Only survive ~ previously

Leeroy konnte nicht anders als herzhaft, wenn auch leise zu lachen. Er wollte Prisco ja eigentlich nicht auslachen, aber es ging einfach grade nicht anders...
Außerdem konnte er es Mrs. Prove nicht verdenken.
So fuhr er denn auch nur ungerührt, als wäre Prisco nicht anwesend , fort: " Wenn Sie morgen nichts zu tun haben, könnte ich sehen, ob ich wieder das Schachbrett meines Bruders finde. Ich werde zwar gnadenlos verlieren, wie immer, aber dabei können wir uns wieder über allerlei unterhalten. Ist schließlich schon eine Weile her seit dem letzten Spiel , oder irre ich da, Mrs. Prove?" Er lächelte schief und freundlich und konnte sich nicht im Geringsten vorstellen ,was grade in Priscos Kopf vorging.
Und hätte er es auch nur geahnt , dann hätte er wahrscheinlich noch lauter gelacht. Stattdessen ließ er sich auf dem Hocker vor und zurückwippen und lächelte vor sich hin.
Die Krankenschwester konnte wie er selbst herzlich cholerisch werden und wie er selbst wusste sie auch hin und wieder einfach Ruhe zu schätzen. Aber das hieß ja nicht, dass man nicht bei einem Schachspiel über allerlei Dinge reden oder eher lästern konnte. Sie hatte ihren Spaß dabei und er lernte noch etwas von ihr, denn sie erklärte gern, wie man sich bei bestimmten Verletzungen verhalten musste.

Prisco musste kräftig husten, was erstens an einem beißenden Kräutergeruch lag und zweitens daran, dass er überdecken wollte, wie ... überrascht ... er war.
Bei Leeroys Aussage über Schach waren Prisco fast die Augen aus dem Kopf gefallen.
Er spielte allen Ernstes Schach mit Mrs. Prove?
Das Lachen hatte der Jüngere nur am Rande gehört, doch das mit dem Schach hatte ihn dann doch maßlos überrascht...

"Ach das wäre schön, ja. Das letzte Schachspiel liegt wirklich schon eine Weile zurück... Ob ich morgen Zeit finde, hängt aber davon ab, ob sich die Jugend zu benehmen weiß und wenigstens an diesem Tag darauf verzichtet sich derart zuzurichten, Leeroy.", an dieser Stelle gab sie Prisco erneut einen kräftigen Klaps auf den Hinterkopf. Der Jüngere blieb ruhig sitzen, innerlich bebend vor Wut. Das wurde ja immer schlimmer mit den beiden...
"Wann kehrt eigentlich Ihr Bruder zurück, Mr. Lightwood. Ich hörte, er hat die Schule verlassen?"
Ihre Stimme war honigsüß geworden, während sie sich nun auf einem Schemel niederließ um Priscos Knie untersuchen zu können.
"Es muss wirklich...", begann die Krankenschwester, während sie die Jeans ein Stück weit hochschob.
"Mr. Chandler! Sagen Sie mal, wann fangen Sie endlich damit an, das zu tun, was Ihnen gesagt wird !?"
Sie hatte die Schiene entdeckt und mit fliegenden Fingern gelöst.
Prisco erinnerte sich an die Worte der alten Dame und hielt es für das beste jetzt einfach still zu sein, was er auch tat und den Kopf in den nacken legte.
Er sah sich die Decke an und spürte Mrs. Prove an seinem Knie arbeiten.
Sie bandagierte es mit mehreren Lagen Verband ein, sodass es sich schwer beugen ließ und erhob sich, die Zornesröte ins Gesicht geschrieben.
"Dieser Verband bleibt jetzt für mindestens (Das betonte sie extra) drei Tage ausnahmslos dran.", sie sah Leeroy an. "Mr. Lightwood wird mir berichten, wenn Sie sich nicht daran halten."
"oh, ich bin mir sicher, das wird er.", meinte Prisco mit einem trockenen Grinsen.
Prisco erhob sich von der Liege und schlug die Jeans über den Verband.
Die Schiene warf er Leeroy zu: "Ich danke recht herzlich, ... Mr. Lightwood.", meinte der Jüngere keck.
Den Rücken hatte Mrs. Prove nicht behandelt, die Blessuren würden vonselbst zurückgehen, das brauchte halt seine Zeit, aber sie hätte ja nicht den gesamten Rücken verbinden können...
Prisco lehnte sich mit der linken Schulter gegen die Wand und wartete, dass Leeroy sich nun zu der guten Frau begeben würde.
Schon allein deshalb, weil er nicht verpassen wollte, wie Mrs. prove sich über leeroys Blessuren ausließ - sicherlich eine Seltenheit- , blieb er, aber auch, weil er wissen wollte, wie ernst er den Älteren wirklich erwischt hatte.

" Oh , ich bin mir sicher, dass wir das hinbekommen sollten. Vielleicht werden später noch ein paar leichtere Blessuren hier antanzen, Mrs. Prove, aber ich denke nicht , dass es noch schwere Verletzungen geben wird. Dafür sind sie zu vorsichtig. Von daher werden wir morgen sicherlich ein wenig dem Schach frönen und uns unterhalten können." Er lächelte sie strahlend an, als wäre das nichts Ungewöhnliches. War es für die beiden ja anscheinend auch nicht....
Als er ihre Frage hörte , verzog er kurz das Gesicht, mehr oder minder unglücklich, bevor er antwortete: " Das weiß ich noch nicht genau. Eigentlich sollte er nur zwei Tage weg sein, meint er , aber man weiß ja nie, was einen draussen alles erwischen kann. Ich wäre lieber dabei, um auf ihn zu achten, aber immerhin kann er um einiges schneller rennen als ich.... das sollte im Zweifelsfalle auch reichen, hoffe ich zumindest. Aber wie gesagt: er soll eigentlich in zwei Tagen wieder da sein, wenn alles gut geht. Ich werde ihm natürlich gerne ausrichten, dass Sie sich nach ihm erkundigt haben. Da wird er sich freuen und sicher auch gerne vorbeischauen, sobald er sich ausgeruht hat. " Er lächelte sie erneut an , freundlich und mit einem angedeuteten Schulterzucken, um seine Worte zu unterstreichen.
Dann allerdings flackerte Interesse in seinem Blick auf und er hinkte kommentarlos zu ihnen hinüber, um ihr bei der Behandlung von Priscos Bein über die Schulter zu sehen. Er hatte seinen Teil dazu ja schon geäußert , also verzichtete er darauf, es in ihrer Gegenwart erneut zu tun, sondern musterte nur aufmerksam wie sie das Bein bandagierte. Dann trat er wieder ein wenig zurück, um nicht im Wege zu sein und nickte zustimmend, als sie erklärte , er werde darauf achten, dass Prisco sich nicht gegen ihre Anweisung verhielt.
" Aber natürlich, Mrs. Prove. Es ist schließlich eine Schande, wenn Sie sich immer nur um uns sorgen müssen. " Er fing die Schiene mit einem spöttischen Blick zu Prisco auf und wartete ruhig, bis er von der Liege fort war. Dann nahm er mit einer raschen und ruhigen Bewegung Platz und streifte rasch das Hemd über den Kopf, da man die Schnitte in verschiedener Tiefe und Lage so besser begutachten und behandeln konnte. Ebenso wie die mittlerweile unschön verfärbte Stelle, an der Prisco ihm das Knie gegen die unteren Rippenbögen gedroschen hatte. Die Hände legte er mit den Innenflächen nach oben weisend auf die Oberschenkel , sodass sie sich auch der leichten Schnitte an seinen Handflächen annehmen konnte.
Aber scheinbar machte er sich auch nun noch keine Gedanken darüber, dass sie mit ihm schimpfen könnte.
" Tut mir wirklich Leid, dass wir Ihnen soviel Arbeit machen, Mrs. Prove. Aber sie sind wohl die Einzige, die genug Geduld hat, sich mit solchen Rabauken wie uns herumzuschlagen und das immer und immer wieder. Dafür bin ich wirklich dankbar und ich denke, dass Mr. Chandler das eigentich auch ist. Er weiß es nur nicht so gut zu zeigen, wissen Sie ?" Er zwinkerte ihr fröhlich zu, als wäre das ein Geheimnis, das er nicht hatte verraten dürfen und überließ sich dann ihren kundigen Händen.

Prisco stand an der Wand und streifte sich wieder das dunkle T-Shirt über den Kopf um die Verbände zu verdecken.
Er sah jetzt wieder aus wie zuvor, bis auf den Schnitt im Gesicht und den bandagierten Ober- und Unterarm.
Schulter- und Seitenverband waren durch das T-Shirt verdeckt.
Der Seitenverband sponn sich über die Pfeilverletzung in der Seite, war aber recht schmal gehalten.
Dadurch, dass das Knie so fest bandagiert war, konnte Prisco nur stark humpelnd zurück zur Liege um sein Schwert aufzunehmen, dass er heute schon zum zweiten Male vergessen hatte.
Ab jetzt musste Leeroy also wieder auf der Hut sein...

Prisco lehnte wieder an der Wand und betrachtete die vielen Schnitte auf Leeroys Körper. Er hatte gar nicht den Eindruck gehabt, dass er ihn sooft getroffen hatte ...
Auch die Stelle in Leeroys Kreuz konnte man nun deutlich erkennen, als Prisco versucht hatte ihn von sich runter zu bekommen.

Als er Leeroys Stimme wieder vernahm, die darauf anspielte, dass die gute Mrs. Prove eine solche Engelsgeduld hatte verdrehte Prisco nur die Augen.
Als Leeroy dann auch noch eins draufsetzte und meinte, Prisco wüsste das nur nicht so gut zu zeigen, verschrenkte der Jüngere deutlich die Arme vor der Brust und sah den Rotschopf mit missbilligendem Blick an.
"Das liegt vielleicht daran, dass ich keinen Speaker zum Bruder habe.", jetzt konnte sich Prisco ja äußern, ohne gleich eine Strafe zu spüren. "Aber wirklich, Leeroy. Wenn dir kämpfen mal über ist, ich bin mir sicher, dir steht eine glänzende Speaker-Karriere bevor."
Er sah den Älteren leicht herausfordernd an, die Arme immernoch verschrenkt und an der Wand lehnend, ein keckes Grinsen auf dem Gesicht.

Leeroy grinste nur zu ihm hinüber und erklärte dann spöttisch : " Tja, da werde ich wohl warten müssen. Schließlich muss ja zumindest einer von uns Brüdern auf den Anderen aufpassen können, wenn mal etwas nicht mit Worten zu regeln ist. Schließlich klappt es ausgesprochen selten, einen Gegner zu Tode zu faseln... Aber danke für die Blumen, Prisco. " Er zuckte mit den Schultern und lächelte verschmitzt und belustigt.
Dann allerdings hielt er fürs Erste still und überließ es Mrs. Prove, die leise vor sich hin murmelte und schimpfte, aber anscheinend nicht ansatzweise so ärgerlich war, wie grade noch bei Prisco, sich um die Schnitte und die ziemlich sicher wenigstens angeknackste Rippe zu kümmern. Er schwieg dabei und hielt einfach geduldig still ,während sie rasch und mit sicherer Hand arbeitete. Da er die meisten Schnitte schon desinfiziert hatte, verpasste sie ihm nur noch mehr oder minder lange Pflaster oder nahm auch mehrfach die Nadel zur Hand um besonders lange oder doch mal tiefer gehende Schnitte zu vernähen und dann ein gepolstertes Pflaster darüber zu kleben. Leeroy ertrug das Ganze mit einer Gelassenheit, die davon zeugte, dass er Schlimmeres gewohnt war und die dünnen Linien, die überall an seinem Oberkörper und den Armen sichtbar wurden, zeugten ja auch von mehr als einer gut verheilten Verletzung. Er schien das Alles ohnehin recht gelassen zu nehmen und begann nach einer Weile in aller Ruhe mit Mrs. Prove über verschiedene Kräutertinkturen und -salben zu sprechen, während sie weiterarbeitete. Anscheinend dienten die besprochenen Dinge vor allem dazu, Blutungen zu stillen oder Wundinfektionen vorzubeugen, oder diese im dümmsten Falle eben zu behandeln. Leeroy schien darüber ja schon ein recht großes Wissen zu besitzen und es machte ihm eindeutig Spaß , wenn sie ihm erklärte, wo er noch Lücken in diesem Wissensschatz hatte und sie dann auffüllte. Was im Übrigen sicherlich auch für Prisco nicht uninteressant war, schließlich konnte man solche Salben immer brauchen, wenn man unterwegs war oder sich verletzte...

Prisco hörte Leeroys Antwort und nahm sie zur Kenntnis.
Irgendwo hatte Leeroy recht, aber trotzdem...
Musste wohl in der Familie liegen, die Gewandheit mit Worten...

Als dann das langatmige Gespräch über Heilkräuter, Heilsalben, Heiltinkturen und den ganzen Kram begonn schloss Prisco genervt die Augen und legte den Kopf in den Nacken, sodass er dumpf gegen die Wand schlug.
Als die beiden gerade bei 'Johanniskraut' angekommen waren erhob Prisco die Stimme, immernoch die Augen geschlossen und den Kopf gegen die Wand gelehnt: "In einem Punkt muss ich dir widersprechen Leeroy... Es ist furchtbar einfach jemanden zu Tode zu quatschen... Lass ihn einfach an einem eurer Gespräche teilhaben und schon nach wenigen Minuten wird er um Gnade betteln."
Ein überaus deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl seitens Prisco...

Er wusste schon einige Dinge über diverse Kräuter, aber irgendwann war es dann auch einmal gut...
Man musste es ja schließlich nicht übertreiben.

Leeroy lachte daraufhin nur herzhaft und amüsiert und schien nicht vorzuhaben, Gnade walten zu lassen und das Gespräch abzubrechen. Ebenso wenig wie Mrs. Prove. Diese schien allerdings einen persönlichen Angriff zu wittern, und kam mit der Nadel noch in der rechten Hand in aller Ruhe in Priscos Richtung und fuchtelte damit vor seinem Gesicht herum.
Was wohl nur daran lag, dass sie gestikulieren wollte und vergessen haben dürfte, dass die Nadel noch da war. Für den jungen Mann dürfte sie dafür um so deutlicher dicht vor seinem Gesicht herumwirbeln, während sie kühl und anscheinend noch von Leeroys Interesse besänftigt feststellte: " Mr. Chandler , ich denke , ich werde Isabella einmal fragen, ob sie nicht ein paar Stunden der Kräuterkunde und Krankenversorgung unter meiner Obhut veranstalten will. Nur damit solche wie Sie, eigentlich ganz besonders Sie , mein Lieber, all die Dinge lernen, die Sie und Ihre jungen Freunde wissen müssen, wenn man sie in die Welt entlässt. Schließlich gibt es nicht an jeder Ecke eine Mrs. Prove, die ihre Wehwechen versorgt und Sie ausschimpft. Das müssen Sie irgendwann auch von sich aus im Kopf haben, sonst bringt das hier alles nichts. Schließlich kann auch ein noch so guter Kämpfer an einer Infektion oder Lungenentzündung elendig eingehen. Also schnappen Sie nicht um sich wie eine gereizte Dogge , sondern setzen Sie sich dazu und hören hin, wenn man über Dinge spricht, die später einmal Ihr Überleben sichern könnten! " Und damit drehte sie sich wieder um und stratzte zu Leeroy zurück , der sich um eine ernste oder wenigstens beherrschte Miene mühte. Allerdings war ziemlich deutlich, dass er kurz davor stand, herzhaft zu lachen. Schließlich hatte Prisco grade offiziell erklärt bekommen, dass er den Raum nicht verlassen würde, bis sie nicht der Meinung war, dass er das durfte. Den Rotschopf störte das nicht , aber Prisco war ja schon jetzt genervt.... wusste er überhaupt, wie lange und ausdauernd Mrs. Prove über solcherlei Dinge regelrecht dozieren konnte? Wahrscheinlich nicht .... aber das würde er dann wohl sagen können , wenn sie irgendwann gegen Abend hier wieder herauskämen. Innerlich schüttete er sich jetzt schon aus vor lachen...

Prisco sah die längliche Nadel stetig vor seinem Gesicht herumblitzen, zuckte aber nicht zurück - was allein durch die Wand hinter ihm nicht möglich gewesen wäre.
Als die Drohung der Kräuterstunde kam seufzte er und folgte aber weiter mit leichtem Bangen der glitzernden Nadelspitze.
"Natürlich, Mrs. Prove.", der genervte Unterton war nicht zu überhören und seine Augen sagten "Muss das sein?".
Da war die ältere Dame doch tatsächlich der Meinung, dass Prisco das wirklich einmal brauchen könnte ...
Nun, das Wissen über die Kornblume konnte sie ja getrost auslassen, denn die war vor 50 Jahren ausgestorben...

Als die ältere Krankenschwester dann zu Leeroy zurückmarschierte sah Prisco, dass sich dieser um eine ernste Miene bemühte, aber kläglich scheiterte zu verstecken, wie sehr er sich amüsierte.

Prisco ließ sich auf einem der Stühle nieder und streckte das linke Bein gezwungenermaßen aus.
Er stützte die Stirn in die rechte Hand und sah genervt zu Boden, den linken Arm hatte er über das angewinkelte rechte Bein gelegt.
Eine gereizte Dogge ... ein hübscher Vergleich, wirklich, und keinesfalls unpassend, denn Prisco war gereizt, im Übermaß und durfte sich jetzt auch noch Kräuterlektionen anhören.
Großartig...

"Jetzt hören Sie gefälligst zu.", giftete Mrs. Prove.
"Ja, Mrs. Prove.", gab Prisco entnervt zur Antwort und stützte das Kinn in die rechte Hand.
Er hatte das dumpfe Gefühl, er würde hier noch viiiiiiele Stunden verbringen dürfen und gegen Ende dieser Zeit sämtliche Kräuterlisten rückwärts beten müssen.

Tristan hatte sich derweil durchs Unterholz geschlagen, während Will noch Leeroy aus dem Reich der Träume holte.
Er war wie Will zuerst von leichtem Entsetzen gepackt, als er Prisco wortlos zusammenklappen sah, den weißgefiederten Pfeil in der Seite, aber er hatte sich schon so weit wieder gefangen, als der Mover sich umdrehte.
Seine eigenen Gesichtszüge waren ihm nur geringfügig entgleist, doch die des Movers zeigten schieres Entsetzen.
Aber Tristans Aussagen waren wahrheitsgemäß.
Die Chance Will anstatt Prisco zu treffen hatte 50:50 gestanden, das konnte an sich nicht schön reden, aber Tristan hatte den Gegner getroffen, nicht Will, was sonst eine riesige blamage geworden wäre.

Nochimmer den Bogen in der Hand und den Köcher mit den Pfeilen auf dem Rücken pirschte sich der Controller durch den Wald.
Prisco hatte die Fahne versteckt und leider kannte Tristan den jungen Fighter nicht halb so gut, wie er es jetzt nötig gehabt hätte, um zu erraten, wo dieser die Fahne versteckt haben konnte...
Alles stand offen...
Also marschierte Tristan einfach mal drauf los, die grobe Richtung würde ja wohl stimmen.
Weiter und immer weiter trabte Tristan und ließ die Lichtung immer weiter hinter sich.

Max
hatte sich nicht getraut auf Will einzugehen und hatte insgeheim ihren Stolz nicht überwunden sich helfen zu lassen. Es ist ein Training für einen Einsatz! Sie dachte diesen Satz immer wieder, dann war der Ast gebrochen. Max hatte sich nicht schnell genug an einem anderen Ast festhalten können und schrammte nun mit den Armen am Baum entlang. Adrenalin schoss durch ihr blut.
Plötzlich rückte es und sie blieb mit dem Arm hängen. Sie blickte nach unten und vermutete, dass es knapp ein Meter war. Ihre Schulter schmerzte, so als wäre sie ausgekugelt.
Max sah nach oben und suchte nach dem, was ihr vermutlich das Leben gerettet hatte. Sie hing an einem robusten Ast, ihre Hand war unversehrt. Unter ihrem Pullover lugte eine Schlaufe heraus, das Seil, dass sie sich vorhin umgebunden hatte. Es hielt sie fest am Ast. Max lächelte und wand ihre Hand, dann löste sie die Schlaufe von dem Ast und fiel kurz, dann landete sie auf dem Boden. Ihren rechten Arm könnte sie nicht mehr gebrauchen, aber sie würde sich mit Links verteidigen wenn sie es musste.
Dann stand sie auf und klopfte sich die Erde aus dem Pullover und aus der Hose. Schnell blickte sie sich um. Ihr Herz pochte immer noch laut.

Will sah Max fallen und hatte den Reflex nach vorne zu springen, doch das wäre reiner Schwachsinn gewesen, denn er stand auf einem Ast und hätte ihr von seinem Standpunkt aus nur helfen können, wenn sie sich darauf eingelassen hätte und schneller reagiert hätte.
Aber sie hatte zu lange gezögert und das hatte sie jetzt davon...

Mit einem Sprung nach oben brachte sich Will auf die Höhe des abgebrochenen Astes und mit einem weiteren, weitaus kräftigerem Sprung sprang Will wieder ab, peilte den unteren Dolch an, den er als Hilfe für Max gedacht hatte, die es jedoch vorzog lieber zu Boden zu fallen.
Innerlich schüttelte er nur den Kopf. Also hatten Fighter doch nicht immer die schnellsten Reflexe...
Er balancierte sich auf dem Dolch aus, packte mit der rechten Hand den oberen Dolch und zog diesen mit einem kräftigen Ruck heraus.
In einer flüssigen Bewegung ließ es ihn in seinen Gürtel gleiten und dachte kurz nach.
Dann hielt er sich mit der rechten Hand am Dolchheft fest und ließ sich nach unten gleiten, bis er einzig und allein am Dolch hing.
Mit den Füßen stützte er sich am Baum ab und zog den Dolch dann mit einem kräftigen Ruck heraus.
Gleichzeitig stieß sich Will mit den Füßen vom Baumstamm ab und durch die Kraft des Herausziehens und der des Abstoßens machte er einen Rückwärtssalto.
Etwas Glück war wohl auch dabei, denn ein paar Meter unter ihm befand sich ein stabilerer Ast, auf dem Will mit beiden Füßen landete und sich kurz ausbalancieren konnte.
Er steckte seinen zweiten Dolch an seine linke Seite und drehte sich um, drehte das Gesicht vom Baum weg und sah nach unten und sah Max, die sich dort gerade wieder sammelte.
Der Boden war nicht so weit entfernt, weswegen Will es wagte und einfach sprang.
Seine Beine zitterten beim Aufkommen und er ging in die Knie, doch er fiel nicht um.
Langsam richtete er sich auf und sah zu Max, die nur wenige Meter von ihm entfernt stand und sich umsah.
Ihre rechte Schulter schien ihr Probleme zu bereiten, doch Will sprach es nicht sofort an.
In gemäßigtem Schritt ging Will auf die Fighterin zu, bis er einen Meter von ihr entfernt war.
"Das war knapp.", meinte er mit tonloser Stimme.
"Ich würde es trotzdem mal durchchecken lassen.", er nickte in Richtung Schulter und sah Max an.
"Und ich würde Tristan möglichst aus dem Weg gehen.", Will zwinkerte. "Der ist heute irgendwie nicht gut drauf und schneller mit einem Pfeil an der Sehne, als du gucken kannst. Prisco hat er schon abgeschossen und fast auch mich..."

Bella
hatte vom Fenster ihres Schlafzimmers beobachtet, wie Leeroy und Prisco zu Mrs Prove gegangen waren - wissentlich das weder der Eine noch der Andere bald zurückkehren würde. Sie wusste dass Leeroy gerne einmal in der Krankenstation verschwand wegen "Bauchschmerzen" oder "einer Übungsverletzung" und sie kannte Mrs Proves unangenehme Angewohnheit jeden ihrer Schützlinge solange dazubehalten bis die Wunden verheilt waren und ihm derweil Kräuterlektionen zu halten.
Obwohl Bella nicht wirklich gutfreund mit Prisco war, entschloss sie sich ihn zu 'retten' und ihn in sein eigenes Schlafzimmer zu schicken. Sie wusste wie man sich als Jüngerer unter älteren Leuten fühlte die einem auch noch etwas beibringen wollten, noch dazu wenn man sie kannte und eigentlich mochte. Bella seufzte und wandte sich vom Fenster ab. Mit schnellen aber leisen Schritten ging sie durch das Hauptgebäude der ehemaligen Schule, über die Wiese, durch das Tor zur Krankenstation wo sie ebenfalls durch das Tor der Schutzmauer trat und in das Haus ging.
Durch viele Trainingsstunden hatte Bella ein außergewöhnlich feines Gehör und sie brauchte nicht lange um herauszufinden, in welchem Zimmer sich Prisco befand - er gab sich schließlich nicht sonderliche Mühe leise zu sein.
Ohne anzuklopfen betrat sie den großen Raum und wandte sich der, durch Bellas plötzliches Erscheinen, etwas verwirrten Krankenschwester zu und sagte: "Ich muss Ihnen Prisco leider entführen, Mrs Prove. Er hat noch eine Theoriestunde bei mir nachzuholen - keine Sorge ich werde ihn nicht durch die Turnhalle hetzen. Ich kann sehr gut erkennen ob man einen Menschen strapazieren kann oder nicht!" Ihre Stimme war kalt wie immer, doch auch ein leicht spottender Unterton schlich sich in diese Kälte als sie den letzten Satz aussprach.
"Da muss ich Sie leider enttäuschen, Mrs Hartley. Prisco ist krank und hat hierzubleiben bis er wieder vollständig genesen ist!"
"Das sind nur ein paar Kratzer und sein Knie ist auch nicht so schlimm wie es auf den ersten Moment scheint!"
"Wer ist hier die Krankenschwester?" Mrs Proves Stimme nahm einen wütenden Tonfall an, dobh Bella ließ sich nicht beeindrucken.
"Ich bitte Sie, Mrs Prove! Prisco ist ein Schüler mit hohen Potenzial und wenn es nach Ihnen ginge würde er noch Jahre hierbleiben und sich weniger als drei Schritte aus dem Bett bewegen. Er hat noch Strafstunden bei mir abzuarbeiten und dabei bleibt es. Ich bin seine Lehrerin und trage die Verantwortung dafür dass er seinen Abschluss schafft!"

Sie hatten es gerade von der heilenden Wirkung des Jakobskreuzkrautes, als die Tür aufgerissen wurde und Bella, einem Wirbelsturm gleich, ins Zimmer trat.
Prisco, der die Hände beide auf den gesenkten Kopf gelegt hatte und sich mit den Ellenbogen auf den Knien abstützte, hatte zu Boden geblickt und die Kräuter im Inneren schon verflucht.
Kornblume, Jakobskreuzkraut, Johanniskraut, Brennnessel, Studentenblume, Schafgarbe, Andorn, Edelgamander, Bachminze, Wacholder und Beinwellwurzel... All diese Namen kreisten in Priscos Kopf umher, und Mrs. Prove war noch lange nicht außer Puste.
Aber auch Mrs. Prove schien nicht minder überrascht als Prisco, vorallem als Bellas Forderung sie konfrontierte.
Theoriestunde?
Er hatte doch nie eine verpasst, war immer anwesend gewesen ...
Wieso sollte er dann eine nachzuholen haben?

Er hob eine Augenbraue, als er das hörte und sah fieberhaft nachdenkend vor sich auf den Boden, immernoch auf dem Stuhl sitzend.
Als jedoch Bellas Stimme von dem Schüler mit "hohem Potenzial" sprach, fuhr Priscos Kopf in die Höhe.
Das waren ja ganz neue Töne von ihrer Seite ... Wann genau hatte sie sich denn diese Meinung von ihm gebildet?
Er sah sich Bellas kühlen Gesichtsausdruck an und grübelte nochimmer wegen der fehlenden Theorie, doch als seine Lehrerin dann auch noch das Wort "Strafstunden" in den Mund nahm, war es aus mit seiner Schweigsamkeit.

"Straf ... Welche Strafstunden?", leichtes Entsetzen war in seiner Stimme zu hören, denn er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wie oder wann er sich auch nur eine einzige Strafstunde eingehandelt hatte. Aber gleich mehrere?
Mit leicht geweiteten Augen sah er Bella an.
Er hatte ja prinzipiell nichts dagegen, den Kräuterlektionen zu entkommen, aber dafür Messerlektionen von Bella aufbeten zu müssen... das waren auch keine rosigen Aussichten.

Bella
"Ja, deine Strafstunden, Prisco! Die Stunden, die du schon seit Wochen hättest nachholen sollen...", wandte sie sich ihm zu und bei dem Wort 'Strafstunden' nahm ihre Stimme einen merkwürdigen Tonfall an, den man nur entschlüsseln konnte wenn man sie lange genug kannte.
Sie sah ihm nicht direkt in die Augen wie sie es sonst immer tat sondern wandte sich wieder Mrs Prove zu. "Wenn Sie mich also nun entschuldigen würden!" Bellas Stimme war kalt wie immer, hatten aber einen Drängenden Tonfall angenommen. Weder Prisco noch Mrs Prove bewegten sich von der Stelle.
"Natürlich...", begann sie zögernd. "...kann Prisco auch hierbleiben und wir absolvieren die Stunden ein anderes Mal. Ich kann ihm ansehen, dass er Ihre Kräuterlektionen ungemein fesselnd findet, ich würde sagen dass er der gebohrene Heiler wäre. Vielleicht kann ich ihn ja öfter entbehren dass Sie ihn weiter in die Welt der Kräuter einführen können..."
Es war perfekt. Das leichte zögern, die vollends überzeugte Stimme, das unterschwellige Lob an Mrs Prove gemischt mit der Aussicht, Prisco könne gut und gerne weitere Stunden in der Krankenstation mit Kräuterlektionen verbringen.

Prisco rätselte noch immer.
Die Stunden, die er schon seit Wochen hatte nachholen sollen?
Welche Stunden meinte Bella denn bitte? Er war jedes einzelne Mal anwesend gewesen, hatte sich jeden Tag ihre nervtötenden Theorien über Messer angehört, alles über sich ergehen lassen...
Wie kam Bella also darauf, dass er gefehlt hatte?

Als sie dann jedoch in Aussicht stellte, er könne weiter in der Krankenstation bleiben und sich von Mrs. Prove - und Leeroy - totquatschen lassen, was die Kräuter anbelangte ... da änderte sich seine Einstellung. Zwar nicht schlagartig, aber sie änderte sich.
Auch wenn Kräuterlektionen und Theoriestunde ungefähr gleichzogen, was die Interessequaltität anbelangte.
"Nun, das Wort "fesselnd", trifft es wohl nicht ganz.", Prisco sah von Bella zu Mrs. Prove.
Um genau zu sein, traf 'fesselnd' es ganz und gar nicht! Es war todlangweilig!
Und ein geborener Heiler? Pah, Nie-mals! Er verzichtete gut und gerne darauf auch nur ein einziges weiteres Kapitel über Arnika, Andorn, Ringelblume oder was noch alles zu hören zu bekommen!
Da drehte man ja durch...
Dann doch lieber Messerlehre bei Bella.

"Auch wenn ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann ...", Prisco erhob sich mit gerunzelter Stirn. "...bleibt mir wohl oder übel nichts anderes übrig."
Prisco stand neben Bella und lehnte sich mit einer Hand stützend an die Wand.
Herrje, dieser Stabilitätsverband ging ihm schon jetzt tierisch auf den Geist ... Das konnte ja noch was werden...

Bella
nickte Mrs Prove die noch immer nichts sagte anerkennend zu und drehte sich dann zur Türe des Zimmers um. Ohne zu achten ob Prisco ihr folgte stieß sie die Türe auf und betrat den Flur.
Ihr Schüler war ihr gefolgt und zog die Türe hinter sich zu. "Na los, wir sollten uns beeilen sonst wird es noch dunkel und wir müssen Strom für Licht verschwenden!"
Sie lief den Gang entlang und als sie sich sicher war, Mrs Prove würde sie nicht mehr hören können sagte sie halblaut: "Wie lange musstest du dir das schon anhören?"

Prisco war Bella gefolgt.
Sein Humpeln war jetzt selbst für einen Blinden nicht zu übersehen.
Er humpelte den Flur entlang, knapp einen Schritt hinter ihr. Mehr, weil er nicht wirklich schneller konnte, als aus Respekt, wie er innerlich zugab.
Klar, sie war seine Lehrerin und er respektierte sie, aber da sie nur knapp 1 Jahr älter war als er, war das etwas schwerer zu akzeptieren...

Bei ihrer Anmerkung wegen dem Strom flog Priscos Blick zur nächstbesten Uhr.
16:24 Uhr...
Er hatte sich jetzt allenernstes ungefähr eine Stunde lang Mrs. Proves Kräuterkunde angehört?
"Deutlich zu lange.", beantwortete Prisco Bellas Frage. "Oder wusstest du, dass man Bockshornklee gegen Lymphdrüsenschwellungen benutzen kann? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Wissen nicht so schnell wieder gebrauchen kann, bzw. nie wieder gebrauchen kann."

Prisco atmete einmal tief durch. Ja, das war wirklich nervenstrapazierend gewesen...
Wieder war er mit den Gedanken bei den Strafstunden ...
"Aber Bella... jetzt mal ernsthaft: Welche Strafstunden?", Prisco sah zu Bella, die nun einen weitaus größeren Abstand zu ihm hatte, aber er würde sie nicht bitten langsamer zu gehen. Wozu auch? Wenn sie vorhatte mit ihm noch eine Unterrichtsstunde zu machen, dann bitte nur zu, aber dann würde er sich jetzt nicht abhetzen.

Bella
zog eine Augenbraue in die Höhe. "Natürlich weiß ich das!", antwortete sie mit leicht belustigtem Unterton. "Ich bin eine Zeitlang auch zu ihrem 'Unterricht' gegangen!" Das Bella freiwillig dort war, erwähnte sie nicht - Prisco war ihr Schüler und musste nicht alles wissen. Nun ... mehr oder weniger freiwillig. Als Bella zu den Survivern kam, war sie mehr tod als Lebend und musste dementsprechend lange bei Mrs Prove bleiben. Aber sie hatte mit der Zeit gefallen an Kräuterkunde gefunden.
"Du solltest auf dein Zimmer gehen und dich ausruhen, damit du morgen wieder am Unterricht teilnehmen kannst. Morgen ist eine wichtige Stunde!", erklärte sie ihm. Ihre Stimme war kalt, doch sie hatte einen Unterton den man nicht so richtig deuten konnte. Im nachhinein glaube Bella, es sei Fürsorge gewesen, doch sie war sich nicht sicher.
Sie passierten gerade die Türe die ins Krankenhaus führte und steuerten auf das von Survivern bewachte Tor zu - der einzige Zugang durch die dicke Mauern zur Krankenstation. Jedes Gebäude der Survivern war von solchen Mauern umgeben. Ein zusätzlicher Schutz gegen diese Monster.

Prisco zog eine Augenbraue hoch, als er merkte, wie Bella seiner Frage gekonnt auswich und ihm indirekt antwortete.
Also doch keine Strafstunde, Zusatzstunde, Extrastunde, Nachholstunde, wie auch immer man das nennen wollte...
Aber wieso sonst hatte Bella ihn aus Mrs. Proves Fängen 'befreit'?
Etwa Mitgefühl?
So ganz glaubte Prisco das nicht...

Er humpelte weiter.
Eine wichtige Stunde... wieso?
Nun ja, vielleicht machten sie ja zur Abwechslung mal was mit Bellas Lieblingswaffe, dem Messer?
Wirklich, eine gelungene Abwechslung ...
Aber Prisco schwieg und folgte der Anweisung, die laut Tonfall keine Widerrede duldete, aber auch einen ungewohnten Unterton mitschwingen ließ...

"Sofern Leeroy mich heute Abend nicht totquatscht, dürfte ich das morgen noch hinkriegen mit dem Unterricht.... Ich will mir ja keine Strafstunden einhandeln.", beim letzteren grinste er leicht und trat durch die Vordertür des Hauptgebäudes.
Er nahm die ganze Sache mehr auf die leichte Schulter, wieso auch nicht?
Er lebte noch und alle Körperteile waren noch dran.
Klar, etwas "umgestaltet" war er schon, aber das gab sich mit der Zeit.

Prisco wandte sich der Treppe zu, die in den ersten Stock führte; dem Stockwerk mit den Zimmern der Schüler und Lehrer; und wartete kurz, ob Bella noch etwas sagen würde.

Bella
wartete kurz auf Prisco der bei der Treppe recht lange brauchte. Sie standen nun vor dem Zimmer der Speakerschüler und würden zu den Fighterzimmern den Gang nach hinten laufen müssen.
Als Prisco neben ihr stand sagte sie zu ihm: "Ich glaube Leeroy wird mit Mrs Prove noch eine Weile ... über Kräuter sinieren.", in ihrer Stimme schwang ein leiser Spott mit. "Aber du solltest dich heute ins Bett legen und nichts mehr tun. Am besten trinkst du noch Schwarztee zur Beruhigung und kurierst dich dann aus!"
Sie machte Anstalten mit schnellen Schritten von Prico weg in Richtung Turnhalle zu gehen, als ihr noch etwas einfiel und sie stehen blieb. "Oh, und Prisco: Pass' auf was du tust. Noch einmal wird die Sache mit den Strafstunden nicht funktionieren!" Ihr Ton war kalt wie immer, doch auch Belustigung war deutlich herauszuhören. Dann entfernte sie sich langsam von Prisco.
Sie musste zugeben, dass er eigentlich talentiert war. Vielleicht war das der Grund warum sie ihn aus Mrs Proves Kräuterstunden gerettet hatte. Wenn er nur nicht so verdammt stur wäre!!!

So, dann war es also doch eine 'Rettungsaktion' gewesen.
Prisco stand vor dem Fighterzimmer, hatte die Hand schon auf die Klinke gelegt, als Bella ihm diese knappe Information noch mit auf den Weg gab.

Er trat ins Zimmer, oder besser gesagt, er humpelte ins Zimmer, das seltsam leer und aufgeräumt wirkte - einige Betten ausgenommen ...
Priscos war im Gegensatz zu ein oder zwei anderen sogar recht ordentlich, einzig das rote Tuch, in dem er sonst das Schwert eingeschlagen hatte, lag noch auf der hellen Bettdecke.
Humpelnd ging der Schwertkämpfer auf seinen Platz zu und ließ sich darauf nieder und faltete das Tuch sorgfältig zusammen, um es dann auf den Nachttisch zu legen.
Den Schwertgurt samt Waffe legte Prisco neben sich aufs Bett und streifte sich die Handschuhe ab und sie verschwanden im Nachttisch.
Er hätte die Armschienen nehmen sollen, dann wäre zumindest sein Unterarm nicht so hart rangenommen worden...
Aber danach war man ja bekanntlich immer schlauer.

Wie zuvor in der Pause legte sich Prisco auf sein Bett, den Rücken am Kopfende angelehnt, das rechte Bein leicht angewinkelt, das linke nun zwangsweise ausgestreckt.
Mit einem Tuch begann Prisco sein Schwert abzureiben um die Spuren der Kämpfe zu beseitigen, eine Art Ritual nach jeder seiner Trainingseinheiten.
Doch diese Arbeit war schnell erledigt und die Waffe wies keinerlei Spuren auf und verschwand in der Schwertscheide.
Nun begann der langweilige Teil. Zwar hatte sich Prisco beim Polieren der Klinge deutlich Zeit gelassen, aber es war immernoch deutlich zu wenig Zeit verstrichen für Priscos Geschmack...
Er hasste es untätig zu sein, ans Bett gefesselt und ohne wirkliche Aufgabe. Nicht, dass er keine Geduld hatte oder nicht stillsitzen konnte, nein, aber das waren seine natürlichen Schlachtfeldinstinkte, die in ihm tobten...
Prisco seufzte laut auf und griff zielsicher nach dem Block und einigen einzelnen Blättern.
Unterrichtsmaterial ... ein Zeichen, dass Prisco wirklich verzweifelte...
Er überflog einige seiner Notitzen, die trotz der Eile im Unterricht doch recht ordentlich und gut lesbar waren, und verinnerlichte sich die Skizzen auf einigen der Arbeitsblätter erneut.
Recht simpel - auf den zweiten, oder dritten Blick... fast schon lachhaft.
Wieder überflog Prisco die Notitzen und legte sie dann wieder zurück auf den Nachttisch.
Er verschrenkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich ins Kissen, das nochimmer aufrecht am Kopfende stand.
Prisco schloss die Augen, kam innerlich langsam runter und konnte seine Anspannung abschalten, konnte die Kampfreflexe eindämmen, schlief aber nicht.

Max
"Danke...für deine Hilfe....Ich glaub ich kann jetzt alleine weitergehen. Außer du willst mir noch sagen wo die Fahne ist..." Sie grinste schelmisch, dabei war kler, dass Will es ihr nicht erzählen würde - außer er wollte schnell reingehen und das Spiel beenden. Aber danach sah es nicht aus.
Sie steckte eine hand in ihre Hosentasche und stand unschlüssig da. "Hmmmmmm....gut. Ich geh dann mal." Max ging los, bei den ersten Schritten humpelte sie aber nach und nach wurde ihr Gang flüssiger, bis sie aus Wills Blickfeld verschwand.
Sie nahm an, dass Leeroy die fahne an einem ort versteckt hatte, wo keiner sie suchen würde - deswegen war sie auch nach oben auf die Bäume geklettert. das ging mit dem ausgerenktem Arm aber nicht. Deswegen blickte sie nur nach oben und achtete nicht auf ihren Weg. Gedankenverloren stolperte sie über eine Wurzel. Gerade noch rechtzeitig fand sie das Gleichgewicht wieder und fiel nicht hin. "Das war knapp!", schoss es max durch den Kopf, denn mit dem ausgerenktem Arm hätte sie nicht aufstehen können.

Will schüttelte nur leise den Kopf, als er Max verschwinden sah.
Unglaublich... Es hatte sie überhaupt nicht erschreckt oder gar interessiert, dass Tristan ihren Teamkameraden abgeschossen hatte...
Zumindest wirkte es ganz und gar nicht so. Vielleicht hatte sie es auch einfach überhört, wobei: eher unwahrscheinlich.

Will sah nocheinmal zu der Stelle, wo Max im Unterholz verschwunden war, dann rannte er los in die entgegengesetzte Richtung.
Er hatte Zeit verloren dadurch... Er sprang über eine Wurzel.
Wervolle Zeit.
Zeit, die die anderen ihnen nun voraus hatten.
Immer weiter rannte Will, den Blick geradeaus geheftet.

"Denke wie Prisco...", sprach er sich im Innern immer wieder wie ein Mantra vor.
Will blieb stehen und lehnte sich mit der rechten Hand gegen einen Baum.
"Verdammt.", keuchte Will. Das Versteck konnte überall sein. Prisco war ein Meister seines Faches, auch wenn ihm nur knappe Zeit zur Verfügung stand.
Die Blätter rauschten im Wind und einige Wolken verdeckten den Himmel.
Bald würde es anfangen zu regnen und so wie es aussah, würde es richtig schütten. Er musste sich also beeilen, denn der Wind war schon schneidend kühl geworden.
In der Nähe hörte er das Gurgeln eines Wildbaches.
Er würde sich erstmal das Blut abwaschen und erstmal gehörig nachdenken, bevor er weiterlief. So hatte das ja auch keinen Sinn.

Am Flusslauf kniete Will nieder und starrte ins Wasser.
Zwei Wildbäche liefen hier ineinander, die entstandene Strömung war enorm.
Will hob den Kopf, ließ den Blick schweifen.
Am anderen Flussufer standen dicht an dicht mehrere Tannen und verbargen die dahinterliegenden Stämme im Schatten.
Blitzartig schoss ein Gedanke durch Wills Kopf.
Natürlich. Ein geniales Versteck, das musste man Prisco lassen.
Nur schwer zu erreichen und nicht zu sehen, selbst jetzt war sich Will nicht sicher, ob die Fahne dort wirklich war.
"Und wenn schon...", dachte Will. "Hinkommen kann ich eh nicht."
Entweder man musste weit springen können, doch mit seinen 1.65 Metern war Will da aus dem Rennen. Er war zwar nicht klein, aber etwas zu klein für einen solchen Sprung. Selbst für Prisco müsste es eine Herausforderung gewesen sein.
Oder man musste die Wasservariante wählen und eine Runde schwimmen gehen...
Allein schon bei dem Gedanken daran zog Will die Nase kraus. Wenn er da drin ausrutschte, gab es kein Halten mehr, dann würde er ertrinken oder gegen einen der Felsen gedrückt werden.
Aber was opferte man nicht alles für das Team...

Das Wasser reichte Will an einer der wenigen flacheren Stellen bis zum Bauch.
Die Kälte war wie ein Schlag in den Magen und da das Ufter sofort steil abfiel stand man sofort mittendrin.
Die Eiseskälte fuhr ihm in alle Glieder und lähmte ihn für einen Moment. Also im Winter wollte er hier auf gar keinen Fall reinstürzen...

Will hatte schon fast das andere Flussufer erreicht, als ihn der kräftige Strom von den Füßen riss.
Die Wassermassen schlugen über seinem Kopf zusammen, doch seine rechte Hand hatte sich an die Kante des Ufers geklammert und zog ihn nach oben.
Die eisige Kälte raubte ihm alle Sinne, die Wassermengen hatten ihm gegen die Lungen gedrückt.
Schnappartig holte Will Luft und stützte sich mit beiden Armen am Ufer ab.
Wasser tropfte von seinen Haaren in sein Gesicht als der junge Mover sich am Uferrand hochzog und sich kurz darauf niederließ um Atem zu schöpfen.
Ein Schauer überlief ihn, als der eisige Windhauch ihn streifte und er sich erhob.

Leeroy gluckste nur leise, als die beiden schließlich den Raum verließen. Da war aber jemand gerettet worden... Schließlich hätte Prisco sich schon ausgesprochen dämlich anstellen müssen, damit er außerhalb des Unterrichtes Strafstunden verpasst bekäme und während der Stunden hätte Leeroy es mitbekommen. Hatte er aber nicht. Also gab es wohl keine Strafstunden. Aber das würde er Mrs. Prove sicherlich nicht mitteilen. Stattdessen lächelte er sie nur verschmitzt an und unterhielt sich weiter. Sie würden sicherlich noch ein oder zwei Stunden über allerlei Kräuter, Verletzungen, Behandlungsmethoden und Ähnliches sprechen, bevor sich denn auch Leeroy freundlich und ihr noch einen schönen Abend wünschend von ihr verabschieden würde.
Danach machte er sich in Gedanken versunken auf den Weg. Er merkte erst, wo er hingewollt hatte, als er vor der Tür zum Zimmer seines Bruders stand. Aber Thamar war nicht da und somit blieb die Türe zu. Er schloß einen Moment die Augen und lehnte die Stirn an die Tür. Die Sorgen, die er sich stets um den älteren Zwilling machte, waren nicht von der Hand zu weisen und ebenso waren sie sicherlich nicht unberechtigt. Aber dennoch hasste er das Gefühl. Nun allerdings blieb ihm wohl nichts anderes über als wieder in den Schlafraum zu gehen. Er zuckte nachdenklich mit den Schultern und hoffte, dass es seinem Bruder gut ging, dann allerdings machte er sich auf den Weg und trat kurz darauf behutsam in den gemeinsamen Schlafraum der Fighterschüler ein. Er fuhr sich nur gedankenversunken mit den Fingern durch die kurzen roten Haare und stieg achtlos über einen der chaotisch umherliegenden Haufen aus Kleidung und Kleinkram hinweg. Seine Ecke war ja stets penibel aufgeräumt und so ließ er sich auch kommtentarlos auf die Bettkante sacken und streifte die Stiefel ebenso wie die Handschuhe für heute endgültig ab.
Rasch aus dem Hemd geschlüpft und die Nackenwirbel herzhaft knacken gelassen, bevor er die langen Beine vor sich ausstreckte. Da die Anderen noch nicht wieder da waren, schien das Spiel ja noch anzuhalten. Aber das störte ihn nicht weiter. Stattdessen legte er das Messer neben sich auf den kleinen , selbstgezimmerten Nachtschrank und musterte dann mehr oder minder interessiert Prisco, so er ihn denn entdecken sollte. " Gut gerettet, würde ich sagen. Habe gar nicht gewusst, dass Bella einen weichen Punkt für dich hat. " Ein schräges Lächeln zeigte deutlich, dass er scherzte, aber die grünen Augen blickten neugierig drein. Leeroy brauchte eindeutig Ablenkung von den Gedanken an seinen Bruder und so holte er sie sich eben, indem er dem armen Prisco auf den Geist ging.

Prisco lag nochimmer mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschrenkt, als die Tür aufging.
Er brauchte die Augen gar nicht zu öffnen, denn er erkannte auch so schon, dass es Leeroy war.
Das Schrittmuster stimmte, Leeroys Gang unterschied sich von allen anderen, jeder lief unterschiedlich.
Prisco hatte sich sein scharfes Gehör für vielerlei Dinge zunutze gemacht.

"Gut gerettet, würde ich sagen. Habe gar nicht gewusst, dass Bella einen weichen Punkt für dich hat. "
Die Stimme gehörte eindeutig zu Leeroy.
"Ein einziger Kräutername und ich mach Thamar zum Einzel-Zwilling.", sprach Prisco mit knurrendem Unterton.
Dann öffnete er die Augen.
"Und bis vorhin wusste ich das auch nicht; immerhin bin ich ihr größter Messerkritiker. Aber sie schien fast fürsorglich ...", Prisco richtete sich leicht auf.
Sein Rücken schmerzte und hatte das Muster der Eichenrinde eingraviert. Trotz des T-Shirts spürte er das.
"Aber ... schlimm fand ich's nicht... Nur sehr fragwürdig.", er verzog kurz das Gesicht, alser sich wieder mit dem Rücken gegen die Wand lehnte. "Genauso fragwürdig wie, dass du mit Mrs. Prove allenernstes Schach spielst!"
Er rieb sich mit der Hand über die rechte Wange und erinnerte sich erst danach wieder an den langen Kratzer durch den Langdolch.
"Bah. Na großartig.", Prisco rieb die Hand an der linken Schulter ab, das T-Shirt war ja ohnehin erstmal erledigt, da machte das jetzt wirklich nichts mehr aus.