieder.
Vermutlich hätte Prisco einfach nach Leeroys Messer greifen können, den Älteren mit seiner eigenen Waffe attackieren, aber irgendwas in Prisco hielt ihn davon ab, glaubte, es sei keine gute Idee.
Tritte brachten den Jüngeren auch nicht großartig weiter, denn sonderlich viel Reaktion hatte Prisco nicht gesehen also gab es nur diesen absurden Gedanken...
Er könnte sogar klappen, aber Prisco würde ihn erst versuchen, wenn es keine andere Variante gab, denn er war riskant.

Prisco wandte den Blick wieder ab und fixierte Leeroy mit den Augen. Gab sich der Ältere wenigstens mit der Antwort zufrieden oder würde er etwa die ganze Geschichte hören wollen?

Leeroy für sich schien keine Probleme damit zu haben, keine Antwort mehr zu bekommen. Er hatte gefragt, er hatte nachgehakt, er war mehrmals abgewiesen worden und er hatte genug erfahren, um es hinzu nehmen. Wenn Prisco das nicht weiter ausführen wollte, dann sollte er es eben bleiben lassen.
Ihm war es Recht. Wortlos trat er mit einem Fuß das Schwert noch ein Stück beiseite und stellte sich dann wieder mehr oder minder so hin, wie zuvor. Da er sich dabei noch einen Moment gegen Prisco gelehnt hatte , musste er nicht fürchten, dass dieser in diesem Moment entwischen würde. Dann griff er in aller Ruhe nach seiner Gürteltasche und suchte nach einer Lederschnur oder einem Stück Kordel, das lang genug für seinen Zweck sein dürfte. Er konnte Prisco schließlich nicht einfach laufen lassen und er konnte ihn auch nicht hier zur Besinnungslosigkeit um Atem ringen lassen, also musste eine andere Lösung her. Und die war ihm grade in den Sinn gekommen und er lächelte in aller Ruhe und völlig unbeeindruckt, wie es schien.

Prisco schnappte nach Luft.
Das hatte zwei Gründe: Erstens, weil Leeroy ihm mal wieder gänzlich die Luft abpresste und zweitens, weil der Rotschopf doch tatsächlich daran dachte ihn zu fesseln, so wie das für Prisco aussah.
Oh, nein, das würde Leeroy ganz sicher nicht, nicht solange Prisco noch bei vollem Bewusstsein war und sich zu wehren wusste.
Wenn Leeroy unbedingt weiter wollte, so sollte er ihn fair besiegen und nicht gefesselt zurücklassen.

Prisco beschloss nun doch den Plan aufzugreifen, den er sich vorausgelegt, dann aber wieder verworfen hatte.
Jetzt musste ein Plan aber her, denn fesseln lassen, würde sich Prisco ganz sicher nicht.
Nicht von Leeroy und auch von niemand anderem sonst!
Zwar hatte Leeroy die Sache erschwert, indem er das Schwert weiter weg getreten hatte, aber es lag noch leicht auf der Kante.

Mit einer blitzschnellen Bewegung fuhr Priscos Fußspitze unter die Klinge, knapp am Heft und beförderte das Schwert mit einer knappen Fußbewegung nach oben, sodass die Schwertschneide sich einmal in der Luft kurz drehte, bevor es Prisco gelang sie mit der rechten Hand aufzufangen.
Das war die heikle Stelle gewesen, denn die Hand hatte Prisco nicht sehr weit bewegen können und die Chance das schwert zu fangen war geringer gewesen, als sie es war, wenn Prisco mehr Freiraum hatte.

Mit einer unglaublichen Schnelligkeit wendete Prisco die Klinge so in der Hand, dass der kleine Finger der Faust direkt an der Parierstange lag und nicht wie sonst üblich an der Seite des Schwertknaufes.
Zwar konnte Prisco den Arm nicht sehr viel bewegen, aber für die Bewegung, die er vorgehabt hatte, reichte es.

Die kalte Klinge legte sich knapp vor Leeroys Kehle, berührte den Hals aber nochnicht ganz.
Käme Leeroy ihm nun zu nahe oder würde er Anstalten machen, Prisco zu fesseln, so würde sich das ändern, denn niemand würde es wagen Prisco zu fesseln.
Der Jüngere sah den Rotschopf mit ausdruckslosen Augen an. kein überheblicher Trumpf lag darin und auch sonst keine Gefühlsregung. Vielleicht konnte man Trotz darin erkennen, wenn man wollte, aber sonst nichts, nur Ausdruckslosigkeit und ein Hauch Kälte.
"Wag' es nicht.", Prisco sprach auch diese Worte mit einem ebenso ausdruckslosem Ton, mitklingender Warnung und einer Spur Schärfe in der Stimme.
Was würde Leeroy jetzt tun? Priscos Augen fixierten den Älteren und ließen ihn nicht aus den Augen.
Was würde der Ältere jetzt tun?

Leeroy war davon ausgegangen , dass sich die Waffe außer Reichweite befinden würde. Das war aber scheinbar ein Irrtum gewesen, wie er grade feststellte. Die grünen Augen weiteten sich eine Winzigkeit. Einziges, aber dafür aus dieser Nähe sicherlich deutlich sichtbares Zeichen, dass er überrascht war.
Wirklich überrascht . Und Anerkennung stand in dem Blick, ebenso wie ein leiser Ärger gegen sich selbst , dass er nicht aufgepasst hatte.
Allerdings lächelte er dann wieder. Nicht mehr das spöttische Lächeln , sondern eines , in dem Respekt stand. Aber er schien sich nicht von der Stelle bewegen zu wollen, solange Prisco ihn nicht mit dem Schwert dazu brachte. Ganz simpel aus dem Grunde, dass er ja wusste, wie weit er dem Jüngeren grade die Luft abdrückte. Von daher verharrte er auch einfach nur weiterhin, hielt Priscos Blick ruhig fest und würde erst zurückweichen, wenn er die Schneide tatsächlich am Hals spüren sollte.
Aber da waren sie wohl beide gleichermaßen starrsinnig und so stellte er nur amüsiert fest: " Ich kann dich auch einfach bewusstlos schlagen, wenn dir das lieber ist, aber ich wollte dir die Kopfschmerzen ersparen. "
Und so überraschend das auch war, er schien diese Worte ernst zu meinen. Wirklich nett, wenn man bedachte, dass es ihn anscheinend wenig störte, jemanden einfach solange an einen Baum zu drücken, bis der Sauerstoffmangel denjenigen zusammensacken lassen würde. Wirklich ....
Ob man ihm diese Sorge also abnehmen konnte, war eine gute Frage. Aber vielleicht hatte er ja auch einfach nur sehr seltsame Ansichten , was das betrifft. Wer weiß das schon ?

Prisco hatte gesehen, wie sich Leeroys Augen um ein Minimum geweitet hatten, aber eben auch nur um ein Minimum.
Sein eigenes Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos, auch als ein Lächeln über das Gesicht seines gegenübers strich.
Er sah keinen Spott darin, sondern sogar eine Spur Respekt...
Es überraschte Prisco ein wenig, denn eigentlich lag es ja an Leeroy selbst, dass er an seine Waffe gelangt war.
Hätte der andere sie nur ein Stück weiter weggekickt, hätte Prisco das Schwert nichtmehr erreichen können.

Als Prisco dann Leeroys Worte hörte war er knapp davor die Augen zu verdrehen, blieb dann aber dabei, den anderen weiterhin starr anzusehen: "Natürlich. Wie überaus zuvorkommend von dir...", seine Stimme blieb weiterhin kühl und distanziert während er fortfuhr. "Andererseits scheint es dir ja nichts auszumachen einen anderen solange gegen einen Baum zu drücken, bis der dann einfach an Luftmangel zusammenklappt..."

Prisco biss leicht die Zähne aufeinander. Er spürte es ja selber gerade. Die Luft blieb ihm langsam aus, denn Leeroys gesamtes Körpergewicht lastete auf ihm.
Die Eiche in seinem Rücken gab kein bisschen nach, ebenso wenig Leeroy, der anscheinend nun die Taktik verfolgte Prisco nun einfach solange die Luft wegzudrücken, bis der das Bewusstsein verlor.
Sollte Leeroy doch versuchen ihn bewusstlos zu schlagen, ob es ihm gelang war die andere Frage, seinetwegen sollte der Ältere es halt versuchen.
Und genau dieser - beinahe schon - Trotz blitzte kurz in Priscos Augen auf, mit denen er immernoch Leeroy fixierte.

Langsam wurde die Luft für Prisco dünn und das merkte der Jüngere auch, ließ sich aber nichts anmerken, sondern hielt Leeroy weiterhin die Klinge vor die Kehle, auch wenn er wusste, dass dieser keinesfalls zurückweichen würde.

Von Priscos Gedanken ahnte Leeroy herzlich wenig, aber da er sich ja schon selbst innerlich dafür gescholten hatte, blieb ihm wohl nichts Anderes übrig, als es hinzunehmen. Also respektierte er es einfach , dass sein Gegenüber es zu nutzen gewusst hatte.
" Tja, so bin ich halt... " In diesen Worten schwang nun durchaus wieder Spott und Ironie mit , aber er musterte sein Gegenüber neugierig. Prisco konnte oder wollte ihn mit dem Schwert nicht zurückdrängen , wie es schien, denn sonst hätte er doch sicherlich die notwendige kleine Bewegung ausgeführt, oder ?
Leeroy für seinen Teil fand das ein wenig verwirrend, aber andererseits sollte sein Gegner tun, was er für richtig hielt, er würde ihn sicherlich nicht daran hindern. Aber schließlich schüttelte er leicht den Kopf. Er hatte nicht vor, hier jemanden umzubringen, also würde er ihn sicherlich nicht so lange festhalten, bis er wahrhaftig Schaden davontrug. So packte er denn dann auch letztlich nur noch feste zu und verpasste ihm einen unsanften Stoß, bevor er sich ruhig und rasch nach hinten bewegte. Aber allein dieses seltsame Lächeln ebenso wie Priscos eigene Erfahrung dürften ihm sagen, dass er nur losgelassen worden war , weil es gewünscht war.
Aber er wusste ebenso sicherlich auch , dass sie sich eben in einer mehr oder weniger ausgeglichenen Situation befunden hatten, So man das denn so nennen wollte.
Aber immerhin schien er sein Gegenüber ja mit der Bewegung überrascht zu haben und schüttelte nur leicht den Kopf , bevor er gelassen feststellte: " Sturer Bock! Das solltest du dir abgewöhnen. Ungesund sowas .... " Und damit drehte er sich einfach weg und ging in Richtung der Lichtung. Er schien die Sache als erledigt anzusehen. Oder wartete er auf einen Angriff. Ließ ihm vielleicht Zeit sich zu erholen ? Gute Fragen... aber welche von ihnen war es wohl , deren Antwort den Nagel auf den Kopf treffen würde?

Prisco war mehr oder minder überrascht, dass er so plötzlich losgelassen wurde.
Die Luft war ihm schon fast weggeblieben und er war mehr als dankbar dafür, nicht das Bewusstsein verloren zu haben.

Prisco stützte sich mit einer Hand an den Baum und schöpfte kurz Atem mit den brennenden Lungen.
Er war bei den ersten drei Schritten sehr unsicher auf den Beinen - war auch da nur zu dankbar, dass Leeroy ihn nicht sah - was sich aber rasch legte.

Seine Sicht klärte sich rasch und Prisco sah, dass Leeroy sich von ihm abgewandt hatte und wieder zu Lichtung ging?
Hatte Leeroy etwa schon genug?
Wohl eher nicht, denn sonst wäre er wohl tiefer in den Wald, in genau die entgegengesetzte Richtung gelaufen, aus der Prisco vorhin gekommen war.
Ließ der Ältere ihm also Zeit wieder zu Atem zu kommen? Oder wartete er auf einen Angriff?

Prisco richtete sich auf, ließ das schwert an der Hand kreisen und folgte Leeroy zur Lichtung.
In diesem Kampf war noch nichts entschieden und wenn Leeroy ihn nun anders behandeln würde als zuvor, nur darauf bedacht das Knie des Jüngeren zu schonen, würde Prisco den Rotschopf in der Luft auseinandernehmen, ihm zeigen, dass er keinerlei Extrabehandlung brauchte.

Prisco folgte Leeroy auf die Lichtung, fragte sich, was der nächste Taktikschritt des Älteren sein würde.
Das an der Eiche war knapp gewesen, zu knapp und Prisco hatte mit Sicherheit einige Blessuren am Rücken davongetragen.

Der kräftige Rotschopf seufzte nur schwer, fuhr sich mit den Fingern durch das kurze, dunkle Haar und streckte sich ausgiebig.
Er starrte vor sich hin und atmete mehrmals tief durch.
Ebenso wie zuvor musterte er die Lichtung und seufzte leise. Er hätte es eigentlich damit auf sich beruhen lassen ,denn er hatte den Jüngeren ja erwischt und Prisco hatte eindeutig Schmerzen gehabt, auch wenn er sie den größten Teil der Zeit über gut verbarg. Aber das änderte nichts daran, dass er sie hatte....
Dennoch nahm er es hin, dass sich ihm Prisco nährte und blinzelte in aller Ruhe vor sich hin. Er wollte sich nicht aufregen. Sein Bruder hatte ihn noch extra darum gebeten, nicht ärgerlich zu werden. Also bemühte er sich nun darum ,wieder zur Ruhe zu kommen , denn er hatte sich geärgert, dass er nicht aufgepasst hatte und er hatte sich geärgert, dass er sich mehr als einen Tritt gefangen hatte. Aber ebenso ärgerte er sich darüber, dass er nicht einfach weiter in den Wald gegangen war, um zu zeigen, dass er keinen Bedarf mehr an dieser Art von Auseinandersetzung hatte .Aber darüber hatte er wohl nicht nachgedacht. Dann hätte er eben in die andere Richtung laufen müssen. Hatte er nicht getan, also würde er sich wohl nun mit dem Jüngeren erneut schlagen dürfen. Das Problem war nur, wie er wusste, seine eigene Launenhaftigkeit. Denn wo er zuvor Spaß gehabt hatte , war er nun grade reizbar und das waren keine guten Vorraussetzungen für ein Weiterführen des Kampfes. Aber das konnte Prisco ja nicht ahnen. Was die Sache allerdings nicht besser machte....

Prisco sah kaum eine Veränderung an Leeroys Äußerem, aber er konnte spüren, dass sich irgendwas in Leeroys Innenleben verändert hatte.
Etwas warnte Prisco lieber auf der Hut zu sein, aber jetzt konnte er dem Älteren nichtmehr den Rücken zukehren, nicht ohne Gefahr zu laufen von diesem angegriffen zu werden.

Mehrere Meter hinter Leeroy blieb Prisco stehen, wagte nicht sich weiter zu nähern.
Den Blick hatte Prisco stur auf den Rotschopf gerichtet.
Dieses mal würde er sich nicht zu Boden bringen lassen, nicht wenn es sich verhindern ließ.
Er war fast froh, dass Leeroy einzig sein eines Jagdmesser als Bewaffnung dabei hatte - seinen Körper ausgenommen - und sonst nichts, denn wäre es anders gewesen, wäre Prisco nun ganz schön ins Schwitzen geraten.

Vielleicht war es nicht unbedingt das Sinnvollste, Leeroy erneut herauszufordern, allerdings war der Kampf erstens noch nicht entschieden und zweitens konnte er den Älteren ja auch nicht jetzt wieder laufen lassen, sodass er vielleicht sofort die Fahne fände...

Außerdem ... Hatte Leeroy ihn nicht beinahe schon herausgefordert, indem er den Kommentar fallen gelassen hatte, dass er ihn einfach hätte bewusstlos schlagen können?
Das sollte der nur versuchen, Prisco war bereit.
Ein leises Lächeln schlich auf seine Züge, während Prisco wieder sein Schwert an der rechten seite wirbeln ließ.
Er war gespannt, wie der weitere Verlauf des Kampfes sein würde, wer letztendlich gewinnen und wer unterliegen würde...

Davon allerdings nahm der Rothaarige, der weiterhin mit dem Rücken zu ihm stand, nicht allzu viel mit. Er für seinen Teil mühte sich nämlich grade viel zu sehr darum, nicht den Ärger hochbrodeln und überkochen zu lassen, der sich wieder einmal selbstständig zu machen schien. Es reichte, damit er nur ein einziges Mal ärgerlich wurde und schon platzte ihm beinahe der Kragen. Das war wirklich weder angenehm noch gut und erst recht nicht praktisch, aber da er den Jüngeren hinter sich stehen wusste, konnte er auch nicht einfach vor sich hinbrüllen oder fluchen. So knurrte er denn dann nur leise Verwünschungen vor sich hin, während er sich darum mühte, seine Kontrolle über den eigenen Körper und vor allen Dingen über sein so wechselhaftes Temperament zu behalten.
Was sich nicht als einfach herausstellte.
Hatte es nie getan und heute schien es noch weniger einfach zu sein als sonst. Was daran liegen könnte, dass er nichts fand, woran er seine überbordenden Wutausbrüche wieder herunterhangeln konnte. Aber grade das fehlte ihm völlig in diesem Moment. Und das war nichts , was er sich wünschte, aber wenn er nicht reagierte, würde Prisco wohl angreifen , aber das änderte nichts daran, dass er selbst grade viel zu sehr kochte, als dass er von sich aus angegriffen hätte. Denn immerhin hatte er seinem Bruder versprochen , dass er nicht angreifen würde, wenn er in Wut geriet und das richtete sich vor allem auf Übungskämpfe. Bei allem anderen war Wut hilfreich, aber in Kämpfen gegen die eignen Kameraden sollte sie keine Rolle spielen. Das hatte auch hervorragend geklappt , aber irgendwie und aus einem ihm nicht wirklich zugänglichen Grunde war er grade nicht mehr in der Lage , die Wut wieder einzudämmen. Und das irritierte ihn , was die Wut natürlich nur noch weiter anstachelte. Er hasste dieses Gefühl und hoffte nur , dass man ihn in Frieden lassen würde, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte. Aber er wusste es nicht und das machte die Sache nur noch schwieriger . Es wäre ja schon hilfreich gewesen, wenn er sich nicht einfach aus einem so winzigen Grunde so aufgeregt hätte, aber selbst das konnte er grade nicht beeinflussen....

Prisco seinerseits wurde langsam ungeduldig.
Natürlich war das unpraktisch, denn Geduld war eine Grundlage für einen guten Krieger.
Leeroy rührte sich nicht, schien aber innerlich zu beben, was Prisco nur am Rande mitbekam.
Er wartete darauf, dass Leeroy den ersten Schritt machte, doch wahrscheinlich konnte er darauf lange warten.
Was wollte der Ältere damit erreichen?
Was verfolgte er damit, so lange mit dem Angriff zu zögern?

Prisco fixierte den Älteren mit den Augen und wartete noch kurz.
Dann ging der jüngere einige Schritte nach vorne, bis er nurnoch knapp drei Meter schräg hinter Leeroy stand.
Die Augen hatte er auf Leeroys Körper geheftet und sah, dass die Muskeln angespannt waren.
Warum also zögerte der Rothaarige?
Wollte er ihn auf die Folter spannen?

Sollte er derjenige sein, der den ersten Schritt zum Angriff machte? Oder sollte er es diesesmal Leeroy überlassen die Zeit des Angriffs zu bestimmen?
Da Prisco auch noch nie einen Tobsuchtanfall von Leeroy miterlebt oder auch nur davon gehört hatte, hatte der Jüngere keine Ahnung, was gerade in Leeroy vorging und wusste demnach auch nicht, dass es sich als mehr als klug herausstellen würde, sich jetzt ruhig zu verhalten, Leeroy erstmal runterkommen zu lassen.

Wie immer, wenn Prisco nervös war, ließ er das schwert um die Hand kreisen. Einmal, zweimal, dreimal ...
Es geschah verhältnismäßig langsam, sodass das Auge der Klinge folgen konnte, wenn es sich anstrengte, doch Prisco überlegte innerlich fieberhaft.
Sollte er es wagen?
Sollte er jetzt derjenige sein, der angriff?

Leeroy war regelrecht versunken. Er war völlig darauf fixiert , sich nicht gegen irgendjemanden in seiner näheren Umgebung zu wenden und brüllte innerlich gleichzeitig vor Wut. Ungünstig war allerdings , dass er sich trotz allem der Nähe zu Prisco durchaus bewusst war. Dass er durchaus wahrnahm, wie sich der Jüngere so dicht bei ihm hielt und dass er nicht einfach ging. Was das Klügste gewesen wäre. Aber woher sollte sein Gegenüber das denn bitte wissen ? Gute Frage.... für Leeroy aber im Moment nicht von Bedeutung.
Er hätte wahrscheinlich sogar die Beherrschung wahren können, wenn er nicht dieses Geräusch vernommen hätte... diesen Laut , der erklingt, wenn eine Klinge gleichmäßig bewegt die Luft durchschneidet.
Prisco würde wahrscheinlich lediglich sehen, dass seine Hände sich zu Fäusten ballten, bis die Fingerknöchel weiß herovrtraten, während er gleichzeitig bei jedem Wuschen (in Ermangelung eines besseren Namens dafür) zusammenfuhr.
Das ging beim ersten Mal gut, auch die zweite Umdrehung der Waffe schien noch recht gut weggesteckt zu werden.
Beim dritten Mal allerdings hatte Leeroy genug. Endgültig! Der bis dahin wenigstens noch hauchzarte Faden Selbstbeherrschung riss nicht nur, er wurde regelrecht zerfetzt und der Rothaarige fuhr herum , die Gesichtszüge regelrecht erstarrt, was Prisco schon Anhaltspunkt genug sein dürfte, um einen Wutanfall bei jemandem zu erkennen. Woher der gekommen war, war eine verdammt gute Frage. Aber fest stand, dass Leeroy zielstrebig auf ihn zukam und sich dabei zwar nicht allzu schnell , aber dafür beständig bewegte und dass wohl nur deshalb nicht nach dem Messer griff, weil er die Waffe regelrecht vergessen zu haben schien. Aber als die großen weißen Hände sich hoben und zu Fäusten ballten konnte man sich auch fragen, ob er überhaupt eine Waffe brauchen würde. Dem Ausdruck blanker Wut in dem kantigen Gesicht nach zu schließen war er grade auch bereit, jedermann mit bloßen Händen zu erwürgen. Allerdings war nur Prisco in der Nähe und das war ungünstig....
So steuerte der Rotschopf denn ohne Zögern oder Unsicherheit auf ihn zu und schien das Schwert nur als geringfügiges Hindernis zu empfinden. Er wollte jemanden schlagen und die einzige Person stand nunmal da, so dicht bei ihm.....
Leeroy würde nicht nach der Klinge greifen oder schlagen, solange sie ihm nicht zu nahe kam. Sollte sie es doch tun, dann würde er allerdings mehr als ungehalten reagieren...

Prisco sah, dass sich Leeroys Hände hart zu Fäusten ballten.
Er hatte die waffe nur dreimal um das Handgelenk kreisen lassen und konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet das einen Faden der Selbstbeherrschung in leeroy zerreißen könnte.
Als der Rothaarige sich dann jedoch umwandte und Prisco einen Einblick in sein gesicht bekam zuckte er leicht zurück.
Irgendetwas stimmte da nicht bei Leeroy.
Die kantigen Gesichtszüge waren wie erstarrt und Prisco konnte die Augen blitzen sehen.

Mit beiden Händen griff Prisco das Schwert und hielt es in leichter Querstellung schützend vor seinen Oberkörper, während Leeroy in stetiger Bewegung näher kam, nicht schnell, aber stetig...

Prisco konnte sich nicht vorstellen, was in den Älteren gefahren war, doch es war offensichtlich, denn alles an Leeroy signalisierte blanke Wut.
Vorsichtig erhob Prisco die Stimme, den Rotschopf stetig fixiert: "Leeroy? Ist alles ...", weiter kam er nicht, denn ihm fiel sofort auf, dass der Ältere ihn mit den blanken Händen erwürgen würde, wenn er könnte.

Priscos Hände packten das Schwertheft stärker und er hoffte nur, dass Leeroy nicht sein Messer einsetzen würde, denn dann würde Prisco wirklich ernsthaft verletzt werden, wenn er nicht aufpasste.
Es war nicht unbedingt fair mit dem Schwert gegen einen Unbewaffneten anzutreten, aber momentan pfiff Prisco auf Fairness.
Erstens hatte der Ältere ja (leider) eine waffe, sein jagdmesser und zweitens, war Leeroy in der Form, in der er sich gerade befand wahrscheinlich auch einbeinig ein schlimmerer Gegner, als ihn man sich vorstellen konnte.

Prisco hielt sich seine Waffe schützend vor den Oberkörper und sah den Rotschopf fest an.
Würde Leeroy ihm zu nahe kommen oder auch nur Anstalten eines Angriffs machen, würde er sich damit zur Wehr setzen.

Die Worte schienen zumindest kurz ein Flackern in den dunklen Augen auszulösen, dann allerdings wurde der Ausdruck darin wieder blank und leer. Ärger brodelte dort unheilvoll und sichtlich zu groß, als dass man ihm so einfach Herr werden könnte.
Aber immerhin wusste Prisco nun, warum Leeroy sich so wenig geregt hatte, denn der Ältere sollte ihm ja zumindest nur als stets beherrscht und kühl bekannt sein. Es musste ihm ausgesprochen widerstreben, sich dem blanken Zorn zu ergeben, der sich da grade Bahn brach und ausgerechnet gegen Prisco entladen werden wollte.
Leeroy derweilen schien auch das Schwert , dass ihm da in den Weg geriet, nicht wirklich als Hindernis anzusehen. Ob er das in seinem Zorn einfach nicht als das erkannte, was es war oder ob er grade tatsächlich eine ziemliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz empfand, den ein Aufeinandertreffen mit der Klinge mit sich bringen würde, war dabei nicht zu erkennen. Aber in dem Moment, in dem er einfach nur heiser knurrte und dann ohne nachzudenken, wie es schien, nach Prisco schlug und das kräftig und mit beiden Händen rasch nacheinander , wurde deutlich, dass er sich überhaupt nicht darum kümmerte, ob die Waffe ihn treffen würde oder nicht. Es interessierte ihn in diesem Moment einfach nicht.....
Beunruhigenderweise..... schließlich hatte er zuvor zwar auch leichte Treffer hingenommen, aber er hatte nicht gewirkt, als wollte er sich um jeden Preis auf Prisco stürzen und dabei keine Verletzung beachten. Vorher war er denkend und kontrolliert gewesen, während er nun einfach nur wild und wütend angriff.
Einen größeren Unterschied zu seinem sanften und stets heiter wirkenden Bruder konnte es wohl kaum geben.....

Prisco hätte niemals geglaubt, dass jemand wirklich so du.mm sein konnte sich schon fast in das Schwert seines Gegners zu stürzen, doch anscheinend gab es sojemanden... und der stand gerade vor ihm und war kurz davor auf ihn einzuschlagen.

Prisco wollte gerade zum Verteidigungsschlag ausholen, als die erste Faust ihn bereits traf.
Dieser Leeroy war um einiges schneller, als der normale, den Prisco heute im kampf kennengelernt hatte ... und nochmal um einiges stärker.

Der erste Schlag traf Prisco genau am Brustbein und dieser japste auf. Es brannte, doch ließ sich momentan durch das T-Shirt nicht die Stärke des Faustschlages erkennen und genauso wenig, was dieser angerichtet hatte.
Der zweite Hieb war fast noch schlimmer.
Er traf den Jüngeren genau in den Magen, sodass er sich keuchend vornüber beugte, den freien linken Arm fest gegen den Bauch gepresst.

Durch die Wucht des letzten Schlages fiel Prisco fast auf die Knie, doch er riss sich zusammen und blieb mehr oder minder aufrecht stehen.
Das würde definitiv einen blauen Fleck hinterlassen und zwar nicht zu knapp, denn die Kraft der Schläge war enorm.

Den linken Arm nochimmer gegen den Magen gepresst, holte Prisco mit dem Schwertarm aus und würde dem Älteren mit der Klinge eins überziehen, da dieser keinerlei Anstalten machte sich nach diesen Schlägen zufrieden zu geben.
Eher das Gegenteil schien der Fall zu sein, wie es auf Prisco den Eindruck machte, als würde der Rotschopf jetzt erst richtig in Fahrt kommen.
Es wirkte, als wolle er sich um jeden Preis auf Prisco stürzen, egal ob er dabei selbst verletzt wurde, das schwert schien dem Älteren fast gleichgültig zu sein...
Nicht zum letzten mal fragte sich Prisco, inwiefern Leeroy mit dem sanftmütigen Thamar verwandt war, denn so unterschiedlich konnten Brüder wirklich nicht sein. Der eine friedliebend, der andere von einem Agressionsanfall gepackt und sich auf den Jüngeren stürzend, wie ein Wolf auf ein Stück Fleisch...